Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
BDSM & Polyamorie
1160 Mitglieder
zum Thema
Monogamie: Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?449
Oft werden hier offene Beziehungen diskutiert. Und die Polyamorie.
zum Thema
Sind Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit wichtiger als Monogamie358
Zumindest der Gedanke ist sicherlich vielen Menschen bekannt...
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Polyamore Inzucht vs. Mono-Singlefalle

*********marrn Mann
1.398 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Polyamore Inzucht vs. Mono-Singlefalle
Ich würde gern mit euch ins Gespräch kommen zu einem Thema, was mir seit geraumer Zeit durch den Kopf geht:

Ist es tatsächlich so, das man zu der Fähigkeit, mehrere Menschen lieben zu können, geboren sein muß, egal in welchem Lebensalter man das entdeckt oder erstmals erfährt? Oder kann ein von der Monogamie überzeugter Mensch „bekehrt“ werden, einfach durch das Erleben? Ich möchte mich von der Vorstellung des letzteren noch nicht ganz verabschieden und sehe mich eigentlich als das beste Beispiel.

Dennoch habe ich mehrmals festgestellt, das Singlefrauen mit dem Wunsch nach einem festen Lebenspartner offensichtlich nicht über ihre(n) Schatten der Monogamie springen können. Ich spreche ihnen das Bemühen gar nicht ab, sie finden die Idee des polyamoren Lebens interessant und ehrlich, sie beschäftigen sich teilweise damit, aber nach meinem Empfinden gibt es dann an der Schwelle zum „Hoppla, das könnte mehr werden“ einen Break. Das da „noch eine andere“ ist, wird dann plötzlich als störend empfunden, es kommen so Aussagen wie: „Es ist ja so schade, das du vergeben bist.“ Mit anderen Worten, was als kurzzeitige Unterhaltung durchaus als schön und bereichernd empfunden wurde, wird als langfristige und ausbaufähige (Lebens-) Perspektive nicht akzeptiert. Das kann durchaus frustrierend sein, gerade wenn man selbst Emotionen hat wachsen lassen.

Um die Beschränkung auf einen Sexualpartner kann es eigentlich dabei nicht gehen, denn ich habe auch noch nie eine einleuchtende Erklärung auf die Frage bekommen, weshalb die gleichen Frauen in der „Singlephase“ absolut keine Probleme damit haben, auch zeitgleich mehrere dieser Partner zu haben. „Wenn ich jemanden liebe, muß damit Schluß sein.“ ist jedenfalls für mich nicht verständlich.

Aber was ist die Alternative, um den Brückenschlag zur Überschrift doch noch zu schaffen. Soll man einen potentiellen Partner nur noch unter der überschaubaren Gruppe bekennender Polys treffen können? Sich nur noch darauf einlassen? Wie sind eure Erfahrungen, positiv wie negativ? Welche Schlüsse habt ihr daraus gezogen?
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Ich bestreite
deutlich, dass es sich dabei um eine angeborene 'Fähigkeit' handelt. Ich bin vielmehr der festen Überzeugung, dass wir es hiermit ausschließlich mit einer Sozialisation zu tun haben, gesellschaftlich-kulturelle Prägung ab dem frühesten Kindesalter. Genau wie bei dem Emotions-Konglomerat Eifersucht.

Im Zuge dieser Sozialisation wird uns einfach wie ein sich ständig wiederholendes Tonband eines Ideal vorgespielt, in allen Lebenslagen, auf allen Kommunikationskanälen. Das sitzt dann erst mal, beim einen wirklich sattelfest, beim anderen eher lockerer. Aber jeder bekommt davon erst einmal einen kräftigen Schuss (im wahrsten Sinne des Wortes) ab.
Sich davon lösen zu können oder es überhaupt erst einmal zu wollen ist dann individuell abhängig von der Tiefe dieser Sozialisation, der individuellen Stärke, was Reflektion und Handlungsbereitschaft angeht, einem überhaupt vorhandenen Änderungswillen, was wiederum etwas mit Leidensdruck zu tun hat und last but not least einer ganz gehörigen Portion Reflektionsbereitschaft, welche ja bekanntlicherweise auch nicht gerade jedermans/frau Sache ist.

Um aufDeineFragen zurückzukommen: Ich selbst werde nie den Versuch machen, jemanden zu bekehren. Das heißt aber nicht, dass ich mich nun auf die polyamore (Rand-)Gruppe beschränke. Nein. Vielmehr habe ich mit Frauen zu tun, bei den die Tür schon ein ganzes Stück auf ist, der Wille zu einer Veränderung schon existiert, aber meist noch nicht bis dahin real geworden ist. Und es ist immer wieder wunderschön, sich diese Tür weiter und weiter öffnen zu sehen -smile-
Aber nicht immer hat sich diese Tür ganz geöffnet, bisweilen schlug sie gar wieder zu weil eine neue Verliebtheit den 'Rückfall' in das alte 'Ideal' verlangte. Das tut weh, vor allem weil ich dann weiss, dass da ein dann auf ewig geweckter Wunsch zurück in den goldenen Käfig gebracht wird...
Oh nicht nur die Frauen
auch die Männer tun sich schwer mit dem "Sprung" über ihren Schatten.
Den ich allerdings nicht wirklich schön finde.
Schön ist, wenn gemeinsame Entwicklungen dort hin führen, wo man hinmöchte.
Und das kann in einer Monobeziehung ebenso schwer sein wie in der Polybeziehung.
Komromisse sind wichtig solang sie nicht faul sind, und man sich gemeinsam auf etwas zubewegen kann.
Und auch da ist die Beziehungsform völlig egal.
Ich fühle mich freier, ausgeglichener, und wohler in meiner haut, seit ich für mich die Polyamory erkannt habe.
Amory besonders wichtig.
Denn Sex hab ich momentan nur mit einem meiner Herzbewohner.
Und zwar mit meinem Ehemann.
Ich weiß nicht warum sich viele Frauen in ihrer Singelzeit durchaus vielen Lovern hingeben können.
Viele gehen dann ja eher in die serielle Monogamie.
Häufig ist es glaub ich wirklich eine Form des Besitzdenkens.
So unter dem Moto: das ist jetzt meins! das teil ich nicht! Aber wenn jemand anderes kommt der mir noch besser gefällt noch besser zu mir passt, dann geh ich halt!

Allerdings bin ich der Meinung, dass dadurch, das wir alle so einzigartig sind, und jeder anders empfindet, wir nur vermutungen anstellen können, warum sich der eine so und der andere so in genau der selben situation bewegt.

Bin gespannt auf mehr

LG YOYO
Polyamorie ist keine angeborene Fähigkeit, wenn es den gar eine Fähigkeit an sich ist. Polyamorie ist ein alternativer Weg mit Situationen umzugehen die einem das Gefühlsleben bereithält.

Wer in seinem Leben nie an den Punkt kommt sich zeitgleich zu mehreren Partnern hingezogen zu fühlen, der wird sich wohl kaum mit der Polyamorie beschäftigen.

Nach meiner Meinung muss man um Polyamorie erstmals als für sich möglichen Weg zu sehen, unter einem Entscheidungsdruck stehen und eine gewisse Flexibilität im Denken besitzen.
Ich bin vielmehr der festen Überzeugung, dass wir es hiermit ausschließlich mit einer Sozialisation zu tun haben, gesellschaftlich-kulturelle Prägung ab dem frühesten Kindesalter.

Dieser kulturellen Prägung im Kindesalter möchte ich jedoch wiedersprechen, da sich weder meine Mutter noch mein Vater eine Polyamoröse beziehung vorstellen können. Vielmehr ist es so, dass selbst unsere Beziehung schon Bestand hatte, noch bevor wir den Begriff Polyamory kannten. Wir warennn völlig überrascht, dass es noch andere Menschen außer uns gab, die ähnliches erlebten.

LG
Brian
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Da hast Du mich falsch verstanden, Brian:
Nicht die Polyamorie ist das Ziel und Produkt dieser Sozialisation, sondern das 'Ideal' Monogamie, der 'Ein-Liebe'.

Ich gehe sogar davon aus, dass die 'Viel-Liebe' uns eher in den Genen liegt...
Subjektive Sichtweisen
Ich glaube die Fähigkeit zu vielfacher Liebe ist den Menschen schon zum Teil angeboren, genau so wie Autismus und Exsaltiertheit. Aber durch Erziehung und Sozialisation wird da sehr vieles verwischt, in den Keller gesteckt und verbogen. Am deutlichsten wenn man Kinder aufwachsen sieht und mit einem aufmerksamen Auge betrachtet vor ihrem persönlichen Hintergrund. Dann bekommt man über ihre Entwicklung eine gewisse Idee zu was sie fähig gewesen wären und was tatsächlich aus ihnen wird.
Traumata, die es irgendwann abzuarbeiten gilt im Erwachsenenalter nimmt jedes Kind mit, auch das mit der harmonischsten oder besten aller Umgebungen. Dazu ist der Mensch zu vielfältig als dass man ihm gerecht werden könnte.

Ob da dann Sexualität hinzukommt als Differnzierung ist eine tricky Line die die Gesellschaft allgemein als Trennlinie zieht für all die Konventionen in denen wir leben.
Was ist denn mit zwei Männern die miteinander Sport treiben sich alle ihre Sorgen erzählen und ein tiefes Grundvertrauen ineinander pflegen das manches mal weit über die Innigkeit in ihren Ehen hinausgeht. Ist das dann nicht auch Liebe oder ist dazu die Sexualität nötig? Was wenn die beiden nu mal partout nicht schwul oder bi sind.

Deutlich denk ich wird das beim Swingen, der eine mags der andere nicht. Auch prostituieren kann man sich auch ohne Schaden an der Seele zu nehmen indem man seinen Körper von seiner Seele trennt für eine gewisse Zeit.
Aber bei der amorie wirds dann schwierig, weil dabei zuviel von der eigenen Wertigkeit auf dem Spiel steht. Selbstwertgefühl, Verlustangst, allein gelassen werden, all die Grundängste die uns eigen sind werden auf das Tiefste geprüft.

Ich glaube das ist der häufigste Fall, dass man sich überlegt das wär doch nett freie Auswahl am Gabentisch zu haben und dann plötzlich feststellt, dass er damit sein eigenes Fundament anbohrt auf dem er steht.

Läuft unter dem Thema Beliebigkeit und Unverbindlichkeit. Wir sind nicht mehr auf fest Bindungen angewiesen und scheuen meistens den Aufwand der damit verbunden ist. Taucht er nicht mehr weg damit, geht schon ein neuer her, anstatt commitment und Verbindlichkeit. Ohne die beiden ist Polyamorie sicher nicht lebbar, denn dann fehlt den Partnern die Basis auf der man Besitzstandsdenken aufgeben kann und die letzten Sicherungen rausschrauben um am offenen Herzen der Beziehung ständig zu operieren.

Für mich ist es ein Ritt auf der Rasierklinge, aufregend, bezeiten erschütternd und immer mit einer gewissen Selbstkontrolle, ständiger Rückkoppelung zu seinen Lieben und Selbstreflexion verbunden.
Da stehen wir zwar erst am Anfang, nach dem zurück auf Los und erst einmal die bestehende Monobeziehung auf ein Fundament stellen, aber die blutige Nase haben wir uns schon geholt, jetzt kommt der wirklich experimentelle Teil das ganze auch zu leben.
*********marrn Mann
1.398 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
hier wird es interessant...
@ Brian_Lorenzo

ich denke, damit....

Wer in seinem Leben nie an den Punkt kommt sich zeitgleich zu mehreren Partnern hingezogen zu fühlen, der wird sich wohl kaum mit der Polyamorie beschäftigen.

..hast du den Fokus auf einen wesentlichen Punkt gerichtet. Ich teile deine Meinung zwar nicht, das sich die "Nichtbetroffenen" nicht mit der Polyamorie beschäftigen, das tun sie aus meiner Sicht sehr wohl, auch wenn sie als Single an einen Poly-Partner geraten. Aber es ist eben nicht die gleiche "Betroffenheit", wie selbst in der Situation zu sein, mehrere Partner zu lieben, oder?
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Genau das
meinte ich mit 'notwendigem Leidensdruck', Kaiserschmarrn.
*****ta1 Frau
209 Beiträge
Poly mit Monopartner
Ihr habt Recht, die erste Beschäftigung geschieht meistens, weil man selbst in die Situation kommt, sich zu mehreren Partnern hingezogen zu fühlen.
Aber das ist nicht immer so: was, wenn man einen langjährigen Partner hat, der sich aus einem erlebten Gefühl heraus mit Polyamory beschäftigt und das auch leben will. Der andere Partner hat den Wunsch nicht, hat sich noch nie gedanklich damit beschäftigt und möchte auch keine Veränderung in der Beziehung. Er hat dieses "Mehrfachgefühl" noch nie erlebt und fühlt sich dadurch nur bedroht. Dann wird es echt schwierig, denn dann treffen zwei Grundbedürfnisse aufeinander, die nicht kompartibel sind.
Muss einer sich dann verleugnen oder gibt es "Kompromissmöglichkeiten"?
Freigeister
Also mir sind genügend Freigeister bekannt die sich mit Poly und auch diversen anderen Lebensformen offen und vorurteilsfrei auseinandersetzen und vor dem Hintergrund für sich entscheiden, dass das nicht ihrs ist.
Hingegen sind mir, vor einem gewissen sozialen Hintergrund wohlgemerkt, sehr wenige Menschen begegnet die noch nie mit dieser Problematik in der einen oder anderen Weise in Berührung gekommen sind.

Dass Polyamorie als geistiges Konzept seit der Aufklärung und umso mehr seit der sog. sexuellen Revolution ein Thema ist ist nur vielen entfallen die diese Zeit nicht mitbekommen haben.

Brian
was hat denn eure Beziehung mit denen andere Menschen zu tun und was hat die Monogamie deiner Eltern mit dir zu tun? Ist euer Verhältnis der Masstab für den Rest der Welt oder meinst du nicht auch dass es eher eine Form und nur eine Konstellation von vielen möglichen ist.

Sorry aber ich kann Pauschalierungen nicht leiden, da gehen mir die Nackenhaare hoch. Vor allem bei so nem differnzierten Thema bei dem für jeden einzelnen eine andere Lebenssistuation gilt

Es gibt ausser deiner individuellen Lebensgeschichte noch ein paar andere und auch Sozialisation heisst nicht so wie meine Eltern gelebt haben muss ich auch leben.

die Frage ist ob man in einem offenen, das bestehende anzweifelnden Geits ertogen wurde oder durch dogmatisierung für ein solches Denken überhaupt verschlossen wurde. Und um zu sehen was die Menschen da für Klatschen mitbekommen muss man sich nur sehr kurz umsehen. Weiter gehts wie deformiert man von gesellschaftlichen Gruppen ist in denen man aufwächst.
Mein Fazit: Keine Ahnung
Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Wer behauptet zu wissen, ob poly-Sein jetzt angeboren oder ansozialisiert ist, der macht sich selber was vor. Am ehesten würde ich mir diesbez. Auskunft von einem Zwillingsforscher erhoffen.

Ich kann nur von mir sprechen. Ich habe nie verstanden, was das ganze Eifersuchts- und Exklusivitätsgehabe denn bitte für einen Sinn haben soll, mit dem wir an allen Ecken und Enden beschmissen werden. Im Gegenteil: die ganzen Laurel+Hardy-Filme, in denen die beiden es geschafft haben, durch nicht-Kommunizieren aus einer Mücke eine ganze Elefantenherde zu produzieren, habe ich noch sehr deutlich als Augenöffner im Sinne von "das muss einfach besser gehen" in Erinnerung.

(Meine Schwester ist übrigens, obwohl wir darüber nie wirklich geredet haben, auch nur deshalb nicht poly, weil sie das mit ihrem Ehemann nicht vereinbaren kann.)

Meine Freundin#2 hat sich selber sehr gewundert, wie leicht ihr der "ich akzeptiere die Freundin meines Freundes"-Schritt gefallen ist, obwohl man angesichts ihrer Vergangenheit mit einem seitenspringenden, aber trotzdem krankhaft klammernden Ehemann eher an den Spruch vom verbrannten Kind denken müsste ...
smurf
genau das ist ja der Witz, dass Menschen die das nicht unter einen Hut kriegen oftmals genau diese Ambivalenz an den Tag legen, meistens sinds ja Männer die auf die Trophäentour gehen und aber ihren Stallhasen auf keinen Fall frei laufen lassen wollen. Das ist aber viel mehr eine Machtstruktur des Herdenbeschälers als eine Beziehungskiste.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass deiner Freundin das leicht gefallen ist, sie bekommt bei dir eines und das ist Sicherheit und Wertschätzung von einem unabhängigen selbständigen Individuum ohne Krückenbedarf, DAS hat sie sicher nicht besonders viel erlebt vorher und das tut verdammt gut wenn man das vorher nicht hatte.
Leider...
ist das erste was man zu hören kriegt, dass man ein Arschloch sei. Und ob man kein schlechtes Gewissen hat, wenn man seine Freundin "betrügt" dadurch.
Es ist und bleibt in der Gesellschaft alles auf den sexuellen Akt fixiert, und nicht auf die Liebe, die man für einen anderen Menschen empfinden kann und tut.
@jonathanseagull
Sag ich doch *zwinker*

meistens sinds ja Männer die auf die Trophäentour gehen und
aber ihren Stallhasen auf keinen Fall frei laufen lassen wollen

Ich sehe in meinem Umfeld eher die Art Männer, die aktuell keine Beziehung haben und beim Versuch, der "Neuen" diesen Wunsch rüberzubringen, alles Andere als den Eindruck erwecken, dass das Ganze irgendwo außerhalb ihrer eigenen Fantasie funktionieren könnte — geschweige denn, dass sie zum Führen einer solchen Beziehung in der Lage sind.

Dazu gehört meiner Erfahrung nach ein etwas höheres Maß an Souveränität als für die stinknormale exklusive Zweierkiste; schließlich muss man sich, will man poly leben, aktiv der herrschenden Mono-Normativität widersetzen. (Wieso bitte darf ich nur eine Freundin zur Weihnachtsfeier mitbringen?)

Aber wisst ihr was: Das mit der Souveränität habe ich auch erst in dem Moment wirklich begriffen, als ich selber so auftreten konnte, mithin den guten Rat nicht mehr brauchte. *schiefguck*

Und dann bekommt man auch Reaktionen, die 'n bisschen anders aussehen als die, von denen @*******gosi berichtet.
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
@Kaiserschmarrn
Siehst Du, ich hab Dir doch gesagt, das wird ein spannendes und heiß diskutiertes Thema. *g*

Also meine paar cents:
Wenn ich mir ansehe, wer poly ist aus unserem Bekanntenkreis und wie die Leute dazu gekommen sind und das vermische mit dem, was hier im Forum auch als Thread läuft (Erkenntnis etc.) plus (noch nen Joker, hah!) aus der Tasche ziehe, was ich z.B. heute für eine Mail bekommen habe ... dann denke ich, die meisten polys sind niemals bekehrt worden oder über größere Widerstände herangeführt. Sondern einfach nur erleichtert oder gefesselt, wenn sie davon erfahren, daß es das Wort und die Lebensweise als mehr als eine private kleine Spinnerei gibt.
Sprich, ich denke sehr wohl, daß ziemlich frühzeitig bewußt oder unbewußt der Hang zur Polyamory da ist, man kann den entdecken lassen von außen, unter Leidensdruck geraten sein oder schon immer Monogamie als falsch empfinden. Aber irgendeine grundlegende Anlage ist meines Erachtens sehr wohl da.

Ich habe z.B. auch nie bewußt Monogamie in Frage gestellt, dann kam die Pubertät und die erste große Liebe nach der ersten großen Schwärmerei. Und plötzlich wurde es kompliziert und ich habe versucht, das irgendwie "in Ordnung" zu bringen, andere bekamen das ja auch in den Griff - oder hatten die Probleme garnicht. Als ich das Problem nicht lösen konnte, bin ich davon weggelaufen. Dann kam mein Mann, Jahre in monogamen Glück, kein Gedanke verschwendet an diesen "Unfall" davor. Und plötzlich war die selbe Situation wieder da. Und viel Leid und dagegen kämpfen und zu reparieren versuchen und alles von vorn. Und nach einem Jahr zufällig die Entdeckung des Begriffs und plötzlich war alles anders - und richtig. Und mein Mann reagierte auf die abstrakt vorgetragene Erwähnung auch nur mit Verblüffung, Neugierde. Da nahm es dann seinen Gang ...
Ich habe noch nie erlebt oder erzählen hören, daß jemand erfolgreich zu Poly ... hingeführt/geleitet/überzeugt wurde. Aber ich habe schon oft erlebt und immer wieder gehört, daß Menschen davon hören und sagen "Ne, das ist für mich nichts." oder nach ca. 5-6 Treffen anfangen, Probleme damit zu haben, abbremsen, unsicher werden. Und zwar grundlegende, empfundene Probleme und nicht von der Kopfseite her.
Und genau ins Bild paßt eben diese Mail, ich zitier sie mal ohne Namen zu nennen, das ist hoffentlich ok:

Hallo Du!
Ich verdanke Deinem Profil den Begriff und diesen Wikipedia-Text (polyamory) und fühle mich ein wenig, als wenn einer ein kleines Pflaster auf mein Herz geklebt hat. Ich versuche mir schon seit Jahren darüber klar zu werden, WAS mich so hat fühlen lassen, wie ich es nunmal empfinde. Meine besondere Form von "Moral" und "Bedürfnis". Klarer und aufgeräumter als in dem Wikipedia-Artikel kann man es eigentlich nicht zusammenbringen. Hast mir somit sehr geholfen, Worte zu finden.

Sind wir nicht alle ein bisschen so gewesen, als wir von poly gelesen/gehört haben? Sind wir nicht alle ein bisschen bluna? *mrgreen*

Also stimme ich im großen und ganzen Jonathanseagull zu, da muß vorher was sein, sonst läßt sich das nicht wecken, komplett neu pflanzen - ich glaub nicht dran. Da ist so oft ein Block ... vielleicht ist polyamory dann nichtmal das bestimmte ETWAS, sondern die Abwesenheit von monogamen Block? Der fruchtbare Boden, auf dem noch etwas wachsen kann, weil nichts anderes dort gewurzelt ist, Wurzeln schlagen konnte? Man merkt ja immer erst, daß etwas gefehlt hat, wenn man es das erste Mal gefunden hat.

Yoyo's Gedanken fand ich interessant. Der Sprung über den Schatten oder der gemeinsame Weg.
Ich bin glaube ich unfähig nach den Erlebnissen mit monos, einem Menschen die poly-Fähigkeit noch zu glauben (und mich entsprechend auf ihn einzulassen), wenn er über einen Schatten springen muß (also in der Art von "laß mich mal nachdenken, laß mich mal machen, ich sag Dir irgendwann, wenn ich poly bin") anstatt mich mitzunehmen auf der Reise, mit mir zu kommunizieren, wie sich das Heranlassen vollzieht. An Sprünge glaube ich nicht. Nicht mehr. *snief*
Ich kenn auch keinen erfolgreichen Springer ...
Also jemanden, der rumtheoretisiert hat, die ganze Sache lange beschnuppert und dann plötzlich "drin" war. (drauf? drüber?)
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Venice
Ich war ein 'Springer' - wenn ich auch nicht durch jemand anderen 'bekehrt' wurde, denn allein durch mich selbst.

Eigentlich betraf das 'nur' eine offene Beziehung - aber plötzlich war dann da auch mit dem Lauf der Jahre der polyamore Ansatz da.
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Promisc, wie kams denn zu dem Sprung?
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Ich verlor einst meine große Jugendliebe durch meine krankhafte Eifersucht. Danach war ich in einer 11jährigen Beziehung ein notorischer Fremdgänger. Meine jetzige offene Ehe und Lebensliebe war sozusagen das 'Produkt' solch eines Seitensprungs. Da auch sie mit mir fremdgegangen war, wagten wir das 'Experiment Offene Beziehung', beide ohne jeglichen Background wie zB solch eine Gruppe hier oder irgendwelche uns anderen bekannten Menschen, welche solch eine Beziehung führten - mal abgesehen von den großen literarischen Vorbildern wie zB Anais Nin.
Über Jahre hinweg beschäftigte ich mich parallel dazu mit dem anthropologischen Ansatz von Beziehung, Eifersucht, Mono- und Polygamie, Kulturvergleichen und geschichtlichen Entwicklungen von Beziehungsmodellen etc.
Und dann trat auf einmal eine vermeintliche Affaire als weitere Liebe in mein Leben und Herz ein und das Konzept der Offenen Beziehung erweiterte sich wieder einmal schlagartig - ohne mich jemals zuvor mit Polyamorie wirklich beschäftigt zu haben, das kam erst in dessen Folge. Auch da musste ich mich heftig mit mir selbst auseinandersetzen - während das meine Frau viel leichter verstand -schmunzel-

Ich lebe also heute eine Mischform aus einer offenen Ehe mit meiner geliebten Frau und einer polyamor beziehungs-verbundenen Geliebten und Muse, welche genau diese Rolle sehr für sich schätzt. Und diese Konstellation nun nicht mehr zum zum ersten Mal. Wir hatten sogar schon eine mehrmonatige Ménage à Trois...

Also die 'Karriere' eines monogamen, hocheifersüchtigen Konservativen zu einem heute zeitweise polyamor fühlenden Libertin, welcher seit nunmehr 15 Jahren eine perfekt 'funktionierende' offene Beziehung führt.
*****e79 Frau
1.910 Beiträge
Irgendwie paßt das nicht in die "Springer"-Definition wie ich sie meinte - und die von Yoyo scheint es auch nicht zu sein (oder täusche ich mich da?).
Cool
****isc Mann
2.633 Beiträge
Nein, Venice, in Deine Definition und jene Yoyos eines Springers passt das nicht - aber auch nicht in Deine 'Gegendefinition' davon -schmunzel-

Ich sehe mich eher als Menschen, der sich nicht von Anfang an dazu berufen fühlte und auch nicht den Drang danach hatte - aber trotzdem den Weg dort hin fand über einen teilweise steinigen Weg der Reflektion und nicht immer schmerzfreien Befreiung aus meiner tief sitzenden Sozialisation.

Was mich beruhend auf die Erfahrungen vieler Jahre zu dem Schluss führte: Jeder kann sich 'befreien' - sofern er nur wirklich die Stärke dafür aufbringen will...
springer?
kann mich bitte einer nur ganz kurz aufklären, was ein springer ist?
möchte mir die teilweise sehr langen beiträge nicht immer vollständig durchlesen...

*nene*
**********vence Frau
430 Beiträge
jede Zeit braucht ihre eigenen Modelle
Das hier ist genauso schwer einzugrenzen, einzuschätzen zu verallgemeinern wie die Begrifflichkeiten die wir im Polygamie-Polyamorie-Fred grad durchgekaut haben.

Ein gewisses zeitliches Grundmuster ist mir immer wieder einmal aufgefallen, auch bei mir selbst.

Wenn man in jungen Jahren versucht herauszufinden, was das mit Beziehung, Liebe, Zusammensein, Verliebtsein so auf sich hat - da ist das gar nicht so selten, dass man sich nicht entscheiden kann. Da schwankt so manch eine/r zwischen zwei oder mehr Menschen. Die wenigsten haben da schon die Souveränität sich mit Beziehungsformen auseinanderzusetzen, die der Norm nicht entsprechen.

Oft kommt dann eine Phase in der Beruf und die selbstgegründete Familie, Kinder soviel Energie und Zeit benötigen, dass man viele Bedürfnisse einfach zurückstellt. Es ist immer irgendwo da, aber es gibt keinen Raum dafür ...

Und dann irgendwann geht es nicht mehr anders. Dann muss man vielleicht eine besondere Sexualität ausleben oder man hat es satt sich auf einen Beziehungspartner zu beschränken oder man möchte die zweite Liebe nicht (schon wieder) vorbeiziehen lassen um die bestehende Beziehung nicht aufgeben zu müssen. Dann ist man irgendwann "reif". Und ich denke dieses "reifwerden" spricht schon für eine gewisse Veranlagung, eine Prädisposition.

Wenn diese Veranlagung sehr stark ist, derjenige auch eine starke Persönlichkeit hat und vielleicht das Umfeld liberal ist - dann wird man das früher ausleben und vielleicht auch ohne große "Sprünge". Umgekehrt kann das dann eben lange dauern und vielleicht auch wie ein "Sprung" aussehen - irgendwo war es sicher schon da.

Und ich denke auch, dass fast jeder ein bisschen was davon hat, so wie jede/r auch nie ganz Mann oder ganz Frau ist, jede/r etwas von Dominanz und Devotion in sich hat. Ob man sich mit ein bisschen Veranlagung eine polyamore Beziehung erarbeiten kann? Sollte?

Würzige Grüße
Marion
*******Gral Mann
48 Beiträge
Toll beschrieben
Vielen Dank an Dich herbedeprovence,

mit Deinen paar Sätzen hast Du mein Leben besser Beschrieben, als ich es selber hingekriegt habe.

Danke

Gala
******ind Mann
96 Beiträge
Ein Springer ein Springer!!!
Also liebe Venice - wenn es um die "Entfaltung eines polyamoren Liebesstils aus der grauen Theorie heraus" geht, dann bin ich vermutlich ein Beispiel dafür...

Ich weiß ja nicht was für dich dazu gehört (und schon wieder haben wir eine neue Vokabel, die wir hochstilisieren und um die definitorisch gerungen werden kann - härrlisch!), aber ich habe noch vor allen real gelebten Beziehungen zunächst eine mono-fixierte, hochromantisch verbrämte Sichtweise gehabt, diese aber durch reines Literaturstudium zu einem Liebesideal ohne die Grenzen der Eifersucht und Konventionen erweitert (mit etwa süßen 16!). Dann eine langjährige, platonische Jugendliebe und später eine längere Mono-Beziehung gehabt - nie mit dem Gefühl ich würde parallel eine andere lieben.

Erst danach hab ich dann meine jetzige Frau unter dem Banner: Ich will was Offenes (auch emotional!)! getroffen. Dann haben wir uns einige Jährchen Zeit genommen, damit es ein Wachsen gibt... also soweit springt es dann doch nicht mehr... aber ich kann sagen, dass ich erst das Gefäß geschaffen habe und dann gab es auch die emotionale Notwendigkeit durch andere Frauen, die ich wirklich lieben wollte.

Verdammt bin ich jetzt etwa doch kein Springer???

Sag bitte schnell ob ich die Aufnahmekriterien für die von dir ins virtuelle Leben gerufene, seltene Gattung erfülle oder nicht (mir fehlt hier eindeutig das Emoticon *nägelkau*)
*mrgreen*

Also ich glaube (aus eigener und beruflicher Erfahrung mit vielen Menschen) zu WISSEN, dass alle Menschen ambivalent sind - in jeder Eigenschaft. Die Psychologie wird im Unterschied zur Medizin auch als dimensionale Wissenschaft bezeichnet. Schwanger ist man oder nicht - aggressiv hingegen ist ab-so-lut jedeR! Auch der Dalai Lama weiß etwas mit der Energie der zornvollen Gottheiten anzufangen... eine höchst transformierte Form abe doch auch Aggression. Von daher schlummert in jedem braven Menschlein auch etwas Polyamouröses. Aber die meisten Menschen vermeiden es, sich grundlegend in Frage zu stellen, wenn sie ein gewisses Alter und damit auch ein Setting im Leben erreicht haben. Da wir Poly-Gedanken meist nicht mit der Muttermilch oder den Konventionen der Gesellschaft aufnehmen ist es an uns diese später zu entdecken und real zu entwickeln. Da die meisten aber nicht so verstrahlt sind wie ich früher (und heute noch umso mehr *grins* ), führt sie erst die Realität einer unangenehm beengten Liebeswelt oder der Eifersucht (danke Promisc!) oder der ungelebten Mehrfachliebe an einen Punkt, an dem sie bereit sind auch ihr gedankliches Konstrukt zu erweitern...

Deshalb ist der Fall "Ideal folgt Realität" (im Sinne von am Anfang war der Anlass) sicherlich häufiger, als andersrum... Aaaaaber es gibt ihn schon!

Alle(s) Liebe!!!
*********marrn Mann
1.398 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Vielen Dank erst einmal !

Ich habe eure Beiträge mit Freude und Interesse verfolgt. Die Meinungen scheinen auseinander zu gehen, um sich dann aber wieder anzunähern. manofmind sagt, in jedem Menschen steckt etwas polyamores. Venice79 scheint zu sagen, bei manchen sei "Hopfen und Malz verloren".

Vielleicht teilt ihr mein Zwischenfazit, oder bestreitet es, aber für mich kristallisiert sich heraus, das der Schritt in die polyamore Realität sich zumindest einfacher gestaltet unter dem direkten Eindruck tiefer Empfindungen für mehrere Partner. Vielleicht sogar, wenn man schon in einer Beziehung ist?

Nicht so wesentlich für meine Fragestellung finde ich den Diskurs darüber, ob es nun quasi als Veranlagung immer schon da war oder sich entwickelte. Spannender wäre die Frage, ob es NUR mit dem von promisc hervorgehobenen "Leidensdruck" oder manche sagen Auslöser funktioniert. Brujita hat da eine Person dazwischen angesprochen, also den zufriedenen monogamen Partner, der sich vor die Situation gestellt sieht, in Folge der Veränderung der Einstellung des Partners nun ein sogennannter "Wing" zu sein. Aber auch hier gibt es nach meiner Einschätzung den "Leidensdruck". Denn die Alternativen zum polyamoren Leben sind auch für diesen Menschen ja oft nicht allzu verlockend: Trennung von einem geliebten Partner oder Durchsetzung der Monogamie in dem Wissen, der Partner möchte anders leben.

Daher, bitte nochmal zurück auf Anfang: der freie Single ohne "Leidensdruck", warum ist der offenbar abgeschreckt von der Perspektive des polyamoren Lebens oder nicht interessiert, es wenigstens zu probieren?

OT @*****e79 deine paar cents sind schon ziemliche Euros *zwinker* und ich wünsche dir noch ganz viele solcher schöner Mails.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.