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Stabilität von Beziehungen - Monogamie vs. Polyamorie

***ge Mann
198 Beiträge
Themenersteller 
Stabilität von Beziehungen - Monogamie vs. Polyamorie
Ihr Lieben,

ich hatte gerade die Diskussion was wohl eine höhere Grundstabilität aufweist. Eine monogame Beziehung oder eine polyamore Beziehung.

Fakt ist wohl, das es in beiden Welten einen beständigen Wechsel gibt. Verbindungen werden getrennt, neue Verbindungen werden aufgebaut. Ich selbst bin ja erst seit ein paar Wochen in einer offen polyamoren Beziehung. Deswegen fehlen mir langjährige Erfahrungswerte.

Nun kann ich mir vorstellen, dass wenn es mal Stress zwischen 2 Partnern in einer 3er Konstellation gibt, dass die dritte Person durchaus schlichtend eingreifen kann und dann Probleme evtl. nicht gleich so hochkochen, wie in einer monogamen 2er Beziehung, bei der niemand sonst da ist.

Ausserdem kann ich mir auch vorstellen, dass Gespräche einfacher verlaufen können.
Wie ist das in einer 4er polyamoren Beziehung? Wird das dann noch einfacher, oder ist dann die Gefahr einer "Grüppchenbildung" zu groß und das dann einer leichter ausgegrenzt wird? Könnte auch passieren?

Was ist, wenn es 5 Personen gibt? Wo ist eigentlich die Grenze ab der man sagen kann, dass geht nicht mehr polyamor als homogene Gruppe, weil sich dann wieder Sub-Gruppen bilden, die in einem eigenen System leben?

Also da würden mich Erfahrungen brennend interessieren.

Danke schon mal!

Liebe Grüße,
Stefan
Ob etwas auf Dauer funktioniert oder nicht liegt nicht an der beziehungsform sondern an den beteiligten.

Eine dritte Person kann Schichten *jadafür darf sie aber nicht der Anstoßes des Problems sein.

Viele Köche verderben den brei *ja*
Aber manchmal zaubern sie auch einfach ein fantastisches Menü aus mehreren Gängen

Aber ehrlich
Ich habe noch keine dreier oder Viererkette Konstellation erlebt die silberhochzeit feiert
Aber ich habe auch noch keine silberhochzeit besuch bei der ich für beide die Hand ins Feuer legen würde das diese immer sooo monogam war.
Zitat von ***ge:
Stabilität von Beziehungen - Monogamie vs. Polyamorie
Ihr Lieben,

ich hatte gerade die Diskussion was wohl eine höhere Grundstabilität aufweist. Eine monogame Beziehung oder eine polyamore Beziehung.

Fakt ist wohl, das es in beiden Welten einen beständigen Wechsel gibt. Verbindungen werden getrennt, neue Verbindungen werden aufgebaut. Ich selbst bin ja erst seit ein paar Wochen in einer offen polyamoren Beziehung. Deswegen fehlen mir langjährige Erfahrungswerte.

Nun kann ich mir vorstellen, dass wenn es mal Stress zwischen 2 Partnern in einer 3er Konstellation gibt, dass die dritte Person durchaus schlichtend eingreifen kann und dann Probleme evtl. nicht gleich so hochkochen, wie in einer monogamen 2er Beziehung, bei der niemand sonst da ist.

Ausserdem kann ich mir auch vorstellen, dass Gespräche einfacher verlaufen können.
Wie ist das in einer 4er polyamoren Beziehung? Wird das dann noch einfacher, oder ist dann die Gefahr einer "Grüppchenbildung" zu groß und das dann einer leichter ausgegrenzt wird? Könnte auch passieren?

Was ist, wenn es 5 Personen gibt? Wo ist eigentlich die Grenze ab der man sagen kann, dass geht nicht mehr polyamor als homogene Gruppe, weil sich dann wieder Sub-Gruppen bilden, die in einem eigenen System leben?

Also da würden mich Erfahrungen brennend interessieren.

Danke schon mal!

Liebe Grüße,
Stefan


Sieh dich mal in der Gesellschaft um! Monogame Beziehungen laufen sich immer irgendwann sexuell tot und da man sich des Partners sicher ist, lässt man sich nicht selten im Laufe der Zeit gehen.
Wir Menschen sind biologisch und psychosexuell polygam veranlagt, alles andere sind künstliche Schöpfungen. Die Frage ist, was man daraus macht.
Die konsequenteste Form von Polygamie ist Polyamorie, weil es hier nicht nur um körperliche Bedürfnisse oder Abwechslung geht. Es ist etwas Ganzheitliches und funktioniert auch nur, wenn man Menschen ganzheitlich wahrnimmt und nicht auf ihre Physis reduziert.
*******lure Frau
193 Beiträge
In meinem polyamoren Leben gibt und gab es keine ständigen Wechsel was romantische Partnerschaften angeht.

Ich würde mich niemals in die Partnerschaften meiner Partner einmischen oder gar versuchen zu schlichten. Allerdings habe ich durchaus immer ein offenes Ohr wenn es gebraucht wird.

Welche Beziehung stabiler ist kann man m.E nicht an der Art der Beziehung fest machen. Sondern ob der Mensch die Beziehungsform die ihm liegt gefunden hat.
*****eyt Mann
200 Beiträge
Ich denke Beziehungen jeglicher Art wandeln sich mit der Zeit. Es gibt andere Bedürfnisse und andere Prioritäten besonders wenn Kinder/Familie dazu kommen.

Ich glaube das Poly- Beziehungen nicht sicherer sind, aber dafür anpassungsfähiger. Es gibt da an spannendes Buch "Anti-Fragilität" dort wird erklärt warum nicht Resilienz (die Fähigkeit Änderungen zu Überstehen) sondern Anti-Fragilität (die Fähigkeit sich anzupassen oder sogar die Änderungen positiv zu nutzen) der Schlüssel für die Zukunft sein soll.

In diesem Sinne benötigt man in der Monogamie eher Resilienz, während Poly- Beziehungen eher das Setup haben um sich anzupassen also Anri-Fragil zu sein.

Ein kleines Beispiel zu Illustration. Eine Person ist mit einem Partner zusammen und merkt dass bestimmte Interessen z.B. Bedürfnis nach Nähe nicht mehr zueinander passt. Man einigt sich aber auf Grund der Möglichkeiten in einem Poly-konstrukt, darauf die Beziehung weiter zu führen, da nach wie vor Liebe vorhanden ist, aber die Nähe über einen weiteren Partner zu bekommen. Durch diese Änderung bleibt nicht nur eine bestehende Beziehung erhalten sondern eine neue spannende und bereichernde Beziehung kann entstehen.
***ge Mann
198 Beiträge
Themenersteller 
Der Beitritt in dieses Forum ist ein großer Glücksfall für mich. Mir schwirrt der Kopf vor gedanklichen Anregungen! Tausend Dank für Eure Beiträge und Antworten. Ich habe schon wieder ganz viel Kopffutter!

Stefan
*******back Frau
4.096 Beiträge
Eine kleine Anmerkung "offtopic" von mir, weil ich Sprache für unglaublich wichtig halte.

Man kann nicht Monogamie mit Polyamorie vergleichen. Ich kann durchaus monogam und polyamor sein und das ist nicht mal ein Widerspruch.

Vielmehr geht es doch um den Vergleich zwischen Monoamorie und Polyamorie, also die Liebe zu einem oder zu mehreren Partnern. Offiziell verheiratet kann ich eh nur zu einem sein.
*********otion Frau
1.358 Beiträge
Ob mono oder poly, es gibt bei beiden stabil und instabil.

Meiner Erfahrung nach gibt es nach bestimmten Zeiten immer Scheidepunkte... wenn man den anderen richtig kennen lernt, wenn man langsam die rosa Brille verliert, wenn der Alltag einkehrt...

Was ein gutes Jahr lang Bestand hat ohne zu krieseln läuft bei mir dann meist lange, lange Zeit. Das war schon so als ich noch versuchte mono zu leben und ist immer noch so.

Ein Freund sagte mal über das Zusammenspiel von Menschen "ein großes Schiff liegt lange ruhig im Wasser, aber mal aufgeschaukelt ist es kaum mehr zu bändigen"
Vemünzt war es auf Vereine und Freundeskreise, trifft aber auch bei Beziehungen zu.

Weitere Partner dãmpfen, gleichen aus, schlichten, doch wenn es zu Konflikten kommt entwickeln die mehr Dynamik als mit nur 2 Menschen im Gefüge. Unterm Strich gleicht es sich nach meiner Erfahrung aus
*****hGS Mann
60 Beiträge
Meine Erfahrung ist, dass die Stabilität und das Durchhalten einer Beziehung mit der Kommunikation steht und fällt. Und bei Poly-Beziehungen ist oft von Haus aus einfach mehr und zielgerichtete Kommunikation üblicher als in vielen Mono-Beziehungen die ich so kenne. Das liegt vmtl daran, dass eine Polybeziehung bei mangelnder Kommunikation noch schneller scheitern würde.
********brav Frau
2.666 Beiträge
Insofern die Kommunikation stimmt, ehrlich und offen ist, alles angstfrei angesprochen werden kann und darf....Tiefe vorhanden ist, würden mir beide Formen der Beziehungsführung stabil erscheinen ....
****RA Mann
57 Beiträge
Ich würde sagen, dass das Eine wie das Andere nicht für Dauer ist, weil der Mensch das eben nicht ist. Da ist Monogamie oder Polygamie egal.
Ich kann mir nur eine Beziehung vorstellen, wo es anders ist, nämlich wenn beide wirklich bedingungslos lieben, aber das tut meist nur Einer, noch eine 2. oder 3. Person zu finden bei der es so ist erscheint mir noch unmöglicher, wenn dem so wäre, dann könnte auch das gehen.

LG
******ter Mann
1.283 Beiträge
Interessant, eine ähnliche Frage hat mich vor 5 Jahren auch beschäftigt:

Beziehungs-Anarchie: Beziehungskreise und Fluktuation
*******lure Frau
193 Beiträge
Zitat von ****RA:
Ich würde sagen, dass das Eine wie das Andere nicht für Dauer ist, weil der Mensch das eben nicht ist. Da ist Monogamie oder Polygamie egal.
Ich kann mir nur eine Beziehung vorstellen, wo es anders ist, nämlich wenn beide wirklich bedingungslos lieben, aber das tut meist nur Einer, noch eine 2. oder 3. Person zu finden bei der es so ist erscheint mir noch unmöglicher, wenn dem so wäre, dann könnte auch das gehen.

LG

Ich bin mit meinem Mann 22 Jahre zusammen, ich war 20 als wir uns kennen lernten. Mir meinem 2. Partner seit 8 ... Wir sind alle poly ...

Ich kenne viele andere polys die lange, glückliche Beziehungen haben.

Ich verstehe das ist deine Meinung @****RA , aber es ist nicht meine Wirklichkeit.
*****olf Mann
1.763 Beiträge
Zitat von *******lure:
Zitat von ****RA:
Ich würde sagen, dass das Eine wie das Andere nicht für Dauer ist, weil der Mensch das eben nicht ist. Da ist Monogamie oder Polygamie egal.
Ich kann mir nur eine Beziehung vorstellen, wo es anders ist, nämlich wenn beide wirklich bedingungslos lieben, aber das tut meist nur Einer, noch eine 2. oder 3. Person zu finden bei der es so ist erscheint mir noch unmöglicher, wenn dem so wäre, dann könnte auch das gehen.

LG

Ich bin mit meinem Mann 22 Jahre zusammen, ich war 20 als wir uns kennen lernten. Mir meinem 2. Partner seit 8 ... Wir sind alle poly ...

Ich kenne viele andere polys die lange, glückliche Beziehungen haben.

Ich verstehe das ist deine Meinung @****RA , aber es ist nicht meine Wirklichkeit.

Die Menschen sind halt unterschiedlich.
Die Einen fahren nur Jahreswagen.
Die Nächsten fahren bis zu einer großen Reparatur oder Unfall.
Wieder Andere bis zum letzten TÜV.
Und welche fahren Oldtimer.

Die Einen möchten oft was Neues.
Die Anderen kaufen ein neues Auto, wenn sich die Umstände ändern.
Es hat welche mit Dienstwagen.
Und dann gibt es welche die sammeln Autos....

Die Analogie lässt sich beliebig fortführen.
********rauh Frau
1.014 Beiträge
Zitat von ********eeds:
Ob etwas auf Dauer funktioniert oder nicht liegt nicht an der beziehungsform sondern an den beteiligten.

Eine dritte Person kann Schichten *jadafür darf sie aber nicht der Anstoßes des Problems sein.

Viele Köche verderben den brei *ja*
Aber manchmal zaubern sie auch einfach ein fantastisches Menü aus mehreren Gängen

Aber ehrlich
Ich habe noch keine dreier oder Viererkette Konstellation erlebt die silberhochzeit feiert
Aber ich habe auch noch keine silberhochzeit besuch bei der ich für beide die Hand ins Feuer legen würde das diese immer sooo monogam war.
Ich denke solche Konstellation sind einfach auch nicht in Öffentlichkeit nicht sichtbar, wenn es sie denn in konservativeren Zeiten denn gegeben hat.
*******er66 Mann
2.912 Beiträge
Ich denke, Mono-Beziehungen sind tendenziell "stabiler". Aber um den Preis des lustlos nebeneinander her lebens "weil man es gesellschaftlich so macht". Ob das dann erstrebenswert ist? *nachdenk*
*****b33 Mann
303 Beiträge
Zitat von *******er66:
Ich denke, Mono-Beziehungen sind tendenziell "stabiler". Aber um den Preis des lustlos nebeneinander her lebens "weil man es gesellschaftlich so macht". Ob das dann erstrebenswert ist? *nachdenk*
Ich denke tatsächlich genau anderes rum weil man mehr redet. Weil man sich mehr Mühe gibt. Mehr Lust auf die anderen. Bin echt mal gespannt ob ich irgendwann mein Traum komplett leben kann
****on Mann
16.108 Beiträge
Monobeziehungen haben den Stabilitätsvorteil, dass sie von der Umwelt erwartet werden. Es gibt einen gewissen Dauerdruck von außen, was das Durchhalten angeht. Zusammenbleiben "in guten wie in schlechten Zeiten". Scheidungen sind teuer. Die Steuerklassen ändern sich zudem.

Polybeziehungen haben zwei andere Stabilitätsvorteile:

• Niemand muss sich trennen, nur weil einer sich in jemand Neuen verliebt hat.

• Ein Polykül kann sich als Team verstehen, alle wackeligen Beziehungen zu stützen und zu heilen. Konflikte als Team zu lösen.

Wenn ich meine Monozeit mit meinem heutigen Polykül vergleiche, dann spüre ich den Unterschied: Als Ehepaar waren wir mit unserem privaten Stress ganz auf uns allein gestellt - und das hat uns überfordert. Es kam zu Scheidung.

Im Polykül ist niemand allein bei uns. Wir sind für alle da. Wir fühlen uns getragen durch Alle, und wir tragen jeden, der es braucht. Bisher ist das ein grandioser Stabilitätsfaktor.
******ane Frau
754 Beiträge
Lieber Stefan,

Aus meiner Erfahrung heraus entscheidet sich die Stabilität der Beziehung an den Persönlichkeitsfaktoren der Mitglieder. Da kann man zb die Big5 nehmen, das ist ein seit Jahrzehnten in der Psychologie etabliertes Konzept: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extrovertiertheit, Verträglichkeit und Reizbarkeit. Wir Alle leben irgendwo auf diesen 5 Skalen, sie gestalten unsere Persönlichkeit. Die Faktoren passen natürlich nicht alle auf deine Fragestellung. Aber es hilft meiner Meinung nach bei der Kommunikation, wenn Jemand eher offen ist, eher verträglich, an Lösungen interessiert ist.

Meine persönliche Erfahrung ist, Konflikte werden immer entstehen. Und dann kommt es darauf an, ob Alle an Lösungen interessiert sind, reden können und wollen sowie auf den Level an Drama. Hier gibt es ein spannendes Buch von Eric Berne: die Spiele der Erwachsenen, der vor einigen Jahrzehnten das Konzept des Drama-Dreiecks entwickelt hat. Dieses wird so in der Kindheit erlebt und dann von betroffenen Menschen immer wieder nach gespielt.

Unabhängig von der Beziehungsform, für mich funktioniert der Kontakt, wenn Alle Lösungen finden wollen. Wenn das nicht Alle wollen oder können, wird es schwierig. Und natürlich wird es komplexer, je mehr Menschen beteiligt sind.

Lieben Gruß, Masakhane
Profilbild
*********hmidt
1.476 Beiträge
Hey, lieber @***ge...!

Diese Frage wird oft gestellt, in verschiedenen Formen:

Mono oder Poly:

Was ist eigentlich besser...?
Was ist eigentlich stabiler...?
Was ist eigentlich erwachsener...?

Du hast hier schon ein paar Antworten bekommen, die alle
ins selbe Horn stießen. Und weil genau dieses Horn ein so
gutes und wertvolles ist, stoße ich dort nun auch nochmal
hinein...

Ich berate inzwischen seit vielen Jahren im Kontext von
Liebe, Partnerschaft und Sexualität. Ich habe es dabei
sowohl mit klassischen Mono-Paaren als auch mit Menschen
in offen nichtmonogamen Liebesbeziehungen zu tun...

Und stelle fest:

Sowohl die einen als auch die anderen können wunderbar
tief, verbunden und nährend sein. Oder aber auch bis ins
Mark dysfunktional, retraumatisierend und toxisch...

Vielleicht geht meine Antwort an deiner Frage weit vorbei,
aber meiner Auffassung nach ist es nicht die Anzahl der
jeweiligen Sexual- oder Beziehungspartner, die darüber
bestimmt, wie glücklich, nährend und verbunden zwei
Menschen ihre Beziehung zueinander empfinden...

Sondern die Bewusstheit eben dieser Menschen im Umgang
mit ihren eigenen Gefühlen, Bedürfnissen oder Wünschen,
mit ihren Triggerpunkten und Schlüsselreizen und mit ihren
(allzumeist bereits in Kindheit und Jugend erworbenen)
Strategien im Umgang mit inneren wie äußeren Konflikten...

Zwei Menschen, die sich all dieser Dinge bewusst sind -
und überdies im Stande, darüber in achtsamer, liebevoller
und beschreibender Weise zu kommunizieren, können sich
dazu entscheiden, miteinander monogam oder nichtmonogam
zu sein. In beiden Fällen werden sie mit- an- und durch
einander immer wieder Erfahrungen machen, die sie triggern,
aufwühlen oder zutiefst verunsichern werden. Aber sie
werden im Stande sein, über diese Dinge wertschätzend und
empathisch in Austausch zu treten...

Zwei Menschen, die sich dieser Dinge nicht bewusst sind -
oder nicht gewillt oder im Stande, darüber zu sprechen,
können miteinander ebenfalls einen monogamen oder einen
nichtmonogamen Weg wählen... Da sie sich selbst und ihr
Inneres allerdings nicht reflektiert haben, werden diese
beiden höchstwahrscheinlich immer wieder dazu neigen, aus
akuten emotionalen Verletzungen heraus den oder die Andere/n
als schuldig, falsch oder minderwertig darzustellen.

Die ersten beiden landen zwischen ihren Gesprächen über ihre
Trigger, Bedürfnisse oder Sehnsüchte immer wieder miteinander
im Bett...

Die zweiten beiden werden feststellen, dass ein ständiger
Aufenthalt im inneren Gerichtssaal nicht nur ihre sexuelle
Lust aufeinander erwürgt, sondern nach und nach jeden Funken
der Liebe und Partnerschaft. Und zwar unabhängig davon, ob es
da noch andere Liebes- oder Lustpartnerinnen gibt.

In meinem letzten Sex-Ed-Talk hier im JOYclub sagte ich gegen
Ende, im Frage-Antwort-Teil, unbedacht und aus Versehen einen
potenziell ziemlich klugen Satz, auf den mich einige Tage
später ein Zuschauer nochmal hinwies. Dieser Satz lautete:

<b>"Die Polyamorie ist am Anfang ziemlich konpliziert. Mit der
Zeit aber wird sie immer leichter. Mit der Monogamie ist es
umgekehrt...!"</b>

(Okay, das waren drei Sätze... *zwinker* )

Was es wirklich braucht, um eine Liebesbeziehung langfristig
ebenso glücklich wie stabil zu gestalten, sind in meinen Augen
im Grunde nur drei Dinge... Ich nenne sie: "Aufrichtigkeit",
"Mitgefühl" und "Wohlwollen". Am allerbesten darüber hinaus auf
einer Basis aus profunder und substanzieller Selbst-Bewusstheit.

Ich hoffe, meine Antwort ging nicht allzu weit an deiner Frage
vorbei...!

Herzliche Grüße aus Oldenburg...!

Volker
***ge Mann
198 Beiträge
Themenersteller 
Ihr seid der Wahnsinn. Wie @*********hmidt hervorhebt stoßen viele und dasselbe Horn.
Und ich finde der Wohlklang dieses Horns ist überaus schön.

Ich lese viele unterschiedliche Beschreibungen, andere Worte und Metaphern, die aber alles auf dasselbe hindeuten.

Mit hat es wahnsinnig geholfen, dass das verschiedentlich artikuliert wurde.
Ich selbst rede ständig von Offenheit. Das was ich eigentlich sagen will hat Volker dann in ein Wort gegossen: Aufrichtigkeit!

Und auch die anderen Aspekte habe ich zwar irgendwie gefühlt, war aber bisher nicht in der Lage das in Worte zu fassen.

Ich bin Euch allen, die sich hier aktiv beteiligen, zutiefst dankbar! Ein paar Tage Diskussion hier bringen mich schneller voran als Jahre Grübelei und Ausprobieren.

DANKE!
Ich könnte Euch alle umarmen!
****nne Frau
196 Beiträge
wenn ich so zurück blicke (ich bin noch junge 35), dann war meine längste beziehung (7 jahre) auch mit jemanden, mit dem ich erst monogam und dann 2x (über jahre) poly gelebt habe und es viel harmonischer war, als nur monogam.

das kommt aber wirklich immer sehr auf die personen an. (wurde hier ja schon häufiger erwähnt)
ich bin z.b. eine quirlige und loyale person. manchmal auch ein bisschen anstrengend. *floet* (jeder bekommt die volle aufmerksamkeit und liebe, also meine ganze energie)
dementsprechend fanden die partner es sogar gut, wenn die mich mal zu dem anderen "abschieben" konnten. *lach*

dadurch blieb allen viel mehr raum und abwechslung für jeden.
konflikte sind dadurch sogar eher weniger entstanden. *top*
*********lerin Frau
2.046 Beiträge
@*********hmidt

<b>"Die Polyamorie ist am Anfang ziemlich konpliziert. Mit der
Zeit aber wird sie immer leichter. Mit der Monogamie ist es
umgekehrt...!"</b>

Könntest du das nochmal näher erklären?
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Was bedeutet denn stabil?
Denn das ist die eigentliche Frage. Welche Form das jeweils einnimmt, ist viel unbedeutender.

Wenn unter Stabilität verstanden wird, dass sich an einer Beziehung nichts ändert, alles immer so bleibt wie es ist, dann hält sie nur dann ein Leben lang, wenn der Tod sehr nah ist (siehe Bonnie und Clyde).

Wenn unter Stabilität verstanden wird, dass man sich zusammen verändert, dass es eine symbiotische Beziehung ist, die als der sogenannte Fels in der Brandungen allen Herausforderungen trotzen wird, dann entspricht das zumindest der Wunschvorstellung monogamer Beziehungen. Die Realität lässt aber besonders solche Beziehungen scheitern.

Wenn unter Stabilität verstanden wird, dass Beziehungen sich immer wieder neu finden. Beziehungen sich den sich ändernden Bedingungen anpassen, dann erscheinen mir polygame (mehrere Ehe-ähnliche Beziehungen) dem am ehesten zu entsprechen. Und zwar schlicht aus der Notwendigkeit heraus dies ständig üben zu müssen. Stillstand ist mit Mehrfachbeziehungen einfach nicht drin.

Wenn unter Stabilität die persönliche Gesundheit, Authentizität und Treue verstanden wird, dann geht es doch nur darum zu begreifen, dass nichts für die Ewigkeit bestimmt ist. Dann ist die Form der Beziehung ziemlich egal. Beziehungen enden. Und je weniger romantischer und ideologischer Balast auf ihnen liegt, desto besser können wir auch nach ihrem Ende eine neue Form der Interaktion finden.
*******urse Mann
39 Beiträge
Ein kleiner Teilaspekt noch aus meiner Perspektive:
Dass eine Person als 'Streitschlichtung' fungiert klingt erstmal gut, ist aber denke ich in Praxis unglaublich schwierig. Bei aller Liebe ist die Gefahr, dass dann zwei Personen als gemeinsame Front wahrgenommen werden, sehr hoch. Bei aller Rationalität und dem Verständnis, dass man als Polykül an einem Strang zieht, lässt sich Verletzlichkeit nicht einfach ausschalten.

Mit meinen beiden Partnerinnen ist die Polykonstruktion noch recht jung, also kann es gut sein, dass wir noch Stolperfallen vor uns haben - aber bisher versuchen wir nach Kräften uns aus Streit und ähnlichen Dingen der jeweils anderen rauszuhalten und auch nicht zu kommentieren. Dass man füreinander da ist und zuhört ist natürlich trotzdem wichtig.
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