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Polyamory aus einer anderen Perspektive

Polyamory aus einer anderen Perspektive
Ich befinde mich derzeit im Wandel, genauergesagt in einem Prozess des Wiederfindens meines Beziehungsbewusstseins.
Nach den Erfahrungen einer Ehe, der Scheidung und den fast schon obligatorisch dazugehörigen Verwerfungen, die immer noch andauern merke ich, dass das Modell der gängigen "Topf und Deckel", "Seelenverwandschaft mit (i.d.R) d e r einen Frau" - Beziehung nicht so angedacht gewesen sein kann.
Ich muss dazu sagen, dass ich momentan anhand der "Gespräche mit Gott" Trilogie von Walsh und verschiedener anderer Werke und Unterhaltungen fest davon überzeugt bin, dass wir allgemein vor einer Zeit des Umbruchs stehen.
Wenn es demnach so ist, dass Alles-mit-Allem verbunden ist und der einzige Weg einer "höheres" Bewusstsein zu erlangen die Liebe zu Allen ist, dann folgere ich daraus, dass Monogamie nur ein menschliches Konstrukt sein kann, das Freiheit nimmt und gesellschaftlichen Druck aufbaut.
Nur um es einfach einmal formuliert zu haben, ich verstehe Polyamory nicht als "Freibrief" für z.B. für freien Sex ohne Aufrichtigkeit, sondern eher als Chance Liebe in unserer Gesellschaft frei ausleben zu können, und das in jeder Konstellation.

Ich frage mich nur, warum die Mitglieder unserer Gesellschaft dies als verwerflich empfinden.

Wie ist Euer empfinden dabei?
Sorry für die Rechtschreibfehler...
*rotwerd*
******001 Mann
263 Beiträge
Sehr interessant und gut formuliert. Ich gehe da absolut konform mit deiner Meinung. Wir befinden uns im ständigem Wandel und so ällmählich schein die Bastion des monoamoren Gesellschaftsbildes ein wenig zu bröckeln. Offene Beziehungskonstrukte und liberalere Lebens- und Liebesformen nehmen zu und das fördert unsere Individualität und unserem Drang nach dem Ausleben unserer Triebe, sowie dem Drang nach Freiheit. Das "Sicherheitsprinzip" der monogamen Lebensform rückt allmählich in den Hintergrund und verliert zunehmend an Bedeutung; alleine schon der Tatsache entspringend, dass die Rollenverteilung von Mann und Frau zunehmend ineinander zerfließt und sich ändert. Weder die einzelne Frau benötigt den einzelnen Mann (weil er, wie im früheren Rollenbild Schutz in Form von Verdienst der Familie sichert), noch braucht der einzelne Mann, die einzelne Frau (weil sie nur alleine die Kinder großziehen und den Haushalt schmeißen kann, so wie es das frühere Bild wiederspiegelte). Die Abhängigkeiten voneinander verringern sich und scheinen sich auf ein Minimum zu reduzieren. Nämlich den Fakt, dass wir Männer nicht ohne euch Frauen überleben können und ihr Frauen, nicht ohne uns Männer. Schließlich benötigt ihr unseren Samen und wir eure Eizellen, um den Fortbestand unserer Spezies zu gewährleisten *zwinker*
Wie dann das Liebes-Konstrukt der Mehrheit in den kommenden Jahrzehnten ausschauen mag, wage ich nicht zu bemessen aber ganz sicher wird es individueller erscheinen und das ist in meinen Augen durchaus ein Fortschritt. Einheitsbrei ist doch irgendwie öde und Normen und gesellschaftliche Korsette beschränken unsere Freiheit, sowie unsere Individualität.
*****s42 Mann
11.864 Beiträge
Danke für die treffende Beschreibung
Auch wenn ich selbst total atheistisch denke, fühle und lebe (mit Gott in jeglicher Form also nicht wirklich etwas anfangen kann), fand ich deine Zeilen schön zu lesen und sehr treffend formuliert.

Ich erlebe gerade sehr intensiv die "Andere Seite" der Gesellschaft, genau jene, die Polyamory als Flucht vor Verantwortung und als Ausrede für wildes Rumvögeln sehen und jedem Argument, jeder Überlegung über die Hintergründe und wahren Motivationen für polyamor Fühlende, Denkende und L(i)ebende ausweichen. Ich hab mich nämlich aus eine Laune heraus bei einer anderen Communiy angemeldet, die auch mit "J" anfängt ;). Und dort vertrete ich natürlich sehr offen und direkt die Polyamory und musste mich schon als krank, egoistisch und beziehungsunfähig beschimpfen lassen. Zum Glück gibt es da auch etliche, die sich wirklich dafür interessieren, mit denen man offen darüber reden kann.
Die Gesellschaft entwickelt sich weiter, ohne Frage. *ja*
****bi Frau
291 Beiträge
@Pikass001
Pikass001, danke für Deinen Beitrag.
Du schreibst:

"Wie dann das Liebes-Konstrukt der Mehrheit in den kommenden Jahrzehnten ausschauen mag, wage ich nicht zu bemessen, aber ganz sicher wird es individueller erscheinen, und das ist in meinen Augen durchaus ein Fortschritt. Einheitsbrei ist doch irgendwie öde, und Normen und gesellschaftliche Korsette beschränken unsere Freiheit sowie unsere Individualität."

Auch ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber genau deshalb bin ich mir auch nicht so sicher wie Du, dass es "ganz sicher individueller erscheinen wird". Was ist, wenn uns in einem Krieg ängstlich-konservative oder fanatische Kräfte überspülen? Bedenke bitte, dass wir hier (zB in Deutschland), was die persönliche Freiheit betrifft, auf absolutem Luxusniveau leben. Und das bringt eine gewisse Verantwortung mit sich: den anderen zu helfen, denen es noch nicht so gut geht.
http://www.monopolis.net/

Des weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass Normen und gesellschaftliche Korsette zunächst in jedem eigenen Kopf beginnen. Wie oft habe ich das schon am eigenen Leib gespürt! Mandela (so viel ich weiß) sagte, dass wir nicht vor unserer Unvollkommenheit die meiste Angst haben, sondern vor unserer Größe.

Die "Freiheit" ist etwas, was mir und vielen anderen Menschen Angst macht, weil Freiheit eben nicht nur lustig ist, sondern viele ernste Aspekte einschließt, zB Verantwortung und Umsicht. Nicht nur einmal, sondern in jeder Sekunde.

Und die "Individualität" - nun, jeder will ein Individualist sein, aber doch zu einer Gemeinschaft gehören. Und dann kommt es so, dass auf einmal ALLE im Chor schreien: "Ich bin Individualist!" - haha...

Ich stimme Dir zu, was den gesellschaftlichen Einheitsbrei betrifft, aber ich vermute, dass die große Freiheit erst noch hart und individuell erarbeitet werden muss, dass der Fortschritt in kleinen Zellen - sozusagen vernetzt auf der zellulären Ebene - anfangen und kontinuierlich weiter gehen muss, und dass das noch eine lange Zeit der menschlichen Reifung beanspruchen wird, bis es zu einem Massenphänomen wird.

Meines Erachtens ist es das Wichtigste, dass wir auf der Ebene der ANGST beginnen aufzuräumen. Und zwar schon bei den Kleinkindern bzw. unserer angst-fördernden Erziehung. Wer Ängste hat, ist leicht in Versuchung zu führen, zB fanatisch zu werden - oder einfach andere mit seiner Angst anzustecken. Polyamory ist ein Lebensentwurf, der auf dem Boden der Angst nicht bestehen kann. Wie sonst könnten wir je mit dem Phänomen Eifersucht klar kommen... nein, Polyamory braucht Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Vertrauen in andere und einen achtsamen Umgang mit fremden und eigenen Grenzen.

Wenn wir eine Gesellschaft heranziehen könnten, die DIESE Voraussetzungen begünstigt, und wenn wir die heranwachsenden Menschen vor fanatisch-konservativen Überwältigern schützen könnten, ja, dann... dann hätte diese anspruchsvolle Lebensform eine Chance.

Ich tue das meine dazu, dass es so kommt:

Ich helfe auf meine Art möglichst vielen Menschen, gewaltfrei zu kommunizieren (ich bin keine Therapeutin!) und ihre Ängste abzubauen. Damit ich anderen helfen kann, ...fange ich notwendiger Weise bei mir selber an. Ich bin stolz auf das bisher Erreichte. Wenn jeder bei sich anfängt, können wir es schaffen!

Normen und Korsette im eigenen Kopf bekämpfen, die Angst vor unserer eigenen Größe vermindern, und Verantwortung übernehmen, um viele Menschen in Freiheit, Wohlwollen und Achtung zu vernetzen.

*g*

Polybi
******001 Mann
263 Beiträge
Da gebe ich dir auch gerne im Großen und Ganzen Recht, jedoch befürchte ich da eher ein ganz anderes Phänomen, nämlich das, das sich unser "archaisches Ich", mit seinem Drang und seinen Trieben in Form Geld und Macht, so langsam seinen Platz in unserer künstlich erschaffenen Kultur- und Gesellschaftsform bahnt.
Man erkennt das daran, dass Geld in unserer Gesellschaft einen immer höher werdenden Stellenwert einnimmt und ein individuelles Menschenleben in diesem Zusammenhang nur noch wenig zählt.
Modebewegungen werden künstlich mit Hilfe unserer Medienlandschaft den Menschen aufdokriniert und wer da nicht mitschwimmt (sich bspw. so kleidet, wie noch vor 30 Jahren), der wird diffamiert und schräg angeschaut. Das Ziel dieser Modebewegung ist rein kommerzieller Natur (Geld=Macht). Man versucht möglich viele Menschen dazu zu bringen sich ähnlich zu kleiden, denn dann erreicht man eine wesentlich größere Masse an potenziellen Kunden. Diese Form der Gleichmacherei, sowie der Verkörperung eines Idealbildes (Mann=Fitnessstudio=toller Körper und Frau=Chirurg=Brust OP) machen mir Sorgen.
Unsere Sexualität ist da dennoch etwas anders gelagert und hat schon in den letzten 25-30 Jahren einiges an Tolleranz und Liberalität gewonnen. Ich möchte in diesem Zusammenhang bspw. auf Homosexualität verweisen.
Klar, Individualismus beginnt im Kopf. Jedoch beeinflussen Werbung und Rudelverhalten diesen Kopf enorm, wie sich unschwer auf unseren Straßen erkennen lässt.
Es ist tatsächlich alles nur noch auf Kommerz ausgerichtet und der zielt natürlich darauf ab, eine möglichst breite Mengen an potenziellen Konsumenten anzusprechen. Dieses Problem sollten wir angehen, jedoch sehe ich wenig Möglichkeiten entsprechender Gegenmaßnahmen, da die Medien einen zu mächtigen Durchdringungsfaktor besitzen und somit einen sehr großen Einfluss auf menschliches Konsumverhalten besitzen.
Wie dem auch sei... Zugrunderichten werden wir uns ganz sicher. Die Frage ist nur wann.
*******x96 Mann
18 Beiträge
Polyamory ist ein Lebensentwurf, der auf dem Boden der Angst nicht bestehen kann. Wie sonst könnten wir je mit dem Phänomen Eifersucht klar kommen... nein, Polyamory braucht Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Vertrauen in andere und einen achtsamen Umgang mit fremden und eigenen Grenzen.

Das beantwortet wohl auch die Frage am Anfang: warum empfinden Leute "Poly" als verwerflich?

Ich höre öfter Reaktionen ala "das wäre nichts für mich" als offene Ablehnung - ich erzähle aber auch nicht allen alles *baeh*
Verwerflich finden das wohl eher solche, bei denen das komplett über ihre Vorstellungswelt hinweg geht - und sowas macht nun mal Angst (scheint eine ganz natürliche Reaktion zu sein).

Liebe Grüße, Olaf
*******7_bw Mann
342 Beiträge
Wandel usw.
Also erstmal glaube ich inzwischen nicht mehr, dass wir VOR einem riesigen Wandel stehen ("2012" usw.), sondern, dass sich alles immer wandelt. Insofern es andererseits auch kein Wunder ist, dass wir die Welt als im Wandel befindlich, und doch gleichzeitig als noch weiter wandlungsbedürftig empfinden und daher uns als vor einem Wandel stehend erleben.

Ich glaube, dass das Ego eine besondere, leider überwiegend hinderliche Rolle spielt. Alle unser Ängste, und es wurde schon gesagt, dass diese z.B. für Eifersucht oder auch für Gewalt mitverantwortlich sind, gehen ja schließlich auf das Ego zurück. Das Ego will uns einreden, dass wir irgendwie verhindern können, dass uns in Zukunft irgendein Übel wiederfährt. Wir projizieren dabei vergangenes Leid in die Zukunft und folgen dem Sirenengesang des Ego, dass wir durch Ausweichmanöver diesem (vermeintlichen künftigen) Leid entgehen könnten. Durch Sicherheit, durch Macht, durch Stärke, ...

Ich denke deswegen, dass die Gedanken von Walsh (oder auch Marianne Williamson: "Kurs in Wundern", "Rückkehr zur Liebe" ...) noch nicht weit genug gehen. Wir können uns zwar einstimmen auf das "Gute" oder "Positive" und dann erkennen, dass um uns herum sich etwas zu ändern scheint. Auch das Zitat, das immer irrtümlich Mandela zugeschrieben wird, dass wir nicht vor unserer Dunkelheit, sondern vor unserem Licht am meisten Angst hätten ist ja eine Aufforderung, sich selbst nicht als "klein" zu sehen. Und entspricht unserer Sehnsucht "machtvoll " zu sein. Aber wozu machtvoll? Weil wir Angst haben vor der Zukunft, vor Verlust (siehe Eifersucht), vor Leid, vor dem Tod. Inzwischen halte ich es für wichtiger ("zielführender"), diesen meinen Ängsten zu begegnen und dem Ego nicht mehr zu erlauben, die Ängste für Vermeidungs- und Ausweichstrategien zu instrumentalisieren.

Ein schwieriger Weg. Leitfigur dabei ist für mich Ramana Maharshi, der u.a. die Frage stellte: "wer bist Du?"

Für die Polyamory hat das aus meiner Sicht nicht eine unmittelbare Bedeutung, denn Polyamory ist ja nicht "Alles lieben" oder sich als eins mit allem zu erleben. Polyamory ist doch der Versuch, ganz auf der gegenständlichen Ebene der Tatsache gerecht zu werden, dass wir (zunächst mal ganz unerotisch) zu mehreren Menschen Liebe empfinden können und daraus abzuleiten, dass dies bedeutet, dass diese Liebe zu mehreren Menschen auch die Erotik einschliessen können soll (sorry, bisschen kompliziert ausgedrückt). Ich glaube die spirituelle Einsicht, dass wir nicht etwa mit allem verbunden, sondern mit allem Eins sind, geht viel weiter, als das Konzept der Polyamory. Das Alles-eins-sein bezieht sich auch auf eine andere Ebene, meiner Ansicht nach, nämlich auf eine nicht gegenständliche, man könnte sagen, geistige Ebene.

In einer Welt, in der wir die Dinge so nehmen könnten, wie sie sind (auch das Unangenehme also), hätte die Polyamory also sicher einen ganz logischen Platz. Wir würden die (Verlust-)Angst spüren, aber daraus keine Eifersucht werden lassen und insbesondere nicht den Partner unter Druck setzen ("... dann ist es aus zwischen uns!!!"). Wir würden vielleicht nicht mal die Unterscheidung zwischen Sex mit Liebe und Sex ohne Liebe machen müssen, weil ja beides einfach existiert (vielleicht ja sogar beides in uns existiert) und wir weder das eine noch das andere verurteilen müssten.

Johnny
(sorry, alles viel zu lang geworden)
****bi Frau
291 Beiträge
meine Assoziation zu "auch das Unangenehme da sein lassen":
Zitat Johnny57: "In einer Welt, in der wir die Dinge so nehmen könnten, wie sie sind (auch das Unangenehme also), hätte die Polyamory also sicher einen ganz logischen Platz. Wir würden die (Verlust-)ANGST spüren, aber daraus keine Eifersucht werden lassen."

Dieses vorhanden sein dürfen von Unangenehmem oder "Falschem" oder "Schlechten" führt mich zu einer Assoziation.

Hat jemand heute Morgen um 8:30 Uhr SWR2.de/Wissen gehört?

Da kam eine Sendung über die Mapuche-Indianer in Chile. Das Manuskript gibt es zum download.

Interessant fand ich, dass die Mapuche davon ausgehen, dass man ohne das "Falsche" nicht harmonisch und nicht GANZ ist.

Wenn es Euch interessiert, kopiere ich hier mal ein Zitat ein:

"Ngünechen ist der Schöpfer der Erde und väterliche Herrscher über alle Menschen. Ngünechen ist in der Vorstellung der Mapuche sowohl männlich als auch weiblich. In ihm oder ihr sind das Positive und Negative, das Gute und das Böse verschmolzen. Damit lebt Ngünechen, im Glauben der Indianer, im Gleichgewicht.

Das religiöse Weltbild der Mapuche ist geprägt vom Dualismus: Werden und Vergehen, Tag und Nacht, Sonne und Mond, Wasser und Feuer, Mann und Frau, negativ und positiv. Gut und schlecht – der Mensch hat die Anlage zu beidem.

„Schlecht“ bedeutet für die Indianer kein moralisches Urteil, sondern wird als Ausdruck eines Ungleichgewichts verstanden.

Elicura Chihuailaf, Dichter und Mapuche aus Temuco:
„In der westlichen Kultur strebt man nach dem Positiven, das auch als Harmonie verstanden wird. Gleichzeitig versucht man, das Negative zu vergessen oder aus Geist oder Körper zu verdrängen. Das ist in unserer Denkweise völlig anders: Wenn einer das Negative beiseite lässt, verliert er auch die Harmonie.“

Zitat Ende.

Also sollten wir die Dinge so nehmen, wie sie sind. Ganz wie Johnny57 meinte.

Die herrschaftsfreie Gesellschaft der Indianer wird auch als eine dem Anarchismus nahestehende Form des Zusammenlebens beschrieben – völlig unverständlich für die spanischen Konquistadoren mit ihrer streng hierarchischen Organisation.

Das "Herrschaftsfreie" und Hierarchielose täte auch unserer heutigen Zeit gut!!

Und die Polyamory würde da gut hinein passen. Auch hier werden hierarchielose Beziehungen angestrebt (jedenfalls von mir!), Beziehungen auf Augenhöhe... und das macht ANGST. Womit wir wieder beim Anfang wären: "Angst essen Liebe auf."

Wir dürfen die Angst ruhig spüren, aber keine Eifersucht daraus werden lassen. Ihr nicht diese Macht geben.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
@ Polybi
Darf ich vorschlagen, noch einen Schritt weiter zu gehen?

Wir dürfen die Angst ruhig spüren, aber keine Eifersucht daraus werden lassen. Ihr nicht diese Macht geben.

Ich denke, dass auch Eifersucht sein darf. Es wäre aus meiner Sicht unsinnig, dieses Gefühl gar nicht erst aufkommen lassen zu wollen, wenn es einfach mal auftauchen will. Man kann doch erst erkennen, ob es nicht doch eher Neid oder Verlustangst ist, wenn man sich Eifersucht auch anschaut.

Was ich wichtig finde: Auch "negative" Empfindungen einfach mal auszuhalten, die entstehenden Spannungen zu ertragen. Und ihnen, wie Du ja auch schreibst, nicht solche Macht über einen selbst zu geben.

Ich habe schon oft beobachten können: Wenn jemand Gefühle wie z. B. Eifersucht einfach mal aushält, ohne gleich zu reagieren, dann löst es sich häufig wie von allein auf. Ein schönes Beispiel dafür sind Männer, die z. B. in einem Swingerclub zum ersten Mal erleben, wie ihre Partnerin mit anderen Sex hat, wider Erwarten eifersüchtig werden, aber nicht sofort ausrasten, sondern bei sich bleiben und weiter beobachten, was mit ihnen passiert, während sie zuschauen.
Nicht selten wandelt sich das Gefühl von Neid, Angst, und Eifersucht auf einmal in eine gewisse Mitfreude und sogar Lust daran, ihr das einfach mal zu gönnen.

Das kann aber erst geschehen, wenn man Eifersucht nicht unterdrückt oder wegschiebt, sondern einfach mal zulässt, ohne damit gleich den anderen etwas verbieten zu wollen. Viel zu oft in unserer Kultur und Gesellschaft wird mit allen Mitteln vermieden, Spannungen oder vermeintlich negative Empfindungen auch mal auszuhalten, ob das nun Angst ist oder Sorge, Kritik oder Eifersucht (oder sogar echte Sucht): Etwas aushalten, ohne gleich zu reagieren oder es vermeiden zu wollen - das kann so vieles verwandeln und völlig neue, sehr bereichernde Erfahrungen bescheren.

(Der Antaghar)
******001 Mann
263 Beiträge
Gefühle sind Werkzeuge, die uns helfen sollen, das Überleben zu sichern. Auch negative Gefühle haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Trotz ihres oftmals irrationalen Genres.
Nimmt man mal das Gefühl der Trauer als Beispiel. Warum trauert man, wenn einem ein nahestehender Mensch verstirbt? Trauern ist, rein rational betrachtet, absolut sinnlos, denn es wird den Menschen nicht wieder zum Leben erwecken können aber was ist es dann, was dieses starke Gefühl erzeugen lässt?
Sind es sich erfüllende Verlustängste? Sind es die Erinnerungen, die sich durch die Trauer aus dem Inneren heraus bemerkbar machen? Erinnerungen, die ja sogar Teil der eigenen Persönlichkeit sind, weil sie uns selbst geprägt haben und sogar zu bestimmten Teilen, die verstorbene Person selbst beinhalten? Schließlich lebt diese Person in uns weiter und verweilt somit, ungewollt oder gewollt unter uns.
Oder hat es seinen Ursprung im Bedürfnis nach Sicherheit, welches uns aus den Tiefen unseres archaischen "ES" daran erinnern und alarmieren soll, dass jemand unserem Dunstkreis entschwindet und wir somit an Trieb-(Macht) und Einfluss einbüßen?
Eifersucht, auch ein sehr schönes Beispiel. Sicherlich zum großen Teile Überbleibsel unseres "ES" (unserer Instinkte). Es sind innere Reize, die uns verdeutlichen sollen, dass jemand aus dem Rudel uns den Rang streitig machen möchte. Jemand verhindert oder gefährdet eventuell die Verbreitung unserer Gene (dem Umstand, dem wir schließlich alle einst entsprungen sind). Also muss dieses Gefühl sehr mächtig und existenziell sein. In früheren Zeiten war es auch sicherlich sinnvoll und weniger irrational, als das heute erscheinen mag, denke ich. Irrational ist es heute auch deshalb, weil es uns in keinerlei Form behilflich sein kann. Ganz im Gegenteil sogar. Früher hatten wir die Möglichkeit dem "Nebenbuhler" mit unserer Steinzeitkeule einen über die Rübe zu ziehen und aktiv zu verhindern, dass der Akt vollzogen werden kann. Heute muss dieses Gefühl zwangsläufig, sublimiert man es nicht, nach innen gehen, wenn man es geschehen lässt. Adressiert man es an einen der beiden Absender, so bekommt man entweder Beziehungsprobleme oder aber man landet in U-Haft.
Es ist wohl die Crux der Menschen an sich, dass wir einerseits Wesen sind, die einen natürlichen Ursprung mit all ihren An-Trieben (ES) haben und uns andererseits den Prinzipien kultureller Obliegenheiten (Über-Ich) unmöglich entziehen können und danach leben müssen.
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