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Begriffe haben Bedeutung

*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Themenersteller 
Begriffe haben Bedeutung
Immer wieder wird hier die Bedeutung von Begrifflichkeiten diskutiert. Noch häufiger werdeb jedoch in Beiträgen Begriffe mit einer sehr individuellen Bedeutung versehen.

Wir hatten da jetzt gerade auch wieder einen Thread, bei dem Monogamie, Polygamie und Polyamorie dich sehr kreativ verwendet wurden. Ich möchte hier explizit nicht die Bedeutung der Begriffe selbst diskutieren. Stattdessen möchte ich die Diskussion darüber anregen, warum ein allgemeines Verständnis von Begriffen wichtig ist. Warum es nicht egal ist, wenn Begriffe wie polygam oder promisk verwechselt werden. Warum Begriffe nicht von der persönlichen Befindlichkeit abhängen.

Hier meine Thesen:
Besonders, da wir uns in einem Bereich ohne Vorbilder befinden. Begriffe auch noch aus dem englischsprachigen Raum zu uns kommen, werden Begriffe mit einem ersten Missverständnis aufgeladen. Als Beispiel sei hier die Verwechslung von promisk und polygam genannt. Polygam ist das Gegenteil von monogam. Monogam wird als exklusiv verstanden und das Gegenteil ist ja dann sicher unverbindliches Rumvögeln. Es fehlt das Korrektiv oder die Bildung, um die wirkliche Bedeutung der Worte zu verstehen und herleiten zu können.
Falsche Bedeutung von Begriffen führt genau wie jede andere oberflächliche Sicht, zu Vorurteilen und Abwertungen. Als Beispiel sei hier erwähnt, wie Polyamorie von Männern als willig und verfügbar gedeutet wird. Auch hier wird die fehlende Exklusivität in der Beziehungsführung damit verwechselt, dass polyamore Menschen leicht zu haben seien. Umgekehrt wird einem Mann natürlich unterstellt, Pyamorie nur als Fassade für Affären nutzen zu wollen.

Kurzum ist die korrekte Verwendung von Worten sehr wichtig und eben nicht nur ein individuelles Problem des Diskussionsteilnehmer. Worte formen unser Verständnis von der Welt. Sprache ist immer unzulänglich. Wenn wir sie auch noch verdrehen und die Bedeutung der Begriffe bis zur Unkenntlichkeit verzerren, wird die Kommunikation noch schwerer.
*******rana Frau
456 Beiträge
Ich stimme dir weitestgehend zu. Ergänzend möchte ich anmerken, dass es oft ausreicht, wenn man sich mit seinen Mitmenschen auf Wortbedeutungen einigt.

Wenn ich unsicher bin frage ich mein Gegenüber zum Beispiel was bedeutet der Begriff xy für dich.

Oder ich sage der Begriff xy bedeutet für mich dieses und jenes. Wie ist deine Meinung dazu? Würdest du es anders nennen oder anders beschreiben?

Gerade bei der Abgrenzung der Begriffe "Eifersucht" und "Neid" oder "Polyamorie" und "Polygamie" ist dieses Vorgehen für mich immer wieder hilfreich.
********nroe Frau
524 Beiträge
Ich feiere dich sehr für diesen Beitrag. Nicht nur in der Genderdebatte wird deutlich, wie wenig im Bewusstsein vieler Menschen die formende Kraft von Sprache ist.

Mir war vor einiger Zeit der genaue Unterschied zwischen promisk und polygam auch nicht bewusst. Ich würde mir einfach für alle wünschen, dass die Leute, denen es auch bisher unbekannt war, mit einem „Hey, danke für den Hinweis“ auf deinen Beitrag reagieren.

Liebe Grüße
Elisa
Ich sehe es etwas anders. Für mich ist die Begrifflichkeit höchstens eine grobe Richtungsvorgabe. Für Details sollte man vielleicht wieder anfangen mehr miteinander zu reden anstatt sich hinter diesen Begrifflichkeiten zu verstecken. Selbst, wenn wir bei der eigentlichen Bedeutung bleiben, wird es unterschiedlich ausgelegt. Da kommen dann Diskussionen über Gleichwertigkeit, Alltag, usw.

Natürlich ärgert es mich, wenn ich deshalb als Freiwild gesehen werde. Oder mir gar vorgeworfen wird, dass ich meinen Partner betrüge. Aber ehrlich? Das passiert mir hier auch regelmäßig, ohne, dass die Person überhaupt von Polyamorie weiß. Respekt und Anstand, das sollte man aber komplett unabhängig immer erwarten dürfen.

Letztendlich kann ich aber auch von jemand, den das nicht betrifft, erwarten, dass er sämtliche Feinheiten kennt. Aber ich kann aufklären. Womit wir wieder beim Reden sind.
Zitat von *********tten:
Für mich ist die Begrifflichkeit höchstens eine grobe Richtungsvorgabe.

Kommunikation gelingt um so besser, je klarer die Be-Deutung von Begriffen gemeinsam definiert ist.

Zitat von *********tten:
Letztendlich kann ich aber auch von jemand, den das nicht betrifft, erwarten, dass er sämtliche Feinheiten kennt.

Für jeden Menschen gilt: Ich sehe die Welt so, wie ICH bin; nicht, wie die Welt wirklich ist...
*****olf Mann
1.763 Beiträge
Gedankensplitter eines Wortschmiedes:
• Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.
• Es ist schwierig, komplexe Themen mit einem Werkzeug zu behandeln, dass sich entwickelt hat, damit ein Affe dem andern sagen kann, wo die gelben Bananen wachsen.
• Definitionen erleichtern Kommunikation
• Der erste Fehler bezüglich der Kommunikation ist, anzunehmen, sie habe stattgefunden.
• Der Erfinder eines Begriffes hat die Deutungshoheit.
*****olf Mann
1.763 Beiträge
Der Empfänger einer Nachricht hat die letztendliche Verantwortung für den Inhalt.
******Fox Mann
2.206 Beiträge
quote="curious_seeker,p47064208,0"]Kurzum ist die korrekte Verwendung von Worten sehr wichtig und eben nicht nur ein individuelles Problem des Diskussionsteilnehmer. Worte formen unser Verständnis von der Welt. Sprache ist immer unzulänglich. Wenn wir sie auch noch verdrehen und die Bedeutung der Begriffe bis zur Unkenntlichkeit verzerren, wird die Kommunikation noch schwerer.

Wer voraussetzt, hofft oder wünscht, das alle Menschen sich an die gleiche Definitionen halten, wird enttäuscht.

Darum geht es dir hier nicht @*********eeker , aber es gibt Kulturkreise die Worte unterschiedlich nutzen. Ein Beispiel ist Moin in Hamburg oder Bayern.

Ein anderer Unterschied ist, ich komme z.B. aus der DDR und da war alles vom Staat vorgegeben, auch jegliche Definitionshoheiten. Ich bin also geübt darin Definitionen nicht einfach so hinzunehmen. Die Sowjetunion galt z.B. als unser "Bruderland".

Die Definition von Polyamorie in Wikipedia bestand als ich anfing aus der Kernaussage von Mehrfachbeziehungen mit vollem Wissen und Einverständnis aller Beteiligten. Vier Jahre später war da eine ellenlange Tapete zu lesen in der die Liebe neu erfunden wurde, mit der ich überhaupt gar nicht mehr dacor ging. Ich fand ich war trotzdem Polyamor, auch wenn ich die Definition inzwischen ablehnte.

Also müssten sich alle zusammen setzen und darüber beraten welche Definitionen überhaupt anerkannt werden. Jährlich? Täglich? Ist das zu leisten?

Letztendlich werden Worte und halt auch inhaltliche Begriffe umgangssprachlich genutzt und verändern sich über längere Zeiträume in ihrem Inhalt, und das auch noch verschieden in verschiedenen Gegenden. Eine klare feste Definition auf lange Sicht gibt es nur bei expliziten Themen wie den "Naturwissenschaften". Und selbst da ändert sich hin und wieder auch das wesentliche Verständnis von dem bisher gemeinten auf Grund neuer Erkenntnisse, so das Definitionen fallen können.

Das Thema ist also eigentlich per se fluide.

Der Wunsch das alle das gleiche meinen ist menschlich. Aber auch ein Traum.

Wir erleben das hier sicher gehäuft, kein Wunder bei unseren Experimenten im Miteinander ohne viele Beispiele zum Abgucken. Dennoch ist dies der Spiegel der Wahrheiten.

quote="curious_seeker,p47064208,0"]... wird die Kommunikation noch schwerer.
Sie wird hoffentlich umfangreicher. Weil wir abklären müssen ob wir von der selben Sache sprechen. Machen wir das nicht fällt uns irgendwann (ich glaube mit jedem Menschen) auf, das es in Details unterschiedliche Vorstellungen gibt, bis hin zu komplett widersprüchlichen Vorstellungen.

Und es wird nicht passieren das alle Menschen überhaupt mit allen existierenden Begrifflichkeiten konfrontiert werden. Dazu brauchts ein ganz eigenes Interesse, und dann noch die Möglichkeiten was raus zu finden.

Dieses Thema ist für mich wie die Geschichte mit den Windmühlen oder die mit Sysiphus.


Dem ganzen liegt auch das Problem zu Grunde das viele Details die in den jeweiligen Begriffen enthalten sind einfach nicht mehr rüber zu bringen sind, in dem man das auf ein Wort reduziert. Das müsste dann bei der Masse ankommen. Wie soll das gehen.

Hinzu kommt eine Flut neuer Begrifflichkeiten aus jüngeren Jahrgängen die Kommunikation vereinfachen wollen, aus meiner Sicht aber auch mehr Verwirrung stiften.

Wie wir früher *haumichwech*

In meiner Vorstellung ist das nur per Reden Reden Reden abzugleichen, nicht in dem ich mir vorstelle die anderen sollten sich bilden.
******Fox Mann
2.206 Beiträge
Zitat von *****olf:
Gedankensplitter eines Wortschmiedes:

• Der erste Fehler bezüglich der Kommunikation ist, anzunehmen, sie habe stattgefunden.
*top*
****xus Mann
27 Beiträge
Ich verstehe den Wunsch, klare Definitionen zu verwenden vollkommen. Privat sowie berufsbedingt. Wenn wir unter dem Begriff Polyamorie hier in dieser Gruppe zusammenkommen, sollten wir darunter mehrheitlich im Wesentlichen das Gleiche verstehen, damit wir unter sinnvollen Rahmenbedingungen miteinander kommunizieren können.

Es gibt aber auch Fälle, wie er letztens auftrat, in denen Menschen hier Rat suchen, die sich mit dieser Definition eben nicht im gleichen Maße beschäftigt haben, wie andere hier in dieser Gruppe. Deren Anliegen sind deswegen aber nicht weniger valide oder weniger Ernst zu nehmen. Und die teilweise rüde, belehrende Sprache, mit der diesen Menschen teils begegnet wird - Menschen, die sich hier Hilfe erhoffen - empfinde ich als nicht-inklusiv. Und das finde ich schade, denn den allermeisten hier ist bestimmt auch schon mal mit Unverständnis und Ablehnung für das eigene Beziehungskonzept begegnet worden, haben also gewisse Erfahrungen mit Ausgrenzung.
Und da könnten wir uns echt besser verhalten, als den betroffenen Personen erstmal einen Roman vorzulegen, weswegen die denn hier eigentlich falsch sind und weshalb ihr Problem ja eigentlich ein ganz anderes ist.

Viele Grüße,
Flixxus
****50 Mann
657 Beiträge
Gruppen-Mod 
@****xus, mal ein Danke vom Mod *guterbeitrag* und das Schöne in dieser Gruppe ist, dass sowas auch mal aus der Gruppe kommt und nicht nur von den Mods.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****xus:
Es gibt aber auch Fälle, wie er letztens auftrat, in denen Menschen hier Rat suchen, die sich mit dieser Definition eben nicht im gleichen Maße beschäftigt haben, wie andere hier in dieser Gruppe.

Ist das aber nicht auch ein gehöriges Maß an Respektlosigkeit? Eben weil wir hier alle für unsere Lebensführung schon Ausgrenzung und Ablehnung erfahren haben, ist es doch besonders problematisch, wenn jemand mit seinem Problem in die Gruppe kommt und sich nicht einmal mit den grundlegenden Begriffen soweit auseinander gesetzt hat, dass er sie zumindest nicht völlig entstellt.

Ein Mangel an Inklusion würde diesen Menschen die Unfähigkeit unterstellen sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Denn nur dann geht es darum jemanden trotz seiner Einschränkungen in eine Gemeinschaft einzubinden. Das bedeutet Inklusion. Umgekehrt ist es durchaus mangelnde Integrationsbereitschaft in eine Gruppe, die Polyamorie heißt, wahlweise diese als Promiskuität, Polygamie oder Offene Beziehung einzustufen oder die Bedeutung Amorie also auf Liebe basierend zu ignorieren.

Ja, zu all dem gehört Selbstreflexion. Reflexion über die Gruppe, der eine Frage gestellt wird. Ist unsere Gruppe eine Gruppe, in der vornehmlich Themen rund um polyamore Lebensführung behandelt werden oder sind wir der Kummerkasten für Menschen, die nicht mal genug Zeit aufbringen sich mit den Begriffen zu beschäftigen? (absichtlich überspitzt formuliert)
*******s_Me Frau
31 Beiträge
Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung der Realität und auch eine eigene Interpretation eines Wortes. Selbst ganz einfache Worte wie z. B. "Haus" sind völlig unterschiedlich belegt, je nachdem welche Referenzerfahrungen jemand hat und auch aus welchem Kulturkreis er kommt, welchen Fokus er hat, etc.

Kommunikation ist eine ganz schwierige Angelegenheit. Da spielt noch viel mehr mit rein, als das bloße Wort. Es gibt jede Menge Hürden, die eine Kommunikation schwierig machen.

Eine für dich eindeutige Erklärung kann für einen anderen Menschen völlig unverständlich sein. Von daher ist es immer notwendig sich ständig auszutauschen , um herauszufinden, ob man überhaupt von der selben Sache spricht oder völlig aneinander vorbei redet. Ich glaube nicht, dass es helfen würde Worte klarer zu definieren. Für wen ist es dann klarer und ist das überhaupt so wichtig? Geht es nicht um einen Austausch und das was dahinter steht?
****50 Mann
657 Beiträge
Gruppen-Mod 
@*********eeker
Ja, zu all dem gehört Selbstreflexion. Reflexion über die Gruppe, der eine Frage gestellt wird. Ist unsere Gruppe eine Gruppe, in der vornehmlich Themen rund um polyamore Lebensführung behandelt werden oder sind qir der Kummerkasten für Menschen, die nicht mal genug Zeit aufbringen sich mit den Begriffen zu beschäftigen? (absichtlich überspitzt formuliert)

Wir sind alles, weil unsere Gruppe auf ganz unterschiedlichen Wegen gefunden wird. Ich bin jetzt ca. 13 Jahre in dieser Gruppe und regelrecht reingestolpert, war wegen etwas ganz anderem im JC, hatte aber schon länger das Problem, mehr als eine zu lieben, ohne überhaupt den Begriff zu kennen und habe hier mitdiskutiert.

Urd nach 13 Jahren habe ich ein polyamores Problem an der Backe und mich an die Gruppe gewendet, leider habe ich meine ersten Beiträge nicht mehr, aber zwischen damals und heute bestehen mit Sicherheit erhebliche Unterschiede und ich muss gelegentlich immer noch vermeintliche Fachbegriffe googeln, die hier auftauchen.

Und jetzt wieder *offtopic*
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******s_Me:
Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung der Realität und auch eine eigene Interpretation eines Wortes. Selbst ganz einfache Worte wie z. B. "Haus" sind völlig unterschiedlich belegt, je nachdem welche Referenzerfahrungen jemand hat und auch aus welchem Kulturkreis er kommt, welchen Fokus er hat, etc.

Das ist falsch. Sicher ist das persönliche Bild von Dingen individuell. Die Bedeutung von Worten jedoch entsteht durch den Abgleich mit den Vorstellungen anderer. Dies passiert nicht nur mit der Peergroup (siehe Jugendaprache) sondern auch mit der ethymologischen Herleitung der Begriffe (generationsübergreifender und sogar geschichtlicher Abgleich).

Nehmen wir mal ein extremes Beispiel: den Holocaust. Ist es da der persönlichen Sichtweise der einzelperson überlassen, was damit gemeint sein könnte? Oder ist dies nicht vielmehr ein geschichtlich belegter und dadurch klar definierter Begriff über den Massenmord an 6 Millionen Menschen hauptsächlich aber nicht ausschließlich jüdischer Herkunft aufgrund rassischer und hasserfüllter Beweggründe?
*******er_a Frau
1.913 Beiträge
Begriffe haben eine gewisse Grundbedeutung, diese ist in Wörterbüchern, Lexika und Fachbüchern nachzulesen. Innerhalb dieser Bedeutung sollten Wörter in meinen Augen auch benutzt werden. Eine gewisse Präzisierung ist möglich oder tiefere Differenzierung in Fachsprachen muss nicht notwendig sein (ich persönlich freue mich allerdings immer darüber).

Abweichungen davon müssen hinterfragt werden, dies sollte immer wohlwollend gemacht werden, man weiß nie, welchem Hintergrund der andere hat
Das macht einen Umgang miteinander leichter. Gibt beiden Seiten die Möglichkeit der Entwicklung und des Wachstums.
****ara Frau
2.520 Beiträge
Zitat von *********eeker:
Zitat von *******s_Me:
Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung der Realität und auch eine eigene Interpretation eines Wortes. Selbst ganz einfache Worte wie z. B. "Haus" sind völlig unterschiedlich belegt, je nachdem welche Referenzerfahrungen jemand hat und auch aus welchem Kulturkreis er kommt, welchen Fokus er hat, etc.

Das ist falsch. Sicher ist das persönliche Bild von Dingen individuell. Die Bedeutung von Worten jedoch entsteht durch den Abgleich mit den Vorstellungen anderer. Dies passiert nicht nur mit der Peergroup (siehe Jugendaprache) sondern auch mit der ethymologischen Herleitung der Begriffe (generationsübergreifender und sogar geschichtlicher Abgleich).

Ich denke auch, dass eher jeder eine eigene Interpretation von Begrifflichkeiten hat. Gerade das macht eine Unterhaltung darüber ja so schwierig.

Auch ich erhoffe mir in einer Gruppe, dass sich ein Teilnehmer mit dem Thema (und seinen Definitionen) beschäftigt hat. Noch viel wichtiger empfinde ich aber die Bereitschaft dazu.
Manch einem ist seine Unwissenheit gar nicht bewusst und daraus möchte ich ihm keinen Vorwurf machen. Solange er bereit ist, sich nach dieser Erkenntnis weiter damit auseinanderzusetzen ist doch viel gewonnen.

Es ist doch auch in anderen Gruppen so: im Slow Sex Forum tummeln sich viele Menschen, die aufgrund der Eingängigkeit des Begriffes dort landen und nicht wissen, dass dieser speziell erfunden wurde, um etwas ganz bestimmtes zu definieren.
Dann muss man halt immer wieder erklären, sich auseinander setzen - oder man lässt es und hält sich raus.
Aber jemanden aus seiner Unwissenheit einen Vorwurf zu machen, ist aus meiner Sicht zumindest nicht hilfreich.

Wir haben doch alle mal bei Null angefangen. Wichtig finde ich, dort nicht stehen zu bleiben.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****ara:
Es ist doch auch in anderen Gruppen so: im Slow Sex Forum tummeln sich viele Menschen, die aufgrund der Eingängigkeit des Begriffes dort landen und nicht wissen, dass dieser speziell erfunden wurde, um etwas ganz bestimmtes zu definieren.

Das ist durchaus verständlich. Ich würde hier aber zwei Argumente entgegen stellen.

1. Besonders, wenn ein Begriff Neugierde erzeugt, sollte es doch viel einfacher sein, die Zeit aufzubringen, sich mit seiner Bedeutung zu beschäftigen. Und hier finden sich sehr viele Threads zu sehr ähnlichen Themen, in denen die Begruffe wieder und wieder erklärt wurden.

2. Werden besonders Begriffe wie monogam und polygam falsch verwendet. Beide Begriffe sind keine neuen Modebegriffe. Einer davon ist sogar als strafrechtlich relevanter Begriff festgeschrieben und definiert. Diesen also unzudeuten hat nichts mehr mit neu enstehenden Begriffen zu tun.
*******ias Frau
4.126 Beiträge
Einerseits finde ich es zwar schöner, wenn Menschen mal ein Wörterbuch benutzen und die Bedeutung von Begriffen nicht ins Unkenntliche ausdehnen.

Andererseits findet man über den Begriff Polyamorie und welche Beziehungskonstrukte da noch zugehören und welche nicht, im Netz etliche widersprüchliche Informationen. Ebenso findet man in alten threads zich verschiedene Meinungen bzw. Auseinandersetzungen dazu, die letztendlich ohne einen gemeinsamen Nenner endeten. Das ist für Anfänger sehr irritierend. Da einfach die eigene Thematik zu beschreiben, ist einfacher.

Und ich bin da ganz bei @****xus , @****50 und @*******er_a für einen wohlwollenden Umgang mit Interessierten.

Zitat von *********eeker:
1. Besonders, wenn ein Begriff Neugierde erzeugt, sollte es doch viel einfacher sein, die Zeit aufzubringen, sich mit seiner Bedeutung zu beschäftigen.

Jain. Das sehe ich ein wenig anders. Diese Gruppe ist ausdrücklich auch für Beziehungspartner von Polyamoren Menschen. Da ist die Neugierde sich in die Thematik einzulesen und über Begrifflichkeiten schlau zu machen, begrenzt. Sie beschäftigen sich damit ja weniger aus eigenem Antrieb.
****go Mann
944 Beiträge
Begriffe haben Bedeutung

Begrifflichkeiten haben IMMER ihr Verständnis in der eigenen Person. Besonders emotionale Begrifflichkeiten werden höchst unterschiedlich aufgenommen.
Ein gesagtes "Ich liebe Dich!" bedeutet für den einen schon "Kinder, Familie und zusammen altwerden" und für den anderen nur ein temporäres und kurzes Gefühl. Da passiert es verdammt schnell, dass über Bedeutungen gekämpft wird mit den Worten "...aber Du hast doch gesagt..."
Der eine denkt er wäre Polyamor, weil er ja ganz große Gefühle hat, wenn er mal wieder mit jemanden im Bett landet, der andere nennt sich Polyamor obwohl er Monogam lebt.
Das kann man auf so gut wie allen Begrifflichkeiten hier Anwenden. Hier gibt es Forenbeiträge, die werden geführt wie Panzerkriege: Freundschaft+, Polyamory, Gangbang, Beziehung+, offene Beziehung.
Da hat JEDER seine eigene Bedeutung, die vielleicht Überschneidungen haben, aber sich doch "VEHEMENT" *ironie* unterscheiden.
Was natürlich auch hinzukommt sind die eigenen Erfahrungen. Während es für den oder die eigene schon sexuell aufregend ist, einmal im Jahr auch mal oben zu sein, ist es für jemand anderes sexuell aufregend sich auf Sexpartys auszutoben und beide werden den gleichen Begriff dafür benutzen... *omm*
******_68 Frau
171 Beiträge
Begrifflichkeiten sind schon im groben angebracht, damit man überhaupt die grobe Richtung verstehen kann. Aber mal ehrlich, es sind am Ende doch nur Wörter, die sich über die Zeit in der Bedeutung durchaus ändern. Wie weiter oben beschrieben, findet man im Internet, nur für den Begriff an sich, eine klare Bedeutung. Aber wer weiß denn schon genau, wohin er am Anfang seines Weges gehört? Persönlich finde ich Begriffe oder grobe Bezeichnungen wichtig, allerdings mich nervt dann oft die Aufdröselung jedes Begriffes bis in den kleinsten Nenner. Nur weil ich denke ich könnte in den Bereich hereinfallen, heißt das doch nicht, ich muss vorher ein Wörterbuch durchforsten und jedes Wort haarklein kennen und auseinander nehmen. Dazu sind doch Gruppen da? Oder habe ich da was falsch verstanden? Kommunikation, wohlwollend Neulinge und Interessierte zu fragen, was sie darunter verstehen und aufklären. So wie es weiter oben beschrieben wird, würde sich dann ja kaum einer noch in einer Gruppe anmelden, oder?

Es ist eigentlich egal, in welchem Bereich. Nehmen wir z.B. BDSM. Da gibt es unendliche Begriffe, damals versteckt im geheimen, mit geheimen Worten, heute eher schick und es reizt. Auch da wurden schon in so vielen Foren, Begrifflichkeiten ausgetauscht. Und ehrlich ich habe auch rege daran mein Anteil gehabt. Aber wenn man Jahre in der Materie steckt, dann wird man müde darin, immer wieder Begrifflichkeiten zu erklären. Warum auch? Noch öfter, werde ich dann heute von jungen Neulingen angeschrieben, die meinen alles zu wissen in dem Bereich und mir dann Buchwissen um den Kopf werfen, weil es ja irgendwo so in Begrifflichkeiten steht.

Jeder Mensch ist anders und ich sehe es nicht so, dass jemand neues, sich dann gleich mit allen Begrifflichkeiten auseinandersetzt. Wozu sind denn dann Gruppen da, wenn nicht der Austausch, wozu auch Worterklärungen gehören? Kann man dann nicht einfach, wenn ein Wort falsch gebraucht wird, nachfragen, warum mein Gegenüber das verwendet, als selbst den Anspruch zu hegen, mein Gegenüber sollte mindestens so viel darüber wissen, wie ich selbst?

Ich möchte von meinem Gegenüber lieber Beschreibungen, Emotionen oder Empfindungen lesen, als ein Fachwörterbuch, wo er brav nachgelesen hat, wie es heißt. Aber dennoch keinen Plan hat.
****tha Paar
36 Beiträge
Abgesehen davon handelt es sich bei Sprache um ein dynamisches, fließendes System. Sie ist stetig im Wandel, so auch ihre Bestandteile in ihren Bedeutungen.

Begrifflichkeiten, die Bedeutung einzelner Worte sind genau so fluide und was wir in einem Moment als fest definiert wahrnehmen, ist nur eine Momentaufnahme dieses fließenden Systems. Es mag und als fest erscheinen, da der Zeitraum, in dem der Wandel sich vollzieht, für einen Menschen groß erscheint. Jedoch ist er winzig klein auf dem Maßstab der Sprachentwicklung.

Beispiele sind Begriffe wie "merkwürdig" und "denkwürdig". Als denkwürdig wird vielleicht noch heute etwas bezeichnet, dass "des Denkens würdig" ist. Ein denkwürdiges Ereignes ist es wert, erinnert zu werden, indem man seiner gedenkt bzw. an es denkt.

"Merkwürdig" hatte ursprünglich mal eine vergleichbare Bedeutung, nämlich "des Merkens würdig". Heute jedoch verstehen wohl die allermeisten Menschen darunter eine Art Synonym für andere Begriffe wie "seltsam", "komisch", "kurios".

"Willkürlich" bedeutete alles andere als "zufällig", sondern "von einem Willen ge
****go Mann
944 Beiträge
Ja stimmt, der Begriff peinlich z.B. eine "peinliche Befragung" im Mittelalter ist da auch ein Beispiel *zwinker*
****tha Paar
36 Beiträge
Da war ein Editieren und Fortführen im Nachhinein nicht mehr möglich.

"Von einem Willen gekürt", sprich absichtlich. Dennoch verstehen die allermeisten Menschen heute darunter wohl ein Synonym für "zufällig". Ist das deswegen verkehrt? Keineswegs.

Wer sich einem solchen Wandel verschließt und auf rigiden Strukturen beharrt, verpasst womöglich noch, worauf es wirklich ankommt. In diesem Falle vielleicht ein Miteinander, das von Austausch und Toleranz geprägt ist. Wo sollen Menschen, die sich für ein bestimmtes Thema interessieren denn sonst hingehen, wenn nicht an die Quelle, wie eine solche Community sie darstellt? Es gab bisher nicht einmal in diesem Thema zwei Beiträge, die völlig deckungsgleich waren. Gibt es am Ende vielleicht doch genau so viele Wahrnehmungen und dadurch Bedeutungen einer Sache, wie Menschen? Diese mögen gewisse Schnittmengen haben, doch sind sie dennoch durch ihren vielfältigen Ursprung aus der Wahrnehmung einzelner hochvariabel und erhalten erst Gewicht durch die Summe dieser Einzelheiten.

Was für ein Lehrer bin ich, wenn ich etwas weiß, mein Wissen jedoch nicht teilen will und mich stattdessen über die Unwissenheit anderer beklage? Welchen Wert, welche Bedeutung hat dieses Wissen dann? Erhält es nicht erst dadurch Bedeutung, indem es weitergegeben wird? Was für ein Schüler bin ich, wenn ich denke, ich wüsste schon alles? Es gibt einen weisen Spruch: "Tell me and I forget. Teach me and I may remember. Involve me and I learn."

In diesem Sinne, lasst uns ein Miteinander leben, in dem Beteiligung möglich ist und einander unter die Arme greifen. Ein Miteinander, in dem wir mit- und voneinander lernen können und das entsprechend wertschätzen, statt aus- und abzugrenzen. Ansonsten sind wir am Ende in keinster Weise verschieden von denjenigen, durch die wir selbst so etwas schon einmal erfahren haben.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Themenersteller 
Das Argument der "fluiden" Sprache wurde jetzt mehrfach gebracht. Mit durchaus verschiedenen Beispielen. Ohne aber auf mein Gegenargument einzugehen. Damit bleibt es leider bei einem "Doch".

Ich möchte hier deshalb explizit auf das Wort polygam eingehen. Polygamie und im speziellen die Bigamie ist nach § 1306 BGB untersagt und Zuwiderhandlung kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. Jemanden als polygam zu bezeichnen bezichtigt diese Person also einer Straftat. Ich kann da die Fluidität nicht erkennen.
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