Ängstliche Kater
Lieber Madcat,
ja, da hast du dir ne Aufgabe gemacht. Doch denke ich, dass du so viel Liebe aufbringen wirst, dass du das Vertrauen bekommst, das du brauchst.
Ich werde dir eine Geschichte erzählen, von einem Kater, der sich benommen hat, als müsste er ständig einen Todeskampf führen.
Ich habe viele Jahre in einem Tierheim gearbeitet. Eines Tages brachte man einen schwarz-weißen Kater narkotisiert in die Praxis unseres Tierarztes. Es hat mich schon gewundert, warum in Narkose, wo wir doch Fangkörbe benutzten, um wilde, streunende Katzen einzufangen. Nun ja, als ich dann erfahren habe, dass man nach langem Kampf bei diesem Kater ein Narkosegewehr benutzen musste, da er zwei Menschen so sehr verletzt hatte, dass man ihn einschläfern sollte, wußte ich auch warum. Ich hatte zufällig Dienst, sonst hätten sie ihn wirklich eingeschläfert. Da hatte ich mir wirklich was aufgehalst, ich wusste nämlich nicht, was da auch mich zukam.
Man hat ihn in Narkose untersucht, geimpft und kastriert. Ich brachte den Kater, den ich Max taufte in unser Tierheim zur Gesundung, Gedanken über seine Zukunft wollte ich mir später machen.
Und dann kamen die wirklichen Probleme. Er war so Agressiv, dass er jeden gebissen hat, der in seine Nähe kam. Man konnte das Futter nur bei der Tür ganz schnell reinstellen, wenn er gerade im abgetrennten Aussenbereich war.
Und er war so riesig, dass alle vor ihm Angst hatten, niemand wollte ihn mehr füttern, und so beschloss man, ihn doch einzuschläfern. Doch ich wollte mich nicht damit abfinden, er hat das ganze Leben kämpfen müssen, hatte nie ein warmes Plätzchen, oder jemanden, der ihn streichelt. Also stand für mich fest, ich werde ihn mit nach Hause nehmen müssen. Keiner kann sich vorstellen, was da jetzt abging. Ich musste ihn einfangen... Er hat mich gebissen, dass ich dachte, er will mich umbringen, doch ich glaube, im Schock hatte ich keine Schmerzen, das wurde mir erst später bewusst. Auf dem Weg nach Hause betete ich, dass der Tranportkorp in dem er saß seinen Agressionen standhalten würde.
Zu Hause habe ich den Korb und Futter an eine sehr geschützte Stelle gebracht, ich wollte ihm zeigen, dass er sich auf mich verlassen konnte. Ich habe die Türe entriegelt und bin gegangen. Natürlich habe ich ihn beobachtet. Kaum war die Tür offen, war er schon weg.
Ich dachte, er kommt nie wieder. Am nächste Tag war das Futter weg, aber ich wusste nicht, ob er es gefressen hatte. Ich stellte dann immer zur gleichen Zeit wieder Futter hin. Das ging über Monate. Und eines Tages, hab ich ihn dann wieder gesehn, natürlich beim Futter.
Und ich hab dann etwas gesehn, das mich auf eine Idee brachte. Trotz seines Alters, spielte er mit einem Band. Nur so konnte ich ihn überlisten. Von nun an bin ich jeden Tag ganz ruhig zum Futter gesessen, sehr lange Zeit. Mit der Zeit wurde er mutiger und frass auch in meiner Anwesenheit, wenn auch mit Protest und pfauchen, aber er hatte ja Hunger. Und ich habe mit ihm geredet, ihm immer wieder seinen Namen vorgesagt, nur mit sanfter Stimme. Er hat ihn sich gemerkt. Von nun an konnte ich ihn rufen, und er ist gekommen, aber ich konnte ihn nicht berühren und dann habe ich jeden Tag mit ihm gespielt und ihn dann ganz zufällig berührt. Natürlich hat er mir jedesmal eine runtergehauen, aber ich habe nicht aufgegeben. Es hat über ein Jahr gedauert, bis ich ihn streicheln konnte, aber nur ich, sonst niemand. Ich habe ihn gezähmt, bis er sogar in meinem Bett geschlafen hat, das war dann sein Lieblingsplatz. Nur, wenn er da war, hatte mein Mann kein Recht mehr. Wenn der in seine Nähe kam, gabs garantiert ein paar Hacker von Max.
Ich konnte ihm noch vier Jahre in Liebe und Geborgenheit schenken und ich werde ihn nie vergessen, denn ich konnte es täglich fühlen, wie sehr er mich geliebt hat.
Mein guter Rat an dich, leg dir eine Katzenangel zu, und ein paar Würstchen, kleingeschnitten, oder andere Leckerbissen.
Und dann spiele täglich mit deinen Katzen. Zuerst ohne dass du sie berührst, später dann wie zufällig, und wenn sie`s merken, immer eine Leckerei. Du musst lernen, wie eine Katze zu denken. Und du musst Geduld haben, es wird auch Rückschläge geben, aber am Ende wird es sich lohnen.
Und setze dich beim spielen auf den Boden, damit du nicht so groß wirkst, Katzen wollen dich lieber in Augenhöhe sehn....
Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute.
Liebe Grüsse Zaira