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Psychodrama BDSM?

Psychodrama BDSM?
Nicht erst seit der Zwischendiskussion im Thread "Prioritätenliste" geistert mir dieses Thema im Kopf herum, das Ausschlußkriterium (seltener: die Anforderung) "psychisch krank" taucht besonders im BDSM-Umfeld ja oft auf. Selten wird konkret geäußert, was genau jeder einzelne darunter versteht, nicht selten wird ein pauschales "Borderliner" oder "Narzisst" rausgehauen, was bei genauerem Hinsehen lediglich mit einer oder zwei Charaktereigenschaften assoziiert wird.

Egal - mich interessiert das Thema aus zweierlei Gründen. Zum einen als "Betroffene" (genau genommen fühle ich mich nicht besonders betroffen, meine psychischen Erkrankungen wurden vor Jahren intensiv und außerordentlich langwierig behandelt, aber die Spuren sind sichtbar und nicht wegzudiskutieren) - zum anderen aber auch, weil ich für mich selbst ganz klar sage: auf bestimmte Krankheitsbilder (z.B. Depressionen, nicht behandelte Borderliner) werden ganz sicher nicht Spielpartner von mir. Nicht als Diskriminierung zu verstehen, aber es wäre für mich einfach zu anstrengend, mich dagegen abzugrenzen.

Andererseits: BDSM erscheint mir geradezu ideal, im Spiel psychische Defizite, Blessuren, Ängste auszuagieren. Deshalb auch der Titel dieses Themas: Psychodrama ist ursprünglich als Therapieform oder -technik konzipiert und zunächst als Gruppentherapie, später auch für Einzeltherapien eingesetzt worden. Mittlerweile wird Psychodrama nicht mehr nur als Therapie, sondern auch in Form von Weiterbildungen, Coachings, Persönlichkeitsentwicklung usw. eingesetzt. Viele Settings im BDSM-Bereich erinnern stark an Psychodrama: Rollenspiele, Ageplay, D/S-Szenarien enthalten ganz klar Elemente aus dieser "Psychokiste".

Ich möchte von euch wissen: wo seht ihr die Grenzen im Spiel? Was sind eure persönlichen Vorbehalte, was Spiele mit psychisch vorbelasteten Menschen angeht? Wo seht ihr Entwicklungsmöglichkeiten oder gar die Chance, euch durch derartige Rollenspiele im BDSM-Bereich von psychischen Einschränkungen zu lösen?

Auf eine wertschätzende, offene Diskussion freue ich mich. *blume*
*******rica Frau
974 Beiträge
Meine psychischen Erkrankungen werden in einer professionellen Therapie aufgearbeitet. Bdsm lass ich da sicher nicht drin rumpfuschen.
Ich kann persönlich nichts mit bestimmten Verhaltensweisen anfangen. Das ist auch relativ normal. Wenn diese aber schädliche Ausmaße annehmen und die andere Person nicht gewillt ist, selbst daran zu arbeiten, hat sich das für mich erledigt. Ein ganzes Krankheitsbild würde ich da nicht ausgrenzen.
*******Frau Frau
5.824 Beiträge
Also ich für mich selber kann mir nicht vorstellen keine psychische Vorerkrankung durch BDSM in welcher Form auch immer zu therapieren, so was gehört in Fachhände. Genauso wenig könnte ich mir vorstellen mich jemandem anzuvertrauen, der psychisch vorbelastet ist außer derjenige ist erfolgreich in Behandlung und gilt sozusagen als "geheilt" sprich er hat seine Erkrankung im Griff und die Krankheit kann nicht so schnell durch Trigger wieder hervorgeholt werden. Alles andere wäre für mich zu gefährlich. Ich möchte mich auf meinen Partner verlassen können und möchte nicht noch da mit rein gezogen werden. Ich habe jahrelang neben einem unbehandelten depressiven Menschen gelebt. Das frisst einen auf und das möchte ich nicht noch mal durch machen.
Zitat von *****led:
Ich möchte von euch wissen: wo seht ihr die Grenzen im Spiel? Was sind eure persönlichen Vorbehalte, was Spiele mit psychisch vorbelasteten Menschen angeht?

So ganz grundsätzlich halte ich es für unangebracht, sich vollständig gegen Menschen mit psychischen Problemen zu verwahren.
Ich bin da durchaus auch bereit, über die eine oder andere "Macke" hinweg zu sehen.

Die Grenze ziehe ich für mich, wenn aufgrund der psychischen Probleme ein vernünftiger Umgang spürbar erschwert wird und wenn meine (Spiel)Partnerin versucht, ihre Probleme zu meinen zu machen.

Mit dem Gedanken, Psychodrama ins Spiel einzubauen oder das Spiel als Psychodrama zu inszenieren, kann ich nichts anfangen.
*******ecat Frau
45 Beiträge
Ich denke es ersetzt keine Therapie aber es kann manchmal hilfreich sein sich selbst kennen zu lernen und in Auseinandersetzung mit sich selbst über sich zu lernen und daran zu wachsen. Wenn man es mit Vorsicht betreibt.
**********ion88 Mann
420 Beiträge
BDSM basiert viel auf Grenzerfahrungen. Somit ist das Einschätzen-können des Gegenübers noch viel wichtiger als bei normalen Beziehungen. Jemand der nicht...linear funktioniert macht das ganze dann natürlich schwieriger.
**********Magic Mann
19.054 Beiträge
Ich wollte gerade was dazu schreiben und schließe mich da vollumfänglich https://www.joyclub.de/my/3755366.dermitdemseil.html an.

Sehr gut auf den Punkt gebracht.
Zitat von *******Frau:
Also ich für mich selber kann mir nicht vorstellen keine psychische Vorerkrankung durch BDSM in welcher Form auch immer zu therapieren, so was gehört in Fachhände.

In der Regel geht es auch nicht um Therapie oder Therapieersatz, sondern eher darum, dass die spezifische Konstellation einer (B)DS(M)-Beziehung eine Form von Halt bieten kann, die hilft, mit bestimmten psychischen Problemen leichter umzugehen.

So wird z.B. angenommen, dass devote Borderliner in den Händen eines/einer straff führenden Dom(me) eine Art von Halt finden können, die hilft, trotz Borderline ein relativ beständiges Leben zu führen. Die emotionale Instabilität des Devoten wird im Grunde durch den Dom übersteuert.
Das Ganze hat allerdings Grenzen und letztendlich kann das dann für Beide umso frustrierender sein, wenn man dann nach Monaten merkt, dass man diesbezüglich einer Illusion aufgesessen war.
******ray Mann
374 Beiträge
Mir wurde mal erzählt,dass eine Psychologin zu ihr sagte,da sie in der Sitzung natürlich auch ihre Sexualität beleuchtete...das sie machen solle,was ihr gut tut.

Mir wurde einst vorgeworfen,nicht auf ihre Sexualität einzugehen und ihr nicht zu geben was sie will...dabei tat ich es bewusst nicht,da ich ihre Vorgeschichte kannte und mir nicht im Traum vorstellen konnte,das dann BDSM noch wirklich gewollt sein kann, gut für sie ist und in ihrer Sexualität überhaupt eine Rolle spielen kann. Ich hatte mich geirrt...

Unabhängig davon meine ich das psychische Erkrankungen, seien sie ärztlich oder an sich selbst diagnaostiziert, eine Begleiterscheinung unserer degenerierenden Gesellschaft sind. Was sich auch im BDSM Bereich niederschlägt und, meiner Meinung/begr. Erfahrung nach, dort auch vermehrt zu finden sind. Da ich es für mich nicht sagen kann, so vermute ich...dass Regeln,Schmerzen,Führung und vllt. auch "geordneter Gebrauch", der/dem ein oder anderen (psychisch kranken) Sub wirkich Sicherheit geben können und temporär therapeutisch wirken können. Temporär...!

Eine psychische Erkrankung, wissend ins Spiel mit einbringen zu wollen, käme für mich nicht in Frage. Wenn dagegen das Spiel sich psychsich positiv wirkt - spricht nichts dagegen. Sollte sich das Gegenteil herausstellen, wäre jedwedes Spiel beendet, oder ich würde gewisse Dinge weitaus vorsichtiger praktizieren bzw. gar nicht in Betracht ziehen.

Richtig ist auch...mit Narzisst wird jeder aussortiert,der mal an sich denkt...dabei der weibliche Narzissmus praktisch nicht vorhanden scheint - aber mind. ebenso weit verbreitet ist.
Nun ja - ich war nie Borderlinerin, war aber an einer dissoziativen Identitätsstörung erkrankt - da gibt's Parallelen. Ich glaube nicht, daß BDSM Therapien ersetzen kann (ich würde nicht mal den Versuch wagen - das könnte in schweren Fällen tatsächlich nach hinten losgehen, weniger für den Erkrankten, mehr für denjenigen, der sich zu viel zutraut). Für mich persönlich wäre auch ein Dom, der mich "stabilisieren" müßte, nicht in Frage gekommen, aber das mag auch mit der eigenen Biografie zusammenhängen.

Ich dachte eher an so Dinge wie z.B. Ageplay: ich fresse 'nen Besen mitsamt Putzfrau, wenn solche Vorlieben nicht ganz klar ihren Ursprung in der Kindheit haben. Muß nicht negativ sein, auch nicht krankhaft, aber zumindest für mich weiß ich recht sicher, daß ich in meiner Kindheit keine Zeit hatte, Kind zu sein - und dem entsprechend ein ziemlich starkes Bedürfnis nach starker, sicherer Führung als Rahmen, in dem ich dieses "Kind" ausagieren kann.

Das ist als Beispiel zu verstehen - ich bin sicher, es gibt auch andere Dinge wie z.B. das Ausagieren von Ängsten (um sich danach auffangen zu lassen) usw. Was anderes als Psychodrama ist sowas denn?
********2016 Mann
2.380 Beiträge
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass psychische Erkrankungen und Probleme im BDSM Kontext genauso auftreten können, wie in stino Beziehungen.

Ich selber habe das Glück, mit eigenen Problemen gut ohne therapeutische Unterstützung umgehen zu können.

Untragbar wäre es für mich bei einem Spielpartner, wenn psychische Probleme dominierend ins Spiel eingreifen würden, so der Wunsch nach Verletzungen mit bleibenden Schäden u.ä.

In einer Beziehung ist es für mich leichter, eine Partnerin in einer Therapie zu begleiten, als Begleiter unbehandelter Probleme zu sein. Letzteres ist einfach gruselig.

BDSM ist Teil der Persönlichkeit und gibt mir die Möglichkeit, mich in einen anderen Zustand begeben zu können. Das große Thema der Kontrollabgabe hat für mich dabei persönlichkeitsentwickelnde Komponenten. Auch die Verantwortung als aktiver Part hat diese Elemente.

Ein gesunder Umgang mit den eigenen Neigungen bedingt für mich, einem Anderen nicht die Verantwortung für psychische Probleme übertragen zu dürfen. Sobald quasi eine therapeutische Erwartungshaltung dazukommt (Problemlösung durch BDSM) , heißt das für mich STOPP.
*******Frau Frau
5.824 Beiträge
Ohne mich jetzt eingehend mit Narzissmus beschäftigt zu haben, denke ich geht Narzissmus doch weit über "normalen" Egoismus hinaus. Denn für mich ist es schon was anderes an sich selbst zu denken, oder an sich selbst zu denken und andere dafür nieder zu machen um selbst besser dazustehen.
****ody Mann
11.722 Beiträge
Ich möchte nicht, dass durch mein SMiges Handeln sich der Zustand einer Partnerin verschlechtert und ich möchte nicht, dass sich eine Abhängigkeit zu mir bildet, weil da eine Disposition vorhanden ist.

Ich habe viele Jahre mit einer Borderlinerin mit depressiven Phasen zusammengelebt, die meiner statt Therapie zu brauchen meinte. Ich möchte fast glauben, dass die eigentliche Beziehungsdynamik sich schwerwiegender auswirkt als SM.
Ich finde dass beide Themen erstmal nichts miteinander zu tun haben...viele die psychisch krank sind, treiben instinktiv Sport, weil sie irgendwann gemerkt haben, das tut gut... später in der Therapie wird das ja oft eingesetzt...aber keiner in einem Sportforum würde in ein Forum schreiben, und dies zum Thema machen...

Aber manche machen das im bdsm zum Thema, egal ob von außen, oder wir selber...

Aber nicht falsch verstehen, der thread ist absolut berechtigt...

Natürlich kann es dennoch hilfreich sein, aber ich sehe da keinen Unterschied z.B. mit dem Sport..

Eine Herrin von mir hatte Asperger, und sie sagte bdsm ist ein wundervolles Mittel, um Menschen zu begegnen und Vertrauen zu entwickeln.... und ihr hat das geholfen....

Und ich persönlich überlege sei einiger Zeit, woher meine Neigung zu bdsm kommt,
und hinterfrage das ein bisschen...und ich neige z.B. wenig zu Hochmut, ich schwöre, es ist aber nicht schlimm, nur ganz wenig Hochmut ☺️☺️☺️und ich merke dass bdsm mich unheimlich erdet, und da ganz andere Seiten von mir zum Vorschein kommen..das macht mich devoter, und dankbarer....

Will sagen es kann was gutes bewirken, aber nicht mehr undnicht weniger wie vergleichbare Neigungen, oder Vorlieben aller Art.... dies ist jedenfalls meine Meinung....
Sicher kann eine Session etwas therapiehaftes haben, den Geist befreien, Ängste oder sonstige Probleme entsprechend verarbeiten. Gerade das geistige oder mentale spielt doch eine entscheidende Rolle.

>>Kein Therapieersatz<<
Natürlich gehören schwere geistige Erkrankungen professionell behandelt und es ist nicht gut jemand unerfahrenes (selbsternannte Hobbypsychologen) abzuverlangen sämtliche persönlichen Probleme zu lösen.

Aber wir alle mögen die Dinge die wir mögen aus bestimmten Gründen und diese zu kennen, zu verstehen, zu akzeptieren und verantwortungsvoll damit umzugehen, kann etwas sehr wohltuendes sein und befreiendes haben. Ich persönlich kenne einige Damen die genau diesen Seelenbalsam in einer Partnerschaft gefunden haben und seit dem richtig aufblühen und ich selbst freue mich auch wenn andere von meinen Erfahrungen etwas mitnehmen können oder ich einen besonderen Draht zu jemandem bekomme weil man ähnliche Dinge durchlebt hat und direkt ein anderes Verständnis füreinander da ist.

Die Grenzen sind wie so oft fließend und klar beurteilen kann man immer nur im Einzelfall ob etwas noch "gesund" ist oder ob jemand ausgenutzt wird/jemand seine Probleme auf jemand andern verlagert.
Die wichtigste Frage die sich jeder immer stellen sollte; "Tut es mir/uns gut oder nicht?"
****man Mann
222 Beiträge
Ich habe mir im Einsatz ein PTBS eingehandelt, die bei der Nachuntersuchung weder erkannt noch behandelt wurde. Ich habe mich dann, ohne das zu wissen, selber behandelt. U.a. auch, indem ich meinen Sadismus recht ungehemmt ausgelebt habe, meinen Schmerz auf andere projeziert (wie ich später erfahren habe). Ich wußte ja auch nicht, was BDSM ist. Vor 30 Jahren war das noch nicht so üblich, daß man sich psychologisch behandeln ließ.

Ich habe die Ursachen erst später überhaupt erfahren, als ich in einer Beziehung mit einer Psychologin über damals gesprochen habe. Sie hat mich dann diagnostiziert. Vorher hatte ich diesen Aspekt meiner Persönlichkeit eher verdrängt und knallhart kontrolliert. Weil mir meine eigene Handlungsweise damals nicht gefallen hat. Die Kontrolle bin ich nicht los geworden, aber das ist auch gut so. Auch wenn es dazu führt, daß ich mich nicht fallen lassen kann, immer bestimmen (Kontrolle behalten) will.

Ich denke, im BDSM-Bereich laufen viele Menschen herum, die den einen oder anderen Knacks haben, ohne es zu wissen.

Wenn hier einige sagen, daß sie solche Menschen vom Kontakt ausschließen würden, dann würde ich gerne wissen, woran man sie erkennt.
Wenn jemand eine behandelte psychische Erkrankung hat und nichts sagt, dann merkt man es nicht.

Ich habe in 30 Jahren BDSM auch eine große Anzahl Menschen kennengelernt, die einen psychischen Knacks hatten und bei denen ich es wußte oder man es gemerkt hat. Bei einigen fand ich es problematisch, bei anderen nicht. Es kam immer auf die Ursache, den Umgang damit und die Persönlichkeit an.
Als bekennender Sadist "leidet" man durchaus daran, daß Borderliner auf einen fliegen. Bewußt oder unbewußt, ich weiß es nicht. Mit einer hatte ich eine Beziehung über 10 Jahren und ein Kind. Ohne daß ich es am Anfang gemerkt hätte. Und sie wußte es auch nicht.

Einige Freundinnen, die als Dominas gearbeitet haben, sagten mir im Spaß, sie seien eigentlich Therapheutinnen. Eine ist selber so abgedreht, daß ich mir als Weichei und nicht mehr als Sadist vorkam. Aber sie ist von männlichen Masos geradezu angebetet worden.

Ich weiß nicht, ob die Menge an psychischen Erkrankungen im BDSM höher ist. Aber sicher findet man mehr Raum, sie auszuleben. Auf gute oder schlechte Art.
********egel Paar
2.633 Beiträge
Die ersten Beiträge zeigen schon, was ich die letzten Jahre immer wieder lese, wenn es um dieses Thema geht.
BDSM ist keine Therapie. Finger weg von psychisch Erkrankten.

Ist es so einfach?
Ich meine, nein.

Der Meine und ich sind nunmehr 8 Jahre zusammen, ich war zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens schwer traumatisiert und daraus folgend depressiv. Ich habe eine lange Liste an Erfahrungen sexualisierter Gewalt, bin dabei sehr reflektiert und mir meiner Trigger weitestgehend bewusst.
BDSM haben wir von Anfang an und immer ausgelebt, in verschiedensten Formen (mal mehr D/s, mal mehr SM, mal nur Bondage). Eine Therapie für mich haben wir von Anfang an gesucht, sind schließlich auf das worst case zurück gefallen (stationärer Aufenthalt in Notfallklinik).

Heute, fast 8 Jahre nach unserem Kennenlernen habe ich eine Therapeutin gefunden, die unsere Art der Beziehung nicht nur akzeptiert und irgendwie spannend findet, sondern sie auch für meine Therapie nutzt. Der Meine als dominanter Part kann mir Aufgaben geben, die sie als Therapeutin für sinnvoll erachtet. Das funktioniert sehr gut. Und ja, damit haben wir quasi eine BDSM-Therapie.

Meine heutige Diagnose ist eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (in der Notfallklinik wurde Borderline und schwere Depression diagnostiziert). In der Therapie konnte ich sehr viel bereits aufarbeiten und verarbeiten. BDSM war dabei für mich persönlich hilfreich, als Ausgleich zur wirklich anstrengenden Therapie und als Ausleben meiner Sexualität in (endlich einmal!) selbstbestimmter Art und Weise.
BDSM war nie ein Therapie-Ersatz oder eine Kompensation. Es war für mich immer nur gelebte Sexualität. Das war nicht immer gesund, ganz klar. Weil ich nicht gesund war. Und der Meine hat das getragen, weil er verdammt stark ist und das konnte und wollte.

Bei uns war aber auch sehr schnell klar, dass wir uns lieben, dass wir zusammen alt werden wollen. Bei einer Spielbeziehung mag das anders aussehen.

Der Meine hat inzwischen mehr Trigger im Kopf als mir überhaupt bewusst sind, weil ich mittlerweile Profi im Verdrängen bin. Das Verdrängte kläre ich in der Therapie auf. BDSM lebe ich mit dem Meinen, weil wir es beide lieben und weil es gut tut. Man kann das trennen.

Wahrscheinlich funktioniert das bei uns so, weil wir in erster Linie eine Liebesbeziehung führen. Alles andere ist dem untergeordnet. Ich werde diese komplexe ptbs immer haben, ich kann nur lernen, damit besser umzugehen. Der Meine kommt damit klar. Und dafür bin ich sehr dankbar, weil es mir die Möglichkeit gibt, mich in meinen Neigungen auszuleben. Und ja, das ist auch therapeutisch wertvoll für mich.

Ich kann jeden verstehen, der sagt "mit nem Borderliner/Depressiven/Traumatisierten will ich nicht spielen". Einfach so spielen wird vermutlich auch nicht gut gehen.
Aber mit Geduld, Liebe, Verantwortungsgefühl kann daraus immer noch etwas verdammt Großes entstehen. Weil psychisch erkrankte Menschen auch nur Menschen sind.

Sperling
Tatsächlich habe ich Theaterpädagogik mit einem großen Anteil Psychodrama studiert und kann dir sagen, dass das:
Zitat von *****led:
BDSM erscheint mir geradezu ideal, im Spiel psychische Defizite, Blessuren, Ängste auszuagieren. Deshalb auch der Titel dieses Themas: Psychodrama ist ursprünglich als Therapieform oder -technik konzipiert und zunächst als Gruppentherapie, später auch für Einzeltherapien eingesetzt worden. Mittlerweile wird Psychodrama nicht mehr nur als Therapie, sondern auch in Form von Weiterbildungen, Coachings, Persönlichkeitsentwicklung usw. eingesetzt. Viele Settings im BDSM-Bereich erinnern stark an Psychodrama: Rollenspiele, Ageplay, D/S-Szenarien enthalten ganz klar Elemente aus dieser "Psychokiste".
zwar ne fixe Idee ist aber definitiv nichts ist was man miteinander vermanschen sollte.

Ja im BDSM gibt es auch eine "Spielvereinbarung" und er ergibt sich ein gewisser freier Raum, der frei von Zwängen, Normen und Regeln des Alltags ist und seine eigenen "Regeln" die man individuell festlegt beinhaltet. Was auch ähnlich ist, dass man in eine Art Rolle schlüpft in der man sich ausprobieren kann, sich traut neue Verhaltensweisen zu erforschen, die ansonsten vielleicht nicht zu seinem Alltagsrepertoire gehören. Trotzdem ist es nicht für Psychodrama geeignet aus folgenden Gründen:

Was will man man Psychodrama erreichen?
Man will in einem geschützten Raum und durch Rollenschutz Menschen die Chance geben neue Verhaltensweisen für bestimmte Situationen auszuprobieren, welche ihnen im Alltag helfen können, sie sich sicherer fühlen etc.
Nun hat man im BDSM aber nicht unbedingt Verhaltensweisen welche im Alltag nützlich währen.
Weder möchte man jemanden, der jemanden den Popo versohlt wenn ihm was nicht passt noch jemanden der sofort auf die Knie sinkt wenn er mal Gegenwind bekommt.

Dann bräuchte man um Psychodrama zu praktizieren immer mindestens ein "Outside Eye" also eine beobachtende Person welche sich den Bumms anguckt und am Ende den spielenden Personen spiegelt was sie gesehen oder wahrgenommen hat. Nur so können die agierenden Personen reflektieren und Schlüsse ziehen … das führt mich zum letzen Teil: Das Spielen als solches ist fast das Geringste beim Psychodrama eine wirkliche Erkenntnis gibt es nur durch viel Reflektieren, Analysieren etc.
… ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen das alles in ihrer Sexualität haben wollen.

Zitat von *****led:
Ich dachte eher an so Dinge wie z.B. Ageplay: ich fresse 'nen Besen mitsamt Putzfrau, wenn solche Vorlieben nicht ganz klar ihren Ursprung in der Kindheit haben. Muß nicht negativ sein, auch nicht krankhaft, aber zumindest für mich weiß ich recht sicher, daß ich in meiner Kindheit keine Zeit hatte, Kind zu sein - und dem entsprechend ein ziemlich starkes Bedürfnis nach starker, sicherer Führung als Rahmen, in dem ich dieses "Kind" ausagieren kann.

Das ist als Beispiel zu verstehen - ich bin sicher, es gibt auch andere Dinge wie z.B. das Ausagieren von Ängsten (um sich danach auffangen zu lassen) usw. Was anderes als Psychodrama ist sowas denn?

Das ist definitiv etwas anderes als Psychodrama weil es in deinem Beispiel nur rein um das Ausleben eines Bedürfnisses in einem bestimmten Setting geht … das hat aber noch gar nüschts mit Psychodrama zu tun. Nur weil ich als Schauspielerin Bock auf eine bestimmte Rolle habe und die dann leidenschaftlich gerne auf der Bühne spiele, dann ist das zwar Theater aber noch lange kein Psychodrama. (Warum habe ich Eingangs beschrieben)

Zu guter Letzt muss man nicht immer alles "therapieren" oder "analysieren" oder oder oder …
Ob ich jetzt Vanilleeis mag weil ich es einfach lecker finde oder weil ich als Kind einen tollen Strandtag hatte und es da Vanilleeis gab und ich es deswegen heute noch gerne esse, ist erstmal egal.
Ob ich mich in der Subrolle wohl fühle weil ich es einfach erregend finde oder weil es für meine Psyche entspannend ist keine Entscheidungen treffen zu müssen und ich mich somit besser auf meine Sexualität konzentrieren kann oder oder oder ist erstmal egal … Dinge müssen eigentlich erst dann therapiert werden wenn ein Leidensdruck entsteht und solange das nicht der Fall ist muss man aus seiner Sexualität auch kein Psychodrama machen.
Ich bin per se 'gesund'. Also 'heil'. Es gibt aber Menschen, die in meiner latent dominant-sadistischen Neigung eine Krankheit sehen wollen. Eine Abartigkeit.

Wenn ich nun noch aus dem 'eigenen Lager' die Vermutung von Krankheit lese, langts mir. Ich halte mich für völlig normal.

Wer das pathologisieren möchte, soll das bitte für sich selbst tun. Nicht für mich!

Ich finde langsam diese BDSM-ist-krank-Intention entwürdigend. Basta.
*******Frau Frau
5.824 Beiträge
Zitat von *********Stein:
Ich bin per se 'gesund'. Also 'heil'. Es gibt aber Menschen, die in meiner latent dominant-sadistischen Neigung eine Krankheit sehen wollen. Eine Abartigkeit.

Wenn ich nun noch aus dem 'eigenen Lager' die Vermutung von Krankheit lese, langts mir. Ich halte mich für völlig normal.

Wer das pathologisieren möchte, soll das bitte für sich selbst tun. Nicht für mich!

Ich finde langsam diese BDSM-ist-krank-Intention entwürdigend. Basta.

Niemand hat behauptet BDSMler seien krank. Es geht darum wie man damit umgeht, wenn jemand krank ist durch eine psychische Erkrankung und BDSM betreibt. Oder halt Psychospiele in BDSM mit einbindet.
Zitat von *********Stein:

Ich finde langsam diese BDSM-ist-krank-Intention entwürdigend. Basta.

Genau aus diesem Grund habe ich diesen Thread gestartet. Unter anderem, weil auch in dieser Gruppe schon geäußert wurde, daß 90 % (?) aller BDSMer krank wären.

Ich bin nicht so sehr in dieser "Szene" aktiv, mein Eindruck jedenfalls weicht von dem Eindruck, daß sich hier mehr psychisch Kranke tummeln würden, deutlich ab (ist aber eben subjektiv. In der Lesbenszene sind mir sehr viel mehr Frauen mit traumatischem Hintergrund aufgefallen, als es im BDSM-Kontext der Fall ist. Mein persönliches "Mißtrauenspflaster" ist eher im "Normalo-Bereich" angesiedelt, einfach deshalb, weil sich unter dem Deckmäntelchen "Normalität" wahnsinnig viel Druck ausüben läßt - das erlebe ich im BDSM-Zusammenhang nicht.)
********egel Paar
2.633 Beiträge
Zitat von *****led:
Ich bin nicht so sehr in dieser "Szene" aktiv, mein Eindruck jedenfalls weicht von dem Eindruck, daß sich hier mehr psychisch Kranke tummeln würden, deutlich ab (ist aber eben subjektiv. In der Lesbenszene sind mir sehr viel mehr Frauen mit traumatischem Hintergrund aufgefallen, als es im BDSM-Kontext der Fall ist. Mein persönliches "Mißtrauenspflaster" ist eher im "Normalo-Bereich" angesiedelt, einfach deshalb, weil sich unter dem Deckmäntelchen "Normalität" wahnsinnig viel Druck ausüben läßt

Ich glaube (ohne es belegen zu können), dass im BDSM-Bereich einfach offener mit psychischen Geschichten umgegangen wird. Man bewegt sich an Grenzen, dafür müssen diese auch definiert werden. Reden ist das wichtigste überhaupt, wenn man gemeinsam BDSM auslebt. Dazu gehört Ehrlichkeit, Offenheit.

Und wenn ich dann in einer Regierungs-Pressekonferenz höre, dass in jeder Schulklasse 1-2 Kinder sitzen, die sexuellen Missbrauch irgendeiner Form erlebt haben und erleben... dann schließe ich daraus, dass die Wahrscheinlichkeit, auf so eine traumatisierte Person zu treffen, viel zu hoch ist, egal in welchem Bereich.

Ich glaube - und das entspricht auch meiner Erfahrung - dass in der BDSM-Szene damit offener umgegangen wird. Sonst hätte ich z. B. den ersten Beitrag in diesem Thread nicht geschrieben.

Sperling
****SG Mann
164 Beiträge
BDSM und psyschiche Störungen ist aus meiner Sicht leider ein Thema was zusammengehört. Ich bin jetzt seit über 3 Jahren in der Szene unterwegs und sehr oft auf Menschen gestoßen, die psyschiche Probleme hatten oder haben. Allerdings bin ich nie einem Borderliner oder Narzissten begegnet oder Menschen, bei denen ich dies vermuten würde. Am häufigsten habe ich übrigens Menschen getroffen, die Depressionen haben oder hatten.
Die interessante Frage ist ja, hat das jeweils miteinander zu tun. War zuerst das Huhn oder das Ei da? Es gibt zumindest keine Automatik, dass alle BDSMler etwas psychisches haben oder alle die psychische Probleme/Störungen/etc. haben, BDSMler wären. Ich habe keine Theorie, warum Störungen bei BDSMlern häufiger vorkommt.

Mit wem sollte man nicht spielen? Aus meiner Sicht sind Depressionen nichts, was BDSM ausschließt und für mich persönlich ist es kein Ausschlusskriterium. Borderline kann ich mir aber schon als kompliziert vorstellen. BDSM sollte keine Substitution für selbstverletztendes Verhalten sein. Es kommt halt immer drauf an, wie es beinträchtigt und ob BDSM als ungesunder Ersatz für irgendwas genommen wird.
Zitat von *****led:
Ich möchte von euch wissen: wo seht ihr die Grenzen im Spiel? Was sind eure persönlichen Vorbehalte, was Spiele mit psychisch vorbelasteten Menschen angeht? Wo seht ihr Entwicklungsmöglichkeiten oder gar die Chance, euch durch derartige Rollenspiele im BDSM-Bereich von psychischen Einschränkungen zu lösen?

Meine Sichtweise:

1. Es gibt keinen Grund für Vorbehalte gegenüber Menschen als BDSM-Spielpartner, nur weil sie in der Vergangenheit psychisch erkrankt waren. Andere überstandene Krankheiten sind doch auch kein Grund, einen Menschen (dauerhaft) zu stigmatisieren.

2. Ich würde da strikt trennen: Rollenspiele sind Spiele und weder Ersatz für noch Ergänzung zu psychotherapeutische(n) Behandlungen.
Hallo @*****led,

du sprichst mehrere Themen an. Ich versuche als jemand, der bedingt mit psych. Themen zu tun hat/hatte, darauf einzugehen (sowohl persönlich, als auch distanziert und nüchtern):

Zitat von *****led:
Nicht erst seit der Zwischendiskussion im Thread "Prioritätenliste" geistert mir dieses Thema im Kopf herum, das Ausschlußkriterium (seltener: die Anforderung) "psychisch krank" taucht besonders im BDSM-Umfeld ja oft auf. Selten wird konkret geäußert, was genau jeder einzelne darunter versteht, nicht selten wird ein pauschales "Borderliner" oder "Narzisst" rausgehauen, was bei genauerem Hinsehen lediglich mit einer oder zwei Charaktereigenschaften assoziiert wird.

Wegen der Aberglauben, dass Viele psychisch Erkrankte/Gestörte/Instabile BDSM (eher D/S und/oder S/M) als Flucht von ihrem Leid ansehen würden.. In "Stino"-Welt würdest auch genauso oft hören, dass Viele mit Witwen nichts zu tun haben wollen, weil wegen Trauer und PTS, oder Ähnliches. In jedem Kontext gibt es "voreilige Schlüsse", weshalb die Motive des Gegenübers als Folge einer psych. Störung angesehen werden. Nicht nur in BDSM.

Zitat von *****led:
(...) Andererseits: BDSM erscheint mir geradezu ideal, im Spiel psychische Defizite, Blessuren, Ängste auszuagieren. Deshalb auch der Titel dieses Themas: Psychodrama ist ursprünglich als Therapieform oder -technik konzipiert und zunächst als Gruppentherapie, später auch für Einzeltherapien eingesetzt worden. Mittlerweile wird Psychodrama nicht mehr nur als Therapie, sondern auch in Form von Weiterbildungen, Coachings, Persönlichkeitsentwicklung usw. eingesetzt. Viele Settings im BDSM-Bereich erinnern stark an Psychodrama: Rollenspiele, Ageplay, D/S-Szenarien enthalten ganz klar Elemente aus dieser "Psychokiste".

Diese Passage kann Impulse setzen, aber definitiv falsche Impulse.

Beispiel: Bei der Verhaltenstherapie eines Borderliners (zwei Typen, auch da ist zu unterscheiden!)/einer Persönlichkeit mit narzisstischen Zügen und auch in der Tiefenpsychologie wird die "Spiegelung"-Methode (Provokative Therapie, Gegenübertragung usw.) eingesetzt. Diese Krankheitstypen (grob gesagt) werden im Laufe ihres Lebens zu Chamäleons (ich sage nochmal: grob gesagt). Diese Spiegelung seitens des Therapeuten dient dazu, sie "bei der Sitzung zu brechen", um durchzudringen. Sie dient dazu, Blockaden zu brechen. Jeder Patient mit derselben Diagnose reagiert anders auf dieselbe Methode!

Ausgehend davon kann aber nicht legitimiert werden, dass ein (wenn auch extrem kognitiv und meinetwegen affektiv emphatischer) BDSM-Partner seinen psych. belasteten Partner durch "Spiegelung", oder (um den Bogen zu DI-Störung zu bekommen) durch Rollenspiele "bricht"!

Zitat von *****led:
Ich möchte von euch wissen: wo seht ihr die Grenzen im Spiel? Was sind eure persönlichen Vorbehalte, was Spiele mit psychisch vorbelasteten Menschen angeht? Wo seht ihr Entwicklungsmöglichkeiten oder gar die Chance, euch durch derartige Rollenspiele im BDSM-Bereich von psychischen Einschränkungen zu lösen?

Ich könnte mir vorstellen, dass in fachspezifischen Sitzungen BDSM-Methoden mitreinfließen können, aber anders herum nicht. Ich sah schon viele Menschen, die "zeitweise" und "temporär" schräg drauf waren (und damit meine ich, dass sie NICHT die Diagnose einer psych., akuten Erkrankung verdienen). Ich habe aber auch einen sehr guten Genie-Kumpel, bei dem bi-polare-Störung diagnostiziert wurde. Das Einzigem was ihn "manisch" machte, war/ist der Versuch der "Zivilen", ihm therapeutisch helfen zu wollen. Ich musste früh lernen, aufgeschlossen zu sein, aber all das gibt mir kaum die Sicherheit, ein auf Therapeut zu tun! Und als ich mal meine Tiefpunkt-Phase hatte, dachte mein Ex-BDSM-Partner, der wäre Gott aller Therapeuten und hat alles beinahe schlimmer gemacht (bei mit war es eine temporäre Phase. Nichts Akutes). Für eine schöne Geschichte/künstlerische Darstellung fände ich die Kombi reizend. In dem Bereich bewege ich mich auch. Aber dies als Impuls zu verkaufen, finde ich alles andere als verantwortungsvoll.

Fazit: Auch wenn Psychologen/Psychotherapeuten und Ärzte bei "Zivilen" ziemlich verhasst sein sollen: Die tun das "Heilen" besser als die Zivilen.

Ergänzung: Dass BDSM eine Kompensation mancher psych. Probleme werden kann bzw. der Heilung hilft, will ich nicht abstreiten. Aber bitte nicht jeden x-beliebigen zum Therapeuten ernennen. Selbstdiagnose hilft da auch nicht.
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