Vorab: Eine Offene Beziehung ist für mich weit mehr als weitgehend emotionsbefreites Swinger-Poppen, ob nun paarweise oder parallel alleingängerisch. Es ist die
Öffnung einer Liebe nach aussen, der Verzicht auf emotionale und körperliche Abkapselung resp. Isolation resp. Exklusivität. Ich sage bewusst emotional, denn wenn ich besonders begehre, bringe ich diesem Menschen auch damit realitiv große Emotionen entgegen, aus denen sich schneller als man schauen kann auch größeres entwickeln kann.
@**mz, das ist mir 'etwas' zu hypothetisch, abgeklärt, an der (durchaus auch in der Liebe) egoistischen/egozentrischen Natur des Menschen vorbei, ja sogar selbstverantwortungsablehnend...
Stimmt, echte Liebe hält nicht fest, sonst wird sie zum mehr oder weniger goldenen Käfig. Aber sie lässt auch nicht bedingungslos und vollkommen altruistisch los. Dazwischen gibt es Werte, welche eine
nachhaltige Liebe durchaus prägen und tragen dürfen, ja sogar zwingend soll(t)en: Ver-
bind-lichkeit, Verantwortung,
Arbeit an sich selbst, am anderen und an der Beziehung, am gemeinsamen Band. Bildung von Urvertrauen, wobei Vertrauen etwas ist, was man nicht bekommt sondern in erster Linie selbst schenkt,
auch sich selbst: im Vertrauen darauf, vom anderen nicht enttäuscht oder gar - so hart dieses Wort nun klingen mag - verraten zu werden. Und auch vertrauend, es auch selbst nicht zu tun.
Das impliziert in seiner härtesten Konsequenz sogar, dem geliebten Menschen Gefühle von Liebe einem dritten gegenüber erlauben zu dürfen, denn Liebe ist mitnichten ein Monopol, auch wenn das viele so proklamiert wissen wollen aus rein egoistischen 'Unvertrauens-' Gründen. Aber erlauben und gönnen im Urvertrauen auf das Band, welche den geliebten Menschen
ohne nihilistische Endlichkeits-Annahme mit einem selbst verbindet.
Hypothetisch? Mitnichten. Meine Frau und mich verbindet solch ein Band. Es ist mitnichten perfekt, aber unglaublich mächtig geworden im Laufe von 17 Jahren. Es bedarf der nicht endenwollenden Pflege durch uns beide. Das Zauberwort hier: Aktive, anhaltende Aufmerksamkeit. So kann Liebe wahrhaft überleben, weil sie sich zu etwas im Laufe der Zeit verwandelt, was verdammt viel zu überwinden in der Lage ist. Und durchaus ein open end statt einer hingenommenen Endlichkeit verspricht.
@******mun, ich habe da bisher zwei (aufeinander aufbauende?) Verhaltensweisen sowohl bei mir selbst als auch bei anderen beobachten können: Die einen schränken sich in solchen Situation im Ausleben ihrer eigenen Freiheit ein, ja leben diese gar nicht (mehr) aus. Vielleicht steckt ja der (unbewusste?) Gedanke dahinter: Wenn ich es nicht tu bzw. mir nichts daran liegt bzw. ich unterbinde, dass es mir etwas bedeutet beweise ich dem anderen, dass er es auch nicht zu tun braucht und mir zuliebe unterlassen kann/soll/muss?
Andere wiedrum stürzen sich um so intensiver in Abenteuer mit dritten, vielleicht weil sie instinktiv oder sogar ansatzweise selbstreflektiert von dieser unausgesprochenen 'Erpressung' ahnen und sich selbst beweisen wollen im Sinne der
Theorie einer Offenen Beziehung/eines polyamoren Geflechts dass sie 'besser' sind als erstere und 'darüber stehen'? Wobei wir an einem weiteren wichtigen Merkmal einer nachhaltigen Liebe angekommen sind: Knallharter Selbstreflektion, unabdingbar, unverzichtbar.
Nur ein Erklärungsversuch, über den es sich sehr wohl diskutieren lässt...
Aber ein Erklärungsversuch, welcher bisher der praktischen 'Anwendung' in der nun 17 Jahren währenden Offenen Beziehung meiner Frau und mir durchaus standgehalten hat.
@*****uja, die Zeit ist ein trügerisches Ding
Ich selbst war mir auch schon sicher, dass die Zeit uns von so vielerlei 'geheilt' hätte - und es wäre fast in einer Katastrophe geendet. Die Zeit verheisst uns nur all zu gerne, uns zurücklehnen zu dürfen. Diesen Fehler machen wir hoffentlich kein zweites Mal mehr!