Guten Abend.
Ich lese hier viel Schönes; vieles, das mich zum Nachdenken bringt. Doch ich lese auch einiges, dem ich nicht zustimmen kann. Ich glaube nicht, dass wir das, was um uns herum geschieht, dafür verantwortlich machen sollten, ob es unserer Seel gut geht oder nicht. Die Verantwortung für das Wohlergehen meiner Seele habe nur ich allein und daran werden alle äußeren Umstände nichts ändern. Es gibt so viele Dinge um mich herum, die ich nicht beeinflussen kann; die schlimm sind, dreckig, gemein. Doch ich kann beeinflussen, ob sie meine Seele vergiften oder nicht. Ich bin nicht wehrlos dagegen. Niemand ist das, so er das will.
Vor einigen Jahren bin ich über eine alte Weisheit aus dem ZEN gestoßen. Ich habe sie ein bisschen ausgeschmückt und aufgeschrieben. Das tue ich gerne - schreiben, meine ich. Es tut meiner Seele gut.
Gute Unterhaltung ...
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Der Schlag kam so schnell und unvorhergesehen, dass sie nicht mehr ausweichen konnte – nur Millimeter vor ihrer linken Halsschlagader stoppte die Faust. Valeria stand einen Moment wie erstarrt, dann verbeugte sie sich tief vor dem Sensei.
„Deine Bewegungen sind nahezu perfekt, meine Tochter.“
„Ich danke euch, Sensei.“
„Das war kein Lob, Valeria. Warum hast du den Angriff nicht kommen sehen?“
„Ihr wart zu schnell.“
„Nein. Ich bin langsamer als du, schließlich ist mein Körper viel älter als deiner. Du warst nicht offen für das Unvorhersehbare, du warst nicht frei in deinem Geist.“
Valeria senkte den Kopf fast bis auf die Tatami herab und der Sensei fuhr fort: „Als du mich vor zehn Jahren um Hilfe batest, sagte ich dir, dass ich nur deinen Körper lehren kann. Deinen Geist musst du selbst lehren. Ich sehe jetzt eine Frau vor mir, die aus ihrem Körper eine perfekte Waffe gemacht hat. Xingyiquan ist eine innere Kampfkunst, in der dein Geist deinen Körper steuert. Dazu muss sich der Geist in der Balance befinden. Er muss eins sein mit deinem Körper und deinem Ich. Doch dein Hass steuert deinen Geist und damit auch deinen Körper. Dein Gegner ist nicht dein schlimmster Feind. Es ist dein Hass und er wird dich zerstören, wenn du ihn nicht besiegst.“
Valeria schaute in das runzlige Gesicht des Sensei. Unaufdringliche Selbstsicherheit und tiefes, uraltes Wissen sah sie, aber auch blitzende Augen. „Ich kann nicht aufhören zu hassen. Ich habe sonst nichts.“
„Du glaubst, dass du sonst nichts hast. Dir wurde Schlimmes angetan und das willst du nicht akzeptieren. Aber Leid ist ein Bestandteil der menschlichen Existenz und als solcher gehört es zu jedem Menschen. Du weigerst dich, das zu akzeptieren und damit nimmst du dir selbst einen Teil deines Menschseins. Ignorierst du deinen Hass, so wird er irgendwann unwichtig und verschwindet aus deinem Bewusstsein. Du aber denkst jeden Tag an das, was dir angetan wurde und gibst ihm dadurch immer neue Nahrung. Irgendwann wird er so stark sein, dass er dich vernichtet.“
Valeria blieb stumm und der Sensei fuhr fort. „Nicht dein Hass ist es, der dich nicht losläßt. Du hältst dich selbst an ihm fest.“
„Aber ich habe doch nichts anderes mehr...“
Der alte Mann schaute sinnend auf die junge Frau vor ihm. Dann wechselte er das Thema. „Möchtest du eine Tasse Tee mit mir trinken?“
„Sehr gern.“
Meister Tong-Chu schenkte Valeria Tee ein. Die Tasse wurde voll, aber er schenkte weiter ein, bis der Tee überfloss und über den Tisch auf den Boden tropfte.
„Sensei, die Tasse ist voll“, sagte Valeria voller Erstaunen. „Sehen Sie nicht, dass nichts mehr hineingeht?“
Der alte Mann hielt inne, schaute Valeria nachdenklich an und antwortete: „Genau wie diese Tasse bist auch du voll von deiner Angst und deinem Hass. Du musst erst deine Tasse leeren, damit das Glück darin einen Platz finden kann.“
Ich lese hier viel Schönes; vieles, das mich zum Nachdenken bringt. Doch ich lese auch einiges, dem ich nicht zustimmen kann. Ich glaube nicht, dass wir das, was um uns herum geschieht, dafür verantwortlich machen sollten, ob es unserer Seel gut geht oder nicht. Die Verantwortung für das Wohlergehen meiner Seele habe nur ich allein und daran werden alle äußeren Umstände nichts ändern. Es gibt so viele Dinge um mich herum, die ich nicht beeinflussen kann; die schlimm sind, dreckig, gemein. Doch ich kann beeinflussen, ob sie meine Seele vergiften oder nicht. Ich bin nicht wehrlos dagegen. Niemand ist das, so er das will.
Vor einigen Jahren bin ich über eine alte Weisheit aus dem ZEN gestoßen. Ich habe sie ein bisschen ausgeschmückt und aufgeschrieben. Das tue ich gerne - schreiben, meine ich. Es tut meiner Seele gut.
Gute Unterhaltung ...
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Der Schlag kam so schnell und unvorhergesehen, dass sie nicht mehr ausweichen konnte – nur Millimeter vor ihrer linken Halsschlagader stoppte die Faust. Valeria stand einen Moment wie erstarrt, dann verbeugte sie sich tief vor dem Sensei.
„Deine Bewegungen sind nahezu perfekt, meine Tochter.“
„Ich danke euch, Sensei.“
„Das war kein Lob, Valeria. Warum hast du den Angriff nicht kommen sehen?“
„Ihr wart zu schnell.“
„Nein. Ich bin langsamer als du, schließlich ist mein Körper viel älter als deiner. Du warst nicht offen für das Unvorhersehbare, du warst nicht frei in deinem Geist.“
Valeria senkte den Kopf fast bis auf die Tatami herab und der Sensei fuhr fort: „Als du mich vor zehn Jahren um Hilfe batest, sagte ich dir, dass ich nur deinen Körper lehren kann. Deinen Geist musst du selbst lehren. Ich sehe jetzt eine Frau vor mir, die aus ihrem Körper eine perfekte Waffe gemacht hat. Xingyiquan ist eine innere Kampfkunst, in der dein Geist deinen Körper steuert. Dazu muss sich der Geist in der Balance befinden. Er muss eins sein mit deinem Körper und deinem Ich. Doch dein Hass steuert deinen Geist und damit auch deinen Körper. Dein Gegner ist nicht dein schlimmster Feind. Es ist dein Hass und er wird dich zerstören, wenn du ihn nicht besiegst.“
Valeria schaute in das runzlige Gesicht des Sensei. Unaufdringliche Selbstsicherheit und tiefes, uraltes Wissen sah sie, aber auch blitzende Augen. „Ich kann nicht aufhören zu hassen. Ich habe sonst nichts.“
„Du glaubst, dass du sonst nichts hast. Dir wurde Schlimmes angetan und das willst du nicht akzeptieren. Aber Leid ist ein Bestandteil der menschlichen Existenz und als solcher gehört es zu jedem Menschen. Du weigerst dich, das zu akzeptieren und damit nimmst du dir selbst einen Teil deines Menschseins. Ignorierst du deinen Hass, so wird er irgendwann unwichtig und verschwindet aus deinem Bewusstsein. Du aber denkst jeden Tag an das, was dir angetan wurde und gibst ihm dadurch immer neue Nahrung. Irgendwann wird er so stark sein, dass er dich vernichtet.“
Valeria blieb stumm und der Sensei fuhr fort. „Nicht dein Hass ist es, der dich nicht losläßt. Du hältst dich selbst an ihm fest.“
„Aber ich habe doch nichts anderes mehr...“
Der alte Mann schaute sinnend auf die junge Frau vor ihm. Dann wechselte er das Thema. „Möchtest du eine Tasse Tee mit mir trinken?“
„Sehr gern.“
Meister Tong-Chu schenkte Valeria Tee ein. Die Tasse wurde voll, aber er schenkte weiter ein, bis der Tee überfloss und über den Tisch auf den Boden tropfte.
„Sensei, die Tasse ist voll“, sagte Valeria voller Erstaunen. „Sehen Sie nicht, dass nichts mehr hineingeht?“
Der alte Mann hielt inne, schaute Valeria nachdenklich an und antwortete: „Genau wie diese Tasse bist auch du voll von deiner Angst und deinem Hass. Du musst erst deine Tasse leeren, damit das Glück darin einen Platz finden kann.“