Seele was ist das. Ich trage diese meditative Aufgabe schon länger mit mir und da wir ja unter uns sind,ich würde ich meine Gedanken gerne mit euch teilen und bin gespannt auf eure Reaktionen. Meine Betrachtung sind weder moralisch noch religiös, sondern vor allem staunend und liebend begründet. Staunend über die Vielfalt und Möglickeiten, welche wir als denkend und fühlende Menschen haben (oder hätten), liebend über die Menschen, denen ich auch hier begegne und als unendlich wertvoll schätze.
Seele ist für mich Erinnerung. Seele ist räumlich. Woher wir kommen und wohin wir gehen. Leben durchläuft für mich drei essentielle transzendierende Phasen Die Zeugung, die Geburt und der Tod. Mit der Zeugung ist eine Möglichkeit gegeben, dass individuelles Leben seinen Anfang nimmt. Es wäre jedem Menschen zu wünschen, dass dies ein Akt der Liebe ist.
Zur Erläuterung ein kurzer Einschub aus eigener Erfahrung. Es ist rund zehn Jahre her, dass ich über eine Therapie, einer meditativen Rückbesinnung zum Moment meiner Zeugung folgte. Den Augenblick VOR dem Endringen des Spermiums in die Eizelle empfand ich als ein Gefühl der totalen Freiheit. Mein Empfinden war verbunden mit allem. Nicht ICH sondern ES war verbunden mit allem. Der Moment der Verbindung von Spermium und Eizelle war dazu ein Moment der totalen Enttäuschung. Der physischen Manifestation.
Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass dieser Moment ein Anfang war, der ein ICH erst ermöglicht.
Damit das Werden zu einem ICH überhaupt möglich ist, hat die Natur einen geschützten Raum geschaffen, welchen wir alle in dieser Form einmalig erlebt haben. Das Eins-Sein im Bauch der Mutter. In ihrem mamisphärischen Raum teilt sie mit uns ALLES. Ihre Nahrung, ihre Emotionen, Glück und Verletzungen.
Mit der Geburt erscheinen wir das erste mal als eigene Entität. Wir überschreiten eine weitere Grenze. Wir haben einen Geburtstag. Einen Namen.
Unsere Entwicklung als empfindendes Wesens hat aber schon längst begonnen. Allein in den letzten vier Wochen der Schwangerschaft und vier Wochen nach der Geburt, erklären gewisse Neurobiologen, bilden wir 80% unserer synoptischen Verbindungen aus.
In unseren Fähigkeiten selbständig zu überleben sind wir, gemessen an anderen Lebewesen; bei der Geburt eines der unfertigsten auf diesem Planeten und gezwungen rasch zu lernen. Eine Fähigkeit, die uns allerdings zu dem macht, was wir sind. Im Guten, wir auch im Schlechten.
Ich komme zurück auf die Erinnerung. Seele ist für mich ein räumliches Erlebnis. Geborgenheit, Eins-sein, Teilen, Bauchgefühl, das alles haben wir physisch erlebt. Das emotionale Erleben ist eine zutiefst körperlich-seelische Urerfahrung, was uns zeitlebens danach suchen lässt. Es ist Teil einer jeden Kultur und je nach Bewusstsein wird es streng nach Strukturen (eben religiös, moralisch) gegliedert, mit Tabus belegt (ironischer Weise meist zu Ungunsten der Frauen) oder strebt nach Freiheit.
Für mich ist Auch die Hemisphäre, die unsere Erde umgibt ein beschützter Seelenraum, ohne den wir nicht überleben würden. Der uns ernährt und uns die Chance gibt als Individuen zu wirken und zu prägen. So gesehen befinden wir uns alle im Bauch der Mutter Erde. Leider hat es mit der Verantwortung dafür, gelinde gesagt etwas gehapert. Hätten wir im Bauch der eigenen Mutter ein solches Gebaren an den Tag gelegt würden wir alle nicht existieren.
Seele ist teilen und teilhaben.