Mir geht es genau um das, was jetzt passiert:
Den Austausch!
Vielleicht gibt es Definitionen von wem auch immer, aber was nützen die?
Ich denke, dass ein Schreiben darüber, wie "es" sich anfühlt, gut ist, die emotionale Seite der anderen - wenn auch nur im Kleinen und auch nur teilweise - zu erfahren.
Meine eigene Situation ist so speziell, wie jede, von der wir hier lesen.
Mein Mann und ich lebten 15 gemeinsame Jahre und haben 3 gemeinsame Kinder. Nach diesen Jahren des "normalen" Zusammenlebens, verliebte ich mich in einen weiteren Mann, was - nach vielen Monaten voll von emotionalen Chaos - dazu führte, dass wir uns damit auseinandersetzten, was (wie ich heute, im Gegensatz zu damals weiß) als Polyamorie beschrieben wird...
Genaueres führt hier zu weit, glaube ich.
Es kam ein Jahr später leider doch zur Trennung, als auch mein Mann sich in wen weiteres verliebte und wir dieser Frau nicht vermitteln konnten, dass es auch ohne monogame Strukturen möglich ist, sehr glücklich zu leben. Selbst die, in die Richtung gehenden Gespräche, konnten nicht wirklich bis zum Punkt weitergeführt werden, der unser Leben in den letzten Monaten hätte beschreiben können, da sie dies sicher "abgeschreckt" hätte. Das war zu akzeptieren.
Nach einigen Wochen, in denen ich mich extrem schwer tat, den Auszug meines Mannes (in eine eigene Wohnung und nicht zur Freundin) zu akzeptieren und in denen wir wirklich schwer kommunizieren konnten, stand fest, dass auch er weder eine Scheidung, noch das Ende unserer Freundschaft wollte und dass es trotz allem noch Liebe zwischen uns gab, wenn auch er sich - aufgrund der Einstellung der Freundin - mehr "sortieren" musste, als ich. Nicht immer erfolgreich.
Leicht war dies alles ganz sicher nicht! Und auch ich weiß, wie schwer es ist, die Kinder nicht zu zerreißen, wenn man gerade stinksauer auf deren Vater ist. Auch gebe ich zu, dass es mir nicht immer gelang.
Da sich - wie erwähnt - nach anfänglicher großer Verunsicherung, wieder Freundschaft entwickelte, hatten wir tatsächlich einen intensiven Kontakt und es war sogar möglich, dass alle Beteiligten gemeinsame Unternehmungen mit den Kindern machten. So manches Rollen-Renken blieb auf der Strecke. In der Entwicklung immer schwierig, aber auf jeden Fall für uns alle bereichernd. Ich glaube sogar für die Kinder, bzw. evtl. für ihren Umgang mit eigenen Emotionen und dem Hinterfragen von Normen.
Mein Mann verstarb 2008 bei einem Autounfall. Von daher bin ich rechtlich alleine erziehend - und auch wieder nicht, wenn ich die Definition lese, die hier gesendet wurde. Wir - meine Kinder und ich - leben nämlich auch heute noch mit meinem Freund zusammen.
Klar, erzieht er mit, auch, wenn er sich als Freund und NICHT als Vaterersatz sieht und auch so verstanden werden möchte. Nicht immer leicht.
Dennoch bin ICH verantwortlich und das, so lange ich lebe. Es sind nun mal meine Kinder und die ganz wichtigen Entscheidungen hängen genauso an mir, wie der größte Teil der Organisation des Alltags. Finanzielles, was die Kinder betrifft, sowieso, wobei ich natürlich Rente beziehe.
Mein Mann fehlt. Uns allen!
Mir als Partner, Freund, Berater, ... und nicht zuletzt deshalb, weil ich nie aufgehört habe, ihn zu lieben.
Meinen Kindern fehlt er als Vater, so, wie er dieses Vater sein immer lebte.
Und meinem Freund fehlt er als guter Freund.
Auch wenn das noch so kitschig klingen mag: Irgendwie ist er immer da. Und doch fühle ich mich oft in Bezug auf wichtige Entscheidungen, die Kinder betreffend, alleine. Dann gehe ich zum Friedhof und hoffe auf Antworten...
Die Situation ist und bleibt schwierig. Aber, nicht schwieriger als die Situationen, von denen ich hier lese. Oft frage ich mich, ob es nicht noch schwerer ist, ein Zerwürfnis zu ertragen, wenn man mal bedenkt, dass es eine gemeinsame Zeit gab und - als Zeichen dessen - Kinder leben.
Ich wünsche wirklich allen hier, dass sie ihren Weg finden, ganz besonders im Sinne der Kinder.
Wer wirklich ganz alleine da steht, dem wünsche ich ganz viel Kraft.
Und ich hoffe ganz doll, dass ihr versteht, dass ich wirklich niemandem irgendwas absprechen wollte, indem ich hier eure spezielle Situation erfragt habe.
Ich bin im JC, weil ich den Austausch total wichtig finde. Es kann oft helfen, die Sichtweise der Anderen kennen zu lernen und manchmal reflektiert man dadurch sogar seine eigene.
Genau um dieses Auseinandersetzen zu erfahren, kam ich zum JC. Anfangs alleine in die Gruppe "Polyamorie", weil das das Thema ist - und tatsächlich zu bleiben scheint - was mich in meinem Leben immer wieder beschäftigt.
Vielleicht könnt ihr jetzt meine Gedanken etwas besser verstehen?
Sich zu öffnen und ganz Persönliches hier zu tippen, ist sicher nicht leicht. Ich merke es gerade. Aber ohne diese Offenheit ist ein Austausch schwer möglich und der ist mir echt wichtig.
Liebe Grüße!