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Philosophie und BDSM

*******_Fee Frau
3.206 Beiträge
Hoppla, hoppla, hoppla!

Hier scheinen doch einige, gerade im philosophisch, wissenschaftlichen Kontext, die Basics für eine eben solche Kommunikation außer Acht zu lassen (auch der TE!)...
Der Beitrag von @*******018 hat mir besonders zugesagt, da er/sie hier aufzeigt, wie umfänglich und auch kreativ BDSM zu sein vermag.
Und auch Nietzsche (vor allem "Also sprach Zarathustra") wird zwar oftmals gerade im Zusammenhang mit BDSM zitiert, jedoch sehr falsch interpretiert; denn den Satz: "Und gehst Du zum Weibe, vergiss die Peitsche nicht!", sprach eine Frau darselbst, "die Wahrheit".

Dieses Werk Nietzsches ist ein Vermächtnis an Gedanken zu Werten, im ‚Zarathustra’ nimmt Nietzsche eine grundsätzliche sprach- und erkenntnistheoretische Reflexion auf seine eigene Philosophie vor.

Quelle: wikipedia, wie es meiner Ansicht nach trefflicher kaum auszudrücken sein mag:

Zitat - Anfang:
"Beim abendlichen Spaziergang trifft Zarathustra ein altes Weiblein, welches von ihm verlangt, vom Weibe zu erzählen. Also sprach Zarathustra:

„Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am Weibe hat Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft. Der Mann ist für das Weib ein Mittel: der Zweck ist immer das Kind.“

„Ein Spielzeug sei das Weib, rein und fein, dem Edelsteine gleich, bestrahlt von den Tugenden einer Welt, welche noch nicht da ist. Der Strahl eines Sternes glänze in eurer Liebe! Eure Hoffnung heisse: ‚möge ich den Übermenschen gebären!‘“

Zum Dank bekommt er vom alten Weiblein eine „kleine Wahrheit“ geschenkt:

„Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“

Um die „kleine Wahrheit“ zu verstehen, muss man zunächst einmal interpretativ annehmen, was Zarathustra in seiner Rede über das Weib zum Ausdruck bringen wollte. Einen möglichen Schlüssel dazu liefert Nietzsche in Menschliches, Allzumenschliches:

„Aus der Zukunft der Ehe. – Jene edlen, freigesinnten Frauen, welche die Erziehung und Erhebung des weiblichen Geschlechtes sich zur Aufgabe stellen, sollen einen Gesichtspunkt nicht übersehen: die Ehe in ihrer höheren Auffassung gedacht, als Seelenfreundschaft zweier Menschen verschiedenen Geschlechts, also so, wie sie von der Zukunft erhofft wird, zum Zweck der Erzeugung und Erziehung einer neuen Generation geschlossen, – eine solche Ehe, welche das Sinnliche gleichsam nur als ein seltenes, gelegentliches Mittel für einen größeren Zweck gebraucht, bedarf wahrscheinlich, wie man besorgen muss, einer natürlichen Beihilfe, des Konkubinats; denn wenn aus Gründen der Gesundheit des Mannes das Eheweib auch zur alleinigen Befriedigung des geschlechtlichen Bedürfnisses dienen soll, so wird bei der Wahl einer Gattin schon ein falscher, den angedeuteten Zielen entgegengesetzter Gesichtspunkt maßgebend sein: die Erzielung der Nachkommenschaft wird zufällig, die glückliche Erziehung höchst unwahrscheinlich. Eine gute Gattin, welche Freundin, Gehilfin, Gebärerin, Mutter, Familienhaupt, Verwalterin sein soll, ja vielleicht abgesondert von dem Manne ihrem eigenen Geschäft und Amte vorzustehen hat, kann nicht zugleich Konkubine sein: es hieße im Allgemeinen zu viel von ihr verlangen.“

Nachdem man nun weiß, was die Zukunft von Ehe und Gattin sein soll, versteht man auch, was die „kleine Wahrheit“ des „alten Weibleins“ bedeutet. „Die Peitsche dient anscheinend dazu, die eigenen sinnlichen Begierden bei der Wahl und im Umgang mit einer Gattin im Zaume zu halten, damit sie nicht als entscheidender Gesichtspunkt vorherrschen, sondern dass die Hervorbringung des Übermenschen dabei im Mittelpunkt steht.“

Es bleibt die Frage zu klären, wer denn eigentlich das alte Weiblein ist, das Zarathustra rät, die „kleine Wahrheit“ einzuwickeln und „ihr den Mund“ zu halten, damit sie nicht „überlaut“ schreit und von allen missverstanden wird. Eine Antwort auf diese Frage findet sich in 'Die fröhliche Wissenschaft':

„‚Die Wahrheit‘ hieß dies alte Weib […].“ Zitat -ENDE

Berücksichtigt werden sollte, so meine weitere Ansicht zum Thema : der Zeitpunkt in dem dieses Buch für Alle und Keinen (Originaltitelergänzung Nietzsches) entstanden ist (1883-1885!) in dieser Zeit galt ein noch sehr viel strengeres Werteverständnis, gerade im Zusammenleben zwischen Mann und Frau und vor allem im Hinblick auf eine Ehe!

BDSM, wie er hier im Forum und allgemein HEUTE verstanden wird, prägte sich erst aus einer Subkultur in den 1990er Jahren; auch wenn vielfach behauptet werden mag, dass es zu gewissen sexuellen Praktiken bereits im 9ten Jahrhundert n. Chr. schriftliche Zeugnisse geben mag.

LOGIK in dieser Hinsicht zu Rate zu ziehen, halte sich persönlich für hanebüchen, da wir es beim BDSM (nunmal unabhängig in welcher Weise und Form dieser ausgelebt sein möchte) um Gefühle handelt, die wohl in den seltensten Fällen durch Logik erklärt werden können!
BDSM, wie @*********ebell seine Extremposition bezieht (er beschreibt es selber als extrem!), erscheint mir, so wie er es hier sehen möchte, in den seltensten Fällen real (aus)gelebt zu sein!

Die allermeisten Praktizierenden legen ausgesprochenen Wert darauf, dass das Ziel bei BDSM immer alle Beteiligten (mindestens indirekt) auf ihre Kosten kommen und niemand einen Schaden davon trägt.

Ob gewisse Praktiken, die auch ich eindeutig als pathologisch sadistisch oder masochistisch einreihen würde, von einzelnen Beteiligten, in Ergänzung gelebt, einen psychischen Schaden "auffangen", wie auch verursachen KÖNNEN, steht für mich in einer philosophischen Auseinandersetzung zum Thema: Philosophie und BDSM außerhalb jeglicher Diskussion, da diese Frage uns weit über die eigentlichen Grenzen hinaus tragen würde.
*******_Fee Frau
3.206 Beiträge
Zu wissenschaftlichen Abhandlungen fällt mir aus der Psychologie noch Charles Moser ein, der sich tiefer gehend mit der Thematik befasste und sogar Studien durchführen ließ.

Ein, meiner Ansicht nach, recht gutes Werk ist beispielsweise von Elisabeth Wagner: "Grenzbewusster Sadomasochismus: SM-Sexualität zwischen Normbruch und Normbestätigung" transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2870-8

Persönlich habe ich Praktiken aus dem Bereich BDSM mit einem achtsamen und verantwortlich, einfühlsamen Partner erleben dürfen; was mir eine enorme und besondere Bereicherung meiner (Woll)Lust war!

Leider habe ich auch aus der s.g. "Szene" und auch HIER in diesem Zusammenhang besonders Abscheuliches gesehen!

Die Diskussion philosophisch anzugehen halte ich für reizvoll, jedoch erwarte ich gerade in dieser Gruppe, beim praktischen Philosophieren, dass die Basic's wie wertschätzender Umgangston und Toleranz zur Sichtweise anderer gegeben sind.

einfach_fee
*********ebell Mann
2.547 Beiträge
Grundsätzlich können wir über BDSM nicht weiter philosophieren, wenn immer wieder behauptet wird, dass es "den einen BDSM" ja angeblich gar nicht gibt.

Man lernt schon im ersten Semester an der Uni, wie man mit Begriffen und Definitionen umgeht.

Wenn man einen Begriff fassen will, muss man ihn definieren können. Ist die Definition zu weit, kann man mit dem Begriff nichts anfangen. Ist die Definition zu eng, kann man mit dem Begriff nichts anfangen.

Wenn es also (angeblich!) unmöglich ist, eine Definition zu finden, erübrigt es sich, sich weiter darüber Gedanken zu machen, weil man gar keinen Begriff hat, über den man nachdenken könnte.

Was wir aber, so ganz philosophisch, leisten können, ist, versuchen eine Definition zu finden, die weder zu eng noch zu weit ist, um den Begriff erfassen zu können.

Also: Was zum Teufel ist eigentlich BDSM und was ist es nicht mehr? 🙂
Heaven
*******ire Mann
1.625 Beiträge
BDSM ist Einvernehmlichkleit.

Soweit sollten sich alle einig sein.

Was noch?
*****n11 Mann
46 Beiträge
Ein paar Gedanken vom mir zum Thema Bdsm und Liebe:

Sadomasochismus → Kojeves Interpretation der „Herr- und Knecht-Dialektik“ von Hegel → Kierkegaards „Tagebuch des Verführers“ → „Das Begehren ist das Begehren des Anderen.“ (Jacques Lacan)

Manchmal verletzt man einen Menschen, ja demütigt und quält ihn sogar, nur um erkennen zu können bzw. zu testen ob dieser einen trotz allem dennoch liebt; um die Stärke seiner Liebe auf den Prüfstand zu stellen. Andererseits natürlich kann auch die liebende Person danach verlangen von dem geliebten Wesen gemartert zu werden um dieser so einen Beweis seiner bedingungslosen Liebe zu erbringen. Treffen beide Charaktertypen aufeinander und bilden ein Paar kann man von einer sadomasochistischen Beziehungsform sprechen.

Zwei Begierden treffen aufeinander. Jede der beiden will das Objekt der anderen sein. „Das Begehren ist das Begehren des Anderen“ (Jacques Lacan). Das Verhältnis der beiden Begierden darf aber kein gegenseitiges sein; sprich: Die Begierde, welche es im „Kampf auf Leben und Tod“ schafft, dass die andere Begierde sie begehrt bzw. sie anerkennt, darf ihrerseits diese nicht begehren; sonst gäbe es weder Herr noch Knecht. Die begehrte Begierde (der Herr) und die den Herrn begehrende Begierde (der Knecht) bilden nun ein Paar, das man als ein sadomasochistisches Wechselspiel beschreiben kann; wobei die Rollen bzw. die Grenzen fließend sein können.
„Es geht um eine forcierte Überwindung des mit sich selbst identischen, sich seiner selbst bewussten Subjekts – mittels Verhüllungen, einer neuen Haut, Schmerzreizen - während der sadomasochistischen Performance.“ (Bernd Mattheus)

Der „masochistische“ Knecht lässt sich vom Herrn „quälen“ um dem „sadistischen“ Herrn seine Begierde nach ihm zu demonstrieren und diesen schlussendlich doch noch dazu zu bringen den Knecht zu begehren.

Der Herr hat dadurch, dass der Knecht ihn begehrt bzw. als Herrn anerkennt, seine Begierde nach der Begierde des anderen befriedigt und somit negiert. Folglich will er nicht (mehr) dass er vom Knecht begehrt wird und deswegen „quält“ und entwertet er ihn.

Ein erneuter Kampf setzt sein, dessen Ausgang darüber entscheiden wird ob die Rollen beibehalten oder getauscht werden. Was ist stärker? Der Sadismus des Herrn oder der Masochismus des Knechtes? In der Bdsm-Szene spricht man auch vom „Switchen“.


_


„DAS“ Rollenspiel bei Liebenden:
Und beide Liebenden sprachen vollkommen gleichzeitig folgende Wörter aus: „Denn ich bin du und du bist ich.“
Und so verschmelzen sie zu einer Einheit in welcher die Gegensätze aufgehoben werden; so wie zwei Spiegel welche man genau gegenüber aufstellt; die unendliche Reflexion; für immer vereint; auf ewig bis in alle Zeiten.


Meinungen dazu?
*******018 Paar
351 Beiträge
Mich würde sehr interessieren, wer von den Schreibenden tatsächlich etwas mit BDSM zu tun hat?......
Ich denke, dass allen klar ist, BDSM ist nur eine Abkürzung verschiedener Begriffe......
Ein Sammelsurium von verschieden "Praktiken"......
Diese haben in der Regel zwar das "Spiel mit dem Machtgefälle gemeinsam".....
Dennoch besteht für mich ein wesentlicher Unterschied zu den hier genannten Beispielen. Ein wenig, es sei mir erlaubt, mutet es für mich an wie die bekannte Diskussionen über 🤔 Elektromobilität.....
Ein Sammelbegriff, in den man so vie hinen interpretieren kann....
Wenn man möchte findet man das für oder wieder, welches man möchte, wenn man den richtigen Aspekt aufgreift und anderes außer acht lässt.....
Deshalb die Frage, wer von euch, lebt oder praktiziert eine Form des BDSM?
Heaven
*******ire Mann
1.625 Beiträge
Das Gespräch darüber, was BDSM eigentlich ist, ist bereits hier in der Gruppe in Gange.

Ich lebe 24/7 D/s mit verschiedenen Facetten...

Bei Interesse erzähle ich gerne mehr!
********n_he Mann
4.037 Beiträge
@*******018 #Danke! - Dies mit der Abkürzung verschiedener Lebens- und Erlebensbereiche kam ja nun schon.

Weiterhin würde ich gern klären, schreiben wir über den erotischen Lebensbereich?

Geht es um Einvernehmlichkeit zwischen souveränen Menschen?

Grenzen wir uns von anderen Lebensbereichen konsequent ab?

Haben andere Lebensbereiche Einfluss auf B-D-S-M als erotische Lebensform?

Ziehen wir Philosphen für unsere Position heran, welche weder B-D-S-noch-M nutzten in ihren Darstellungen?



Hier purzelt die philosophische Welt schön durcheinander.
*********ebell Mann
2.547 Beiträge
Genau darum muss man die Gedanken sortieren und eine Definition finden. Ohne die braucht man nicht anfangen zu philosophieren. 🙂 Wir können es auch einzeln durchdefinieren.

Also jeden einzelnen "Buchstaben" erstmal für sich und dann gucken, was nun notwendige Bedingung für "BDSM" ist, wobei ich postuliere, dass es keine für sich hinreichende Bedingung gibt. 🤔
In dem Zusammenhang würde ich gerne JC insgesamt und Stream im Speziellen untersuchen. Wieviele Verhältnisse im "online-Angebot suchen Paar/Frau" sind gegen den Willen der angegebenen Partnerin? Ja möglicherweise sogar ohne ihr Wissen. Beginnt hier schon BDSM, ist das eine Spielart oder hat das "definitiv" nichts damit zu tun?
Heaven
*******ire Mann
1.625 Beiträge
Zitat von *****n60:
In dem Zusammenhang würde ich gerne JC insgesamt und Stream im Speziellen untersuchen. Wieviele Verhältnisse im "online-Angebot suchen Paar/Frau" sind gegen den Willen der angegebenen Partnerin? Ja möglicherweise sogar ohne ihr Wissen. Beginnt hier schon BDSM, ist das eine Spielart oder hat das "definitiv" nichts damit zu tun?

Kein BDSM da es nicht einvernehmlich ist.

Betrug vielleicht. Vertrauensbruch ganz sicher.
BDSM niemals
*******018 Paar
351 Beiträge
Zitat von *****n60:
In dem Zusammenhang würde ich gerne JC insgesamt und Stream im Speziellen untersuchen. Wieviele Verhältnisse im "online-Angebot suchen Paar/Frau" sind gegen den Willen der angegebenen Partnerin? Ja möglicherweise sogar ohne ihr Wissen. Beginnt hier schon BDSM, ist das eine Spielart oder hat das "definitiv" nichts damit zu tun?

Frage mich tatsächlich, ob der Kommentar ernst gemeint ist 🤔....
Mir fehlt hier jeder Zusammenhang zu BDSM....
Hintergehen, betrügen oder Lügen sind menschliche Züge und überall zu finden.... Wieso sollte es BDSM zugehörig sein?
Der ist ernst gemeint. Bitte genau lesen. Es gibt sehr wohl nicht nur einen Zusammenhang. Hörigkeit und Abhängigkeit, "human bondage" ist auf dieser Plattform allgegenwärtig.
*******018 Paar
351 Beiträge
Zitat von *****n60:
Der ist ernst gemeint. Bitte genau lesen. Es gibt sehr wohl nicht nur einen Zusammenhang. Hörigkeit und Abhängigkeit, "human bondage" ist auf dieser Plattform allgegenwärtig.

🤔.... Den Roman genau lesen?
Der Roman mag interessant sein, aber für mich nicht von Interesse.
Der Bereich BDSM ist nur ein sehr kleiner, auf dieser Plattform. Den Zusammenhang, warum jemand seinen Partner/in hintergeht, anlügt oder sonstiges ist weder im Kontext BDSM noch im "human bondage" oder Abhängigkeitsverhältnis. Es ist einfach ein menschliches Verhalten, welches in der Soziologie oder Psychologie diskutiert werden kann..... Eventuell auch in der Philosophie, allerdings bitte ohne den Bezug zu BDSM, denn Swinger oder Monogam lebende Menschen sind nicht anders.....
Moment,..... 🤔 Oder doch?.... Sind angeblich Monogam lebende Menschen ehrlicher..... 🤣 Aus meiner Erfahrung nein
********n_he Mann
4.037 Beiträge
Wer "betrügen mag" ist ein Betrüger.
Der betrügende Mensch unterläuft die freiwillig eingegangene Konstellation.
Natürlich gibt es Beziehungen, welche vorab geklärt haben, was der andere Mensch an Aktivitäten machen darf, wenn es noch nicht klappt.
Hier geht es auch eher um die "aktive Beichte".

Es ist etwas anderes, wenn mit dem Schamgefühl gespielt wird.
*********ebell Mann
2.547 Beiträge
Das hat jetzt ja auch gar nichts mehr mit der Definition des Begriffs zu tun und sollte in einem eigenen Thread untersucht werden?
*******_Fee Frau
3.206 Beiträge
Interesante Beiträge...
allerdings, wie @*********ebell bereits folgerichtig anmerkt,
verzetteln wir uns hier gerade in diesem Thread!

Da wir uns hier in der Gruppe der (Pseudo)Philosophen befinden,
geht es in erster Linie darum, Definitionen zu finden.
Denn wie auch Vollkornrebell bereits sehr richtig beschrieben hat,
über Begriffe (die sich nicht festlegen lassen, weil viele für sich genommen andere Inhalte diesem zufügen) können wir uns hier im Grunde nicht philosophisch austauschen.

B ondage = bezeichnet Praktiken zur Fesselung oder Einschränkung der Bewegungsfreiheit des Körpers. Die Bezeichnung stammt aus dem Englischen und steht dort unter anderem für „Unfreiheit“ oder „Knechtschaft“. Das Ziel ist die sexuelle Stimulation; es gibt allerdings Sonderformen, bei denen Bondage aus ästhetischen oder anderen Gründen eingesetzt wird. Der selten verwendete Ausdruck Vincilagnia (aus dem Lateinischen: vincio, „ich fessele“ und dem Altgriechischen: λαγνεία (lagneia), „Wollust“) bezeichnet die sexuelle Erregbarkeit durch Restriktionen oder Fesselungen. (Quelle: wikipedia)

D ominanz = bedeutet in der Biologie und in der Anthropologie, dass ein Individuum oder eine Gruppe von Individuen gegenüber einem anderen Individuum bzw. einer Gruppe einen höheren sozialen Status hat, worauf letzteres unterwürfig reagiert. (Quelle: lifeline)

S ubmission: Unterwerfung, einer Person unterwirft sich einer anderen (im sexuellen Zusammenhang)

M asochismus: bezeichnet, wenn ein Mensch Lust oder Befriedigung dadurch erlebt, dass ihm Schmerzen zugefügt werden oder er gedemütigt wird. (Quelle: wikipedia)
******del Mann
766 Beiträge
Mhm ... Mit einer Definition hätte ich ein Problem.

Ich habe mich mal mit Eike von Savigny: Grundkurs im wissenschaftlichen Definieren, 1971 ebschäftigt (bin kein Fachphilosoph). Er ist von Hause aus Jurist und wechselt zur Philosophie. Es findet sich darin ein lädoyer für die Zeichensprache der Formalen Logik und eine Kritik der Sprache wegen ihrer Vieldeutigkeit und Uneindeutigkeit.

In diesem Sinne könnte ich keine Definition von BDSM geben, weil Definitionen zu eng, zu starr, zu normativ sind.

BDSM ist so vielgestaltig, so individuell, teils auch so gegenläufig und konträr, so facettenreich, dass ich es eher in die Frage der Deutungen schieben würde .In dem man für sich erklärt, dies oder das ist für mich BDSM, dieses nicht mehr (oder noch nicht), oder auch dieses eindeutig ja, bei diesem fraglich.

Um der Pflicht zur Eindeutigkeit zu entgehen, der einer Definition innewohnt, würde ich eher von einem "antisolitaristischen" Verständnis ausgehen (das Fremdwort gabelte ich mal auf), das gegen-aufeinsreduzierende Verständnis, um die extreme Spannbreite möglichen Verhaltens abzubilden.

In einem ´Post´ wurde nach dem persönlichen BDSM gefragt. Mein Ding ist cbt, cock-ball-torture, Schwanzfolter, aber soft. Steigerung der Lust zum Lustschmerz. Schwanz fest anfassen, pressen, kneten, quetschen, massieren usw. Habe ich mal erlebt, empfinde ich als göttlich. Zur Zeit nicht und auch schon seit längerem nicht, da ich niemanden gefunden habe, der mir (oder ich ihr, der Person) so nah gekommen wäre. Deswegen bin ich ja auch hier *gg* - (wen´s interessiert: hab hier aber auch niemanden gefunden).
Heaven
*******ire Mann
1.625 Beiträge
M asochismus: bezeichnet, wenn ein Mensch Lust oder Befriedigung dadurch erlebt, dass ihm Schmerzen zugefügt werden oder er gedemütigt wird. (Quelle: wikipedia)

Dann muss das S allerdings doppelt gezählt werden

S Sadismus: bezeichnet, wenn ein Mensch Lust oder Befriedigung dadurch erlebt, dass er Schmerzen zufüg.
*******_Fee Frau
3.206 Beiträge
Sadismus ist ganz dünnes Eis, ihn auszuleben eine Frage von Pathologie und juristischer Grenzüberschreitung; dabei ist es nicht allein eine Frage von Einvernehmlichkeit, denn je nachdem, wie die Sozialisation und Prägungswerte traumatisierter Masochisten aussehen mag, um so heftiger können sich sadistische Handlungen für den „Täter“ auch juristisch auswirken.

Der Satz: „Du willst es doch auch!“, hat dabei überaus manipulative Bedeutung.

Beide Neigungen, sadistische, so wie auch masochistische, haben eben auch pathologische Bewertung im ICD-10 und DSM5.
Im BDSM wird gerne versucht, den pathologischen Charakter zu entkräften.
********n_he Mann
4.037 Beiträge
Ich würde gern mit euch überlegen, ob der nicht einvernehmliche Sadismus etwas mit dem freiwillig eingegangen Sadismus in Beziehungen etwas zu tun hat?

Mein Gegenbeispiel. Stell dir vor, du bist beim Militär im besten Lebensalter. Du wirst in einem Gewaltmarsch in Schutzkleidung und Gepäck gescheucht vom Offizier. In dieser Stresssituation bekommst du einen kompletten Orgasmus vor der echten Erschöpfung.

Hätte diese Situation mit sexuellem Sadismus etwas zu tun?

Für mich nicht, Es ist einfach das Ausnutzen von Macht.

Gerade im Bereich der Kriege finden sich zahlreiche Beispiele aus meiner Sicht.
****ko Frau
832 Beiträge
Also, ich finde es sadistischer und masochistischer, wenn sich "normale" Paare jahrelang streiten und beschimpfen und trotzdem zusammen bleiben, als sich im gegenseitigen Einvernehmen Schmerzen zuzufügen, die man jederzeit mit einem Safewort stoppen kann.

Ich habe durch meine Neurodermitis hautnah erfahren, dass Schmerzen sexuelle Erregung auslösen können und das Kratzen juckender Stellen ist durchaus keine sexuelle Handlung. Aber es gibt eben nun einmal wirklich nervliche Verknüpfungen, wobei diese sicher von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt sind. Ich habe diese Erkenntnis nicht bewusst herbei geführt, aber sie hat mich dafür geöffnet, mich mit dem Thema BDSM zu beschäftigen.

Ein hoher Wert ist die Einvernehmlichkeit, die es so in mancher "normalen" Beziehung nicht gibt, sie setzt nämlich voraus, dass man offen miteinander spricht, sich selbst bewusst ist, was man will und mag und was man ausschließt, dass man Grenzen kommuniziert und auch setzt. In normalen Beziehungen habe ich eher Dingen stillschweigend zugestimmt, die ich eigentlich gar nicht wollte, ganz einfach, weil keine offene Kommunikation da war.
*******_Fee Frau
3.206 Beiträge
@********n_he

da stimme ich Dir aus meiner Sicht vollkommen zu.
Vielfach erlebe ich ähnliche Situtationen (oder Beschreibungen derselben) in der Arbeit
mit traumatisierten Menschen. Wenn man über BDSM philosophieren möchte,
darf man die wirklich dunklen Seiten (pathologische Verhaltensweisen unter der Ausnutzung von Macht) nicht außer Acht lassen!

@****ko Deine Einwände im Vergleich "Stino"- zu "BDSM"-Beziehung kann ich leider so nicht stehen lassen, denn es gibt in beiden Beziehungstypen wirklich gereifte und ihrer Lust und Sinnlichkeit bewusste Menschen.

Auch unter BDSMlern gibt es ebenso verlogene, machtausbeuterische und nur scheinbare Beziehungsmodelle: wie auch in s.g. "Stino"-Partnerschaften, gibt es gerade in BDSM-Beziehungen sehr seltsame und wenig "offene" Verhaltensweisen.

Da es eben keine konkreten Definitionen geben kann, nichtmal Begrifflichkeiten dabei klar sind, kommt es auf den Austausch zwischen zwei Menschen an.
In meiner langjährigen (heute würde ich sie als sexuelle D/s-Beziehung bezeichnen) haben wir uns zu keinem Zeitpunkt als Dom oder Sub bezeichnet. Im Gegenteil, mein durchaus auch im beruflichen Alltag dominant wirkender Partner, der sich immer als Mann, als Partner begriff, mochte die Bezeichnung "Herr" oder "Dom" keineswegs, seine Aussage dazu war dann, wenn solche Themen aufkamen: "Ein Dom steht in Köln oder Aachen!"

Mir geht es hier nicht um "Bewertung" von gut oder schlecht; ganz im Gegenteil, sehe und erlebe ich (gerade nach dem Tod meines Partners) hier auf dieser Plattform so manchen Abgrund, auch im Zusammenhang mit Erfahrungen aus meiner beruflichen Tätigkeit.
Wenn zwei Menschen mit ihren sexuellen Gelüsten und dies in Einvernehmlichkeit WIRKLICH glücklich sind, so mag ich jedem dieses Glück von ganzem Herzen gönnen : und diese Paare gibt es sowohl im Bereich "Stino" (denn auch dort gibt es Paare, die ihre Gelüste offen und selbstbewusst miteinander kommunizieren können), wie es die bei BDSM-Paaren gibt.

Was mir immer unverständlich bleiben wird, ist die Idealisierung pathologischer Neigungen!

Was nutzt mir im BDSM ein Partner, der "offen" seine Lust mit mehreren Sub's ausleben will, während er/sie zu Hause ein "treues, nichtsahnendes Ehewesen" hat und die "Einvernehmlichkeit" zu seinem Lebensmodell von seinen Subs (SklavInnen) einfordert, wenn diese damit dann tatsächlich doch Probleme haben (was bei den meisten Subs mit denen ich darüber sprechen konnte, der Fall war - weil auch hier die Sozialisation eine Rolle spielt).
********n_he Mann
4.037 Beiträge
Zitat von *******_Fee:
Da es eben keine konkreten Definitionen geben kann, nichtmal Begrifflichkeiten dabei klar sind, kommt es auf den Austausch zwischen zwei Menschen an.

Dieser Gedankengang eröffnete mir vor Jahrzehnten den Beitritt in eine bunte erotische Welt.
Mich begeiterte die Kommunikation miteinander. Das offene Reden über erotische Ftreuden. Natürlich war diese Zeit auch begleitet von Fragen: "Richtig DOM" "Richtig SUB" ...

Es war zu einer Zeit, wo Clubs sich noch als öffentlicher toleranter sozialer Kontaktraum verstanden. Danach brach eine Zeit der Marktwirtschaft in diese instabile Szenerie. Es gi9ng von Kleidungsstilen über Romane und Separierung der bunten Welt.
*******_Fee Frau
3.206 Beiträge
SO in etwa habe auch ich den Wandel erlebt @********n_he
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