Ich glaube, ich möchte nochmal meinen Senf dazu geben. Um es mit einfacher zu machen, werde ich das generische Maskulinum verwenden, um mir das Schreiben zu erleichtern. Solche Threads tendieren irgendwie gerne mal dazu, zum Ergebnis zu haben, das alle Männer nunmal triebgesteuerte Bindungsphobiker sind. Aber ich finde dieses Thema ist einfach zu grundlegend, um in Geschlechtergebashe zu verfallen. Man muss einfach Gruppen differenzieren und es gibt auch eine nicht unerhebliche Anzahl Suchender auf beiden Seiten, die sich an die eigene Nase packen sollten. Ich habe seit meiner letzten Beziehung (gefunden über Joy, hielt über 3 Jahre, monogam) verschiedene Stadien durchlaufen, in denen ich mich hier "umgesehen" habe (suchen ist als Begriss uncool geworden, keiner will schließlich als der gelten, der hier sucht. Jeder will gefunden werden oder dass sich eben was ergibt - und wie im Krieg ergibt sich oft nur, wer nicht fit genug ist, um wegzulaufen).
Generell kann man sagen, JEDER mit dem man etwas umfangreicher schreibt und sich trifft, schreibt zumindest in der ersten Zeit mit einigen anderen. Das finde ich auch völlig verständlich, schließlich ist der andere zunächst einmal nur ein interessanter Kontakt unter vielen. Und vermutlich kennen alle, die hier schon länger sind, die Unverbindlichkeit von Joy, die auch ich schon oft erlebt habe. Kontakte entstehen, man trifft sich und auf einmal wird es nach ein paar Treffen immer weniger und die Person verschwindet im Nebel. Alleine dafür wird sich jeder hier zumindest bis zu einem gewissen Punkt zumindest einen Teil der Kontakte erhalten/vertrösten/was-auch-immer.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt sollten beide einfach die Karten auf den Tisch legen und zu etwas verbindlicherem übergehen, falls gewünscht. Doch ist es echt so einfach? Die meisten, die hier sind, sind schon von Vorerfahrungen gezeichnete Veterane auf dem Schlachtfeld der Liebe (ich danke dem Generator für dieses pure Gold). Die Frage ist, wie stellt man sich das Verbindliche überhaupt vor. Damit meine ich nicht, wie die "Besitzverhältnisse" sind. Sondern das "Gefühl" in einer Beziehung. Eine charismatische junge Dame, die ich hier getroffen habe (und die ausdrücklich nach einer Beziehung sucht) meinte mal, sie würde nur nochmal eine Beziehung eingehen, wenn diese genau so unkompliziert ist, wie ihr Single-Dasein (wobei sie nicht richtig Single ist ^^). Es müsse sich leicht und unproblematisch anfühlen.
Ganz so weit würde ich nicht gehen. In einer Beziehung werden immer Kompromisse geschlossen. Wer sagt, er würde das nicht tun, erzählt einfach Quatsch. Bist du schonmal mit deinem Partner etwas früher ins Bett, weil es ihm nicht gut ging und du noch nicht ganz so müde warst? Ja? Kompromiss. Aber das ist schon der erste Punkt. Wie weit dürfen die Kompromisse gehen in der Beziehung? Das definiert jeder anders, was der eine für Voraussetzungen für Treffen erwähnt (nur bestimmte Tage, weil Chorprobe/Fußballtraining, nur vor 19 Uhr, weil sonst zu spät etc.), erscheinen ihm vielleicht völlig selbstverständlich. Dem anderen könnte das schon eine völlige Gängelung sein und ein absolutes No-Go auf Dauer. Schon wäre hier die Verbindlichkeit gescheitert. An unausgesprochenen profanen Dingen.
Es gibt aber auch den Typ hier, der gerne "erobert" werden möchte und eine Verbindlichkeit auf hohem Niveau erwartet. Keinen ersten Schritt selber machen, kommen lassen, kühle Distanz. Sich rar machen.
Hier hat man zwei Möglichkeiten. Wenn ich Personen begegne, die unterhalten und gelockt werden wollen (merkt man z.B. an oft knappen Antworten, die nur das nötigste enthalten und nur dann ausführlicher und häufiger werden, wenn "das Äffchen tanzen" soll, oder ein anderer Kontakt gerade aufgegeben hat), mache ich einen Bogen um sie. Lebenszeitverschwendung. Für sie ist hier die Zweite Möglichkeit - der Typ Mann unterwegs, der gerne erobert. Wer jedoch von diesem Typ Mann erwartet, dass er nach dem Erobern plötzlich denkt "das war es jetzt, zur Ruhe setzen und gemütliche Beziehung führen", hat vermutlich ziemlich heiß gebadet. Der wird den Teufel tun, davon abzulassen und sich zu binden. Der will die nächste erobern. Das verbittert dann die Eroberte wiederum zusätzlich. Teufelskreis. (Ich fange nicht vom Typ "Ich bin eine Herausforderung" an, das sind meistens die, die "Zumutung" falsch geschrieben haben).
Und dann gibt es hier noch den Typ "best buddy", die fröhlich, lustig und sympathisch sind und die Sonne erstrahlen lassen können, wenn sie schreiben. Diese treffen sich gerne mit recht vielen Leuten, suchen aber nicht zwingend in JEDEM davon überhaupt einen potentiellen Beziehungspartner. Hier kann oft einfach ein Kennenlernen im Vordergrund stehen. Diese sind zwar bereit auch eine Beziehung einzugehen, was sie auch so kommunizieren. Aber eben nicht nicht mit jedem, mit dem sie sich verstehen. Ein F+ wäre möglich, eine Beziehung wollen solche Menschen aber nur mit besonderen Menschen, die ihr Leben auf vielfältige Weise bereichern können. Wird diesen Menschen vom anderen die Verbindlichkeits/Beziehungspistole auf die Brust gesetzt, sind diese schnell weg wenn die Person nicht passt.
Es gibt so viele Möglichkeiten, wieso eine Beziehung einfach nicht zustande kommt. Selbst wenn beide bereit dafür und sich gegenseitig sympathisch sind. Das hat weder mit Geschlecht noch mit heutzutage zu tun. Schließlich würden wir auch im "realen Leben" nicht mit jedem, mit dem wir uns gut verstehen und der auch auf der Suche nach einer Beziehung ist, eine Beziehung anfangen. Wieso sollte es hier anders sein?