Zitat von *********eeker:
„
Deshalb ist die Frage, was denn Stabilität bedeutet sehr wichtig. Ein Stuhl ist stabil, wenn ich mich vertrauensvoll auf ihn setze und er mich trägt. Da ist es völlig egal, ob er das nächstes Jahr auch noch tun würde.
Wunderbar ausgedrückt.
Wobei zumindest die Frage ist, ob der Stuhl nun die Beziehung symbolisiert oder den Partner.
Eine lange und stabile Beziehung erreicht man auch schlicht durch Durchhalten. Man bleibt zusammen, egal wie oder was.
Auch darauf kann man vertrauen.
Nicht wenige Menschen erreichen so eine sehr beständige Stabilität bei gleichzeitig distanziert-freundlicher Haltung zum anderen.
Die Dauer variiert auch deshalb, weil die einen sehr harte Schicksalschläge einstecken müssen, während andere relativ ungeschoren bis ans Lebensende eben „zusammen“ sind.
Es ist schwer hier Kriterien zu benennen und sinnvoll zu vergleichen.
Für mich sind es tiefe, responsive Verbindungen, die am „stabilsten“ sind und auch die besten Chancen haben.
Symbiose meint nicht die völlige Verschmelzung, sondern einen Zustand, in dem das Wir eben wichtiger ist als das Ich und Du - weil es bereichert.
Am besten lässt sich das in schwierig empfundenen Situationen bemerken.
Existiert dann nur noch ein Ich und Du? Ein Ich gegen Dich? Ein Du gegen mich?
Wird dann der Partner oder man selbst zum Problem?
Oder ist das Wir beständig und die Schwierigkeit ist ein gemeinsamer „Feind“? Selbst wenn es Verhaltensmuster sind?
Weder Monoamore noch Polyamore leben in Blasen, alle Beziehungen haben (potentiell) mehr Beziehungen nach außen. Freunde, Familie, Kollegen, Nachbarn.
Unterstützung oder Destabilisierung kann man überall finden.
Ob am Ende die Monoamorie oder Polyamorie hier einen Vorteil hat?
Ich würde ihn eher bei der Monoamorie sehen, wenn man nach dieser tiefen Verbundenheit sucht. (Stichwort: Kernpaar)
Die Stabilität einer Kette bemisst sich auch am schwächsten Glied und so werden wohl auch Polyküle beständige Kerne und weniger beständige Ränder haben.
Doch… was tun wir, wenn wir unseren Herzensparter auf einer Ebene nicht erreichen? Wenn wir dort auf Schmerz stoßen? Je näher zwei Menschen sich sind, umso „verletzlicher“ sind sie auch.
Damit umzugehen ist eine Herausforderung.
In der Monoamorie findet sich Distanz, Grabenkämpfe, Resignation.
Is das Polyamor so anders? Hier kann man ausweichen. Der Mangel kann mit jemand anderem gedämpft werden… nur welchen Preis hat das?
Es bringt den Vorteil, dass man gemäßigter miteinander umgehen kann… aber auch weniger motiviert.
Wozu diese Hürde erneut probieren, wenn man doch genau das mit jemand anderem so leicht erreicht?
Die Hürde ist dann kein Drama mehr, doch überwunden mit diesem einen Partner ist sie nicht.
Man bleibt auf „sicherer“ Distanz.
Und da nisten sich Menschen eben auch gerne ein. Weil neue Versuche Leid bringen könnten, weil man nicht weiß wie und teils auch einfach, weil man gar nie die Erfahrung gemacht hat, welches Potential hinter solchen Hürden schlummert.
Wie innig und wunderbar Verbindungen jenseits dieser Hürden sein können.
Hmm… das ist sehr schwer auszudrücken, nur in schriftlicher Form.
Aber… in dieser wie auch anderer Gruppen lese, höre ich sehr oft Idealisierung von Verhalten, dass schlicht irgendwie „Flucht“ vor echter Nähe ist.
„Ein Mensch kann nicht all meine Bedürfnisse befriedigen?
Wie schön, wenn ich diese auf mehrere verteilen kann…“
Nur… ich sitz stets da und wundere mich… was sind denn wirklich, tief drinnen, meine Sehnsüchte/Bedürfnisse?
Und erreiche ich sie auf diesem Weg?
Polyamorie ist wie geschaffen als Rückzugsort der Näheflüchtlinge.
Überall ein wenig…
Monoamor/-gam fällt das einfach stärker auf.
Es liegt einfach nicht daran, welche Beziehungen ich sonst noch habe.
Die Verbindung zu diesem einen Menschen ist so tief, so nah, oder mit einem mehr oder weniger großen Sicherheitsabstand, wie sie eben ist.
„Monos“ flüchten in Hobbys, Arbeit, Freunde, Familie.
„Polys“ in andere „Liebesbeziehungen“.
Stabilität? In den Grundfesten ist eine Verbindung dann „stabil“, wenn ich zum Kern vorgedrungen bin. Wenn beide komplett nackig sind… und zuversichtlich den nächsten Moment begehen.
Immer wieder.
Das erfordert stete Energie.
Bindung, Beziehung ist immer 1:1.
Wie ist dieser eine Mensch zu jenem anderen verbunden?