kein Safewort und trotzdem nicht Gott
Hallo,
wir haben auch kein Safewort.
Wir haben es schon mit Verschiedenem versucht, aber es kam nie zur Anwendung. Nicht etwa weil ich es nicht gebraucht hätte, sondern weil ich es nicht sagen konnte (falscher Stolz? unrealistische Panik, die handlungsunfähig macht?) oder weil bei mir der Umschwung so schlagartig geht, dass ich schon auf dem Boden aufgeknallt bin, bevor ich gerafft habe, dass ich am Fallen war. Und nach dem Aufprall ist es extrem offensichtlich, dass was schief läuft und dann greift mein Partner auch sofort ein.
Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich meinem Partner vertraue. Naja... in gewisser Weise vertraue ich schon... ich kann quasi darauf vertrauen, dass er schnell und radikal über die Strenge schlägt, wenn er vor hat mich zu "quälen". Wenn er jedoch vor hat mir Gutes zu tun indem er mich "neckt", kann ich darauf vertrauen, dass ich eine himmlisch schöne Zeit haben werde.
(In der Praxis sind die Unterschiede zwischen "Quälen" und "Necken" nicht so riesig. Da kann der Unterschied allein in der Wahl des Klammertypus oder in der Art der Berührung liegen. Ich nutz die Wörter nur, um die unterschiedlichen Intentionen deutlich zu machen, denn mein Partner weiß recht gut, was bei mir in welche Kategorie fällt.)
Nach langen Auseinandersetzungen sind wir mittlerweile so weit, dass er gewisse Vorkehrungen trifft mit denen ich mich wohler fühle (z.B. Durchblutung der Extremitäten checken wenn irgendwie gebunden oder gehangen wird). Bevor wir da waren wo wir jetzt sind, hatten wir eher den Zustand, dass ich eine unerträgliche Mecker-Sub war, weil ich Angst um taube Arme hatte (oder mich ähnliche Ängste umtrieben). Er wünschte sich dann er hätte zuerst geknebelt und dann gefesselt. Ich bin froh dass er mich nicht immer Mund-Tod gemacht hat (wobei ich das eigentlich sehr mag) und wir so gemeinsam durch einen Lernprozess gehen konnten und immer noch gehen.
Ich bin also nicht so recht glücklich damit kein Safewort oder -Zeichen zu haben. Aber wir haben für uns noch kein praktikables Pendant gefunden.
Ich persönlich glaube nicht dass es ein
"über die Benutzung von Safewörtern schon lange hinaus."
gibt. Denn meiner Meinung nach bringt das mit sich, dass das Nicht-Benutzen soetwas wie ein grüner Gürtel ist, denn man sich erarbeitet hat, auf den man stolz sein kann und der eine gewisse Entwicklungsstufe symbolisiert. Und das sagt, in meinen Augen, dann im gleichen Atemzug, dass das Benutzen von Safewörtern auf einer niedrigeren Stufe steht.
Ich glaube glaube, dass das Nutzen von Safewörtern (oder sonstigem) eine ganz private Abmachung innerhalb der Beziehung ist über die man gern reden kann, die aber nicht bewertet werden sollte im Sinne von "Wer Safewörter nötig hat, kennt seine Sub nicht gut genug oder ist einfach nur ein schlechter Dom."
@****hi: ich weiß, ich hab hiermit viel in deine Worte hineingelegt. Ich möchte dich nicht persönlich angreifen. Vielmehr hab ich deine Aussage mehr als Aufhänger genommen. Denn die oben geschriebenen Gedanken kamen mir halt als ich diesen Teil deines Postings gelesen habe.