Ich finde hier die Begriffswahl dafür (durch Siegmund Freund) als eher unglücklich, bei dem was "Auto" so an Affirmationen auslöst.
Die heutigen Hinter-/Beweggründe solches "Verhaltens" sind dazu auch noch so unterschiedlicher Natur, wie dann auch die Ausprägungen im Leben, das es nicht in eine Schublade reinpasst. Das ist wenn schon, eher eine komplette Wohnzimmermöbilierung.
Spannend auf jeden Fall, waren durch äußere Umstände (Tod, Scheidung) früher notgedrungen eher ältere Semester dazu "gezwungen", wählen dies heute teilweise öffentlich, doch auch etliche (vorallem weibliche) junge Menschen.
Ein spannendes Forschungsfeld, um mehr zu verstehen von menschlicher Entwicklung.
fOCUS Dienstag, 29.12.2020
Bei diesem Liebestrend fällt die Partnersuche nicht schwer, denn Autosexuelle lieben nur einen: sich selbst. Doch was steckt hinter diesem Begriff und wodurch zeichnet sich Autosexualität aus?
Manche Menschen entdecken ihr Partnerideal nicht in einer anderen – realen oder erträumten – Person, sondern sind von Anfang an am Ziel der Suche angekommen.
Autosexualität bedeutet, dass jemand romantische Gefühle für sich selbst empfindet. Wie sieht das in der Praxis aus?
Haben Autosexuelle Sex?
Ein romantischer Abend einer autosexuellen Person könnte so aussehen: Kerzen anzünden, es sich gemütlich machen und mit Sex Toys oder durch gute Handarbeit für perfekte Höhepunkte sorgen.
So weit, so normal – schöne Stunden mit sich selbst genießt schließlich jeder von uns gerne.
Der Unterschied zwischen Autosexualität und Autoerotik (wie Sex mit sich selbst im Fachlatein heißt) besteht darin, dass Autosexuelle sich selbst im Zentrum ihrer erotischen Fantasien sehen, statt sich einen anderen als Partner vorzustellen.
Sie blicken nicht nur in den Spiegel und sind verliebt; wenn sie sich streicheln, sind sie Berührende und Berührte zugleich, auch in ihrer Vorstellungswelt. Kein Körper erregt sie mehr als der eigene.
Nicht alle Autosexuellen wollen Sex
Masturbation kann, aber muss nicht das Liebesleben eines Autosexuellen bestimmen. Autosexualität kann auch eine Spielart von Asexualität sein.
Wer schon am Ziel seiner Wünsche angekommen ist, sich mit sich selbst glücklich und geborgen fühlt, erlebt seine Emotionen vielleicht eher als Zärtlichkeit und Achtsamkeit denn als erotische Wünsche oder hat einfach nie die Sehnsucht nach Sex verspürt.
Und manchmal kann die Lust mit der Zeit ebenso abnehmen wie bei allen anderen Menschen auch. Warum sollte ein autosexuelles "Ein-Personen-Paar" so anders sein als ein Liebespaar, das liebevoll, aber sexlos miteinander lebt?In der Galerie: 20 heiße Sexstellungen für mehr Lust im Bett
Me, Myself and I – wer braucht mehr?
Wer denkt, Autosexualität ist der letzte Zufluchtsort von Enttäuschten und Resignierten, der irrt.
Eine steigende Zahl von Autosexuellen und Asexuellen bekennt sich selbstbewusst zu diesen Varianten der sexuellen Orientierung.
Einige sprechen liebevoll von Sologamie und die Autorin Ghia Vitale verlobte sich 2017 sogar mit sich selbst, spätere Hochzeit nicht ausgeschlossen.
Allerdings bleiben sich nicht alle Autosexuellen exklusiv treu – manche leben nebenbei auch in einer konventionellen Beziehung und leben beides aus, die Lust auf den anderen und die Lust auf sich selbst.
Autosexualität ist ein weit gefasster Begriff, der sexuelle Handlungen an und mit sich selbst bezeichnet. Es geht also um Selbstbefriedigung.
Dr. Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft an der Hochschule Merseburg
aus
https://www.welt.de/kmpkt/ar … en-sich-selbst-heiraten.html
Als Ganzes betrachtet ist Autosexualität vielleicht weniger schräg, als es auf den ersten Blick erscheint. Mit Selbstdarstellung dank Instagram und Co. hat es auf jeden Fall so gut wie gar nichts zu tun. Vielmehr geht es um unsere Art des Zusammenlebens, um Geschlechterrollen und -identitäten und wie offen wir darüber sprechen.