Umzug Teil 2
Sie duzte mich gleich, was ich erst etwas komisch fand und ließ mich zudem wissen, dass sie Katrin heißt. Ausserdem bat sie mich gleich in die Wohnung. Das fand ich auch ungewöhnlich, denn ich wollte ja eigentlich bloß diesen blöden Karton abholen.
Etwas verwundert folgte ich ihr durch die kahlen Räume, offensichtlich hatte sie gerade angefangen zu streichen.
Die leeren Räume haben immer etwas Seltsames an sich, wenn man sie aus der Zeit kennt, als noch alle Möbel hier standen.
Ich folgte ihr also bis ins Wohnzimmer, überall lag Folie herum, Farbeimer standen auf dem Boden, nur im Wohnzimmer stand ein altes Sofa und ein Holzstuhl. In einer Ecke stand eine Klappleiter.
„Setz Dich doch“, bat sie mich und während ich mich im Sofa niederließ, fragte ich sie nach dem Karton.
„Da hast Du mir ja was hinterlassen“, grinste sie und ich verstand nicht. Sie verschwand in einem Nebenraum und kam tatsächlich mit einem kleinen Karton zurück, den ich gut kannte, aber wirklich völlig vergessen hatte.
Ich hatte darin einige Manuskripte, Anmerkungen, Erinnerungen und Ideen zu meinen erotischen Erzählungen aufbewahrt: Das durchzuckte mich heiß, in dem Moment, als ich den Karton wiedersah und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
Sie lachte hell auf, als sie mein Kopfschütteln bemerkte.
„Nicht das Du denkst, ich hätte etwas mit Vorsatz rausgenommen. Er stand oben auf in einer Nische auf einem Brett und als ich ihn versuchte rauszunehmen, fiel er runter und alles verstreute sich auf dem Boden.“
Es war mir ehrlich gesagt alles sehr sehr peinlich und das letzte, was ich hätte machen können, wäre, ihr das abzusprechen.
„Oh Mann, ich hätte ihn nicht vergessen dürfen“, brummte ich.
Sie lachte wieder leise und setzte sich mit dem Karton auf den Knien gleich neben mich, öffnete ihn schnell und zog ein paar Blätter heraus.
„Das ist wirklich nicht schlecht“, sagte sie und sah auf das Papier.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Es war mir peinlich, ganz ehrlich.
„Ziemlich aufregend zum Teil. Das hast Du alles geschrieben?“
Ich konnte nur nicken.
„Echt krass.“
Sie begann etwas vorzulesen. Eine ziemlich eindeutige Stelle aus „Herbst“ Ich wurde ganz unruhig.
„Möchtest Du n Bier?“ fragte sie zwischendurch seelenruhig und ich nickte wieder nur.
Eigentlich hätte ich mich nur bedanken müssen, mir den Karton unter den Arm klemmen um dann damit zu verschwinden. Aber dazu war ich zu benebelt irgendwie.
Also stellte sie den Karton ab und verschwand irgendwo. Ich hörte, wie in einem anderen Zimmer die Kronkorken leise aufzischten.
Dann dauerte es noch einen Moment und sie kam mit den zwei Flaschen in der Hand zurück. Sie reichte mir eins und streifte sich das etwas unförmige Sweatshirt ab. Und stand nun in einem weiten, weißen Tshirt vor mir. Es war etwas zu kurz und sie trug – offensichtlich und gut sichtbar – nichts darunter: das Sweatshirt hatte ihre Brüste ziemlich gut verborgen. Genauso gut, wie sie sich jetzt ebenso gut sichtbar unter dem weißen Stoff abbildeten, samt Knospen natürlich. Auch ihre Leggins waren jetzt zu sehen und schienen mir ziemlich eng.
Oder vielleicht wollte ich das nur sehen.
Sie grinste mich an, genoss meine Blicke und kam leicht federnd auf mich zu.
„Du gibst ja ganz schön an in Deinen Geschichten,“ schmunzelte sie. Ich war etwas verdattert.