Auch eine sehr persönliche Sache ...
Hallo Allira,
sicherlich meinst Du "natürlich dominant" im Sinne eines Gegenteils zu "unnatürlich dominant", und zum Begriff "unnatürlich dominant" kommen mir einige Damen und (noch mehr) Herren sofort in Erinnerung, deren Art, mit anderen und auch dem Partner umzugehen, ich als gekünstelt, affektiv und - infolgedessen - als überzogen empfinde. Sie legen ein Verhalten an den Tag, das man zusammengefasst schlicht als arrogant bezeichnen könnte. Und arrogante Menschen wirken eben schwach. Im Umgang mit Anderen weniger erfahrene Menschen empfinden sie als unangenehm, meiden sie und lästern hinter ihrem Rücken über sie, während andere eher ruhig bleiben und sie sogar ab und an loben, womit sie ihnen ein wenig von der so dringend eingeforderten Zuneigung liefern. In beiden Fällen sind sie in Wirklichkeit unterlegen.
Nur: Auch diese Menschen haben oft einen Partner gefunden, der sie achtet, auf sie eingeht und sich von ihnen dominieren lässt. Die "Rezeptoren" aller Menschen sind eben unterschiedlich. Und kein Mensch passt immer stets zu 100 Prozent zum anderen. Insofern ist die Fähigkeit, auf den Partner einzugehen, sich als dominanter Partner bis zu einer gewissen Grenze auf den submissiven Partner einstellen zu können, hilfreich.
Und an dieser Stelle könnte man wieder fragen: Ist das wirklich dominant? Sollte der dominante Part nicht seine Interessen schlicht durchsetzen? Nein.
Der Schlüssel liegt nach meiner Ansicht ganz woanders. Er liegt im Selbstbewusstsein. Keine Beziehung, nicht einmal eine Freundschaft, kommt ohne ein gegenseitiges Aufeinander-Eingehen aus. Ein selbstbewusster Partner geht auf den oder die andere(n) ein, nur zeigt er zugleich: Ich mache das, weil ich das so entschieden habe, und nicht, weil Du es willst. Er besitzt die Lebenserfahrung und das Einfühlungsvermögen, Bedürfnisse von Tricksereien, Drama-Aufführungen und purer Unentschlossenheit zu unterscheiden. Sein Wort erhält auf diese Weise Gewicht.
Wie erkennt man solche Menschen? Sie sind eher ruhig und haben Erfolg. Nicht notwendigerweise in beruflicher Hinsicht oder in Form von viel Geld. Sie haben ein gutes, zuverlässiges soziales Netzwerk, verwirklichen ihre Ideen und kennen ihre Grenzen. Sie können ohne jede ersichtliche Hemmung auch darüber reden, was sie nicht können, wollen oder mögen. Oft findet man sie in irgendwelchen Führungspositionen wieder, wo sie einem Untergebenen sehr ruhig und ohne jeden Vorwurf etwa sagen können: "Ich habe darüber länger nachgedacht und verstehe das nicht, können Sie mir das bitte einmal erläutern?"
Wie beeindruckt man solche Menschen so sehr, dass sie sich für einen interessieren? Indem man ihnen submissiv und zugleich auf Augenhöhe begegnet. Der vermeintliche Widerspruch lässt sich auflösen. Man verdeutlicht: "Ich unterwerfe mich Dir gerne. Ich zeige Dir, wie ich das möchte, und wo die Grenzen sind, die Du sicherlich niemals ausreizt. Ich bin nicht willenlos, sondern ich will Deinen Willen." Und dies sollte ständig rückgekoppelt werden, nicht nur zu Beginn.
Man benötigt sehr viel Selbstbewusstsein, um sich einem Menschen zu unterwerfen. Und es ist ein schönes, stetiges Kompliment eines Sub an einen Dom, zu vermitteln: Ich bin ein sehr eigenständiger, selbstbewusster Mensch, der sich Deinem Willen ausliefert, weil ich es so entscheide.
Auf diese wunderbare Weise werden so leicht in der Euphorie dahingesagte Liebesschwüre gerade in D/s-Beziehungen zu ständig gelebten Liebesbezeugungen.
Dies ist meine ganz persönliche Antwort auf Deine Frage, die Dir vielleicht etwas weiterhilft.
Gruß - COBerlin (Er)