Maiden fand ich auch etwas blutleer, dabei bin ich eigentlich großer Fan. Bemerkenswert schlecht fand ich ansonsten niemanden. Kreator und Megadeth waren ganz stark, Helloween, While She Sleeps, Killswitch Engage und Uriah Heep wussten zu überzeugen. Versengold kann eigentlich gar nichts falsch machen. Auch Ville Valo hat mir gut gefallen, da bin ich leider erst gegen Ende des Auftritts zufällig vorbeigekommen. Am Tag der Lemmy-Festivitäten haben Motörizer auch einen sehr guten Job gemacht.
Doro – nun ja, auf die habe ich vielleicht einen etwas anderen Blick, weil ich sie tatsächlich vorher noch nie live gesehen hatte (weiß auch nicht, wie das möglich war). Aber mir hat der Auftritt gut gefallen, was auch an der Auswahl der Gäste und Songs lag. Ich denke, sie wird jetzt etwas kürzertreten, dann bekommt sie 2033 in Wacken noch ihre Show zum 50-Jährigen und dann ist auch gut.
Und ich muss gestehen, dass ich manchmal auch an den eher sinnfreien Dingen meinen Spaß habe. Die Frog Bog Dosenband hat ganz hervorragend abgeliefert und den starken Auftritt vom Metal Frenzy bestätigt. Und mit Mr. Hurley war das am Samstagabend nochmal ein ganz vorzuglicher Abriss.
Zugeben muss ich auch, dass ich mir aufgrund der beschwerlichen Wege doch jeden Aufbruch zum Infield zweimal überlegt habe. Darunter haben dann leider doch einige kleine und mittelgroße Namen gelitten, die ich eigentlich auf der Liste hatte. Und die Samstagsplanung finde ich ebenfalls immer etwas merkwürdig. Warum ist da noch bis zum letzten Moment Attacke, wenn am nächsten Tag alle abreisen? Kann man die letzten Slots nicht ganz gemütlich mit Einschlafbands wie Wardruna etc. besetzen?
Was die Anreise angeht, fehlen mir die Einblicke, um wirklich beurteilen zu können, wie da alles gelaufen ist. Montagmittag nur 1 km vor dem Campground zu stehen und erst am Dienstagabend draufzufahren – da ist sicher was schiefgegangen. Wir haben uns am Monatgabend gegen 20 Uhr etwa 8 km vor Wacken hinten an die Autoschlange angestellt und sind Mittwoch früh gegen vier auf die Wiese gezogen worden. Ja, das sind 32 Stunden – aber unser Weg war die ganz normale Route, die wir schon aus den Vorjahren kannten: rein nach Wacken, dann links, dann die Runde über Vaale, Gribbohm und Holstenniendorf. Es gab also keine außergewöhnliche Umleitung.
Während wir in der Schlange standen, haben wir uns schon gefragt, ob das alles sein muss und die Veranstalter nicht etwas übertreiben. Aber als wir dann auf dem Gelände standen, waren wir uns alle einig, dass die Maßnahmen absolut nachvollziehbar waren. Auf den tiefer gelegenen Wiesen nahe beim Infield war an Campen tatsächlich nicht zu denken. Alles war entweder völlig verschlammt oder stand einfach knöcheltief unter Wasser.
Alles in allem stellte sich meine Einschätzung von Anfang der Woche als zutreffend heraus: dass nämlich das Beste an Wacken 2023 die Stories sein werden, die man hinterher erzählen kann. Der eigentliche Festivalgenuss litt für mich dann doch zu sehr unter den Umständen. Es gibt ja auch einige, auf die dieser Schlamm eine ganz eigene Faszination ausübt, aber das konnte ich noch nie nachvollziehen. Wir reden hier immerhin über Kuhwiesen. Der Matsch bestand ganz sicher nicht nur aus Wasser und Erde und das roch man auch. Ich weiß natürlich, dass es für alles einen Fetisch gibt – aber sich mit Kuhscheiße Kriegsbemalung ins Gesicht zu schmieren, da fehlt mir dann doch der Zugang.
Naja, was soll’s, das Ticket für nächstes Jahr ist gebucht – rain or shine!