Seelenlos

Hier eine kleine Leseprobe aus meinem neuen Buch "Seelenlos - die Geschichte eines verlorenen Objekts". Nähere Informationen findet ihr auf meinem Profil. Viel Spaß beim Lesen:

Endlich geht der Deckel der Kiste auf. Zwar hat die ganze Verschickung mit Fahrt zum Frachtflugzeug, dem Flug, der Entladung und einem weiteren Transport in einem Fahrzeug nur ungefähr sechs Stunden gedauert, aber sechs Stunden in einer kleinen Kiste ohne Essen und mit nur wenig zu trinken sind sehr, sehr lang. Vor allem, wenn man sie eingequetscht in einen Skianzug verbringen muss und trotzdem friert, da das Frachtflugzeug natürlich nicht beheizt ist und ziemlich hoch fliegt. Auch die volle Windel ist nicht sehr angenehm. Wenigstens hat der Skorpion mit einer Spülung vorher dafür gesorgt, dass sie nicht groß musste. Das wäre wohl noch unangenehmer gewesen.

Grob ziehen zwei Menschen sie aus der Kiste und stellen sie in einer großen, vollgestellten Lagerhalle ab. Überall um sich herum sieht Grazia viele Kisten und Säcke, doch zum Umschauen bleibt ihr keine Zeit, denn einer der beiden, ein großer, hellhäutiger Glatzkopf mit Khakihosen und einem Hawaiihemd zieht ihr den Anzug und dann angewidert die Windel aus. Beides wirft er achtlos in die Kiste. Nackt und schutzlos steht sie nun vor ihm und seinem dunkleren, schwarzhaarigen Kumpel, der ein olivgrünes Muskelshirt zu seinen schwarzen Shorts trägt.
"Komm mit.", sagt der Glatzkopf auf Spanisch und sie folgt ihm durch die Lagerhalle zu einer Tür. Diese führt in ein kleines Büro, in dem niemand an dem unordentlichen, klapprigen Schreibtisch sitzt. Es war warm in der Halle und in dem kleinen Büro ist es noch wärmer. Träge grabschen die beiden ein wenig an ihr herum und beschließen dann, diese Dinge doch lieber in kühleren Räumen weiterzuführen. Deshalb schnappt sie sich der Schwarzhaarige, legt sie sich über die Schulter wie einen Sack und schleppt sie zu einem Jeep. Dort wirft er sie auf die Ladefläche und setzt sich ans Steuer. Der Glatzkopf steigt zu ihrer Beunruhigung mit ihr auf die Ladefläche und benutzt sie dort während der Fahrt dazu, dass sie ihm einen bläst, während er seine dreckigen Finger in ihre Spalte steckt und mit ihren Titten spielt. Obwohl sie gehorsam alles mitmacht, tobt ein Sturm an Gefühlen in ihr. Das kennt sie so nicht, dass sie jemanden vermisst oder etwas nicht gut findet und es fällt ihr schwer, diese Gefühle in den Griff zu bekommen. Den Glatzkopf stört es allerdings nicht, als ihr die Tränen kommen. Er macht einfach weiter.