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Schizophrene Texte: Prosa und Lyrik 2

Schizophrene Texte: Prosa und Lyrik 2
Wie komme ich nach Panikland?


Wer nach Panikland will, der muss vorher einige Voraussetzungen erfüllen…leichte Holzhammerschläge auf den Hinterkopf erleichtern ihr Vorhaben dabei ungemein. Beschrieben ist der Weg ungefähr wie folgt…

Vom Stadtzentrum Heilig-Geist fahren sie, über die Murks-Allee, 666 km geradeaus in die Absurden. Das ist die Bergkette im Äußersten Weißnichtwo. Dahinter biegen sie in den Kreischverkehr und umrunden seinen Mittelpunkt 66 Mal.

Sobald sie sich das 13. Mal übergeben haben, dürfen sie, aus ihrem Schwindelgefühl heraus entscheiden, wie es weiter geht. Vor ihren Augen wird nun alles verschwommen sein und das ist gut so. Das erleichtert ihre Verzweiflung.

Wenden sie sich nun einfach dorthin, wo sie die Goldene Mitte vermuten und seien sie sich absolut sicher, daß sie sich geirrt haben! Nun kann es vorwärts gehen nach Dummheim, Blödhausen und Deppendorf.

Diese Orte können sie gar nicht verfehlen, denn sie liegen in jeder Richtung, direkt vor ihnen – oder anders formuliert: An diesen speziellen, vermutlich angestrebten Reisezielen, kommen sie gar nicht vorbei!

So langsam sollten sie bemerkt haben, daß sich das Straßenbild verändert hat. Sie werden, außer ihnen, immer mehr Idioten entdecken. Diese bevölkern nicht nur die Gehsteige!

Sie schauen aus allen Fenstern und irgendwann werden sie einsehen müssen, daß sie auch den Verkehr regeln. Imitieren sie am besten schnellstmöglich einen sehr einfältigen Gesichtsausdruck, um nicht verhaftet zu werden.

Geben sie sich aber trotzdem den Anschein sie wüssten alles – aber eben verkehrt herum. Inzwischen dürfte ihnen so langsam aufgefallen sein, daß hier etwas nicht stimmt…pardon, daß hier einfach alles perfekt funktioniert – sie müssen jedoch ab sofort rückwärts laufen, gehen, fahren.

Fangen sie aber nicht auf einmal an laut zu schreien. Kriechen sie geduckt und beobachten sie aus Bewegungen aus den Augenwinkeln heraus. Man beobachtet nämlich auch sie…und zwar ganz genau!

Wenn sie endlich kapiert haben, daß nichts kapiert werden darf, dann haben sie es geschafft. Fahren sie noch gut 6 km rückwärts und suchen sie sich eine Parklücke, bergabwärts, in der Dös-Avenue, Ecke Brummschädelstreet. Dort ist immer etwas frei.

Sollte es zunächst aussehen, als sei dem nicht so, dann trösten sie sich: sie haben sich nämlich auch hierin getäuscht…wie durch ein Wunder, tut sich auch noch eine Nische für sie auf…wo sie sich nun problemlos abstellen können. Sie sind am Ziel und können sofort damit beginnen, namenlose Angst zu entwickeln!!

©Sur_real
Fürchtet euch!
Fürchtet euch nicht, niemand ist bei euch!
Steht nicht zusammen, es gibt keine Gefahr!
Ihr seid weder jetzt, noch seid ihr gleich
bedroht, nicht in diesem, nicht nächstes Jahr.
Man passt auf euch auf, ihr seid gut behütet!
Über euch wacht ein gar gnädiger Gott –
nehmt euch nicht so wichtig, da alle Seelen
komprimiert sind in dem unendlichen Schrott,
auf der Halde des nachträglichen Erzählens,
frei von der Qual des vorher freien Wählens…

Man darf auch verfälschen wo’s noch fehlt
an diversen Ausreden, die so formuliert
sind, daß nur die Eloquenz, und nichts zählt,
was die Zusammenhänge zu Folgen gefriert,
die anschaulich eine Konstruktion beweisen,
die, logisch betrachtet, auf Absurditäten zeigt,
die in Hinterlist und Falschheit entgleisen,
der Falschheit, die sich überall dort verzweigt,
wo kriecherische Elemente das zelebrieren,
was für die Panik taugt, in der wir verlieren!

©Sur_real
**********Engel Frau
25.337 Beiträge
Gruppen-Mod 
Dahinter biegen sie in den Kreischverkehr

*haumichwech* Göttlich!

Eine herrliche Wegbeschreibung! *bravo*
...ich habe
ganz genau recherchiert...*lol*
**********Engel Frau
25.337 Beiträge
Gruppen-Mod 
*lol*
Wie (schizophren) ich meinen Verstand einsetze
Wie groß mein Verstand ist, kann ich nicht sagen…ich habe da nur meine Vermutungen! Wie groß der Verstand derer ist, die ganz stolz auf ihn sind, erfahre ich immer wieder – oft auch auf unangenehme Weise. Wie die Menschen ihre aufkeimende Intelligenz anwenden, habe ich in der Grundschule mitverfolgt. Ich beobachtete einen Vorgang, an dem ich mich anfangs sogar ein wenig beteiligt hatte.

Es ging darum bestimmte Dinge zu beherrschen. Warum? Nun, was man uns sagte, warum dies geschehen sollte war aus meiner Sicht gelogen – aus der Sicht der anderen Schüler wohl auch, aber sie gingen anders mit dieser Erkenntnis um. Während ich darüber nachdachte, wie ich mir Informationen verschaffen konnte, die für mich wirklich relevant waren (das Wort „Relevanz“ kannte ich damals aber noch nicht), erreichten die anderen gute Noten durch „Anpassung“. Sie begriffen, wie wichtig das angebotene Wissen ist!

Natürlich ist es vor allem unwichtig die Welt zu begreifen…was sie im Innersten zusammenhält. Aber Wissen an sich ist schon irgendwie wichtig, um Positionen zu erreichen. Der Intellekt der schlauen Kinder (von denen ich keines war) sagte ihnen, daß bessere Noten bessere Positionen im Leben bedeuten. Da ich jedoch dumm war, war mir das egal…pardon, es muss heißen: „Da ich jedoch dumm bin ist mir das schon immer egal gewesen“.

Ich hatte die größeren Zusammenhänge im Sinn, die Wahrheit hinter den Dingen, den Inhalt des Gesagten und nicht die Dinge selbst, oder den Lehrplan, dem man gerecht werden sollte. Sollten „die“ doch machen was sie wollten, mich ging das nichts an! Was ich erfahren wollte, das begriff ich sehr schnell, aber es konnte dem Schulbetrieb kaum entnommen werden. Leider war diese, meine Meinung jedoch auch in Sachen „Kommunikation mit anderen Schülern“, ausgesprochen kontraproduktiv.

Ich konnte mich mit niemandem austauschen, sprich mit niemandem arrangieren und somit gehörte ich auch keiner Clique an. Hätte ich einer angehört, dann hätte ich sicher auch rechtzeitig genug erfahren was „Cleverness“ ist, damit ich jemals, im Konkurrenzkampf des Lebens, um Weibchen und lukrative Stellen, eine Chance gehabt hätte. So aber blieb ich mein Leben lang dumm!

Wie besonders schlaue Personen wissen, spricht man als Erwachsener Mensch in einem bestimmten Jargon, den Kinder nicht verstehen können – und man hat, wenn man besonders schlau ist, auch eine ganz besondere Begabung…mit etwas Besonderem umzugehen – mit der List! Die List macht aus schlauen Menschen Sieger. Das sind Individuen, die in der Lage sind, andere Menschen so freundlich bloßzustellen, daß sie freiwillig ein Revier räumen, auf das es ein Sieger abgesehen hat.

Mit einem gewissen brutalen Feingefühl, kann der angepasste und zusätzlich listige Erwachsene, Erfolge erzielen, die einem Menschen, der es darauf abgesehen hat, nur die Welt zu verstehen, auf ewig verstellt bleiben müssen. Der Listige versteht die Welt hauptsächlich insoweit, als er weiß, wie und warum man einen anderen hereinlegen kann – und darauf kommt es ja hauptsächlich an! Zwar ist es nicht gesagt, daß man dadurch generell für die anderen sympathischer wird, aber bevor sie das begriffen haben, hat man für gewöhnlich, als Listiger, schon alles bekommen was man haben wollte: Sex, Macht, Geld, Positionen…

©Sur_real
Was ist schizophren?
Was ist denn wirklich schizophren?
Eine gespaltene Persönlichkeit zu sein?
Sei einfach du und du wirst sehen:
du stehst auf dieser Welt allein!

Keiner zeigt uns doch sein Gesicht –
weil er das oft selber gar nicht kennt!
Das und sonst nichts hat ein Gewicht!
Gespalten sein heißt: Happy End!

Wider die Natur zu denken
ist gesund und macht dich stark –
sich als Seele einzuschränken,
das bedeutet wirtschaftlich autark!

Dein wahres Selbst beginnt bei Nacht –
der Mensch zu sein, der du nicht bist!
Doch bist du anderntags erwacht,
dann frönst du wieder deinem Mist!

©Sur_real
Wofür sich der Schizophrene interessiert
Die Welt, die Zeit, die Umstände in denen man sich befindet, aus zweierlei Sicht zu sehen ist nicht leicht – und doch leichter als Zusammenhänge herzustellen! Denn die Interessen eines Schizophrenen gehen ja mindestens so weit auseinander wie die Beine einer Prostituierten bei Hochbetrieb. Da kann es sein, daß der Janus, der so einen Schizophrenen ausmacht völlig den Überblick verliert. Vielleicht ist Wahrheit ja weder vorne, noch hinten im Gesichtskreis zu finden, sondern eher seitlich. Aber zwei Gesichter zu haben und zu glauben man sähe dadurch alles, ohne einen Seitenblick zu riskieren, ist ebenso verbohrt, wie ein Schullehrer, der auch dann noch eisern am Lehrplan festhält, wenn er lauter Analphabeten vor sich in der Klasse hat. Dann hilft kein ununterbrochenes Predigen…dann wäre ein Erkennen der Situation angesagt.

Wobei wir wieder bei den Zusammenhängen wären… Wahre Zusammenhänge, also Hintergründe, die deshalb nicht sofort erkennbar sind, weil sie nicht im offiziellen Lehrplan vorgesehen sind, verschließen sich nicht nur der einfachen Schizophrenie, sondern auch jeglichem geistigen Analphabetismus. Der Schizophrene erkennt nicht womit er konfrontiert wurde, oder er irrt – aus dem einfachen Grund, weil ihm sein zweites Ich immer wieder in die Parade fährt und sinnvolle Reaktionen verhindert. Er kann weder auf Bedrohungen reagieren, noch einfache Verhaltensweisen entwickeln, die ihn aus der Gefahrenzone herausnehmen könnten. Manchmal wäre es für den Schizophrenen sogar besser, er würde zusätzlich noch an einem respektablen Verfolgungswahn leiden, als nur seiner Spaltung zu unterliegen. Dann könnte er wenigstens gewisse Umstände überbewerten.

Er würde sich umsehen und sich umgeben fühlen von Leuten die ihm etwas antun wollen. Das entspräche der Wirklichkeit aber eher, als einerseits zu sehen, daß da immer wieder einer ist, von dem eine echte Gefahr ausgeht und andererseits zu sagen: „Dem Lehrplan nach ist es viel wahrscheinlicher vom Blitz getroffen zu werden, als jemandem zu begegnen, von dem eine Gefahr ausgeht“. Einer, der an Verfolgungswahn leidet, kommt da entschieden besser weg – er meint einfach: alle die aussehen wie einer von dem eindeutig eine Gefahr für mich ausgeht, sind als gefährlich einzustufen und von daher zu meiden! Er wird also, nicht ganz zu Unrecht in dauernder Panik sein, solange ihn Leute umgeben, die aussehen wie solche, von denen tatsächlich eine Gefahr ausgeht…aber er wird überleben – während der Schizophrene einfach irgendwann umkommt!

Um beidem zu entgehen, der Schizophrenie und dem Verfolgungswahn, müsste man also ein Interesse an den Zusammenhängen, ein Gespür für Wahrheit und Wirklichkeit entwickeln. Man müsste in der Lage sein 1 und 1 zusammenzuzählen, ohne sich selbst beim Denken widersprechen zu wollen, ohne irgendeinen verrückten, nicht praktikablen Lehrplan berücksichtigen zu müssen, der einen aus der Schizophrenie direkt in den Verfolgungswahn führt…und: man müsste auch ein echtes Interesse an seiner Umgebung und den Menschen darin haben, die, jeder auf seine Weise, verrückt sind und einem Schaden zufügen können, wollen, müssen und schließlich auch dürfen. Doch ein solches Vorhaben erforderte ein gesundes Maß an Denkaufwand, welches weder Zusammenhänge, noch eine klare Sicht außer Acht lässt, nur um einem Programm zu genügen. Denn die Programme sind nahezu ALLE pathologisch zu nennen und haben mit den tatsächlichen, individuellen Erfordernissen der Bürger nichts zu tun!

©Sur_real
Unverschämte Naivität
Ich verschließe meine Augen fest
vor der großen Welt-Realität,
weil sich's so „besser“ leben lässt,
damit mir eben alles gut gerät!

Dann halt‘ ich mir die Ohren zu –
ich will nicht hören, das Geschrei
raubt mir die wohl verdiente Ruh‘!
Ich denke lieber Einheitsbrei…

Achtung jetzt, da ist doch nichts,
lauf gleich weg, ich bleibe stehen!
Ich fürchte mich nicht, angesichts
der Dinge die da vor sich gehen!

Drum sag‘ ich lieber keinen Ton –
das könnte man mir übelnehmen!
Das liebe Schicksal löst das schon,
dafür muss ich mich nicht schämen!

©Sur_real
Wer hat was, oder möchte nichts von was hergeben,
der ist blöd, oder nicht


Hahaaa – die Welt ist so wunderbar vielfältig und so ergreifend schön, daß wir uns kein Urteil darüber erlauben sollten. Was ist das ist, und so wie es ist, so ist es ok? Darin sind wir uns doch einig? Wasss, es gibt immer noch Negativisten und Quertreiber?? Nur, um nochmal was eindeutig klarzustellen: es gibt keine für alle gültige WAHRHEIT! Und noch was: es gibt auch kein Gut und Böse! Alles ist frei interpretierbar! Warum? Nun – weil in anderen Ländern andere Sitten herrschen… Alles ok? Hat das jeder begriffen? Nein? Warum nicht?

Nun, wenn in anderen Ländern andere Sitten herrschen, die andere Wahrheiten mit sich bringen und die Leute dort ihre anderen Sitten, die bei ihnen eben herrschen, als Gut bezeichnen und Sitten die bei ihnen eben nicht herrschen als böse, warum dürfen wir dann bei uns, deren Sitten nicht ebenso als ungut bezeichnen und nicht gleichzeitig verhindern, daß diese, von uns als etwas Böses angesehenen Bräuche Anwendung finden? Ist unsere Wahrheit weniger wahr als andere Wahrheiten? Sind wir weniger wert als andere wenn wir uns wie andere verhalten??

Wir verhalten uns – vermutlich des „Gesunden Menschenverstandes“ wegen – insofern gleich mit anderen, wenn wir versuchen unsere Identität zu schützen und zu bewahren. Überall auf der Welt folgen die Menschen, die Völker, die Nationen, dem, was sie an Identität verleihenden Werten über die Jahrtausende aufgebaut haben…und das ist manchmal sogar reichlich wenig. Dessen ungeachtet gehen manche, ungeheuer wichtige Sorten, sogar soweit, daß sie anderen Völkern oder gar ganzen Hemisphären ihren Stempel aufdrücken wollen. Und sie nennen dies auch noch „friedlich“!

Das akzeptiert die Welt problemlos! Warum, das entzieht sich streng genommen, jeder Logik! Ein geheimes Evolutionsprinzip scheint am Werk zu sein, wenn wir die Sache einmal näher betrachten… Es scheint einer bestimmten Art von Menschen gelungen zu sein, Versagen zu adeln, haltlose Fortpflanzung als Hilfeschrei umzudeuten und namenlosen Hass auf alles Erfolgreiche derart zu stigmatisieren, daß aus dem Guten Böses und aus der Wahrheit eine vielfach deutbare Teilmeinung grundsätzlich nicht unbedingt interpretierbaren Fehlverhaltens wird.

Obwohl derartig an den Haaren herbeigezogene Argumente wie „die einen dürfen, die anderen aber nicht“, nicht einmal besonders intellektuell wertvoll vorgetragen werden – also in einer Form, die wenigstens demnächst einen gebildeten Disput erhoffen lassen könnte, werden sie überall begeistert aufgenommen! Anscheinend hat die Weltbevölkerung entweder den Verstand verloren, oder sie ist lebensuntüchtig geworden, oder das frei interpretierbare Böse hat (wie offensichtlich immer) über das frei interpretierbare Gute gesiegt, indem es neuerdings gar nicht frei interpretiert werden darf.

Was gut ist bestimmt jeder, nur der nicht, der es von einer Seite her beurteilen möchte, die momentan nicht erwünscht ist. Was wahr ist bestimmt nicht jeder, sondern nur der, welcher behauptet, daß es die Wahrheit nicht gibt, oder nur dann, wenn sie von einer bestimmten Seite kommt, von einer, die gerade Beachtung findet. Wagt es also nicht, jemandem zu widersprechen, der Gut und Böse nicht als wahr haben will, sondern einfach behauptet, alles sei gut, weil die Wahrheit verschieden interpretierbar ist! Warum wollt ihr euch wehren? Weil ihr glaubt einen Standpunkt vertreten zu müssen, der gerade verboten ist? Sagt mir nicht, daß dies die Wahrheit ist!

©Sur_real
Achtung, dies ist die Wirklichkeit
Der Ort, an dem wir uns hier befinden ist ein bisschen unheimlich. Nur wenig Licht dringt von irgendwoher bis zu den Menschenmassen, die seltsame Straßenzüge bewohnen, oder in, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Geborgenheitsnestern hausen, in denen die schwarze Sonne niemals untergeht. Es ist das Reich des Schreckens, eines, das dem Hades in nicht viel nachsteht.

Drohend stehen sich die Großmächte gegenüber. Es sind dies die Verrückten und die Wahnsinnigen. Die Verrückten treffen sich hochoffiziell um für den Frieden zu beten: die Kleinkarierten haben sich den Erleuchteten angeschlossen. Und während sie in sich selbst und in die Erleuchteten verliebt, zu denen aufschauen, die auf sie herabblicken, träumen sie von einer heilen Welt.

Die Wahnsinnigen treten inzwischen aktiv für ihren Glauben ein! Sie bomben sich durch die Nacht, oder aus der Nacht in eine andere Nacht. Aber sie haben reale Ziele vor Augen. Insofern sind sie den Verrückten intellektuell überlegen, obwohl man bei beiden nicht von der Spur eines Intellekts sprechen kann. Die Weltöffentlichkeit stört das nicht, sie bekommt eh nur zu hören was gerade staatskonform ist.

Zwischen den Wahnsinnigen und den Verrückten gibt es, wie gesagt, die Kleinkarierten. Sie teilen sich wiederum in mindestens 2 Gruppen auf, die Vertrottelten und die Fehlgeleiteten. Die Vertrottelten sind dabei, den Wahnsinnigen beim Bomben zuzuschauen und zu sagen: „Wir müssen diesen armen Menschen helfen, damit sie zurück, in eine Gesellschaft finden, die sie einerseits hassen und der sie anderseits noch nie angehörten.

Die Fehlgeleiteten haben leider überhaupt keinen Verstand. Sie warten ab, was sich aus den Machenschaften der Wahnsinnigen, der Verrückten und der Vertrottelten ergibt und fügen sich dann ins Unvermeidliche…sie verstecken Bomber, die wählen Kleinkarierte in hohe Ämter hinein, sie machen mit, überall dort wo sich eine Gelegenheit zum Mitmachen ergibt. Manche vermuten Böses dabei…

Doch in diesem Fall kann es sich nur um ein Gerücht handeln, denn demnächst schaut irgendein „Messias“ bei uns vorbei, der, auf den die Kleinkarierten warten, der, den die Verrückten anflehen, oder vielleicht sogar der, den die Wahnsinnigen, durch ihre Bomberei verehren. Dann geht alles wie von selbst, dann klappt’s auch mit dem Nachbarn, dann werden die Vertrottelten jubeln und die Fehlgeleiteten werden endlich aufatmen und sagen können, „wir haben’s doch gewusst“.

Zum Glück hat man, während dieser haarsträubenden Umtriebe die Hohlschädligen vergessen, die sich das Theater leisehals lachend, aus nächster Nähe angeschaut haben. Ihnen ist es gelungen, mit Hilfe der anderen, ihre Flotten über die Meere zu verteilen, alle Firmen zu kaufen, die für sie wichtig sind, und ihre Leute so geschickt auf dem Erdball zu verteilen, das ALLE Gebiete IHRE Interessensgebiete sind, die sie nun ja auch rechtmäßig verteidigen müssen.

Es wird also höchste Zeit, daß die Messiasse kommen, die Wahnsinnigen bomben, die Verrückten Erleuchteten leuchten, die Kleinkarierten sie anbeten, die Fehlgeleiteten wählen und das nichtvorhandene Böse seinen Nutzen daraus zieht – wie immer der aussehen mag. Es wird schon weitergehen und wenn es schon nicht weitergeht, dann ist das auch ein Weitergehen, eines, das gut ist für Verrückte, Wahnsinnige, Kleinkarierte, Fehlgeleitete und vor allem für Hohlschädlige…für die am allermeisten!

©Sur_real
Im Jetzt
Eine weiße Krähenfeder
liegt verkehrt herum im Dreck –
und wir beten für Syrien!
Die Erleuchteten sind bei uns.
Eine Frau träumt „Tetraeder“
und sie fasst sich an den Speck,
zu dem Zweck:
wir beten für Syrien!
Und die Erleuchteten sind bei uns.

Eine schwarze Krähenfeder
weht im Wind für keinen Zweck,
aber wir beten für Syrien!
Die Erleuchteten sind bei uns.
Eine Frau zieht sich vom Leder,
und sie fasst sich an den Speck,
zu dem Zweck:
wir beten für Syrien!
Und die Erleuchteten sind bei uns.

Eine schwarze Taubenfeder,
ist wahrscheinlich noch kein Scheck
für einen Frieden in Syrien…
Was tun die Erleuchteten?
Sie haben etwas, das nicht jeder
hat, am rechten Fleck,
zu dem Zweck:
wir beten für Syrien!
Und die Erleuchteten sind erleuchtet!

Keine weiße Taubenfeder
erleuchtet uns fatal ums Eck‘.
Sie leuchtet für Syrien!
Da sind die Erleuchteten machtlos!
Die Frau meint jetzt, nicht etwa später,
kommt der Gag –
zu dem Zweck:
Frieden für alle „Syrien“.
Aber die Erleuchteten sind groß!

©Sur_real
Identifkationsprobleme
Ich kann mich nicht unbedingt mit mir identifizieren. Da müsste ich schon erst einmal wissen wer ich bin. Ist das mein Fleisch, das über den Spiegel huscht? Zumindest hab ich den schon mal irgendwo gesehen… Aber wer da durch meine Gedanken geistert ist nicht genau ermittelbar.

Ich könnte doch ganz einfach sagen, diese Gedanken da, waren grad meine – aber wo kamen sie dann her? Hat sie mein Ich gesponnen, meine Seele kreiert, oder hat sie der „Wind“ aus dem Bereich der dunklen Materie zu mir getragen, damit ich mich in ihnen erkennen soll?

Sicher, sie umgeben mich, respektive ein Ich, das sich an einem Leben fühlen möchte, weil das Leben von ihm irgendwann erstrebt wurde…wahrscheinlich kurz, nachdem dieses Ich angefangen hat, in diesem verhuschten Spiegelbild etwas zu sehen, mit dem es sich abgefunden hat.

Ein Kind deutete auf dieses Wesen, dieses spiegelverkehrte Wesen und sagte „da“. Es wollte damit seinen Eltern gefallen, anzeigen, wen es „da“ zu erkennen glaubte – die Ausgeburt der Altvorderen! Diese wiederum durften sich dann bestätigt fühlen. Sie lachten…!

Ja, „da“ hatte sich etwas erkannt, als etwas, das sie produziert hatten und sie wollten sich nun daran weiden, wie klug dieses „Es“ doch schon war. Damit hatte ein Kreislauf seine Fortsetzung gefunden: die Fortsetzung einer Handlung, „da“ etwas zu erkennen zu glauben, das „da“ gar nicht war.

Ein Spiegelbild ist keine Wirklichkeit! Die Wirklichkeit sind allein die Quanten, diese Scheinzeichen aus einer Scheinwelt, die man nicht gleichzeitig sehen und messen kann. Aber es kommt im Leben, in dieser Scheinwelt also, nur darauf an, daß sich Handlungsweisen fortsetzen.

Denkgewohnheiten sollen gewahrt, gepflegt und ausgebaut werden. Die Liebe der Mütter und der Stolz der Väter, auf nicht messbare Ansammlungen von Quanten – auf wahre Quantengewitter – muss uns in eine Zukunft tragen, deren Auswirkungen uns nicht bewusst werden dürfen.

Schließlich wollen wir doch auch noch in einer Million Jahren jemanden „da“ sagen hören und uns daran freuen wie sehr es uns ähnelt, dieses neue Wesen aus den Tiefen der dunklen Materie, das, in Unkenntnis darüber, woher seine Gedanken kommen, lustig drauf los lebt.

Aber das Fleisch ist ein bisschen wie das Schnitzel im Teller auf dem Tisch. Man muss, sobald man zu denken beginnt, schon alle Kraft aufbieten sich mit ihm zu identifizieren, und, was noch wichtiger ist: der Geschmack darf dabei keine Rolle spielen. Wir würden uns sonst vielleicht vor uns ekeln.

Unsere Grundeinstellung kann folglich nur heißen: „Zurück zur Natur!“ Geben wir uns so primitiv wie möglich, wenn wir uns mit uns selbst befassen! Dann zweifeln wir auch nicht daran zu sein was wir sind. Und das wollen wir doch bleiben, oder? Natürlich, aber Vorsicht – allzu doof ist ungesund!

©Sur_real
Wer bin das?
Ich bin kein Schnitzel und kein Affe!
Was bin ich überhaupt genau?
Ich seh‘ mich manchmal als Giraffe,
als Weißnichtwas, als eine Frau?

Als wenigstens ein Fleischsalat,
der nicht genießbar ist und dampft –
mein Körper ist mir Internat…
Gefängnis nicht? Bin unverkrampft.

Ich frage mich warum ich frage
und drehe mich mit mir im Kreis.
Empfinde ich mich schon als Plage?
Verleih‘ ich mir den Ehrenpreis?

Ich bin nicht was ich bin und doch
bin ich daneben die Person,
die in sich lebt, als ein Dennoch –
so quasi in gespaltener Union…

©Sur_real
Ein gelungener Reinkarnationsversuch
„Aaaadoooneiii, Beelzebub, Luzifer und ihr anderen Engel der Hölle, zeigt euch!“, rufe ich in die Nacht – auf einer Waldlichtung stehend, dort wo sich 3 Wege kreuzen. Ich warte…die Geister der Finsternis haben mir für heute ein Zeichen versprochen! Die Nacht wird noch dunkler, so als ob jemand die Vorhänge eines Klassenzimmers zuzieht, damit gleich die Filmvorführung beginnen kann. Dann geht es los…

Ich bekomme die Panik, denn in meiner Begeisterung habe ich völlig vergessen einen Kreidekreis um mich zu ziehen – ich werde die Geister die ich rief nun vermutlich nie wieder loswerden… Warum bemerke ich das erst jetzt?! Zitternd erwarte ich Schutzloser mein Ende durch den Würgegriff der Nacht…und da kommt er schon.

Aber leider hat mich da wohl ein Schelm belauscht, der über eindrucksvolle Mittel verfügt – denn ich sehe Parteipropagandafilme am Himmel aufziehen. Von oben her donnert es „Wählen sie uns und auf keinen Fall die anderen, denn die anderen sind sehr schlecht, ja geradezu böse, außer sie entscheiden sich für unsere Verbündeten!“

Vergeblich versuche ich mich so klein zu machen, daß mich niemand sieht. Was ist, wenn mich jetzt einer filmt und die ganze Schmach dann später auf Youtube postet? Dann bin ich für mein Leben lang entehrt. Ich entscheide mich also dafür, diesen Ort schnellstmöglich zu verlassen – aber meine Füße sind wie auf der Erde festgenagelt! Das träume ich doch alles bloß – oder?? Warum komme ich nicht von hier weg?

Jetzt zieht auch noch ein Gewitter auf! Überall um mich herum schlagen die Blitze in die Kronen der Bäume ein. So mancher Baum fällt und ich habe ein Riesenglück, daß mich (noch) keiner von ihnen trifft. Was soll ich bloß machen?? Das Unheil kommt auf mich zu und ich kann noch nicht einmal abhauen. Meine Stimmung schwankt zwischen Wut und Verzweiflung! Ich bin verloren…

Bei all dem Werbe- und Wettergetöse bin ich jedoch irgendwie bei Verstand geblieben. Ich habe namenlose Angst, aber etwas in mir ist eiskalt…“Es“ denkt! Was, wenn das die Geister sind, die du gerufen hast? Scherze wie diese gibt es doch gar nicht, sagt mir die Vernunft – und so langsam begreife ich, was da vor sich geht. Ich werde getäuscht!

Die Mächte der Unterwelt haben ihre Chance erkannt und sind, alle auf einmal, über mich hergefallen! Sie gaukeln mir eine Scheinwelt vor, damit ich stante pede verrückt werde und alles tue, was man mir in Zukunft sagen wird! So weit, so schlecht…aber was nun? Diese Frage wird mir abgenommen, denn ich verliere beim nächsten Donnergrollen, vor lauter Furcht, die Besinnung.

Als ich wieder erwache sehe ich mich von Irren, in einer mittelalterlich wirkenden Nervenheilanstalt umringt. Sie tragen ausnahmslos weiße Kittel! Einer sagt zu mir: „Wir haben soeben, die bei ihnen höchstnotpeinliche Teufelseintreibung vorgenommen, damit sie gesund werden“. Ich kann nicht mehr – jetzt schreie ich mir die Seele aus dem Leib und verkaufe sie sofort an den Meistbietenden. Dann geht das Licht aus und ich inkarniere mich ins richtige Leben.

©Sur_real
Beschwörungen zur Nacht
Hexentanz und Zauberei –
um Mitternacht, da geht es los!
Geister, Trolle, kommt herbei –
lobt die Nacht, denn sie ist groß!

Alle Mächte zu beschwören,
die uns plagen können, soll
den Lauf der Sterne stören –
das Maß des Besseren ist voll!

Nun soll Chaos uns regieren:
Dämonen wühlen, ohne Grund,
aus den Innerei’n von Tieren,
Zukunftsängste; welch ein Fund?!

Findet euch in diesem Reigen –
Tod und Teufel steh’n euch bei.
Macht euch diesen Fluch zu eigen
und seid still - `s geht nicht vorbei!

©Sur_real
Diese verdammten Fake News!
Heutzutage wird man mit vielerlei Verirrungen des Menschengeistes konfrontiert. Seltsame Ängste machen die Runde…welche, die allesamt unbegründet sind! Irrlehren breiten sich aus, wie z.B. die, daß ein Tiger KEIN Elefant sei, oder, daß der Mond tagsüber nicht existiere, oder die Erde angeblich eine Kugel ist. Zu den schlimmsten Verirrungen zählen allerdings die Fake News. Sie werden meistens von gewissenlosen Subjekten verbreitet, von Populisten (das sind die falschen Redner) verbreitet, oder von völlig desorientierten Subjekten in die Welt gesetzt.

Da hieß es doch kürzlich, es habe sich ein ganzes öffentliches Bad, durch die weitgehende Entkleidung der Badegäste in die Schlagzeilen gebracht – obwohl es doch hätte lauten müssen: engagierte Ordnungskräfte haben im Familienbad von Buckelheim an der Scheide, im letzten Augenblick eine moralische Katastrophe verhindert, indem sie den Schamlosen die letzten Kleidungsstücke vom Leibe rissen und sie ordentlich verprügelten. Eiligst herbeigerufene Einsatzkräfte brachten die notwendige Verpflegung, damit die Prügelnden nicht zu schnell kraftlos wurden.

Die sozialen Netzwerke putschten den mutigen Einsatz der Moralwächter jedoch derart auf, daß man Postings, wie „Machtmissbrauch, Nackten Menschen gegenüber“, oder „völlig perverse Gegenwehr ehrloser Kreaturen“, lesen durfte. Besser kann man wohl nicht beschreiben was Fake News sind. Doch dies ist leider nicht der einzige Fall von empörender Überreaktion vonseiten der ungebildeten Unterschicht gewesen.

Kürzlich wurde die Bestrafung von zügellosen Rechtsbrechern, auf einem großen Boulevard einer bekannten Metropole, frech als „terroristischer Anschlag“ bezeichnet. Die Weltpresse konnte eine Panik in der Bevölkerung aber gerade noch verhindern, indem sie folgendes verlauten ließ: „Vorbildliche Attacken freiheitsliebender Kämpfer für Zucht und Ordnung wurden am xten X, um x Uhr xxx, von Anarchisten in Uniform niedergeschlagen“.

Das wiederum stieß den Angsthasen in der Bevölkerung übel auf, und die Menge reagierte unberechenbar logisch – sie wendete sich unverständlicherweise GEGEN die Attentäter! Vor allem den privaten oder populistischen Initiativen, in den sozialen Netzwerken, war es dann zu verdanken, daß auf einmal keiner mehr an die Einhaltung von Gesetzen glauben mochte…sie konnten einfach mit dem Begriff „Anarchisten in Uniform“ nichts anfangen und nahmen doch allen Ernstes an, es habe sich dabei um Polizeibeamte gehandelt. Und das obwohl das auch noch zutraf…

Es ist skandalös was alles noch nicht verboten ist. Ein staatliches Eingreifen ist längst überfällig! Von allen Seiten werden Justiz und Polizei aufgefordert, diesem schändlichen Treiben endlich ein Ende zu machen, damit freie Bürger wieder lesen müssen was tatsächlich in unserer Zeit passiert. Es werden keine Urwälder gerodet, es werden Plantagen und Städte angelegt, respektive gegründet! Niemand bereichert sich maßlos an den Armen, es werden lediglich Möglichkeiten ausgeschöpft die dem Wohle aller dienen! Kein Mensch kommt zu Schaden, wenn die Mehrzahl der Untadeligen einen bestimmten Gott verehrt!

Das sind alles nur infame Lügen! Und wer sie verbreitet, der wird in Zukunft mit harten Maßnahmen rechnen müssen. Überall versehen ehrliche und aufrechte Halbgötter ihre Pflichten im Staat, Leute, denen man besser nicht widersprechen sollte, wenn es darum geht zu klären was Wahrheit ist und was nicht. Und dabei geht es vor allem niemals um das Prinzip…wenn also einer meint, er müsse eine Nachricht verbreiten, die zwar inhaltlich mit der Wahrheit, aber leider nicht mit der erwünschten Form von öffentlicher Stellungnahme, übereinstimmt, dann sollte man seine sofortige Verhaftung verfügen! Das ist amtlich! Und sonst nichts…

©Sur_real
Mein Lieber....
... die Welt ist eine Scheibe! Frag' Herrn Pratchett! J.F. Kennedy lebte bis zu seinem 94. Lebensjahr, Elvis stammt vom Mars, die besten Detektive sind Katzen.... und Deine Geschichte ist coooool!
Darf ich... was antworten?

NSA?

Natürlich werden wir abgehört.
Natürlich werden unsere Mails gelesen.
Meine Güte, was sollten sie denn sonst tun, all diese armen mit teuersten Steuergeldern ausgebildeten Jungs und Mädels, die immer zu fünft in einer Abhörstation sitzen müssen, weil einer allein die im modern globalisierten Netz erforderliche Sprachvielfalt gar nicht mehr abbilden kann!
Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit (Ja, ja, Sie lesen das schon richtig!) gibt es auch für den heutigen Abhörspezialisten noch lukrative und erfüllende Jobs - wenngleich das, was es heute Nacht so abzuhören gibt, ohnehin morgen in der BILD steht. Aber letztlich ist es im Geheimdienst eher ähnlich wie in der Werbebranche. Da kriegt schließlich nicht jeder gute Texter einen Job bei Versace. Der Rest der viel versprechenden Abschlussklasse fängt doch auch erst mal mit diesen putzigen Sprüchen auf den Zigarettenschachteln an.
Wir werden also abgehört.
Und?
Herrje, da war diese Sache mit der Privatsphäre. Aber die ist doch ohnehin spätestens dann perdu, wenn man bei einer Abi-Feier seinem Vertrauenslehrer auf den Schoß gekotzt hat. Und mal ganz nebenbei... da postet sich jeder selber bis zur Unerträglichkeit im www, aber wenn die Jungs und Mädels staatlich geförderter Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mal a bissl Spaß haben wollen, regt man sich auf!
Wohin soll das denn führen?
Wir alle, die wir einer mehr oder minder geregelten Arbeit nachgehen und daher auf ein steuerlich an- und abgreifbares Einkommen stolz sein dürfen, müssten doch froh sein um ein jedes noch so erbarmungswürdige Individuum, welches von der Straße weg und damit von Hartz IV los kommt. Natürlich gibt es nicht für jeden, der etwa ein halbes Jahr rein für die Steuerkasse ("für" bitteschön! Nicht "von") arbeiten möchte, ein so hübsches und farbenfrohes Aufgabengebiet wie für bestimmte Damen und Herren des öffentlichen Lebens. Aber es ist auch nicht jedem gegeben, sich permanent zum Pausenclown zu machen. Nicht jeder, dem Zurückhaltung besser anstünde, scheut das Rampenlicht, also sollten wir doch froh sein um unsere stillen und eben so zurückhaltenden Arbeitnehmer in den schlecht sitzenden Anzügen. Wer mit Knopf im Ohr und schlechtem Kaffee im Pappbecher Nacht um Nacht vor flimmernden Bildschirmen verbringt, sollte unseren vollen Respekt genießen - ja, unsere uneingeschränkte Hochachtung.
Natürlich, man braucht sie eigentlich heutzutage nicht mehr. Was der FOCUS nicht aufdeckt, muss man eh nicht wissen, was diverse Blätter täglich so drucken, will man nicht wissen, und was diverse Herren in näheren und ferneren Ländern so denken, sagen sie ohnehin meist sehr laut und deutlich - und in klar verständlichem Englisch.
Nun hat man sie aber, und solange sie in unbeschrifteten Lieferwagen ihr Dasein fristen, fallen sie einem immerhin in der Fußgängerzone nicht negativ auf. Schließlich haben diverse unserer ausländischen Nachbarn auch welche davon, und so darf man davon ausgehen, dass sie zumindest 10 % ihrer Arbeitszeit mit reger Aktivität verbringen, wenngleich das natürlich ein hanebüchenes Verhältnis darstellt zu ihren Gehältern, die immerhin aus 100 % Steuergeldern bestehen.
Eben hier kommt nun wieder der anfängliche Aspekt ins Spiel.
Wir werden abgehört.
Wenn ein Sachbearbeiter nichts hat, was er gerade sachbearbeiten kann, tarnt er seine kleine Kaffeepause oder das angeregte Privatgespräch mit dem Kollegen doch auch wie selbstverständlich hinter Bergen von Ablage. Aber unser kleiner Geheimagent, den wir mit teuersten Steuergeldern nicht nur ausgebildet haben sondern auch aus reiner Gewohnheit weiterhin finanzieren, darf seine 90 % täglicher Nutzlosigkeit nicht tarnen.
Ist das soziale Gerechtigkeit?
Sicherlich doch nicht!
Wir alle, die wir etwa die Hälfte unserer mehr oder weniger anständig bezahlten Arbeitszeit damit zubringen, diversen Herrschaften mit schlechten Frisuren und zweifelhafter Artikulationsfähigkeit ein ausgefülltes Berufsleben mit sinnbefreiter Öffentlichkeitsarbeit zu finanzieren, sollten über genügend Jovialtät verfügen, um auch den grauen Mäusen des ohnehin schon angeschlagenen Rechtsstaates jene Würde und Selbstzufriedenheit zu gönnen, die man eben aus einem anregenden Berufsalltag zu ziehen gewohnt ist.
Wenn unsere Kinder nach Spiel, Spaß und Spannung schreien, denken wir doch auch über die Schokolade nicht mehr nach. Kaum aber sucht ein aufstrebender Nachrichtendienstler nach neuen Herausforderungen und stößt dadurch rein zufällig auf etwas Spaß und Spannung, verweigern wir ihm die Schokolade, ohne dass er das Spiel hätte überhaupt recht beginnen können.
Natürlich darf man im Falle gewisser, sehr selten auftretender Ausnahmezustände davon ausgehen, dass nicht alles auch alle etwas angeht. Letztlich zeugt diese Grundhaltung aber von einer heutzutage sehr überholten und angesichts größerer meist in Fußballstadien stattfindender Dramen von einer renitenten Kleinbürgerlichkeit, welcher wir uns angeblich bereits im vergangenen Jahrtausend entwachsen fühlten. Da teilen wir die geheimsten Aspekte unseres Lebens mit unzähligen Menschen in unzähligen Foren, kehren auf diversen Seiten zweifelhaftester Vertrauenswürdigkeit unser Innerstes nach außen... und kaum sichert sich ein Nachrichtendienstler mit ein paar winzigen Details aus unserem doch eher langweiligen Leben seine Existenzberechtigung, wollen wir auf die Barrikaden gehen.
Soll das Ausdruck sozialer Kompetenz sein?
Warum lassen wir diesen armen Kerlchen nicht all den Spaß, den der Rest der Welt doch auch dank des rosa Netzes so gerne mit uns teilt?
Da sharen wir Hotspots und appen um den Globus, um kaum liest so ein hilfloses, immerhin von unseren Steuergeldern gesponsortes Bürschchen mal unsere Mails, jaulen wir auf wie getretene Hunde.
Soll das Ausdruck globaler Toleranz sein?
Lasst sie es doch lesen! Lasst Sie es hören! Lasst sie wissen, wie sehr wir uns freuen über die Anteilnahme, die sie an unserem Leben nehmen. Und lasst sie wissen, wie sehr uns die Herzen aufgehen im Bewusstsein, ihnen eine kleine Freude gemacht zu haben. Wenn Sie eine Fremdsprache oder gar mehrere beherrschen, benutzen Sie sie doch ab und an in Ihrer Korrespondenz, denn auch die Kollegen aus dem nicht deutschsprachigen Ausland brauchen hin und wieder eine Aufmunterung.
Denken Sie global! Handeln Sie mitfühlend, offenherzig und vertrauensvoll. Und falls einmal zwei Figuren in schlecht sitzenden Anzügen bei Ihnen vor der Türe stehen, bitten Sie sie herein und bieten Sie ihnen einen ordentlichen Kaffee an! In diesen unbeschrifteten Lieferwagen gibt es nur den billigen aus den Pappbechern.

Nun darf man aber nicht denken, allein die in staatlicher Hand befindlichen Nachrichtendienstler langweilten sich. Nein, das Security-Gewerbe im privatwirtschaftlichen Bereich beschäftigt ebensolche gelangweilte Damen und Herren, die ihr komplettes Berufsleben im Schatten fristen und daheim noch nicht einmal drüber reden dürfen. Solange Unternehmen dieser Branchen bei Banken, Investmentfirmen und Großkonzernen aller Art eine Mitarbeitertagesstätte für ihre Angestellten finden, haben selbige zwar wenig Schokolade, aber immerhin ein ansprechendes Arbeitsumfeld mit jeder Menge Spaß und Spannung, und wenn sie ein wenig Grips mitbringen, können sie mit den erworbenen Gerüchten aus diversen Chefetagen auch ab und zu va Banque spielen.
Bedauerlicherweise drängen aber eben jene privatwirtschaftlichen Unternehmen auch zunehmend in Bereiche ein, die bisher dem staatlich subventionierten Kandidaten vorbehalten waren. Tatsächlich beschäftigt das eine oder andere "nicht ganz Bundesministerium" bereits private Sicherheitsfirmen. Andererseits hat die überstürzte Abschaffung des kalten Krieges Unmengen herrenloser Nachrichtendienstler an den Rand des Ruins getrieben, und darum sollten wir froh sein, dass die Privatwirtschaft ein entsprechendes Auffangbecken bereitzuhalten in der Lage ist. Vielleicht glaubt man als steuerlich subventionierter Auftraggeber einfach, dem verkopften und eidestreuen Nachrichtendienstler aus ebenso steuersubventionierter Eigenzucht nicht mehr trauen zu können. Aber vielleicht handelt man tatsächlich in dem Glauben, mit auf diese Weise über die Wupper geschubsten Steuergeldern den privatwirtschaftlichen Arbeitsmarkt zu stärken.
In beiden Fällen ist das Ergebnis fatal. Denn der privatwirtschaftlich geförderte Geheimagent ist dank seiner Nichteidestreue einem wesentlich höheren Langeweilepotenzial ausgesetzt. Er verfügt zwar über beste Hightech, darf sie aber nicht in vollem Umfang nutzen. Was das beauftragende Mitglied staatlicher Nutzlosigkeitsgremien an Unsinn anstellt, dringt bis zur privat engagierten Security-Person meist gar nicht durch. Zudem darf ein solcher Mitarbeiter aus der Privatwirtschaft noch nicht einmal mit schlecht sitzendem Anzug und Hundemarke bei rechtschaffenen Bürgern um einen Kaffee bitten. Da nimmt es dann nicht wunder, dass eben jener immerhin nicht mehr Hartz-IV-Empfänger nach dem letzten durchweichten Strohhälmchen greift, um sich den nichtssagenden und nichtsnutzigen Berufsalltag zu versüßen.
Zeigen Sie also bitte auch hier Verständnis. Solch bedauernswerte Wesen werden zwar auf indirektem Wege auch von unseren sauer verdienten Steuergeldern am Leben gehalten, aber immerhin zahlen sie auch etwas in die Rentenkasse ein. Leider können wir ihnen nicht täglich ein Überraschungsei zukommen lassen, aber wenn wir ihnen schon die Schokolade vorenthalten, sollten wir ihnen wenigstens all das an Spiel, Spaß und Spannung zugestehen, was sie durch das Lesen unserer Mails und SMS oder sonstiger Partizipation an unserem Privatleben auch nur irgend möglich abgreifen können.

Anne Johann, 2014
Hallo Anne!
Danke für Dein erfrischendes Statement, das mir zeigt: da hat jemand eine Ahnung wovon er (in diesem Falle sie) spricht. Und nicht nur das - offensichtlich steckt auch ein Talent zu Spitzfindigkeit und Satire dahinter...

*blumenschenk*

LG Alf
Freut mich....
...dass Dir "NSA?" gefallen hat.... Vielen Dank für Deinen wunderbaren Kommentar.
Darf ich gleich noch was nachschieben?

Jagdrevier

Ein herrlicher Samstag. Ein herrlicher Frühlingstag. Der große weiße Terano schnurrt hinab ins Städtchen, und mein Mann macht mal wieder einen Witz über die "Frau Gräfin" am Steuer. Unsere erste Station ist der V-Markt gegenüber des Bahnhofs, und trotz der relativen Frühe - Himmel, wer steht denn am Wochenende vor neun Uhr auf? Offensichtlich ganz viele Leute! - ist der Parkplatz schon recht gut belegt, und die Schlange vor dem Leergutautomaten ist so lang, wie es sich Mr. Tarantino bei einer Filmpremiere gewünscht hätte. Aber das macht uns nichts aus. Die Sonne hat den Himmel schon erobert, und all die fremden Menschen in der Schlange sind recht gut gelaunt. Hinter uns reiht sich ein älteres Ehepaar in die Warteschleife ein, und mein Mann lässt ausnahmsweise seinen Nürnberger Charme sprühen, was nicht so häufig vorkommt. Ich freue mich über das angenehme Gespräch mit diesen fremden Menschen, und daher vergesse ich einen Schritt nach vorne zu tun, als es weiter geht.
Das laute Quietschen der Reifen höre ich nur am Rande, und ebenso nur am Rande bemerke ich, wie ein kleiner schwarzer und zutiefst tiefer gelegter Punto so energisch in die Behindertenparkplätze gerammt wird, dass er sofort zwei Parkbuchten blockiert.
Auch manch anderer hat es registriert, aber wir alle sind zu gut drauf, um uns dadurch aus der Façon bringen zu lassen. Wir wechseln das eine oder andere Grinsen, ab und an hüpft ein freches Wort über die Schlange der Wartenden. Selbstredend fallen Bemerkungen über die so genannte Jugend von heute und den mangelnden so genannten Respekt. Floskeln eben, für welche man hier und heute 3 € ins Phrasenschweinderl werfen müsste, aber damals...
Der Himmel ist viel zu blau, der Morgen viel zu schön. Wir setzen unser Geplauder fort, und einmal mehr rücke ich nicht weit genug nach, als es wieder vorwärts geht. Ein sehr aggressiv wirkender junger Mann entsteigt dem viel zu tief gelegten Punto (konnte man damit eigentlich über einen Bordstein fahren?), lässt die Fahrertüre offen und reißt die Heckklappe auf. Mit ebensolcher Aggressivität entreißt er dem Kofferraum zwei Getränkekisten, welche er mit lautem Geschepper in die kleine Lücke der Schlange donnert, welche sich durch meine Nachlässigkeit aufgetan hat.
Sofort senkt sich bleiernes Schweigen über die gerade noch so fröhliche Samstagsrunde. Ein jeder erstarrt in seiner Bewegung und verwandelt jegliches gerade noch geplante Tun in ein gaffendes Nichtstun.
Ich selber brauche ein paar Atemzüge, bis ich höflich lächelnd sagen kann: "Entschuldigen Sie bitte, das Ende der Schlange ist da hinten." Wie ich mich so in die entsprechende Richtung drehe, sehe ich schon meinen Mann, der sich zum Sprung bereit hält. Ich zwinkere ihm zu und sage: "Kein Ding, Schatz, alles ist gut."
Für unseren jungen Freund allerdings sieht die Welt anders aus, der schnauzt mich doch tatsächlich an. "Ei, Alte, halt's Maul!"
Links hinter mir wird mein Göttergatte gerade noch mal fünf unnötige Zentimeter größer, und die gesamte Warteschlange atmet kollektiv ein. Auch mir versetzt das einen Stich. Sicherlich ist dieser Wunderknabe mindestens zehn Jahre jünger als ich, aber ich kann das Wort "Alte" nicht mal dann leiden, wenn es als pfälzisches Kosewort benutzt wird. Diese Form der Ansprache versetzt mich in Rage.
Die Situation bekommt sich insofern wieder in den Griff, als dass mein Mann sich wieder entspannt, und alle anderen Beteiligten wieder ausatmen. Ich selbst dagegen habe alles, nur nicht mich im Griff.
"Süßer", säusle ich daher mit einer derartigen Menge Gift in der Stimme, dass selbst weit entfernte Laborratten noch tot umfallen könnten, "Du stellst Dich entweder da hinten an, oder Deine Frau kocht nachher für eine Person weniger."
Zugegeben, so redet man nicht mit fremden Leuten, aber dem lauernden Aggressionspotential meines Mannes habe ich damit ein wenig Wind aus den Segeln genommen.
"Do hind", sagt der Franke mit seinem reizenden nonkonsonanten Akzent und einer Körperhaltung, die jedem Jaguar Ehre gemacht hätte.
Das ältere Ehepaar hinter uns grinst verschmitzt.
Der junge Mann mit den zwei Kästen Leergut und mit dem, was man heutzutage Migrationshintergrund nennt, verkennt die Wärme in der Stimme des fränkischen Hünen und traut sich doch glatt zu einer Riposte.
"HälsDu Klappe", sagt er nämlich in jenem Halbdeutsch, das ich früher in der Grundschule an meinem türkischen Freund immer so niedlich fand.
Eine warme, nostalgische Welle schwappt über mich hinweg, und da ich an sich ein sehr freundlicher Mensch bin, sage ich mit sehr viel nostalgischem, warmen Timbre in der Stimme: "Spatzl, versau' uns ned diesen schönen Tag."
Die Wartenden rücken ein wenig vor, das leise Rasseln der Einkaufswagen vermischt sich mit dem weniger leisen Geklapper des Leerguts. Mein Mann holt tief Luft. Kein gutes Zeichen. Der junge Mann mit dem offensichtlichen Migrationshintergrund klemmt sich samt seiner beiden Leergutkästen vor mich in die Warteschlange und gibt ein paar Töne von sich, die ich erst Jahrzehnte später - als ich nämlich Türkisch lerne - als massive Beleidigung zu deuten in der Lage bin.
Hier und jetzt und an diesem herrlichen Samstag verstehe ich das Knurren rein instinktiv als Beleidigung und will schon den Mund aufmachen, aber da habe ich die Rechnung mal wieder ohne den Franken gemacht. Der kommt mir zuvor. Mit einem gewagten Schritt schiebt er seinen beeindruckenden Körper zwischen die Sonne und mich und fragt den jungen Mann: "Machsd Du mei Frau o?" Und da sein helles Köpfchen ihm sogleich sagt, dass das in der hiesigen Gegend nicht für jeden verständlich sein mag, schiebt er noch nach: "HosDu grad mei Frau ogmachd?"
Sofort mache auch ich einen Schritt nach vorne, schiebe mich zwischen die Sonne und meinen Mann (zugegeben mit weniger Erfolg) und sage: "Is doch gut. Bleib mal cool!" Da ich positive Resonanz aus der Warteschlange erhalte - besonders das ältere Ehepaar hinter mir nickt wohlwollend und funkelnden Auges - schiebe auch ich was nach. "Der isses doch nich wert", sage ich nämlich. "Wir suchen doch Gegner und keine Opfer."
Die gesamte Warteschlange lacht verhalten und denkt über das Atmen nach. Oder auch nicht. Mein Mann jedenfalls braucht keine Luft zu holen, bevor er schnauzt:" Ei, gfragd habi Di! Machsd Du mei Frau o?!"
Die Warteschlange lacht. Wenig bis nicht verhalten. Das Ehepaar hinter uns grinst vergnügt.
Hier wiederum hat der fränkische Hüne seine Rechnung ohne mich gemacht. "Lass' ihn in Ruhe!", fauche ich nämlich - ebenfalls wenig verhalten - und stelle mich auf die Zehenspitzen. Bei mehr als dreißig Zentimetern, welche mein Mann größer ist, ein recht zweifelhaftes Unterfangen. "Der gehört mir!"
Die Warteschlange samt des älteren Ehepaars lacht völlig unverhalten.
Doch hier eskaliert die Situation plötzlich und völlig bar unseres Einverständnisses, denn der Besitzer des zu tief gelegten Punto reißt eine Flasche aus einem seiner Kästen und geht auf meinen Mann los. Ich will mich in die Bresche werfen, bin aber aufgrund zu hoher Absätze etwas unbeholfen.
Mein Mann nicht.
Zwanzig Jahre Kampfsport kommen in einer winzigen Bewegung zum Ausdruck, der junge Mann quietscht wie ein schlecht geöltes Scharnier, und eine leere Colaflasche scheppert auf den Asphalt. Sie geht nicht zu Bruch. Erstaunlich.
Allerdings geht bei mir etwas zu Bruch, nämlich meine Fassung.
"Spinnst Du jetzt!", schnauze ich meinen Mann an, der den Nichtgegner sofort verdattert los lässt. "Das is meiner!" Ich bin so wütend, dass die freundliche Samstagmorgensonne rote Schlieren auf meine Netzhaut malt.
"Süße", sagt mein Mann amüsiert mit völlig konsonantenlosem "S" und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Nase, "Du gansDi do ned in dem hübschn Gleid mit dem do anlegn."
Da bin ich allerdings ganz anderer Ansicht. Meine Wut sprengt den Staudamm samstäglichen Benimms, ich ramme die Hände in die Hüften und flüstere (noch mehr tote Laborraten): "Ich, mein Schatz, ich wohne hier! Such' Du Dir Deine Spielzeuge in Nürnberg!"
Der Junge mit den beiden Leergutkästen, dem zu tief gelegten Punto und dem offensichtlichen Migrationshintergrund missversteht die Situation gründlich. Tatsächlich hebt er seine nicht zu Bruch gegangene Colaflasche auf, wirft sich beeindruckend in Pose und fragt mit wieder aufflammenden Aggressionspotential in der Stimme: "MachsDu misch an, oder was!?"
Einmal mehr hält eine Warteschlange den Atem an.
"MiDir red i grad ned", sagt mein Mann und bohrt seinen Blick in den meinen, während ich sage: "Mit Dir redet grad keiner."
Die Warteschlange holt Luft und atmet kollektiv weiter.
Während wir uns gegenseitig mustern wie diverse Schlangen und Kaninchen, zieht die frühlingsgelaunte Warteschlange - samt des älteren Ehepaars und einiger Neuzugänge - sanft an uns vorüber. Den aggressiven jungen Mann haben wir binnen Sekunden vergessen.
Sehr viel später reden wir noch immer nicht miteinander. Aber da ich ja meine Klappe nicht halten kann, sage ich irgendwann am Abend: "Mein Revier!"
Der Franke atmet tief ein und vergräbt sich wieder in sein Buch.

Anne Johann 2015
Huch...
*lol*
Eine amüsante Geschichte.
Zum Glück höre ich immer von den anderen die Bezeichnung "junger Mann", wenn es um mich geht ;-), aber manchmal ist mir auch danach sichtlich zu wachsen wenn man mich mit Situationen konfrontiert, die nomalerweise unausstehlich sind.
Dann staut sich das Blut in meinem gewaltigen Biceps (oder hab ich das jetzt mit dem Kopf verwechselt?) und ich möchte aus der Haut fahren... Zum Glück beherrsche ich mich meistens, schäme mich fremd und werfe stellvertretend für den jeweiligen Deppen 3 € ins Phrasenschweinderl.
Kann aber schon sein, daß ich am Abend dann, vom vielen Kopfschütteln Schwindelgefühle bekämpfen muss.
*sternchen*

LieGrü
Alf
Gerüchteküchenkritik
Hör nicht hin, die Spatzen pfeifen
nur noch Unsinn, dort vom Dach.
Nichts davon ist zu begreifen –
du stehst jetzt im Dauerschach!

Alle wollen Blödsinn quatschen –
es ist nicht mehr auszuhalten.
Jeden Bockmist auszulatschen,
das heißt sich korrekt verhalten!

Was lässt sich in Erfahrung bringen?
Und wie viel ist woran dran?
Ja, du hörst die „Engel“ singen –
hoch und heilig…lieber Schwan!

In diesem Sumpf bist du verratzt!
Alle wollen dich verladen…
bis dir mal der Kragen platzt!
Dann zertrittst du diese Maden!

©Sur_real
Ein glücklicherer Verlauf durch „Schizophrenie“
Ein totgeborenes Kind ist eine leere Hülle, die man in Besitz nehmen kann, wenn man in der Zeit verreist ist und in einem gewissen Abschnitt mitsprechen möchte.

Die Zeit ist für Zeitreisende „für gewöhnlich“ nur wie ein Film, den man zwar ansehen kann, aber nicht darin mitspielen darf. Das ermöglicht selbstverständlich viele Einsichten, wie was wirklich geschah, aber ein Eingreifen ist leider nicht möglich.

Die Vergangenheit ist virtuell. Ebenso wie es nicht möglich ist, das Universum körperlich zu verlassen (die Lichtgeschwindigkeit zu überschreiten), ist es auch nicht möglich sein Raum-Zeitkontinuum zu verlassen, in das man, als lebendiger Bestandteil hineingeboren wurde.

Dafür braucht es ganz spezielle Techniken, bei denen man praktisch das Jenseits durchfliegt, durchschwebt, streift, berührt, aber nicht darin verbleiben muss. Hinter dem Jenseits erscheint dann die Vergangenheit, oder bei 2maliger Umkehrungsgeschwindigkeit, die Zukunft, wo man jedoch nirgends eingreifen soll.

Aber es ist durchaus möglich als Gast, als Vision dort aufzutreten, wo man etwas in Erfahrung bringen möchte – außer man sucht sich einen „Avatar“.
Im Augenblick des Absterbens der Leibesfrucht kann dann die Identität gewechselt werden.

Auf diese Weise ist es möglich, durch die Erzeugung von Zeit-Zombies, Beobachter einzuschleusen, die zu Anfang nicht einmal selber wissen was sie sind…Verdachtsmomente einmal außen vor gelassen.

Natürlich haben auch die Eltern der Untoten keine Ahnung von der wahren Identität ihrer Nicht-Nachkommen. Fleisch und vererbte Anlagen täuschen ja zunächst einmal das Vorhandensein rechtmäßiger Kinder vor.

Erst die immer aktiver werdende „Seele“, innerhalb des fremden Körpers, lässt nach und nach ein absolut gespenstisches Bild entstehen: das schein-schizophrene Ganze aus zwei total unterschiedlichen Teilen.

Was zuerst vielleicht nur über eine einzige Gehirnzelle wirksam wurde, erkämpft sich nach und nach die Vorherrschaft über das Exemplar einer hoffnungslos unterlegenen Gattung – und zwar ausschließlich über den Einfluss aus einer anderen Welt.

Solche Kreaturen sind praktisch, früher oder später Aliens, oder eben auch Re-Inkarnationen, aus der Zukunft stammender Personen, wobei der Ausdruck „Re“-Inkarnation nicht ganz den Kern der Wahrheit trifft…

Denn in Wirklichkeit handelt es sich ja um eine, weit vor der vorgesehenen Zeit inkarnierte Seele, die dann, in der Vergangenheit einen Leidensweg der ganz besonderen Art erfährt, einen, den sie bei, von Anfang an vollem Bewusstsein, nicht überstehen könnte.

Zu fremd würden dem rechtmäßig Ungeborenen die Umstände sein, unter welchen seine falschen Artgenossen zu leben haben, zu lebendig, dem untoten Toten, die Art und Weisen, wie das Leben in dieser verzauberten Epoche verfährt.

Und so müssen sich die Toten mit einem Leben abfinden, in das man sie geschickt hat, damit den, sich dort in der Vergangenheit befindlichen, unfähigen Gehirnen ein Licht aufgehen möge (merke: die Gehirne in der Vergangenheit sind – bei einem natürlichen Entwicklungsverlauf – immer relativ zu den Gehirnen der Zukunft unfähig).

Wie viele totgeborene Kinder es bereits wohl geben mag ist fraglich, aber man kann nur hoffen, daß es sehr viele sind. So kann es ihnen vielleicht gelingen, eine morbide Zeitspur durch eine neue zu ersetzen, eine, in der das Schicksal einen glücklicheren Verlauf nehmen kann.

©Sur_real
Lächelnde Zombies
Zombies lächeln wenn sie denken,
Geister taumeln oft im Fleisch herum,
Untote, die keine Fähnchen schwenken,
nehmen krummen Hunden krumm,
daß sie krumme Taten hier vollbringen
und das Joch auf Menschen zwingen,
die nicht wissen was geschieht –
weil man sie ins Elend zieht!

Fröhlicher Gespensterreigen,
in Gedanken, unterm Dach,
soll uns neue Wege zeigen –
und sie rufen: „Hallo wach!“
Dann müsst ihr die Augen schließen,
den geheimen Weg genießen,
der zu euch kommt aus den Äonen.
Glaubt mir Leut‘, es wird sich lohnen!

©Sur_real
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Meine Nerven, https://www.joyclub.de/my/1141865.sur_real.html, Du schlägst heute früh wieder gut zu.

Merke: die Gehirne in der Vergangenheit sind – bei einem natürlichen Entwicklungsverlauf – immer relativ zu den Gehirnen der Zukunft unfähig

Der Satz haut mich um.
*bravo*
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