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Vom Konflikt zum friedvollen Umgang

****ba Frau
3.657 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Vom Konflikt zum friedvollen Umgang
Vor ein paar Tagen bin ich auf den unten eingefügten Audio-Beitrag auf YouTube gestoßen. Hier wird ein Konflikt als körperliches/biologisches Phänomen mit psychologischen Auswirkungen erklärt und auf eine ganz simple "Formel" herunter gebrochen. Es beschreibt die Dynamik eines Konfliktes so, wie ich sie erlebe - wenn ich sie mit etwas Abstand beobachten kann.

Bisher habe ich immer versucht in Konfliktsituationen ruhig zu bleiben, meinen inneren Aufruhr bewusst zu entspannen, damit ich mich mit dem Gegenüber nicht gegenseitig immer weiter in den Konflikt pusche. Hier wird als Lösungsimpuls angeboten, den eigenen aktuellen inneren Zustand zu kommunizieren. Nicht wegdrücken oder manipulieren sondern aussprechen, ohne Erklärung oder Rechtfertigung. Eine große Hürde für mich, ich fühle mich unwohl mich so zu offenbaren.
Trotzdem habe ich es neulich im Büro getestet. Meine Kollegin hatte ein Mail kommentiert und ich fühlte ihre Aggression dabei, mein System ging auf Gegenangriff und ich hab entsprechend geantwortet. Dann folgte Schweigen, aber die Aggression hing weiter in der Luft. Nach einigen Minuten hab ich gesagt "ich weiß nicht wieso, das eben hat mich irgendwie wütend gemacht". Und sofort hat sie ihre eigenen Argumente entschärft und die Aggression legte sich. Nach 5 Minuten haben wir uns wieder produktiv und in einer sehr ruhigen Stimmung unterhalten.
Ich fand vor allem erstaunlich, wie schnell die Stimmung wieder friedlich wurde, auch in mir selbst.

Habt Ihr Konflikte schon mal aus biologischer Sicht betrachtet und die Psychologie hinten angestellt?
Was haltet Ihr von diesem Ansatz?

Hier also das Video, Dauer: ca. 11 Minuten

***ie Frau
7.327 Beiträge
Sorry, der macht mich echt aggressiv *tuete*
Ich kann nicht zuhören ... kann man das auch irgendwo lesen?
****ba Frau
3.657 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Oh *oh*
Nein, diesen Beitrag in schriftlicher Form gibt es wohl nicht - ich habe jedenfalls nichts gefunden.

Ich versuch mal es zusammen zu fassen, so wie ich es verstanden habe:
laut Polyvagal Theorie von Stephen Porges gibt es drei Systeme des autonomen Nervensystemes (autonom = nicht willentlich beeinflußbar):

Der ventral-parasympathische Zweig des Vagusnerves (System soziales Engagement)
Das sympathische System (Kampf - Flucht)
Der dorsal- parasympathische Zweig des Vagusnerves (Immobilisierungsreaktion).
https://traumata-verstehen-l … 6rper/die-polyvagal-theorie/

Wenn sich unser Körper sicher fühlt, handeln wir im Bereich soziales Engagement/prosoziales Verhalten.
Fühlt sich unser Körper nicht sicher wird der Bereich Kampf/Flucht "freigeschaltet" und fühlen wir uns in Lebensgefahr erstarren wir (Immobilisierung/tot stellen).
Das sind unsere neurobiologischen Reaktionen auf Umweltreize.

Diese Kreisläufe verstärken sich gegenseitig. Wenn mein Gegenüber in den Kampf/Flucht-Bereich wechselt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mein autonomes Nervensystem ebenfalls wechselt.
Der Auslöser ist etwas, dass unser Nervensystem mit Gefahr in Verbindung bringt, oft begründet durch Kindheitserlebnisse. Auch wenn unser Verstand das ganz anders beurteilt haben wir über ihn keine Möglichkeit das autonome Nervensystem zu beruhigen.

Um das Nervensystem in den Bereich soziales Engagement zurück wechseln zu lassen, muss ihm Sicherheit vermittelt werden. Das funktioniert indem ich meinem Gegenüber signalisiere, dass ich mich mit ihm verbinden möchte. Konkret heißt das, das auszudrücken was grade passiert. Durch dieses Ausdrücken entsteht eine Lücke und die Möglichkeit, auf die Ebene von prosozialer Verbindung zu wechseln.
Und auch das Sicherfühlen verstärkt sich gegenseitig.

Es gibt nur die drei oben genannte Zustände des autonomen Nervensystems. Wir können beobachten in welchem wir selbst sind und unser Gegenüber ist und wie die oben beschriebenen Dynamiken wirken.

*klugscheisser* Modus aus - uff.
***ie Frau
7.327 Beiträge
Danke @****ba , du bist ein Schatz! *knutsch*
Vielen Dank für diesen tollen Ansatz. ich mache es immer mit psychologischem Ansatz, habe auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Inzwischen geht auch die Psychologie Körperliches mit einbezieht.
Dein Ansatz ist jedoch unkomplizierter. Sollte mich auch mehr auf das körperlich/biologische konzentrieren
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von ****ba:
Konkret heißt das, das auszudrücken was grade passiert.
Meinst du damit deine Gefühle? Oder die Stimmung zwischen euch?
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Ich finde es ganz logisch, dass der Körper (Autonomes Nervensystem) und der Kopf (Zentrales Nervensystem) aufeinander einwirken.

Das tun sie übrigens in beide Richtungen.

Ein Beispiel:
Wenn der Kopf ruhig ist, dann atmet der Körper tief und entspannt bis in den Bauch hinein. Bei Stress wird die Atmung schneller und flacher, weil der Kopf dem Körper sagt, dass "Gefahr" besteht. Das passiert alles ganz automatisch (autonom) .

Das kann man benützen, indem man bei Stress bewusst tief in den Bauch einatmet. Diese ruhige Atmung signalisiert dem Kopf, dass die "Gefahr" vorüber ist und er sich wieder beruhigen kann.
***ie Frau
7.327 Beiträge
Zitat von ****ba:
Bisher habe ich immer versucht in Konfliktsituationen ruhig zu bleiben, meinen inneren Aufruhr bewusst zu entspannen, damit ich mich mit dem Gegenüber nicht gegenseitig immer weiter in den Konflikt pusche.

So ist eigentlich auch mein Ansatz ... *nachdenk*
****ba Frau
3.657 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von ***ie:
Zitat von ****ba:
Bisher habe ich immer versucht in Konfliktsituationen ruhig zu bleiben, meinen inneren Aufruhr bewusst zu entspannen, damit ich mich mit dem Gegenüber nicht gegenseitig immer weiter in den Konflikt pusche.

So ist eigentlich auch mein Ansatz ... *nachdenk*

Und wie ist Deine Erfahrung? Baut sich ein Konflikt nicht weiter auf oder fällt er regelrecht in sich zusammen?

Zitat von ******yan:
Das kann man benützen, indem man bei Stress bewusst tief in den Bauch einatmet. Diese ruhige Atmung signalisiert dem Kopf, dass die "Gefahr" vorüber ist und er sich wieder beruhigen kann.
Das funktioniert bei mir nur bedingt. Die Situation kommt dann in Gedanken immer wieder hoch. Ich vermute, weil sie nicht gelöst sondern eigentlich nur verdrängt ist. Wenn es um "Stress" mit einer anderen Person geht.

Zitat von ******yan:
Zitat von ****ba:
Konkret heißt das, das auszudrücken was grade passiert.
Meinst du damit deine Gefühle? Oder die Stimmung zwischen euch?
Ich bin in der beschriebenen Situation ganz bei mir geblieben und habe mein Gefühl ausgedrückt. Ich hab auch schon mal gesagt ich habe das Gefühl Du bist grade ... da ist die Stimmung erst recht explodiert. Dafür müssen vielleicht beide für dieses Vorgehen offen sein.
***ie Frau
7.327 Beiträge
Zitat von ****ba:
Und wie ist Deine Erfahrung? Baut sich ein Konflikt nicht weiter auf oder fällt er regelrecht in sich zusammen?

Hmmm ... gute Frage. Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht.
Ich streite so wenig ... ich kann nicht denken, wenn ich emotional bin.

Das letzte Mal, als ich nicht ruhig bleiben konnte, hatte das keine guten Auswirkungen. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen. Ich konnte zwar später erklären, warum ich so emotional war und mich entschuldigen ... aber der Bruch, der dadurch entstanden ist, ist bis heute nicht wirklich gekittet.

Kann man sich natürlich überlegen, ob das auch passiert wäre, wenn ich geübt und mein Gegenüber gewohnt wäre darin, mit Emotion zu antworten ... *nixweiss*
Ich denke, es hängt auch vom gegenüber ab. Viele Menschen können, oder wollen mit Konflikten nicht umgehen, entweder gehen sie einem Konflikt aus dem Weg, sind nicht erreichbar. Oder sie sticheln weiter, auch nicht erreichbar. Dann gibt es auch noch, das die Chef Karte gezogen wird.
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von ****ba:
Das funktioniert bei mir nur bedingt. Die Situation kommt dann in Gedanken immer wieder hoch. Ich vermute, weil sie nicht gelöst sondern eigentlich nur verdrängt ist. Wenn es um "Stress" mit einer anderen Person geht.
Das "In den Bauch atmen" war nur als Beispiel gemeint, wie eng Körper und Psyche verknüpft sind. Es war kein Tipp für die von dir beschriebene Situation. Ich bin auch kein Freund von Verdrängung. *g*

Zitat von ****ba:
Ich bin in der beschriebenen Situation ganz bei mir geblieben und habe mein Gefühl ausgedrückt.
Ich glaube, du hast zuerst gut in dich reingehört und hast dann dein (Körper-) Empfinden erfolgreich in einer "Ich-Botschaft" ausgedrückt.
Deine Schilderung klingt übrigens nach einem sehr schönen Erlebnis, das freut mich sehr für dich! *herz*

Zitat von ****ba:
Ich hab auch schon mal gesagt ich habe das Gefühl Du bist grade ... da ist die Stimmung erst recht explodiert.
Das könnte daran liegen, dass du im strengeren Sinn keine "Ich-Botschaft" verwendet hast. Du hast das Verhalten der anderen Person interpretiert, hast also
über sie gesprochen, anstatt über dich.

Ich finde "Ich-Botschaften" schwierig hinzukriegen aber super wirksam in Konfliktsituationen! *love*
Die Schwierigkeit ist meistens, wir hören was wir hören wollen. Habe das sehr häufig erlebt, ich Botschaft wird nicht als solche wahrgenommen, sondern als Beschuldigung gehört. Je reifer das gegenüber, desto besser Konflikt zu lösen.
********Poly Frau
3.197 Beiträge
*nixweiss*

Bei den "Ich-Botschaften" müssen natürlich die Körpersprache und der Tonfall mit dem Inhalt der Worte übereinstimmen.
Wer z.B. "ich bin sehr traurig" sagt und dabei vorwurfsvoll guckt, der ist nicht bei sich selber geblieben, sondern hat in Gedanken hinzugefügt: "... und du bist daran schuld!"
Alles richtig, wie gesagt, es kommt auch auf das gegenüber an. Zum Konflikt gehören zwei. Es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn es sein Nachbar nicht will. Eine Plattitüde, leider oft wahr
******013 Frau
23.397 Beiträge
@******yan Da gebe ich Dir Recht . Mimik (Gesichtsausdruck) und Gestik (Körpersprache) müßen schon übereinstimmen.
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