Psychische Erkrankung und BDSM
Da hier und da das Thema wieder auftauchte, und dennoch auf die Gefahr hin eine zügellose Diskussion in Gange zu setzen, möchte ich gern im Folgenden zum konstruktiven und respektvollen Austausch zum Thema SM und psychische Erkrankung einladen.An den verschiedensten Stellen hört man immer wieder von psychischen Erkrankungen von Sub’s und Sklavinnen. Gleichwohl wird viel seltener auch ein ähnlicher Hintergrund beim Dom zur Diskussion gestellt obwohl dieser ebensoviel psychoanalytische Angriffsfläche von Narzismuss über unbewusste Selbstwertdefizite bieten würde. So bietet auch das oft angesprochene „Fehlverhalten“ des Doms bei gescheiterten BDSM Beziehungen sehr viel Angriffsfläche zu hinterfragen welche Erkrankung eventuell dahinter stecken könnte. Doch diese Thematik scheint oft tot geschwiegen zu werden, warum? Vielleicht regt ja dies hier an.
Viel öfter geht es aber in Foren und auch im privaten Kreise nun um psychische Auffälligkeiten von Sub’s und Sklavinnen. Von der klassischen emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (PS) des Borderline-Typ’s über den impulsiven Typ, oder , über die bipolare Persönlichkeitsstörung, zur histrionischen PS, über Anorexie und Bulimie, wobei die letzteren eher als Symptom verstanden werden sollten, gibt es eine Vielzahl an ICD Diagnosen die dem Anschein nach häufig in den tiefen von BDSM Bindungen wiederzufinden sind.
So, liegt nahezu jeder Erkrankung, sofern man sie als solche akzeptiert und wahrnimmt, ein emotional drastisches Ereignis zu Grunde. Irgendwann im Laufe des Lebens gab es Momente in denen die Psyche eine Lösung gebraucht hat. Diese Lösung wurde für den Kopf sinnvoll und so manifestiert sich ein Verhalten. Nur gelingt es dem Kopf nicht mit Vernunft dieses verhalten abzulegen, sodass das an sich einmal praktikable Erlernte, selbst zum Problem wird.
Leider gibt es hierzu viele Vorurteile und die Akzeptanz in der Gesellschaft ist mangels Interesse und Information eher gering.
Doch was könnte dies nun für SM bedeuten?
Einige Symptome der emotional instabilen PS des Borderline Typ’s sind, ohne dies pauschalisieren zu wollen, emotionale und physische Selbstverletzung als auch ein häufig stark ausgeprägtes totalitäres Denken.
Meiner Erfahrung nach, die auf vielen Gesprächen und Begegnungen beruht, gibt es nun für „Betroffene“, ohne diesen hiermit verbal eine Schuld zuzuweisen, zwei Möglichkeiten der Auseinandersetzung ihrer Erkrankung, die häufig als solche gar nicht wahrgenommen wird, mit BDSM.
Da wäre zum einen der „ungesunde Umgang“
Beim „ungesunden Umgang“ einer PS und BDSM handelt es sich meistens um eine Suchtverlagerung. Hier flüchten sich Betroffene häufig in’s Terrain von BDSM um hier ihren oft zwanghaften Drängen nachzugeben. Die Regulation welche in der Realität nicht funktioniert wird dann häufig ins Spiel übertragen und hier schafft es der Betroffene intensiver als sonst wo zu spüren. Hier kann man dem Drang nach Verletzung und emotionalen Superlativen nachgehen. So haben häufig jene die den „ungesunden Umgang“ gewählt haben keine Distanz zwischen Realität und Spiel. Sie versuchen sich im Spiel das zu holen, wovon ihnen häufig jeder Therapeut in der Realität abgeraten hat.
Zum anderen wäre da der „gesunde Umgang“
Hierbei sind sich Betroffene ihrer Situation bewusst, arbeiten an sich und absolvieren vehement eine Tiefenpsychologische- oder Verhaltenstherapie. Sie haben erkannt, dass man all das was man symptomatisch in der Realität tut abgrenzen sollte vom Spiel. Sie sehen das Spiel nicht als Mittel zum Zweck sondern erleben im Spiel nicht Befriedigung durch Erfüllung ihres realen Zwangs, sondern Befriedigung daran in einem abgesteckten Feld kontrolliert und überwacht ein Ventil gefunden zu haben welches den Mensch dahinter nicht schädigt.
In jedem Fall erfordert der Umgang mit Menschen die an sich und ihrer PS arbeiten ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Verständnis, Vernunft und Menschenkenntnis. Zudem sind Geduld und Objektivität unverzichtbare Eigenschaften die ein Dom mit sich bringen sollte wenn er sich für ein Spiel entscheidet. Eine Verantwortung die viele Doms auf sich nehmen ohne sich der Tragweite über die Lustberfriedigung hinaus bewusst zu sein und sich vorab zu fragen ob sie sich im Stande sehen diese zu Verantwortung tragen zu können. Denn der falsche, oder wenig sorgsame Umgang kann den Menschen der hinter Sub und Sklavin steckt noch mehr schädigen und dies ist sicherlich nicht im Sinne des Erfinders.
Also, handelt stets mit Vernunft seht den Menschen und BDSM wird zu dem Spiel welches es sein sollte.
Nun könnt ihr euch gern autauschen und eure Meinungen, Ansichten und Efahrungen niederschreiben.
Beste Grüße
Ater Crudus