ein Haiku, ein Gedicht und eine Erinnerung
wieviel schöne Gedanken und Fotos habt Ihr hier zusammengetragen und uns allen geschenkt!
Da möchte ich Euch auch etwas sagen:
Ein Haiku:
Vollmond im Herbst-
schattenhafter als Bäume und Gras
die Menschenschatten
Baihitsu (1768 - 1852)
Herbstbeginn
Der Herbst streut weiße Nebel aus,
Es kann nicht immer Sommer sein!
Der Abend lockt mit Lampenschein
Mich aus der Kühle früh ins Haus.
Bald stehen Baum und Garten leer,
Dann glüht nur noch der wilde Wein
Ums Haus, und bald verglüht auch der,
Es kann nicht immer Sommer sein.
Was mich zur Jugendzeit erfreut,
Es hat den alten frohen Schein
Nicht mehr und freut mich nimmer heut-
Es kann nicht immer Sommer sein.
O Liebe, wundersame Glut,
Die durch der Jahre Lust und Mühn
Mir immer hat gebrannt im Blut-
O Liebe, kannst Du auch verglühn?
Hermann Hesse 1910
Eine Erinnerung
Ich lebte etliche Jahre in einem Land, das heute als Traumziel von vielen Urlaubern besucht wird. Nie habe ich mein Heimweh stärker empfunden als im Herbst. Wie vermisste ich den Farbenrausch der bunten Bäume, die geheimnisvollen Nebel, die sich oft wie Watte über die Welt legen. Und den würzigen Geruch der gefallenen Blätter, den sanften Moderduft der Pilze! Auch die leise Melancholie der Natur! Der ewig blaue Himmel, das leuchtend blaue Meer, die duftenden Früchte, sie konnten mir die Traurigkeit nicht vertreiben.
Heute, wo ich schon lange heimgekehrt bin, genieße ich den Herbst in vollen Zügen, sogar wenn graue Regenschleier alles verhängen. Ich bin ein Kind der vier Jahreszeiten,das habe ich dort gelernt. Das Erlebnis des Herbstes bringt mir jedes Jahr die Erinnerung an mein Heimweh zurück.
[Erneute kurze Anmerkung für unsere Mitglieder: Texte, auch Songtexte, dürfen nach den Urheberrechtsbestimmungen nur vollständig zitiert werden, wenn der Autor mehr als 80 Jahre verstorben ist. Auf Hermann Hesse, der erst 1962 verstarb trifft das nicht zu. Wir lassen den Beitrag mal so stehen; ärgert Euch aber bitte nicht, wenn Joy ihn löscht.
Freundliche Grüße: Martin]