Beim Gynäkologen dabei ...
Hallo, Bohemier,
ich habe solche Situationen erlebt:
Ein Paar ("einfache, wenig differenzierte Persönlichkeiten") kam - als ich noch Kassenpraxis hatte - beinahe regelmäßig, um den immer physiologischen (!) Fluor der Partnerin kontrollieren zu lassen. Sie wollte den Partner immer unbedingt dabei haben, und der hatte dann immer ganz glasige Augen....
Ich sehe es auch so, dass man nichts zu verbergen hat, und der Partner manchmal auch besser zuhört, als der Patient selber.
Ich hätte auch kein Problem z.B. das Waschen oder die Wisch-Richtung des Klopapiers anzusprechen. Es kann nicht schaden, wenn der Partner auch auf so etwas mit achtet, oder?
Manchmal frage ich den Partner auch z.B. bei einer Kolpitis, ob er eine Rötung an der Eichel nach dem Geschlechtsverkehr bemerkt. Dann ist er gleich mit einbezogen.
Ein anderer Aspekt kam bei Balint-Arbeit wiederholt zum "Vorschein". Kollegen hatten eine Erektion, wenn der Partner dabei war. Möglicherweise steckt dahinter eine ("unentdeckte"?) Bi- oder Homosexualität, aber evtl. auch das "Zulassen" einer "normalen" Reaktion, wenn - weil der Partner ja dabei ist - ohnehin keine sexuelle Handlung stattfinden könnte, und die sonst "automatische" Verdrängung nicht "aktiviert" wird.
(Dann würde es übrigens auch zu einer Reaktion kommen, wenn ein kleines Kind, oder die Oma dabei ist).
Wichtig scheint mir, selber ein unverkrampftes Verhältnis zur eigenen Sexualität zu haben, dann kann man die Dinge locker ansprechen und doch mit einem Hauch von Humor auf den Punkt bringen.
Und die Patientin traut sich im Zweifelsfall bei einem anderen Termin von sich aus ein derartiges Problem anzusprechen! Das ist ganz wichtig, finde ich!
Ein spannendes und ganz schön komplexes Thema.
Gyn_Ther