Umfrage zur Kurventechnik ( Teil 2 ) die Auflösung
Zunächst mal danke für Euer Interesse und für viele der Hilfreichen Beiträge.ich möchte allen Empfehlen den nachfolgenden Text nicht nur zu überfliegen, sondern in Ruhe zu lesen. Mir geht es im folgenden ausschließlich darum einigen eine Lücke zu schließen von der viele gar nichts wissen dass sie existiert. Zunächst aber zu den 5 Fragen von denen jede Antwort nicht grundsätzlich falsch ist
1 „wenn ich nach rechts fahre lenke ich auch nach rechts“
trifft zu, aber eben nur beim rangieren und bis zu dem Zeitpunkt in dem Du die Beine auf die Rasten stellst und die Kreisbewegung Deiner Räder das Krad und den Fahrer in eine stabile Position bringen.
2. „mein Bike ändert seine Richtung in erster Linie durch Gewichtsverlagerung“
durch Gewichtsverlagerung lassen sich Schräglage um ein paar Grad und somit der Kurvenradius verändern, Sumo-Style in Kehren oder beim Offroadfahren, Hang-0ff in schnellen Asphaltkurven, nur alleine dadurch fährt Dein Bike schon bei niedriger Geschwindigkeit keine leicht kontrollierbare Kurvenbahn. Wer schon mal freihändig gefahren und dann schnelle Kurvenwechsel fahren wollte hatte die Hände wieder ganz schnell am Lenker gehabt. Das Gewicht Deines Körpers löst sich zudem ab einer recht niedrigen Geschwindigkeit durch die Fliehkräfte und der entstehenden Schräglage völlig auf.... egal wie schwer und kräftig Du bist.
3 „streng genommen lenke ich nach links wenn ich nach rechts möchte“
hinter dieser Aussage verbirgt sich letztendlich das was das ausschlaggebendste für eine Kurvenfahrt ist, als Automatismus gespeichert, im Gefahrenmoment jedoch zur tödlichen Falle werden kann. Mehr dazu im Nachwort
4 „mein Bike folgt automatisch meiner Blickrichtung“
völlig richtig, sollte man beim fahren aber einzusetzen wissen, denn es ist nicht der Blick, sondern ein Helfer Deiner psychisch und physisch gesteuerten Aktion. Man fährt dort hin wo man schaut, haben wir oft gehört ohne zu wissen dass man dadurch unbemerkt einen Lenkimpuls in die entgegengesetzte Richtung gibt .... und wohin fährst Du wenn sich vor Deinen Augen plötzlich eine Gefahrensitustion ergibt ? ... eben auch dort hin wo Du gerade schaust.
5 „im Grunde weiß ich es gar nicht, es geschieht einfach intuitiv“
für mich die symphatischste aller getätigten Antworten, das hätten nur einige mehr ankreuzen sollen. Und solange Du nur Spaß am fahren haben möchtest und nie in eine Situation kommen wirst, in der Dir Deine Intuition einen bösen Streich spielt kannst Du das immer weiter machen... das folgende aber trotzdem mal überdenken
Und jetzt zum eigentlichen, und das was seltsamerweise in keiner Fahrschule, in keinem Training und keinem Lehrgang vermittelt wird:
wir setzen uns auf‘s Bike und tun von Anfang an das richtige, wir lenken streng genommen entgegengesetzt. Das lernt jedes Kind wenn es die Stütztäder abgeschraubt bekommt. Sind sie weg, ist es zu klein zu merken, warum jetzt plötzlich alles andersrum ist. .... jetzt fahren und fahren wir im Glauben an fremde Mächte und erlernen dabei jede Menge Automathismen, wie auch den des Lenkens...... passiert aber plötzlich etwas unvorhergesehenes, stellen die Automathismen ihre Arbeit schlagartig ein und Dein Hirn schaltet im nächsten Moment um, in eine bewusste Handlung.... Du schaust auf das Hindernis, beginnst nach rechts zu lenken weil Du ja auch nach rechts möchtest und weil Dein natürlicher Reflex Dir das so vorgeben möchte.... und dann wunderst Dich, warum Dein Bock mit einem Schlag bockstarr wird.... dabei wäre das Umfahren des Hindernisses das einfachste der Welt. Das gleiche gilt deswegen auch für eine Kurve die Dir im verlauf zu eng zu werden scheint..... ist sie aber selten. Dein Bike und Deine Reifen können viel mehr als das was im Straßenverkehr zuträglich ist.
Die Übung:
mach es Dir auf einer Deiner Fahrten mal bewusst. Lege auf einer Geraden einfach nur mal die Fingerspitzen an die Lenkerenden, drücke leicht gegen das linke Lenkerende und schau wo es hinfährt. Dann nimmst Du die Enden wieder fest in die Hände und versuchst die nächsten leichten Kurven mal ganz bewusst mit entgegengesetzten Lenkimpulsen zu fahren. Wer immer noch glaubt, dass die Gewichtsverlagerung bei ihm die Hauptrolle spielt kann ja mal freihändig versuchen zu folgen, wird aber merken wie agil das Bike wird, wenn er den Lenker mit nur einer Fingerspitze berührt.
Sinn der Übung: bewusstes Erlernen Deines Lenk-Automathismus !
man sagt ab einer Widerholung ab 30 aufeinanderfolgenden Handlungen, speichert das Hirn Deine Bewegungen ab. Diese Übung in den nächsten Wochen oft wiederholt, und bis ins Hohe Alter einmal Wöchentlich kurz aufgefrischt, bald wirst Du in Kurven wie auch im Stressmoment wissen, wohin Du lenken musst .... landest nicht im Gegenverkehr, nicht in der Planke .... und Deine Angehörigen müssen auch keins der Kreuze besuchen, von denen viele wegen dieser Wissenslücke völlig unnötig unsere Strecken zieren
für die, die es noch nicht herauslesen konnten, es geht nicht darum wie man im Normalfall eine Kurve fährt, sondern um den Moment der Angst, in dem viele versagen.
Nachwort: Ich bin wirklich immer tief traurig wenn ich von der vielzahl der leicht vermeidbaren, schweren Unfälle höre oder eine Stelle passiere. Darstellungsdrang besitze ich nicht, das dürft ihr mir glauben.
Wenn durch diesen Beitrag auch nur ein einziger Unfall vermieden werden kann ist das einzige was ich wollte erfüllt.
habt bitte alle eine tolle und unfallfreie Saison
Gruß Elmo