„Nach christlicher Lesart hat der liebe Gott mich geschaffen. Und der macht bekanntlich keine Fehler.
Ja. Sehe ich exakt so. Nach Lesart meiner
Unwelt allerdings bin ich sowas von unperfekt
, aber: In welcher Hinsicht?
Irgendetwas an mir stört irgendjemanden. Vielleicht nervt es ihn, hindert ihn, schadet ihm, oder er hat einfach ein Urteil darüber. Es sind persönliche oder gesellschaftliche Gründe. Können diese Gründe tatsächlich die Bedeutung haben, mein natürlich gewachsenes Sein, meine Richtigkeit in Frage zu stellen?
Können sie in meinen Augen
nicht. Jeder Mensch ist in sich
richtig und in seiner Existenz so "gedacht" wie er ist. Und daher perfekt. Das ist die elementare Sicht, die für mich wahrhaftigste.
Die Kritik anderer Menschen ändert daran nichts.
Jetzt mal auf die Spitze getrieben gedacht: Angenommen, ich würde Katzen oder Kinder quälen - jeder würde das zu Recht abscheulich und unerträglich finden. Und aus der Sicht menschlichen Mitgefühls bin ich dann tatsächlich nicht perfekt.
Aber! Auf eine elementare Weise, grundsätzlich existenziell, bin ich ein Mensch, der so wie er ist, als lebende Materie, als spirituell mit Allem verbundenes Wesen, so gemeint ist, wie er ist. Mit allem, was wir auf einer menschlichen Ebene verabscheuen, mit allem, was wir mögen. In der Tat: Die Schöpfung bewertet und beurteilt nicht.
Es gibt also mindestens zwei Ebenen:
Auf der existenziellen, grundlegendsten Ebene jenseits aller Urteile und Bewertungen bin ich perfekt.
Auf der gesellschaftlichen, menschlichen Ebene bin ich notorisch unperfekt, weil es im Dickicht der Wertesysteme, Bedürfnisse und Wünsche niemals einen Konsens geben wird, dass ich alle Aspekte aller erfülle.
Auf der existenziellen, grundlegendsten Ebene hingegen gehört auch meine Unperfektion in der menschlich-gesellschaftlichen Ebene zu meiner Perfektion.
Weil ich an beiden Ebenen nichts ändern kann, ist das Thema Perfektion in meinem Leben gänzlich irrelevant.