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Die Rosshaar-Matratze

*******der Mann
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Die Rosshaar-Matratze
Als sie zu sich kam, war sie komplett orientierungslos. Der Raum – war es wirklich ein Raum? – war dunkel, ihre Augen hatten Mühe, Strukturen zu erkennen. Wochentag? Uhrzeit? Kein Anhaltspunkt. Nackt und schwer wie Blei lag sie auf der Unterlage, die sich kratzig anfühlte wie eine alte Rosshaar-Matratze. Sie war zugedeckt mit einer beissenden Wolldecke, die nicht minder auf ihrer Haut scheuerte. Ihr Versuch, sich zu erheben, scheiterte. War es ihr Gewicht, ein urplötzlicher Muskelschwund, der dafür verantwortlich war? Oder war sie irgendwo fixiert? Lediglich ihren Kopf konnte sie etwas drehen.

Modergeruch lag in der Luft, doch ihr Bewusstsein wurde gleich darauf von diesem Ziehen in ihrer Leistengegend geflutet. War es nur eine Art Phantomempfinden, eine Erinnerung der Nervenstränge, oder steckte tatsächlich etwas in ihrer Pussy? Ein Dildo… oder etwas anderes? Mit der sich plötzlich beschleunigenden Macht eines aufziehenden Unwetters wurde sie immer mehr schmerzhafter Markierungen Gewahr, an Oberschenkeln, Brüsten, Rücken. Es war nicht nur die Kerker-Qualität der Liege, die ihre Sinne bespielten – es musste sich viel mehr zugetragen haben.

Sie versuchte sich krampfhaft an das zu erinnern, was passiert war, bevor sie offenbar in einen tiefen Schlaf fiel. Doch sie bekam nichts zusammen, was irgendwie Sinn ergeben hätte. Nur das Bild ihrer Pumps, auf dem schwarzen Kachelboden, das erschien plötzlich vor ihrem geistigen Auge. Es waren ihre Pumps. Irgendwie, die Erinnerung kam jetzt klarer zurück, hatte sie sie ausziehen und als Pfand hinterlegen müssen, als sie dieses Lokal betreten hatte. Sie wurden von Unbekannten weggeschlossen. Allerhöchstens barfuss hätte sie jetzt noch flüchten können, was aber in Anbetracht der eisigen Temperaturen draussen und der Abgeschiedenheit des Ortes völlig undenkbar war: Sie war gefangen. Aber das alles war gar nicht schockierend; die Erkenntnis aber, dass es eben nicht so empfand, hingegen schon. Und die Tatsache, dass die Situation sie erregte, das Gefangensein, im Dunkeln, ohne Orientierung, tat sein Übriges. Was war bloss los?

Völlig unerwartet ging ein grelles Licht an. Langsam öffnete sie ihre Augen. «Mareike!» hörte sie. Es war ihr Ehemann, der ihren Namen rief, währenddem er die Fensterläden öffnete. «Mareike! Es ist schon 9 Uhr! Komm, wir sollten noch einkaufen gehen!» Auf einen Schlag war wieder alles da. Ort und Zeit. Sie war Zuhause, und sie hatte geträumt. Ein Traum, so klar, so faszinierend. Noch immer im Bann des Traumes prüfte sie schnell ihren Körper und versicherte sich, ob er unversehrt war und sie sich wirklich bewegen konnte. Alles in Ordnung, befand sie erleichtert, nur ihre Scham… die war feucht. Etwas peinlich berührt hoffte sie, dass Thomas davon nichts mitkriegen würde. Auf Sex hatte sie wirklich keine Lust. Genauer, nicht auf diesen Sex. Nicht mehr.

Erklären konnte sie sich das nicht. Oder doch, eigentlich, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann schon. Die Veranlagung, die sich immer mehr in ihr Bewusstsein drängte: Sie war schon immer da gewesen, jedoch nicht ausgelebt und unter einer dicken Schicht Alltag und Wunsch nach gesellschaftlicher Normalität begraben. Doch Risse taten sich auf: In immer kürzeren Zyklen ertappte sie sich dabei, wie sie sich vorstelle, wie ein Mann – und es war bestimmt nicht Thomas – sie alleine mit seinen Blicken ausziehen würde. Sie könnte sich nicht wehren und würde auf diese Weise zum Opfer eines Sexualverbrechens. Etwas, wonach sie sich sehnte – und doch wieder nicht. Diese Widersprüche!

Schnell stand sie auf, überprüfte das Bettlaken kurz auf verräterische Spuren hin und als sie keine fand, huschte sie zufrieden in die Dusche. Die Vorstellung ihres Traums hatte sie noch immer im Griff, da kam ihr die Duschbrause gerade recht… Ein kurzer Moment der Abgeschiedenheit, bevor das Monster der sozialen Verpflichtungen sie wieder auffressen würde; heute in Form eines Abendessen, zu welchem sie eingeladen waren, bei einem Arbeitskollegen ihres Mannes und seiner Frau.

Sie kannte diesen Kollegen kaum, Thomas hatte eigentlich nicht viele gute Worte für ihn übrig, und trotzdem hielt er es karrieretechnisch für sinnvoll, die Einladung anzunehmen. «Mareike, wie wäre es, wenn Du heute Dein Lewinsky-Kleid tragen würdest? Darin siehst Du so bezaubernd aus! Ich bin sicher, Manfred wird es sehr mögen.» Mareike hasste es, wenn sie sich wie eine Dekoration vorkam und Thomas den blauen Jumpsuit mit dem Kleidungsstück aus der Clinton-Affäre verglich. «Bist Du sicher, dass dann seine Partnern, wie heisst sie schon wieder – Monika? – nicht eifersüchtig wird?» frotzelte sie. Thomas wusste keine Entgegnung ausser «Sie heisst Susanne». Er hatte ja seinen Vorschlag ohne Wahloption platziert und sie würde schon folgen. Wie immer. Mareike seufzte.

Den ganzen Tag hindurch dachte sie an ihren Traum; als sie sich bereit machten, um loszufahren, schlüpfte sie in ihre Pumps – die Pumps aus ihrem Traum. «Du siehst bezaubernd aus!», lobte Thomas, was sie mit einem Lächeln und einem Kuss quittierte. Die Gedanken sind frei, dachte sie für sich.

Punkt 19 Uhr betätigten sie die Türglocke an diesem grosszügigen, freistehenden Jugendstilhaus mit viel Umschwung. Manfred schien doch über einige Mittel zu verfügen; ob er wohl mal geerbt hatte? Die Türe ging auf und der Gastgeber begrüsste sie mit einem herzlichen «Hallo! Pünktlich seid ihr ja!». Er musterte Mareike intensiv, beinahe fasziniert, was am etwas zu langen Unterbruch zwischen der Begrüssung und dem nächsten Satz «Kommt herein!» abzulesen war. Er schien den Blick nicht von Mareikes Pumps lassen können, und bat sie: «Ach, Mareike, bitte zieh doch Deine Schuhe aus. Die Absätze sind nicht gut für das antike, geölte Parkett. Du kannst sicher sein, dass ich sie nicht wegschliessen werde und Du sie beim Verlassen unserer Räumlichkeiten wiederbekommst.» lachte er.

Mareike erschrak beinahe zu Tode. Einen langen Moment war sie ausserstande, etwas zu antworten. Das vorher laufend blasser gewordene Bild ihres Traums war plötzlich wieder so präsent, als wäre es eine parallele Welt, mehr noch, ein schwarzes Loch, welches sie jederzeit aufsaugen könnte. Hatte Manfred das jetzt eben wirklich gesagt? Dann lachte er laut über den schockierten Gesichtsausdruck, dessen Ursache er natürlich nur in seiner Äusserung sah, und beeilte sich, das Ganze als Witz aufzulösen. «Susanne wartet schon mit dem Cocktail, lassen wir sie nicht länger warten!»

Sie traten ein. Ein grosses Wohnzimmer war es, die Einrichtung eine Mischung aus klassischen und modernen Elementen, clever kombiniert. Die Langeweile des Abends begann mit dem üblichen Small Talk. Nichts hasste Mareike mehr als das, doch sie machte gute Miene zum einschläfernden Spiel und stellte ihre Unterhaltung mit Susanne auf Autopilot. Sie tauschte mit ihr Belanglosigkeiten über den letzten Urlaub aus, was bis ins Abendessen hinein auch eigentlich ganz gut ging. Gedanklich jedoch wandelte sie auf dem schmalen Grat zwischen der Unterhaltung im hier und jetzt und ihrer Parallelwelt, die sie nicht mehr losliess, ja, deren Einfluss sich seit dem Betreten des Hauses laufend akzentuierte. Innerlich schwankte sie bedrohlich; wie ein Teufel, der sie sein dunkles Reich locken möchte, fühlte sie sich auf die eine Seite der Krete gezogen. Sie spürte immer stärker, wie sie frei sein wollte, sich von den Ketten lösen, die sie einengten. Und gleichzeitig fühlte sie den Drang, in Ketten zu sein. Aber in anderen, in echten Ketten. Die Ironie dieser Vorstellung belustigte sie für einen Moment so sehr, dass sie in einem völlig unpassenden Moment des Gesprächs losprustete und die Verwunderung der anderen drei Anwesenden auf sich zog.

Sofort lief sie rot an und suchte nach einem Ausweg. Sie bat knapp um Entschuldigung und fragte nach der Toilette, die sie eilends aufsuchen wollte, mit der Absicht, sich dort zu beruhigen und eine Erklärung für ihren Lachanfall auszudenken. Kurz darauf öffnete sie die Türe, die mutmasslich ins Badezimmer führte, aber landete ganz woanders: In einem Kabinett voll von SM-Utensilien! Assortiert hingen unterschiedlichste Peitschen an der Wand, Pritschen, Strafbock, Kreuz. Sogar ein Käfig mit Futternapf drin befand sich in der hinteren linken Ecke des Raumes. Und in der Mitte, auf dem schwarzen Boden, lag das, was sie zuletzt erwartet hätte: Eine Matratze, so eine alte, graue, bestimmt gefüllt mit… Rosshaaren. An jeder Ecke dieser halbweichen Unterlage war je eine Fessel, an am Boden eingelassenen Arretierungen befestigt. Wieder griff die Parallelwelt auf sie über, wie ein Gas, das man nicht riechen konnte, sie aber zu kontrollieren begann. Wie eine Fata Morgana erschien vor ihr das Bild, wie sie auf der Matratze lag: Auf dem Bauch, nackt und gefesselt, die Nippel unbequem auf dem harten Textil, ihre Pforten ausgestellt und bereit für was immer kommen würde.

Mareike entfuhr unvermittelt ein «Uii», dessen Lautstärke sie aus ihrer Traumwelt weckte und von der sie gleichzeitig hoffte, dass sie die drei anderen Anwesenden im Wohnzimmer nicht erreichte. Konzentriert lauschte sie einen Moment lang, doch die Unterhaltung zu Tisch schien nicht unterbrochen gewesen zu sein; sie hatte scheinbar Glück gehabt.

Die Erleichterung liess sie schwindelig fühlen, weshalb sie sich am Türrahmen festhalten musste, um nicht zu fallen und in die nächste unangenehme Situation zu geraten. «Contenance!» flüsterte sie sich selbst zu. Als sie sich sicher genug fühlte, schloss sie die Türe zu diesem Kabinett und drückte die nächste Klinke zum benachbarten Raum; diesmal war es tatsächlich das Bad mit Toilette.

Erleichtert sank sie aufs Klo. Was so ein dummer Traum auslösen konnte! Ein paar Minuten später betätigte sie die Spülung, wusch sich die Hände und trat wieder in den Flur heraus, wo die nächste Überraschung auf sie wartete. Manfred.

«Alles gut?» fragte er. «Wir haben uns schon Sorgen gemacht!» fügte er mit einem Zwinkern an. Mareike nickte scheu und antwortete in nervösem Ton «Ja, klar – alles bestens, Du musst wissen, meine neuen Medikamente, ach, ich verschone Dich mit den Details!» und richtete ihren Blick angestrengt in Richtung Wohnzimmer. Innerlich war ihr vollkommen klar, dass ihre schauspielerische Leistung gerade unterirdisch schlecht gewesen sein musste, aber sie hoffte, durch die Rückkehr zur Oberflächlichkeit der anderen Unterhaltungen Gras über die Situation wachsen lassen zu können. Manfred folgte wenige Schritte hinter ihr ebenfalls zurück an den Tisch und warf Susanne einen vielsagenden Blick zu. Mareike registrierte es, nicht aber Thomas, der, bereits alkoholisiert, gerade über die Ökobilanz von Elektroautos dozierte. Als Mareike wieder Platz genommen hatte, wandte sich Susanne wieder an sie und begann, über ihren Beruf als Versicherungsmaklerin zu berichten.

Mareike hörte zwar zu, dachte aber nur an den Raum. Sie verteufelte ihr Verlangen und diesen Moment, denn sie konnte nicht anders, als sich auszumalen, was Susanne und Manfred dort wohl trieben, in bestimmten Stunden. Das Gastgeber-Paar erschien nun in ganz anderem Licht, aber ihr Mut reichte nicht mal für den kleinsten Ansatz einer Anspielung. Verdammt!

Als hätte Susanne Mareikes verzweifelte Lage erkannt, fuhr sie mit ihrem Fuss an den Beinen von Mareike hoch und fixierte sie auf einmal mit einem durchdringenden Blick. Das belanglose Gespräch über ihren Beruf führte sie fort, aber durch jetzt stand es in perfekter Dissonanz zu Susannes forderndem Gesichtsausdruck und den Berührungen unter dem Tisch. «Weisst Du, die meisten meiner Kunden wissen gar nicht, dass sie hinsichtlich ihrer Altersvorsorge schlecht aufgestellt sind; es droht ihnen Altersarmut und Verlust des Wohneigentums. Trotzdem wollen sie sich häufig nicht beraten lassen. Wenn Du willst, können Manfred und ich dafür sorgen, dass Du ein erotisches Erlebnis hast, welches einen komplett neuen Raum für Dich öffnet. Und da hilft halt häufig nur die Holzhammer-Methode, indem man den Kunden plakativ und in schrillen Tönen vorrechnet, wie schnell sie mit der finanziellen Situation überfordert sein können!»

Mareike wurde blass. Hatte Susanne diesen Satz, der völlig aus dem Kontext war, wirklich ausgesprochen? Oder unterlag sie einer fiesen Täuschung ihrer Libido? Was wurde hier gespielt? Thomas lallte beinahe und schenkte sich noch etwas Wein nach, doch bis eben war sie überzeugt davon gewesen, vollständig bei Sinnen zu sein.

Fortsetzung folgt
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