Verschiedene Varianten
Ich glaube es gibt ein weites Spektrum an Varianten, die sich alle irgendwo zwischen zwei Polen einordnen:
(1) Das Tantrische Ritual ist ein Ritualtheater, in dem man Gott und Göttin "spielt", nach einem vorgegebenen Ablauf, in dem die Akteure Schritt für Schritt durch das Ritual geführt werden. Hierfür ist nur eine miminale Vorbereitungszeit erforderlich, die sich auf choreographische Aspekte beschränkt, alles Andere überlässt man den ModeratorInnen, die den Heiligen Raum halten - man vertraut ihnen einfach. Die Partner treffen mehr oder weniger zufällig aufeinander und lösen sich hinterher wieder. Dieses Ritual würde ich als fortgeschrittene Kunstform einordnen, ähnlich wie ein modernes Mitspiel-Theater oder ein musikalisches Event zum Mitsingen.
(2) Das Tantrische Ritual ist ein vollständiges sich aufeinander einlassen in einem Tantrischen Setting, inklusive potentieller Zeugung von Kindern. Traditionell wurde dieses Ritual zum Beispiel praktiziert um gezielt eine Reinkarnation zu initiieren. Die Akteure legen hierfür auch nachhaltig ihr "Ego" ab und geben sich ganz der Gemeinschaft hin, in die das Ritual eingebettet ist. Hier handelt es sich also nicht um ein zeitlich begrenztes einmaliges Event, sondern um eine Lebensentscheidung. Es gibt den Mythos, dass Jesus als Sohn "Gottes" das "Produkt" eines solchen Rituals war.
Persönlich finde ich, dass beide Varianten sowie alle möglichen Zwischenformen ihre Berechtigung und ihre eigene Qualität haben.
Und natürlich können auch alle Varianten irgendwie schief laufen, wenn etwas nicht zusammenstimmt, wenn zu wenig Achtsamkeit da ist oder wenn die Akteure überfordert sind - no risk, no fun.