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Tantra und Prostitution

*****205 Mann
774 Beiträge
Themenersteller 
Tantra und Prostitution
Ich möchte hier einen Versuch starten ein Tabu-Thema aufzuarbeiten, das von allen Seiten sehr achtsam und mit viel Geduld beleuchtet werden soll. Im Tantra-Forum gab es zu diesem Thema schon drei Diskussionen:
Tantra: Professionelle Tantramassage... doch nur Prostitution?
Tantra: wann fängt Prostitution an ?
Tantra: Tantramassage und Prostitution
Diese Diskussionen waren für Leute, die gewerblich Tantra-Massage oder Sex-Arbeit anbieten sicher sehr hilfreich, und haben auch sonst schon viele Aspekte beleuchtet.

Das, worum es mir hier aber geht, ist viel allgemeiner und etwas, was nicht voreilig mit Wertungen abgehakt werden darf. Darum habe ich hierfür erst mal das kleine Tantra Plus Forum gewählt, in der Hoffnung, dass hier auch heikle, in unserer Gesellschaft geächtete Gedanken frei geäußert werden können, ohne dass alle gleich über den Schreiber herfallen.

Zur Einstimmung:
In dem Buch "Die Schule der Nackten" (von Ernst Augustin) erzählt der Protagonist von einer Abhandlung über Tempelprostitution im alten Ninife: Dort soll es von Staats wegen eine Regel gegeben haben, nach der jede Frau, ausnahmslos, ob verheiratet oder nicht, eine Jahr lang ihren Dienst in den Lustparks der Tempelbezirke zu verrichten hatte.

Meine Gedanken dazu:
Zunächst liest sich das sehr skurril. Wenn ich mir dann aber überlege, dass ich in der Bundesrepublik der 70er-Jahre 15 Monate lang meinen Militärdienst im Kalten Krieg antreten musste, mit einem gewissen Risiko, dass es tatsächlich mal kracht, dann denke ich mir jetzt: Wenn ich die Wahl gehabt hätte zwischen einem Jahr Militärdienst als Mann und einem Jahr Tempelprostitution als Frau, hätte ich sicher letzteres gewählt.

Was hat die heilige Liebe des Tantra mit käuflicher Liebe in der Prostitution zu tun? Wie finden das Weibliche und das Männliche zusammen? Welche Energien fließen da?

Worum es in dieser Diskussion hier nicht gehen sollte:
• Juristische Aspekte (Tantra steht in gewissem Sinne über den Gesetzen)
• Steuererklärungen, Hygiene-Vorschriften und Meldepflichten
• Diffamierung eines Gewerbes
• Nötigung und Menschenhandel

Die Prostitution, die hier im Vordergrund stehen sollte, ist der Gedanke an einen fairen Energieausgleich dafür, dass jemand seinen Körper hingibt - eher im Sinne von positiver Hingabe als im Sinne von Abnutzung und Missbrauch.

Jetzt bin ich gespannt, was Andere zu diesem spannenden Thema zu sagen haben.
****on Mann
16.108 Beiträge
Zitat von *****205:
Wenn ich die Wahl gehabt hätte zwischen einem Jahr Militärdienst als Mann und einem Jahr Tempelprostitution als Frau, hätte ich sicher letzteres gewählt.

Wenn ich bedenke, wie stark heute noch Frauenabwertung und Frauenfeindschaft in unserer Kultur verankert sind, und wie übergriffig und sich dabei im Recht fühlend weiterhin so viele Männer mit Frauen umgehen, stelle ich mir den Tempeldienst zum Kotzen vor. Das war der Wehrdienst auch - aber immerhin haben mir die Leute, die mich da niedermachen wollten, nichts intim in den Körper geschoben.

Soweit Sexarbeit mit einer gewissen Grundfreude ausgeübt wird, ist sie sicher eine wunderbare Dienstleistung. Um so schöner, wenn mit ihr tantrischer Geist weitergegeben wird.

Vor allem wäre den Sexarbeiterinnen zu wünschen, dass ihre Kunden wahre Tantriker sind. Dann würde Sexarbeit voraussichtlich richtig toll.
*****205 Mann
774 Beiträge
Themenersteller 
Ungleichgewicht
... immerhin haben mir die Leute, die mich da niedermachen wollten, nichts intim in den Körper geschoben.

Stimmt, das ist zumindest mir bei der Bundeswehr erspart geblieben. Aber wenn ich mir vorstellen muss, dass ich per Befehl auf Andere schießen muss mit einer 50% Wahrscheinlichkeit selbst dabei erschossen zu werden, dann wäre irgendwas, was sich so ähnlich anfühlt wie eine Zwangsuntersuchung beim Proktologen sicher das kleinere Übel.

Zurück zum Thema:
Dass die Beziehung zwischen Männern und Frauen in unserer Gesellschaft überhaupt nicht zusammenstimmt und dass die mit Prostitution verbundenen Probleme und Tabus nur die Spitze eines Eisbergs sind, lässt sich sehr einfach am Tarifsystem in Erotik-Clubs erkennen. Männer zahlen das Vielfache von Frauen, und trotzdem gibt es dort einen signifikanten Männerüberschuß. Früher hat man versucht dieses Problem mit strengen Moralvorstellungen und institutionalisierter Mono-Ehe unter den Teppich zu kehren, was natürlich nicht wirklich funktioniert hat. Heutzutage gibt es einen frei geöffneten Erotik-Markt, und soweit die Spielregeln nicht verzerrt sind (z.B. durch Gewalt oder Dumping), kann das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern kapitalistisch-rechnerisch mehr oder weniger exakt quantifiziert werden.

Die übergeordneten Fragen sind für mich:

(1) Wie kann eine gewaltfreie, gesunde und gerechte Erotik in der Gesellschaft gelebt werden, so dass bei den Frauen kein Defizit übrig bleibt, das mit Geld ausgeglichen werden muss?

(2) Wie kann eine Gesellschaft aussehen, in der Frauen es nicht nötig haben, ihren Sex für Geld anzubieten?

(3) Wie können Männer aus ihrem offensichtlichen Mangel herauskommen, der durch Prostitution ja nicht wirklich beseitigt wird?

Was von diesen Fragen unberührt bleibt, sind der Wellness-Aspekt, der künstlerische Aspekt und der medizinische Aspekt. Eine gute Tantra-Massage, mit oder ohne Vereinigung, ist ihr Geld natürlich wert, genauso wie ein guter Musiker auch eine angemessene Gage verdient hat.
******ore Frau
4.537 Beiträge
Ich kann nur wiederholt Ilan Stefani "Lieb und teuer" empfehlen.
Da werden alle Deine Fragen beantwortet!

Und kurz gefasst ist Tantra die Antwort....
****on Mann
16.108 Beiträge
@*******beth hat auch in meinen Augen zu 100 % Recht: Das von ihr genannte Buch lesen, es beantwortet die vorstehenden Fragen konkret und präzise. Und in meinen Augen vollkommen zutreffend.

Der Mangel der Männer ist entstanden aus einer Verstrickung von Patriarchat (Frauenabwertung & Frauenbesitzen), und der dazu gehörenden menschenverachtenden Sexualmoral.

Einfach gesagt: Zu viele Männer behandeln Frauen scheiße, diese trainieren sich zu schützen, und dazu gehört, sexuell zurückhaltend zu sein. Die Zurückhaltung wird von jenen Männern als "im Mangel halten" empfunden, die diese Zusammenhänge nicht verinnerlicht haben.

Dort, wo Tantra diese Zusammenhänge berücksichtigt (wie in meiner langjährigen Gruppe), ist das Geschlechterverhältnis automatisch ungefähr ausgewogen, zuweilen leichter Frauenüberschuss.
*****205 Mann
774 Beiträge
Themenersteller 
Und kurz gefasst ist Tantra die Antwort....

Ja, dieses Gefühl habe ich auch, deshalb hab ich das Thema hier aufgemacht. Wie muss ein ausgeglichenes Tantra aussehen? Auch bei Tantra-Events gibt es zum Teil einen beträchtlichen Überschuss an männlichen Anmeldungen. Also scheint das Design noch nicht hundertprozentig zu stimmen. Hier fängt für mich die eigentliche Arbeit an.

Wie sieht zum Beispiel ein Tantrisches Vereinigungsritual aus, das für Männer und Frauen gleich attraktiv ist, das für beide in gleichem Maße ein erfüllendes, "heiliges" und nachhaltig inspirierendes erotisches Erlebnis bringt?
******ore Frau
4.537 Beiträge
Beständige, solide, erfahrene Leitung, die keine Ego- Spielchen nötig hat
Langsamer Aufbau
Behutsame Prozessführung
Teile von Männer- und Frauenarbeit
Keine Newbies bei Fortgeschrittenen- Arbeit
Sicherheit vor Fortschritt
Bewusstsein über Entwicklungstrauma
Extrem verbindliche Absprachen
Kein "Überreden"

To be continued...
****on Mann
16.108 Beiträge
Zitat von *****205:
Wie muss ein ausgeglichenes Tantra aussehen? Auch bei Tantra-Events gibt es zum Teil einen beträchtlichen Überschuss an männlichen Anmeldungen.

Umgekehrt: Es gibt einen zum Teil beträchtlichen Frauen-"Unterschuss". Wäre es attraktiver, würden die Frauen in höherem Maße kommen.

Frauenbedenken: Sind dort bedürftige Männer, die mir ungebremst auf die Pelle rücken? Sind dort TeilnehmerInnen, die mich abwerten werden, schlecht über mich denken? Werde ich mich selbst abwerten müssen, wie schon früh gelernt ("Schlampe", Bodyshaming, "nicht attraktiv genug" etc.)?

Wenn von Teilnehmern und der Außendarstellung glaubwürdig kommuniziert wird, dass hier ein Rundum-Sorglos-Angebot vorliegt, wird der Frauenanteil steigen, davon bin ich überzeugt.
*****205 Mann
774 Beiträge
Themenersteller 
****on:
Wenn von Teilnehmern und der Außendarstellung glaubwürdig kommuniziert wird, dass hier ein Rundum-Sorglos-Angebot vorliegt, wird der Frauenanteil steigen, davon bin ich überzeugt.

Wie sieht so ein Angebot im Detail aus? Ich bin gerne bereit Tantra-Events in bestimmter Weise zu moderieren, aber mittelfristig schwebt mir eher eine "All Leaders" Group vor, in der die Verantwortung für das, was geschieht, von allen getragen wird - im Gegensatz zum traditionellen Tantra, das oft mit Hierarchie und Gehorsam verbunden war. Vielleicht können wir hier von der Theaterpädagogik etwas lernen - ein "Stück", das die Akteure selbst entwickeln - ein Paradies, das sie sich selbst gestalten.

Der Ausdruck "Rundum-Sorglos-Angebot", das Mann/Frau buchen kann, suggeriert eine Absicherung nach allen Seiten wie eine all-inclusive-Pauschalreise, in der alles garantiert und versichert ist inklusive schönes Wetter. Das entspricht nicht ganz der Tantrischen Lebensphilosophie im Sinne eines Selbsterfahrungs-Abenteuers ins Unbewußte. Trotzdem muss eine Art Urvertrauen da sein, sonst ist niemand bereit sich wirklich zu öffnen. Dieses Vertrauen herzustellen, das dann die TeilnehmerInnen erst dazu befähigt ihre Abenteuerlust zu wecken, scheint mir der Schlüssel zu sein.

Dann kommt natürlich wieder die Frage zum Thema des Threads auf: Wie lässt sich bei dieser Gestaltung die Balance zwischen den männlichen und weiblichen Energien und Bedürfnissen finden? Es ist ein Jonglieren, ein kontinuierliches präzises Austesten von Freiräumen und Grenzen.

Dabei spielt die Wahrnehmung eine wichtigere Rolle als das richtige "Machen", vielleicht ähnlich wie beim Fahrradfahren: Man lenkt fast unmerklich und mühelos, wenn der Gleichgewichtssinn und die hintergründige Orientierung funktionieren.

Wie können wir also einen funktionierenden männlich-weiblich-Gleichgewichtssinn trainieren, der unsere sexuell-erotisch-spirituellen Energien mühelos im Gleichgewicht hält, ohne dass die groben Werkzeuge des Marktkapitalismus, der Moralisierung oder der Kriminalisierung verwendet werden müssen?
****on Mann
16.108 Beiträge
Zitat von *****205:
Dieses Vertrauen herzustellen, das dann die TeilnehmerInnen erst dazu befähigt ihre Abenteuerlust zu wecken, scheint mir der Schlüssel zu sein.

Das ist das Rundum-Sorglos-Angebot. Wobei ich Tantra nie als Abenteuer empfunden hatte, sondern als die Rückkehr zu mir selbst.

Zitat von *****205:
Wie lässt sich bei dieser Gestaltung die Balance zwischen den männlichen und weiblichen Energien und Bedürfnissen finden?

Ilan Stephani lesen: Es GIBT keinen elementaren Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Energien und Bedürfnissen. Diese kulturelle Fixierung auf das Märchen der bedeutsamen Unterschiede gilt es zu überwinden. Es ist ursächlich für alle Querelen und Missverständnisse zwischen den Geschlechtern.

Es bedeutet: Tantra ist wie der Westen und der Osten patriarchalisch geprägt und geht daher bestens in Resonanz miteinander. Wenn Tantra aber die Chance nutzt, Yin und Yang, männliche Energien und weibliche Energien aus seinem Konzept gehen zu lassen, wird die Anziehung der Geschlechter zu einer Anziehung der Individuen. Die alte Sexualmoral stirbt, Missverständnisse, Gewalt und Missverhältnisse zwischen den Geschlechtern verschwinden.

Zitat von *****205:
Wie sieht so ein Angebot im Detail aus?

Unsere selbstorganisierte, private Tantragruppe in MG achtet nicht darauf, dass Männer und Frauen in gleicher Anzahl zusammenkommen. Wir betonen, dass es eben sehr tantrisch ist, Berührung und Begegnung nicht mit den üblichen Geschlechteranziehungen zu vermengen, sondern ausschließlich als Mensch-zu-Mensch-Begegnung im Liebesfeld aller Chakren zu begreifen. Der Effekt ist, dass wir keinen Männerüberschuss haben, wie zuvor schon beschrieben.

Zitat von *****205:
Es ist ein Jonglieren, ein kontinuierliches präzises Austesten von Freiräumen und Grenzen.

In der genannten Gruppe müssen wir weder jonglieren noch Grenzen austesten - die Attraktivität auch für Frauen ergibt sich ja gerade daraus, dass sie ein Schutzraum ist, in der Grenzen maximal ohne jedes Austesten respektiert werden, dass also auch kein Abenteuer mit unserer tantrischen Begegnung verbunden ist, sondern der unaufgeregte Fluss des Vertrauens voller Liebe.

Zitat von *****205:
mittelfristig schwebt mir eher eine "All Leaders" Group vor, in der die Verantwortung für das, was geschieht, von allen getragen wird

So ungefähr sehe ich unsere Gruppe.
*****205 Mann
774 Beiträge
Themenersteller 
Hallo Trigon,
vielen Dank für deine Ausführungen, ich glaube wir haben da ganz ähnliche Vorstellungen. Vertrauen ist auf jeden Fall wichtig. Bezüglich "Abenteuer" und "Balance" assoziieren wir vielleicht unterschiedliche Dinge, das könnten wir irgendwann noch etwas vertiefen. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob die Anziehung der Geschlechter vollständig durch Anziehung zwischen Individuen ersetzt werden kann (weitgehend schon, aber vielleicht nicht vollständig).
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