Der Generationenkonflikt (auch im BDSM)

Sehr geehrter Sir M.,

ich würde es als teils teils beschreiben... ja auch uns ging es so mit unserer Vorgeneration und ihnen wahrscheinlich auch mit ihrer..
Was die Szene und die Werte angeht, gebe ich Ihnen recht mit den von ihnen aufgezählten.. ja Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit sicherlich.. Anstand hmm... ich glaube dieser ändert sich mit den Generationen auch... wo früher ein Sie selbstverständlich war, ist heute doch das du vorrangig, nur als Beispiel. Und doch glaube ich das uns Generationen etwas wichtiges trennt. Ich würde es Respekt nennen. Den vermisse ich in der heutigen Generation gänzlich.. im Alltag wie auch in der Szene. Was früher selbstverständlich war, muss heute oft eingefordert werden. Auch die Austauschbarkeit ist eine andere geworden. Wie oft beobachte ich auf Events, das am Abend mit vielen verschiedenen gespielt wird, wild durcheinander ohne jeglichen anderen Kontext aber dabei. Wenn der Dom nicht die "Peitsche" in der Hand hätte, wüßte man wohl kaum wer da oben und wer unten spielt.. und dabei lasse ich die Switcher jetzt mal außen vor. Diese Unverbindlichkeit gab es zu unserer Zeit nicht, oder ich sah sie damals nicht. Es waren Absprachen unter den Herren, die einen mal mit anderen spielen ließen.. es war selbstverständlich, wenn ein Herr den Raum betrat und man gnädiger Weise neben seinem Herren auf dem Sofa sitzen durfte, ihm den Platz anzubieten. Dinge die ich heute nicht mehr erlebe.

Wenn Sie jetzt fragen, was es bei uns war... glaube ich, das offenere Ausleben unserer Neigungen.. was früher doch nur unter vorgehaltener Hand und hinter verschlossenen Türen passierte.. das stolze Tragen von Spuren und es nicht mehr um jeden Preis verstecken/ verhindern müssen... Und ich glaube schon das unsere Vorgeneration ähnlich über uns geredet hat, wie heute wir über die "jungen" reden.. nur ist es jetzt öffentlicher durch Internet etc.

Viele Güße
Ashina

Also die Frage ist schon eine sehr interessante die sehr zum Nachdenken anregt, die Antwort von @****na lässt aus meiner Sichtweise keine Wünsche oder Antworten offen so daß ich mir erlaube mich dieser Antwort anzuschließen denn besser könnte ich es weder formulieren noch auf den Bildschirm bringen.

@****na

Ich bewerte den BDSM als solchen gar nicht. Ob OldSchool oder SOG, jeder so wie es gefällt. Was dem einen zu hart ist, ist dem anderen genau recht, anderen zu weich. Warum sollte ich also anders Denkende belächeln?
Ich sehe nur immer mehr eine Verschmelzung Unwissender, die harten Sex mit BDSM verwechseln. Das gibt mir zu denken....

Mir geht beim Lesen Ihres Beitrags in erster Linie ein Gedanke durch den Kopf:

Oberflächlichkeit - oft geht es, wenn man mit jemanden in einen Austausch geht, im Chatraum sich austauscht nur noch um Oberflächlichkeiten. Für mich hingegen ist BDSM das Spiel mit der Seele, den Emotionen, dem Inneren des anderen Menschen.

Eine devote Dame in einem ehrwürdigen Club auf einer Veranstaltung mit Menschen, die einen edlen Dresscode einhalten und die es sich auf einem Sitzkissen bequem gemacht hat kniend ist für das Innere ansprechender als zum Beispiel ein rauchender, Bier trinkender Mann mit einer Dame in einem Netzoutfit, die eher daneben auf dem Barsessel sitzt und ebenso ein Glas Alkohol in der Hand hat.

Dabei fehlt mir das was man unter der Haut spürt, was die magischen Bilder schreibt, was einfach man sieht, wenn man ein Paar, was sich vertraut, was sich kennt, was zusammen ein Seelenspiel schreibt.

Daher ja es ist schon ein Konflikt irgendwo, der aber nicht alleine im BDSM zu finden ist sondern ich denke ich der gesamten westlichen Welt heute. Anderseits kann man aber auch die Personen & Themen finden, die für Menschen geschaffen sind, die das "mehr" möchten. Die Tiefe, Respekt, Spiritualität und so weiter heute noch leben möchten, sie müssen nur tiefer graben als vielleicht früher, da es oftmals versteckt liegt.