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Es macht in den Communites und den regionalen Szenen gerne den Eindruck als würde BDSM automatisch mit einem gewissen Swingerhabitus, der da lautet "mit jedem mal spielen, locker auch mit anderen interagieren", einhergehen. Die meisten Paare leben so aber gar nicht und leben ihr BDSM im Beziehungskontext, wie auch immer die Beziehung nun beschaffen sein mag, aus.
Da wird nicht mal hier, mal da, mal dort gespielt.
Du sprichst die richtigen Punkte an, wahllos ist das alles nicht. Auch in den Clubs nicht.
Es werden bestimmte Menschen für bestimmte Affinitäten gesucht und manchmal auch gefunden.
Wenn man das so mag, so ist das völlig okay.
Das ist aber das, was ich stets salopp und vereinfacht als "Swingerhabitus" bezeichne.
Es macht in der Szene - die eh nicht "die eine Szene" ist, weil es keine homogene BDSMler-Masse gibt - immer mehr den Eindruck als müsste das ausgelebte BDSM in Form von solchen Neigungspartnersuchen faktisch Poly oder offen ausgelebt werden. Und wer das nicht macht, damit keine "Erfahrung" sammelt, gehört irgendwie nicht dazu oder ist eine zweiköpfige Ziege.
Ja, es gibt BDSMler, die ihr BDSM so ausleben, aber meiner persönlichen Einschätzung nach hat man das vorrangig bei Clubgänger:innen, während die meisten BDSMler ihr BDSM innerhalb von Partnerschaften personenbezogen ausleben.
Mir ist es beständig wichtig eine Sache zu sagen:
Es ist völlig okay, wenn man mit mehreren Partner:innen offen locker spielen möchte, aber es ist kein Muss.
Man wird, wenn man das tut, nicht zwangsweise zum "besseren", weil "erfahrenen" BDSMler. Genausowenig wird man "besser" oder "erfahrener" nur weil man BDSM schon X tausend Jahre praktiziert.
Dabei ist gar nicht definiert was "erfahren" eigentlich bedeutet. Ich kenne Menschen mit 20+ Jahren BDSM Erfahrung bei deren Sessions ich die Hände über den Kopf zusammenschlage, weil schon die selbstverständlichsten Sicherheits- und Konsensgrenzen halb bis vollständig gerissen werden.
Wenn man Erfahrungen sammeln möchte, weil die eigene Partnerin gewisse Kinks nicht teilt: Bitte.
Wenn man Erfahrungen mit erfahrenen Partnerinnen sammeln möchte, damit man am Ende mit der eigenen Dinge intensiver ausleben kann: Auch super.
Gerade letzteres habe ich beim Bondageeinstieg durchaus als hilfreich empfinden. Ich habe damals mit der Freundin eines Freundes ab und an locker Dinge "trainiert". Sie konnte mir sehr gut helfen, weil sie unfassbar erfahren war und gerade zum Handling mit ihr Tipps geben konnte.
Aber das war und ist kein Muss. Es wäre auch ohne dem gegangen. Es ergab sich bei uns einfach, weil wir sowieso befreundet waren.