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"Ist doch nur meine Meinung..."

****Dr Mann
1.515 Beiträge
Themenersteller 
"Ist doch nur meine Meinung..."
Das lese ich immer häufiger in sozialen Medien, auch hier in JC-Foren. Und ich lese das als Aufforderung, Kritik an einer dargestellten Position zu unterlassen, bisweilen mit der Anklage verbunden, dass man es an Respekt vor der Meinung des anderen fehle lasse.
Ohne Zweifel sollte man Respekt vor anderen Meinungen haben, aber das schützt diese natürlich nicht vor Kritik. Im Gegenteil, Respekt kann eine Position nur erwarten, die kritisierbar ist und die in der Kritik besteht.

Ich will meine Sichtweise, dass "Ist doch nur meine Meinung..." oder "Lass mir doch meine Meinung!" einen nicht gerechtfertigten Versuch darstellen kann, die eigene Position gegen Kritik zu immunisieren, kurz ausführen.

1. Eine Meinung hat einen Wahrheitsanspruch
Das mag für viele trivial, für andere überraschend klingen, aber es ist so: Wenn ich die Meinung äußere, dass XYZ, dann sage ich damit implizit auch, dass ich XYZ für wahr halte. Ich kann nicht meinen, dass XYZ, und gleichzeitig XYZ für falsch halten. Natürlich ist der Wahrheitsanspruch einer bloßen Meinung weniger stark, als wenn ich etwa sage "Ich weiß, dass XYZ." oder "Fakt ist: XYZ".
Und damit kommen wir zu

2. Eine Meinung muss begründbar sein.
Wenn ich etwas als Faktum oder Selbstverständlichkeit oder Inhalt meines Wissens konstatiere, dann muss ich sehr (sehr!) gute Gründe dafür vorbringen können. Natürlich gilt immer, dass Menschen fehlbar sind, aber innerhalb dieses Fehlbarkeitsrahmens sollten meine Gründe unwiderleglich sein.
Oder zumindest mir so erscheinen, bis ich (in der Kritik, durch eigenes Nachdenken) eines Besseren belehrt werde.
Aber auch eine Meinung ist begründungspflichtig. Wenn ich meine, dass der Mond aus grünem Käse gemacht ist, dann sollte ich in der Lage sein, Gründe anzugeben, die mich zu meiner Meinung geführt haben.
Voraussetzungslose Wahrheitsbehauptungen mögen in der religiösen oder ideologischen Dogmatik akzeptabel sein, in einem offenen Diskurs sind sie es nicht.
Und weil eine Meinung Gründe haben muss, muss sie es auch aushalten, dass es Gegengründe gibt:

3. Eine Meinung muss kritisierbar sein.
Wenn mir jemand mit ein wenig Physik nachweisen kann, dass das mittlere spezifische Gewicht des Mondes deutlich über dem aller bekannten Arten von gefrorenem Käse liegt, und der Mond somit nicht - oder zumindest nicht überwiegend - aus grünem Käse bestehen kann, dann muss ich mich zu diesem Gegenargument korrekt verhalten.
Ich kann nicht einfach nur Respekt vor meiner Meinung einfordern, sondern ich muss darlegen, wie meine Meinung mit einem von mir als wahr anerkannten Sachverhalt vereinbar ist.
Oder ich muss den Sachverhalt hinterfragen („Wie erfolgte die Bestimmung des spezifischen Gewichts des Mondes?“). Oder auch: Bereit sein, meine Meinung zu ändern, wenn mir keines von beiden gelingt.

Warum mache ich hier eigentlich solch einen Aufstand? Nun, wegen 4. und 5.

4. Meinungsäußerungen haben einen Relevanzanspruch
Etwa aus den Konversationsmaximen von Grice, aber auch aus der Alltagserfahrung folgt, dass ein Diskursteilnehmer, der etwas zur Sache (und nicht in einem scherzhaften off-topic Kommentar) äußert, implizit behauptet, dass diese seine Äußerung für die aktuelle Diskussion relevant ist.
Und auch der Respekt vor anderen Teilnehmern einer Forumsdiskussion gebietet, dass man annimmt, das sie nicht Belanglosigkeiten äußern wollen.

5. Meinungen können Aufforderungscharakter haben
Meine Meinung (wenn ich sie denn hätte), dass der Mond aus grünem Käse besteht, verpflichtet wohl niemanden zu irgendetwas, aber - gerade in der aktuellen Situation - viele Meinungen konstatieren etwas als ideal oder "zu vermeiden", als gut oder schlecht. Und damit fordern sie, qua Wahrheitsanspruch, die Zuhörer oder Leser zum Handeln auf.
Man muss sich nur die Themen der letzten Jahre und von heute vor Augen führen: Masernimpfpflicht, Coronamaßnahmen, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den Angriff der Hamas auf Israel und die Reaktion darauf, aber auch Themen wie Klimapolitik oder die "Verkehrswende": Hier fällt es sehr schwer, Meinungen auch nur zu formulieren, die nicht automatisch ein "Die Regierung sollte..." oder ein "Du solltest..." bedeuten.

Wenn es also so ist, dass Meinungen relevante Wahrheitsbehauptungen sind, die oft auch noch Werturteile bedingen und Aufforderungscharakter haben, dann muss eine Meinung auch hinterfragt werden dürfen und sie muss sich begründen lassen.
Sonst, so mein etwas pessimistisch klingender Ausblick, landen wir in einem Szenario des ewigen "Louis de Funès": Nein! Doch! Oh!!!

Und das, was wir als Diskussion kennen und schätzen und lieben, wird zu einem Krieg der Blasen.

Stimmts?

Anmerkung: Im obigem Text kommen Formulierungen vor wie "muss" oder "darf nicht". Diese beziehen sich auf Regeln, etwa Regeln korrekter Argumentation oder eines Diskurses unter rationalen Individuen, aber auch auf logische Gesetze. "Muss" heißt also, dass es von der Regel geboten (oder logisch notwendig) ist, und "darf nicht", dass hier ansonsten ein Regelverstoß (oder eine logische Inkonsistenz) vorläge.

*********ve69 Mann
7.777 Beiträge
Zitat von ****Dr:
wird zu einem Krieg der Blasen
Sind wir da nicht schon lange? Wenn ich mir Diskussionen in sozialen Netzwerken anschaue (und damit meine ich nicht nur hier), dann sind wir heutzutage doch oft schon sehr polarisiert und es gibt hinreichend Leute, die in Diskussionen glauben die Wahrheit für sich gepachtet zu haben und entweder sehr lautsprecherisch (bzw. das schriftliche Analogon) oder die Moralkeule schwingend ihr Meinung als alleinige Wahrheit vertreten.

Aber ja, diskutieren und abwägen scheint nicht mehr jedermans Sache zu sein. Einfache Antworten sind oft eher gefragt. Und wenn ich mir die Gestalten im australischen Dschungel so ansehe wundert mich heutzutage auch nur noch wenig...
*********si_59 Mann
1.213 Beiträge
Meinung hat nur einen Wert, wenn sie fundiert ist. Sie muss auf einer Basis stehen, die einen Tatsachenbefund darstellt, der nicht angezweifelt werden kann, weder wissenschaftlich noch rational. Dazu kann man Stellung beziehen und sich äußern. Die Tatsache, dass es statistische Zusammenhänge zwischen der Anzahl der Neugeborenen und der Anzahl der Klapperstörche gibt, berechtigt nicht zu der Äußerung, dass der Storch die Kinder bringt, weil es wissenschaftlich erwiesen ist, dass der Storch Menschenkinder nicht erzeugen kann. Wer das trotzdem behauptet, hat keine fundierte Meinung, sondern denkt irrational, unwissenschaftlich und leugnet Wahrheiten, die wiederum fundiert sind. Wer es glaubt?!
****Dr Mann
1.515 Beiträge
Themenersteller 
@*********ve69 Ich stimme Dir zu, dass man das viel zu oft sehen kann. Aber ich bin ein optimistischer Mensch und hoffe, dass es Residuen der guten alten Diskussionskultur gibt. Und dass man sie anfachen kann, fächeln und gleichzeitig hegen.
Ich weiß, oft geht "Optimist" mit "unverbesserlich" einher...
****Dr Mann
1.515 Beiträge
Themenersteller 
@*********si_59 Das ist ein schönes Beispiel, wie schnell man sich in allerbester Absicht dann doch etwas zu weit vorwagen kann.
Korrekt: Die statistische Korrelation erlaubt keinen Kausalschluss (und schon gar keinen in eine bestimmte Richtung).
Aber wenn man es ganz genau nimmt (übergenau wohl): Wissenschaftlich erwiesen, dass ein Storch keine Menschenkinder erzeugen kann, ist es wohl nicht (denke ich). Und ich wüßte auch nicht, wie man das tun sollte, zumal angesichts riesiger Fortschritte reproduktionsmedizinischer Methoden.
Aber im Eigentlichen hast Du natürlich völlig recht.
*********ve69 Mann
7.777 Beiträge
Naja, ich würde sagen, es gibt mehrere gute Gründe gegen die Möglichkeit, dass ein Storch Menschenkinder zur Welt bringt:
• ihm fehlt die genetische Ausstattung
• er legt Eier, das passt mit der Entwicklung von humanen Föten nicht zusammen
• wenn das Kind im Storch wachsen würde, würde dieser wahrscheinlich platzen. Und das sieht dann nicht aus, wie die Tänzerin, die aus der Torte springt...
• so ein Storch wiegt 2,5-4,5kg. Selbst wenn er ein 3,5 kg schweres Kind zur Welt bringen könnte, würde das beim Ausliefern vermutlich nicht elegant sondern eher wie bei Albatros Airlines aus "Bernhard und Bianca" aussehen...
Insofern, ja, bewiesen ist es nicht. Aber sehr wahrscheinlich auch nicht...
****Dr Mann
1.515 Beiträge
Themenersteller 
*genau*
******una Frau
7.031 Beiträge
Meinung... Wahrheitsgehalt ..

Sorry..aber ich frage ganz naiv: was ist wahr?

Wer sagt " die Wahrheit"?

Wenn es aussieht wie eine Ente 🦆, quakt wie eine Ente..ok . IST es eine Ente.

Aber..welche Wahrheit liegt in der Betrachtung der politischen Ereignisse?

Wer ist " der Böse"... wer generiert sich als der..oder das Gute?

Wer hat recht..der Kriegsdienstverweigerer oder der Waffenproduzent? ( Um absichtlich KEIN aktuelles Thema zu bemühen).

Es ist "nur meine Meinung", dass der Ruf nach " der Wahrheit" freundlich ausgedrückt naiv ist.

Denn wem gehört die Wahrheit?
*********ve69 Mann
7.777 Beiträge
Ich denke, da muss man unterscheiden zwischen wissenschaftlicher Wahrheit (wo ich alles, was auf Naturgesetzen basiert, also Chemie, Physik, Mathematik, etc. einbeziehe. Biologie wird schon schwierig, wenn man z.B. an die Geschlechterdiskussion denkt.) und gesellschaflicher/politischer/moralischer Wahrheit unterscheiden. Letztere existiert meiner persönlichen Meinung nach schlicht nicht. Es gibt gesellschaftlichen Konsens zu verschiedenen Themen (z.B. das hier auch gerne überstrapazierte Thema "Tabu"), ansonsten sind das m.E. Meinungen. Wahrheiten in der Politik wird man kaum finden. In der Moral oder Theologie genauso wenig. Und selbst eine naturwissenschaftliche Wahrheit hat nur so lange Bestand, bis sie widerlegt wurde. Man denke an die Erde als Scheibe, das Erdzentrische Weltbild der diverse Atommodelle. Es sind halt letztendlich doch alles nur Modelle.

Und die Frage, wem die Wahrheit gehört ist rhetorisch, wenn es eigentlich keine Wahrheit gibt sondern nur eine Meinungshoheit.
*******er_a Frau
1.923 Beiträge
Tatsachenbehauptungen entwickeln sich häufig im Laufe des Lebens auf Grund gemachter Erfahrungen und mehr oder eben auch weniger fundiertem Halbwissen. Ich denke, dass kann manch einer oder will manch einer nicht alles öffentlich posten, zumal viele Zusammenhänge nicht monokausal sind. Von daher denke ich, dass Entwicklungsprozesse auch durch Schweigen nach Tatsachenbehauptungen entstehen können und sinnvoll sein können. Viele Tatsachenbehauptungen entstammen nicht von Forschetn und Fachleuten. Von daher sehe ich es als Größe an, Tatsachenbehauptungen auch stehen lassen zu können.

Wenn jemand der Meinung ist, der Mond besteht aus grünem Käse, spielt es für mich keine Rolle, wenn ich anderes Glaube bzw weiß, weil ich zum Beispiele schon auf dem Mond war. Ich muss mich nicht darin bestätigt fühlen, wenn ich davon überzeugt bin. Ergo kann ich dem anderen das lassen, von dem er überzeugt ist.
******una Frau
7.031 Beiträge
Naja, ich bezweifle die Relevanz der Feststellung, dass der Mond aus grünem Käse besteht.

Daher, was genau ist das ( wahre) Thema?
*********ve69 Mann
7.777 Beiträge
Zitat von *******er_a:
Ich muss mich nicht darin bestätigt fühlen, wenn ich davon überzeugt bin. Ergo kann ich dem anderen das lassen, von dem er überzeugt ist.
Das sehe ich etwas anders. Muss ich dem anderen lassen, dass es o.k. ist Ungläubige abzuschlachten, weil sie nicht an Allah glauben? Oder dass ich das Recht habe andere zu unterdrücken, weil mein Entwicklungsprozess das beinhaltete und mich bisher niemand aufgehalten hat? Ich denke, ja, man kann anderen ihren Glauben, ihre Weltanschauung lassen. Solange, wie sie dies auch umgekehrt respektieren. Aber Freiheit ist immer auch die Freiheit der anderen. Von daher ist für mich spätestens dann eine Grenze erreicht, wenn andere darunter leiden müssen oder eingeschränkt werden durch das, was jemand für sich als richtig definiere.
*******er_a Frau
1.923 Beiträge
@*********ve69

Ich verstehe gerade meine zitierte Stelle in deinem Text nicht.
Ich denke, ich habe nichts anderes geschrieben.
*****s65 Mann
107 Beiträge
Auch unsere Debatte zeigt,dass wir uns hier im
Lande und auch in Europa in einem Krisenprozess der Diskussionskultur befinden.
Vielfach verschliessen sich Gruppen und auch
einzelne Menschen in ihrer "Blase" von Vorurteilen und Halbwahrheiten.Die oben ausführlich erläuterten Grundsätze eines fruchtbaren Dialogs geraten leider immer mehr
zu einer Minderheitsauffassung.Meinungsaustausch wird zum reinen polemischen auch hasserfüllten
Hin und Her.Die sozialen Medien sind voll von solchen Kampagnen.Es geht nicht mehr um das
gemeinsame Suchen nach richtigen Wegen,also
Teilhabe an der Suche nach Wahrheit im Dialog,sondern nur noch um Stimmungsmache
innerhalb der eigenen Gruppe.Viel Erfolg bei
der weiteren Pflege unserer Debattenkultur,
d.h.im Grunde bei der Bewahrung geistigen und
damit gesellschaftlichen Fortschritts,den wir
offenbar mühevoll verteidigen müssen.
*********eaker Frau
372 Beiträge
Ich möchte hier gerne einen Freund zitieren:

Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht auf seine eigenen Fakten.

Vor diesem Hintergrund wäge ich ab, wie erst ich den Menschen nehme bzw. nehmen kann.

Fast noch alle.rgischer reagiere ich auf Menschen die auf Fakten nur mit ihrem 'Gefühl' reagieren.
******una Frau
7.031 Beiträge
Was zum Teufel 😈 sind "die Fakten".? Das was man sieht?

Kennt jemand die Emser Depesche "?

Oder die Waffenfunde im Irak?

Welchen Fakten vertrauen wir?
*********eaker Frau
372 Beiträge
Die Definition gern im Duden nachschlagen. Tiefergehende Erklärungen aus der Philosophie und den Rechtswissenschaften gern auf Wikipedia.
Zitat von ******una:
Was zum Teufel 😈 sind "die Fakten".? Das was man sieht?

Kennt jemand die Emser Depesche "?

Oder die Waffenfunde im Irak?

Welchen Fakten vertrauen wir?

Die Definition gern im Duden nachschlagen. Tiefergehende Erklärungen aus der Philosophie und den Rechtswissenschaften gern auf Wikipedia.
******una Frau
7.031 Beiträge
@*********eaker

Danke für den erhellenden Hinweis *smile*
****Tat Mann
1.371 Beiträge
Meinung muss gar nichts!! Weder überlegt sein, noch gut begründet, moralisch korrekt oder gar „richtig“. Sie darf nur nicht als „Diskussionsbeitrag“ tituliert werden, wenn sie nicht zur Diskussion gestellt wird.
*****s65 Mann
107 Beiträge
Es geht ja noch weiter: eine sinnvolle Diskussion
Ist eigentlich nur möglich,wenn grundlegende sog.reine Tatsachen von den Diskutierenden nicht infragegestellt werden.Wenn Tatsachen verdreht oder geleugnet werden("Auschwitzlüge"),ist eine weiterführende
Aussprache über Werturteile nicht möglich.Mehr
und mehr werden gegenwärtig Tatsachen nur so zur Kenntnis genommen ,dass sie in die
eigenen Bewertungen oder in die "Weltanschauung" der eigenen Gruppe passen.
Die gegenteiligen Tatsachenfeststellungen und Meinungen werden oft als "Beweise" für feindliche Verschwörung bezeichnet.
****Dr Mann
1.515 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******er_a:
Wenn jemand der Meinung ist, der Mond besteht aus grünem Käse, spielt es für mich keine Rolle, wenn ich anderes Glaube bzw weiß, weil ich zum Beispiele schon auf dem Mond war. Ich muss mich nicht darin bestätigt fühlen, wenn ich davon überzeugt bin. Ergo kann ich dem anderen das lassen, von dem er überzeugt ist.
Ich hatte ja gesagt, dass die "Mond ist aus grünem Käse"-Meinung keine Wertung und keine Handlungsverpflichtung mitträgt. Bei vielen anderen Positionen ist das anders. Ich kann meinen, dass die Wiedereinführung der Todesstrafe in D die Verbrechensrate senken würde, dass man mit Wasserkraft ganz Deutschland energieautark machen kann, oder auch dass wir von einer klandestinen internationalen Verschwörung bedroht sind.
Alle drei Fällen legen bestimmte Handlungsoptionen nahe. Möglicherweise solche, die Du nicht gutheißen kannst. Lässt Du dann auch dem anderen, wovon er überzeugt ist?
****Dr Mann
1.515 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******una:
Daher, was genau ist das ( wahre) Thema?

Ich würde sagen: Stimmst Du zu, dass Meinungen nicht sakrosankt sind, sondern begründet werden müssen und sich in einem Diskurs Widerlegungsversuchen stellen müssen. Zumindest dann, wenn sie Werturteile oder Handlungsoptionen nahelegen.
****Dr Mann
1.515 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******una:
Was zum Teufel 😈 sind "die Fakten".? Das was man sieht?
Kennt jemand die Emser Depesche "?
Oder die Waffenfunde im Irak?
Welchen Fakten vertrauen wir?

Ich glaube nicht, dass wir weiterkommen, wenn wir einem allumfassenden Relativismus im Sinne von "Es gibt keine 100%ige Sicherheit, also kann man alles zum Faktum erklären" anhängen. Der Teil vor dem "also" stimmt, der danach führt in die Irre. Und widerspricht auch der Alltagserfahrung. Keiner von uns weiß zu 100 %, dass morgen die Erde noch existiert, aber wir alle handeln so, als ob. Weil wir sonst nicht (über-)leben könnten. Das "als ob" ist die wesentliche Maxime alltagspraktischen Handelns. Und es fußt auf Annahmen, die wir nicht beweisen können (100%ige Wahrheit), aber für die wir gute Gründe angeben können. Das muss reichen, aber es muss eben auch sein.
****mi Frau
2.439 Beiträge
JOY-Angels 
Was bei solchen Diskussionen noch mit rein spielt und was man sehr unterschätzt ist auch die Art wie man etwas rüber bringt.
Was nützt das beste Argument wenn sich der andere durch meine Ausführungen bevormundet, mit der eigenen Meinung bedrängt oder gar vorgeführt fühlt?

Ein gutes Beispiel hatte ich er vor ein paar Tagen. ( Achtung politisch, ich will das aber auch nicht weiter ausführen )

Ich hatte einen ursprünglich netten Kontakt zu jemanden aus München. Es ging um Belanglosigkeiten und verschiedene Themen.
Er liest viel Zeitung und fing irgendwann an mit mir politisch zu diskutieren, was wenn es offen kommuniziert wird ja ok ist. Er schrieb und schickte mir ganze Zeitungsartikel über die derzeitige Situation in der Politik und ellenlange Einschätzungen seinerseits.
Zunächst fand ich das ganz nett denn ich interessiere mich ja auch für das Tagesgeschehen, aber fragte ihn auch warum er das tut und das ich doch selber einen Kopf zum Denken habe.

Das artete jedoch in kurzer Zeit so aus, dass ich ihm wiederholt sagte das ich selber denken könne, und er meinte er wolle mich nur dazu motivieren mich damit zu befassen.
Ich fand das ganze regelrecht übergriffig auch weil er dann damit anfing das die Ossis ja alle so rechts wären und früher in der DDR alle böse waren und man doch mal ein bisschen drüber nachdenken müsste, und ich ja sowieso weil Videospiele ( ich hatte mal erwähnt das ich wenn auch selten manchmal spiele) nicht toll wären und das alles so viel wichtiger wäre.
Meine Argumente, das ich weder rechts bin, und man doch bitte mal aufhören sollte alle Leute, nur weil sie aus einer „Gruppierung“ kommen, über einen Kamm zu scheren und das ich ja nichtmal mehr etwas von vor der Wiedervereinigung mitbekommen habe, weil ich da noch viel zu klein war, und das für mich und mein Leben noch nie eine Rolle gespielt hat, zählten einfach nicht.
Als ich ihm sagte das ich ihn Intolerant finde meinte er das stimme nicht, und brachte ein Beispiel von anderen Gruppierungen, das ich hier jetzt nicht wiedergeben möchte, weil die Art und Weise einfach nur völlig daneben war und eigentlich nur das Gegenteil zeigte.
Das veranlasste mich diesen Kontakt endgültig zu beenden, weil ich solche Engstirnigkeit einfach nicht mehr gut vertrage….

Der Punkt ist:
An sich hatte er mit vielen seiner Ausführungen recht und wir waren bei vielem sogar einer sehr ähnlichen Meinung, aber zum einen war es die Art und Weise mich „überzeugen“ zu wollen eher der Versuch mich zu ändern und dazu zu bringen mich damit mehr auseinanderzusetzen, zum anderen kam die völlige Uneinsichtigkeit von seinen Vorstellungen über mich und andere abzuweichen dazu.
Mir kam der Gedanke das es bei vielen Diskussionen nicht ums eigentliche Thema oder einen Standpunkt geht, sondern um bewusste oder unterbewusste Konflikte und Vorstellungen…

„Ich bin besser als du“
„Ich will dich dominieren“
„Ich habe recht, du hast unrecht“
„Ich will das du dich änderst“
„Ich will deine Aufmerksamkeit/ Anerkennung um mich gut zu fühlen….“

oder das Gegenteil
„Ich provoziere, auch so habe ich deine Aufmerksamkeit…“


… und das nicht nur in Diskussionen hier sondern eben auch zum Beispiel in der Partnerschaft.
Wenn die Frau zum wiederholten mal schimpft das der Mann seine Socken nicht in den Wäschekorb geräumt hat, dann geht es im Prinzip nicht um die Socken, sondern sie fühlt sich vom Partner nicht ernst genommen und wert geschätzt, dabei hat das eine mit dem andern nichts zu tun,
Trotzdem entstehen so immer wieder kehrende Diskussionen die zu keinen guten Abschluss führen können, weil der eine etwas vom anderen möchte ( Aufmerksamkeit, und das der andere sich doch bitte ändern soll ) und versucht es mit dieser „Stellvertreter-Diskussion“ zu erreichen…. Spoiler, das funktioniert NIE!

Der Ansatz ist hier schon der völlig falsche, überhaupt in eine solche Diskussion einzusteigen, und das Gefühl habe ich eben oft auch bei hitzigen Debatten hier im Forum…
*****s65 Mann
107 Beiträge
Die Debatte verläuft m.E. erfreulich ruhig und zugleich umfassend.Der bisher noch nicht erörterte Aspekt ,dass eine vordergründig an
Sachthemen orientierte Diskussion eigentlich
auf einen persönlichen Kampf um die Macht
in einer Partnerschaft hinauslaufen kann,wird
beispielhaft im Beitrag meiner "Vorrednerin"
deutlich herausgearbeitet.Selbst Gesprächspartner,deren Meinungen kaum voneinander entfernt sind,können in Streit geraten,wenn die persönliche Grundstimmung n
zwischen ihnen nicht stimmt.
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