Ich merk schon, keiner kann so richtig "Ausländisch", hier weiterzuhelfen. Oder umgekehrt, es findet sich kein Beispiel in einer anderen Sprache, wo das Fragen dann nicht als Höflichkeit bzw. Bitte interpretiert wird. Zumindest macht Searle einen Hinweis, dass es im Tschechischen nicht funktionieren würde.
Egal.
Auf der einen Seite ist das Thema "Höflichkeit" auch ein spannendes. Kommt der Begriff doch von "höfiisch". Es gibt wohl u.a. Untersuchungen (die ich leider nicht gelesen habe) von Norbert Elias, der aber dann als Soziologe gilt, der hier den Einfluss der mittelalterlichen höfischen Höflichkeit auf die gesamte Gesellschaft untersucht hat. Und, dass im Mittelalter zum guten Teil andere Höflichkeitsregeln galten, die aber in manchem bis heute in unsere Gesellschaft reichte, ist auch kein Geheimnis, wer sich ein Bisschen auskennt.
"Möge er mir das Salz reichen".
Zumindest habe ich hier ein Beispiel, das vielleicht eine unterschiedliche Entwicklung widerspiegelt: in unserer Schwestersprache, dem Niederländische, heißt "mogen" auf Deutsch vor allem "dürfen" und nicht "mögen". Viele Dinge kann ich parallel zum Deutschen übersetzen. Hier funktioniert es gravierend nicht. Nicht ganz so krass der Begriff "Liebe" und "ich liebe dich". Die "Liefde" kennen die Niederländer schon, sagen aber "Ik hou van jou". Wobei "hou" von "houden" kommt. Es klinkt im Deutschen schwach: "Ich halte (viel) von dir!" (oder "ich halte an dir (fest)"; vielleicht so wie "Ich klebe an dir (fest)").
Das Deutsche "ich liebe dich" ist auch eine Entwicklung. Im Mittelalter hieß es "ich minne dich". Der Ritter betete ja seine holde "Minne" an. Der "minnaar" ist im Niederländischen der Liebhaber. Im Deutschen ist das "lieben" als Verb zwischen Personen wohl erst im 18. Jahrhundert hochgekommen. Dafür ist das "Minnen" verschwunden.
Egal ob Höflichkeit oder anderes, kulturelle Entwicklungen geschichtlich oder örtlich betrachtet spiegelt sich oft sehr deutlich in der Sprache wieder. Das wären dann natürlich wieder mehr Themen der Soziologie, Geschichtsforschung, etc. Aber auch hier zeigt sich, wo vielleicht der Sprachgebrauch dann nicht universell (z.B. im Sinne einer Universal-Grammatik Chomskys oder eines Universal-Pragmatismus Habermas') ist oder, wo er es doch sein könnte.
Spannend fand ich auch folgenden Artikel in der FAZ:
https://www.faz.net/aktuell/ … achen-der-welt-16230558.html
Artschinisch mit 15 Kasus!!!! Puh! Da lerne ich - wenn überhaupt - lieber das Riau-Indonesische.