Gute Frage, 1001 Erklärungsversuche dazu, verhältnismäßig viele von Frauen.
Stress und Ego?
Stress ist leicht zu definieren und spüren. Zum Ego gibt es so viele Interpretationen, dass es einerseits verwirrend, andererseits aber wieder hilfreich sein kann, die verschiedenen Zugänge zu betrachten.
Zur Frage, wie mein Ego meine Reaktion in Stresssituationen beeinflusst, finde ich grad mal einen spontanen Erklärungsversuch, dann galoppieren meine Gedankengäule auch schon in verschiedene Richtungen davon.
Ich mag Distress generell nicht, weil er mir sagt, dass ich im Moment keine gute Antwort auf Fragen und Reize von außen habe, mit der ich nach meiner erfolgten Reaktion auch noch selbst einverstanden bin.
Mein Ego will mir sagen, tu dies, tu das, sag dies, sag das, na mach schon, worauf wartest Du? Halt die Klappe, Ego, und denk zuerst nach.
Wenn ich mein Ego ungefiltert und unkontrolliert reagieren ließe, hätte ich in meinem bisherigen Leben noch viel öfter ziemlich viel mehr Stress erlebt.
Ich habe mich sehr früh schon entschieden, eine Kontrollfunktion zu erlernen und automatisieren, um zuerst die Notwendigkeit, und erst danach die Art meiner Reaktion zu prüfen. Könnte man auch Zivilisation, Etikette, Kinderstube, Bildung, Ausbildung, Einbildung, Angst vor Folgen der eigenen ungefilterten Wut, Berechnung u.v.a.m. nennen.
Das klingt vielleicht unrealistisch langsam, läuft aber im Leben fast unbemerkt von außen ab. Das heißt aber nicht, dass es auch immer so funktioniert (hat). Und natürlich ging diese Strategie auch oft auf Kosten von lustvoller Spontaneität. Tja, man kann nicht alles haben im Leben, und für mich war es die einzig richtige Strategie. Seit einigen Jahren lerne ich, meine Spontaneität immer mehr zuzulassen, mit zunehmendem Erfolg. Ich hab auch nur mehr wenig Stress. Naja, Kunststück, bin in Pension, Kinder sind im eigenen Leben unterwegs usw. Ich hab sogar Zeit, diese Zeilen am Vormittag zu schreiben.
Wer gelernt hat, sein Ego immer unkontrolliert auf die Umwelt loszulassen und sogar überwiegend Vorteile daraus zu ziehen, immer andere für die Folgen seiner Fehler verantwortlich macht, hat sich ebenso bewusst dafür entschieden (Trump-Syndrom). Manchmal habe ich den Eindruck, solche Menschen sind auch zufrieden damit, auf ihre Art eben. Wer nicht damit klarkommt, hat ein Problem.
Abschließend denke ich, wer spontan und ungefiltert reagiert, gilt in einem Umfeld als sympathisch authentisch, ein ehrlicher Mensch, der sich selber spürt, und anderswo als egozentrisch, impulsiv, aufbrausend cholerisch, je nach Situation und Umfeld.
Wer nie Stress erlebt (hat), kann nicht viel erlebt und daraus gelernt haben.
Jetzt muss ich aufhören, weil ich sonst Stress wegen meiner unerfüllten selbst gestellten Aufgaben krieg.
Habt einen schönen, lustvollen Tag!