Diese Frage wurde hier immer wieder (ergebnislos) diskutiert. Dass es darüber keinen wirklichen Common Sense gibt, liegt wahrscheinlich daran, dass für die meisten Menschen eben "Sex" und "BDSM" als zwei voneinander unabhängige Dinge existieren. Hinzu kommt, dass jeder gewisse Dinge für sich selbst aus seiner subjektiven Sicht definiert. "Sex" kann allein schon alles bedeuten. Für den einen ist Sex der reine Akt, für den anderen gehören Sinnlichkeit, Erotik, Ekstase dazu. Bei "BDSM" ist es ja noch komplizierter, weil darunter viele Dinge subsummiert werden, die unter Umständen garnichts miteinander zu tun haben. Vulgo: Sex=normal; BDSM=pervers.
Warum soll also zum Beispiel eine römische Orgie schon unter BDSM fallen? Niemand würde auf die Idee kommen, eine Swingersause als BDSM zu bezeichnen. Welche Elemente einer römischen Orgie berühren also den "dunklen" Teil des sexuellen Multiversums? SM heißt ja schlicht, "Sadismus/Masochismus"... irgendwann wurden "Bondage" und "Discipline" dazu gepackt, weil es viele Überschneidungen gibt.
Wenn Onkel Harald seine Nachbarin Uschi mit Plüschhandschellen am Bett festschnallt und sie mit 50 Hub/Minute missionarisch penetriert, sind sowohl die Merkmale "Sex" als auch "Bondage" erfüllt. Wenn er das mit Oma Gerda macht, um ihre Schmuckschatulle zu klauen, ist das Merkmal "Bondage" erfüllt, aber niemand würde auf die Idee kommen, beides als BDSM zu bezeichnen oder? Also müssen mindestens ein paar mehr Merkmale erfüllt sein, damit die meisten etwas als BDSM erkennen.
Wie in jeder Subkultur entwickeln sich über die Zeiten Klischees und ungeschriebene Gesetze, Regeln und Dogmen. Es gibt immer die Menschen, die sich in dieser Subkultur bewegen und Menschen, die sich an den Errungenschaften der Subkultur bedienen. Damit einher gehen immer Konflikte, die auf verschiedenste Art und Weise ausgetragen werden. Wer hat also die Deutungshoheit über Dinge, die noch nicht mal aufgrund ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit gedeutet werden können?