Eine Absicht im Sinne der tantrischen Philosophie (Sanskrit:
cetana) haben Bienen sicher nicht. Denn
cetana ist planvolles, vorausschauendes Handeln. Es beinhaltet die Fähigkeit, sich unterschiedliche Zukünfte vorzustellen und zwischen ihnen bewusst zu wählen. Diese Fähigkeit haben Bienen nicht.
Also: wenn ich mir vorstelle was passiert wenn ich meine Partnerin liebevoll massiere und was wenn ich es nicht tue, und wenn ich sie dann massiere weil ich mir davon etwas verspreche was danach kommt, dann ist das absichtsvoll. Wenn ich sie aber massiere ohne mir über sowas auch nur die geringsten Gedanken zu machen, dann ist das absichtslos.
Den einen oder anderen hier möchte ich darauf hinweisen, dass es ganz normal ist, dass sich absichtsvolles und absichtsloses Handeln abwechseln, manchmal im Sekundentakt. Es geht nicht darum, 24 Stunden am Tag ein absichtsloser Mensch zu sein. Weil aber Nachdenken über die Zukunft einen aus dem gegenwärtigen Moment rauszieht und weil es für (die meisten Formen von) Tantra sinnvoll ist, seine gesamte Aufmerksamkeit vollkommen im gegenwärtigen Moment zu sammeln, wird halt empfohlen, das Nachdenken über die Zukunft in dem Moment mal beiseite zu lassen. So bleibt mehr Platz im Kopf zum Genießen, zum Meditieren, zum Beten.
Mystische Erfahrungen, Zeit und Raum sprengender Sex der sich nicht anders als "göttlich" beschreiben lässt, passiert genau dann, wenn die gesamte Aufmerksamkeit auf ein einziges Thema konzentriert ist (
samadhi) und nichts anderes mehr Aufmerksamkeit bekommt: nicht die Absichten, nicht die Zeit, nicht der Raum, nicht das Ego usw. ... sondern einzig die Vereinigung von Shiva und Shakti oder was auch immer sonst Zentrum des Rituals ist.
Haus_am_See:
Viel wichtiger ist doch, dass es einvernehmlich und respektvoll geschieht, dass ein "Zauber" entsteht, der das gierige eigene Verlangen umwandelt, in uneigennützige, sinnliche Lust dem anderen ein göttliches Geschenk bereiten zu dürfen.
Amen!