Die unerkannte Sub oder die Entdeckung eines Rohdiamanten
Guten Tag Foristi,ich möchte Euch an einer Erfahrung teilhaben lassen, die mich nun seit ein paar Monaten begleitet.
Kurz zu uns und unserer Einstellung: wir sind seit über 30 Jahren zusammen, seit 10 Jahren Joy´ler (kinkster, keine Swinger (mehr)) und haben nie das Thema BDSM bzw. Machtgefälle für uns entdecken können. Zum einen liegt das daran, dass wir im richtigen Leben wie beim Sex dominante Menschen und damit auf gleicher Augenhöhe sind, zum anderen empfinde ich (Dirk) die ausgeprägte Regelungsdichte im BDSM (wie zum Beispiel Verträge, Neigungsbögen, etc.) als ziemlich entmystifizierend und manchmal etwas kitschig. Mir ist aber bewusst, dass ich mit meinem Beitrag hier zu einer weiteren Entmystifizierung beitrage.
Seit einigen Monaten dringt eine Frau auf eine subtile Art in mein Leben und nimmt immer mehr Raum für meine Aufmerksamkeit ein.
Ich bin im Reservistenverband der Bundeswehr in verschiedenen Ämtern tätig. Vor ein paar Monaten fand im Offizierkasino ein "Beginners Day" statt, zu dem alle neu eingetretenen Mitglieder sowie einige Funktionsträger des Verbandes eingeladen waren. Dabei werden die Neuen den Leitern ihrer Organisationseinheit vorgestellt, um ein schnelles und angenehmes Eingliedern zu ermöglichen. Überwiegend handelt es sich bei den Neuen um Männer ab 40, die nach Familiengründung und Hausbau Bock haben, sie wieder nochmal richtig anzustrengen, ihre Grenzen auszuloten und Großejungsspiele im Matsch zu veranstalten.
Ich bekam nur ein neues Mitglied, und zwar ein weibliches. Sie stand auf, gab mir die Hand sah mich mit einem Blick an, der durch das Gehirn, den Rücken runter und dann in die voll in die Schwellkörpern traf. Sie hieß Katrin (Anm. des V.: Name geändert), war 45 und ungedient. Zunächst war ich ein bisschen enttäuscht, denn sie konnte damit nur Fördermitglied ohne Uniformtrageerlaubnis und ohne Teilnahme an militärischen Veranstaltungen sein. Eine Bundeswehr-Cheerleaderin sozusagen. Sie war (ist) hübsch, gibt sich in ihrer Kleidung und dem äußeren Erscheinungsbild aber schlicht bis burschikos. Ihre langen Haare trug und trägt sie immer als Pferdeschwanz.
In den nächsten Wochen hatten wir viel persönlichen Kontakt. Sie erzählte mir, dass sie seit früher Kindheit immer in verschiedenen Pfandfinderorganisationen war, diese aber verließ, weil sie ihr entweder zu christlich oder politisch waren.
Sie überraschte mich, dass sie über eine Sonderregelung für repräsentative Anlässe und nach einer einwöchigen militärischen Grundeinweisung doch die Uniformtrageerlaubnis erhielt.
Seitdem wich sie nicht mehr von meiner Seite, allerdings ohne mich zunächst auch nur auch nur im geringsten anzubaggern. Bei einigen Projekten der zivil-militärischen Zusammenarbeit hat sie mich immer unterstützt, war immer da, meldete sich immer freiwillig, sorgte stets für mich. Wenn ich mich selbst nicht darum kümmern konnte, besorgte sie mir Kaffee oder Essen, brachte mir bei Bedarf meine Regenkleidung oder Kälteschutz. Sie war für mich wie eine stumme, unaufdringliche Dienerin und mir gegenüber geradezu hündisch loyal. Eigentlich die geborene Sub, aber ein paar zarte Fragen von mir nach Erfahrungen in dieser Richtung quittierte sie mit völliger Ahnungslosigkeit.
Nicht verschweigen will ich, dass sie auch einige seltsame Wesenszüge hatte. So war sie ums Verrecken nicht dazu zu bewegen, Regeln zu brechen z.B. in der Kaserne über Rasenflächen zu laufen, wenn ein Weg drum herum führte (selbst dann nicht, wenn wir einen „Verwundeten“ auf einer Trage bergen wollten). Sie hat mir sehr früh gesagt, dass sie nichts mehr hasse als Lügen. Das fand ich zunächst nichts besonders erwähnenswert, denn niemand mag Lügen. Trotzdem wurde ich bald mit ihrem Zorn konfrontiert, denn ich nutze gern mal Ironie oder Sarkasmus. Genau genommen sind diese beiden rethorischen Stilmittel aber auch Lügen, denn man meint damit genau das Gegenteil von dem, was man sagt. Katrin versteht aber keine Ironie. Gar nicht. Sie nimmt jedes gesprochene Wort wörtlich. Auf dieser Erfahrung begründete sich dann ein Anfangsverdacht, warum sie keine lange Partnerschaft hatte und früher oder später aus allen Organisationen flog. Seit dieser Kenntnis sprach ich mit ihr frei von jeglicher Ironie und Doppeldeutigkeit.
Meine Frau war langsam genervt von dieser Anhänglichkeit. Ganz besonders nervte sie Katrins fast schon kindliche-unterwürfige Stimmmodulation und Mimik, wenn sie mit mir sprach oder mich umsorgte. Mir gefiel das irgendwie.
Da wir beide für den Reservistenverband fotografieren, meldete sie uns beide ungefragt an einem Sonntag für einem Fotokurs für Portraitaufnahmen an. Meinen Einwand, meine Frau könnte dieser weiblich Eingriff in unser gemeinsames Wochenende sauer aufstoßen, bügelte sie mit einem „die soll sich nicht so anstellen, sie hat Dich in der Woche, dann kann ich Dich am Wochenende haben“.
Ich holte sie zu Hause ab und gewann einen Eindruck davon, wie sie lebte und was sie bewegte. Kein Fernseher, nichts was Musik erzeugte, dafür viele Naturbücher, Ferngläser, NABU-Devotionalien. Kein Glitzer und Glamour, ein wahrer Naturbursche.
Ihr Umgang mit mir in ihrer Wohnung war geradezu sklavisch ergeben. Sie hatte ein tolles Frühstück für uns gemacht, Brote für unterwegs geschmiert und Kaffee gekocht. Der Fotokurs war toll. Sie liebte es, dass ich sie portraitierte, mich mit ihren Fotos beschäftigte, die Bilder ein bisschen bearbeitete und sie ihr dann zuschickte. Sie gestand mir, dass sie viel lieber die rechte Hand des Chefs sei als der Chef selbst. Dann offenbarte sie mir, was ich schon vermutete: sie hatte ein Aspergersyndrom, was in der Vergangenheit oftmals oder immer dazu führte, dass ihre beruflichen und private sozialen – Kontakte scheiterten. Ihr devotes Verhalten wurde in der Vergangenheit oft als Einladung zum Einstieg in sexuelle Spiele interpretiert, die sie mal annahm, mal nicht. Für sie war diese starke Form der Ergebenheit eine Regel, bzw. Richtlinie, die ihr Orientierung gab. Als ich ihr sagte, dass ich in eine militärisch aktivere Organisationeinheit wechseln werde, war sie entsetzt. Sie wechselte mit und machte in meiner Nähe auch die härteren Sachen wie Durchschlageübungen, Eilgepäckmärsche und Abseilübungen mit. Sie suchte den Körperkontakt zu mir und immer mal wieder landeten bei den Übungen “versehentlich“ ihre Brüste auf meinem Arm oder ihr Po auf meinem Gesicht.
Trotz allem: mit einer Aspergerfrau über einen langen Zeitraum gut auszukommen, erfordert ein hohes Maß an Toleranz, Milde sowie die Akzeptanz, dass eine wahre emotionale Nähe nie entsteht. Auch mir fiel das Kontakthalten schwer, wenngleich mir ihr großartige Loyalität und unbedingte Bereitschaft zu dienen den einen oder anderen warmen Schauer durch den Körper trieb.
Durch Corona verloren wir uns ein bisschen aus den Augen, was ich als ganz entspannend wahrgenommen habe. Auch meine Frau war erleichtert, auch wenn sie weiß, dass ich nichts Unerlaubtes tun würde.
Vor ein paar Tagen bin ich durch ihren Wohnort gefahren und schrieb ihr abends eine WhatsApp, dass ich an sie gedacht hätte und fragte, was sie gerade tue. Zurück kann ein Foto von einer geöffneten Jeans, darunter ein weißer Slip sowie ihre Hand, die darin verschwand. Ehrlich ist sie ja.
Nun bin ich sehr gespannt, wie es weiter geht.
Teilt jemand von Euch die Erfahrung, entweder totale Loyalität zu bekommen oder zu geben?
LG, Dirk
BTW.: ich hoffe, ich habe mit dieser allzu seichten und unspektakulären Geschichte niemandem die Zeit geraubt.