Nun, ich denke, hier werden verschiedene Beziehungsmodelle in einen Topf geschmissen. Denn der Begriff "offene Beziehung" bedeutet ja eigentlich, dass man EINE VERBINDLICHE BEZIEHUNG MIT EINER EINZIGEN EINZIGEN PERSON hat und nicht mit mehreren Personen! Im letzteren Fall nennt sich das nämlich "Polyamorie". Bei dieser Art der Beziehung konzentrieren sich alle Beteiligten nicht nur auf einen festen Partner, sondern auf mehrere gleicherechtigte. Das bezieht sich auf die emotionale Bindung UND die rein körperliche Liebe. Das sind dann mehrere feste gleichberechtigte Bezienungen, mit Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner.
Der Unterschied liegt also darin, dass in einer offenen Beziehung beide Partner gemeinsam entschieden haben, dass beide ihre sexuellen Fantasien auch mal mit anderen Spielpartnern ausleben möchten und "dürfen" - ohne Eifersuchtsgefühle, ohne Heimlichkeiten oder Lügen! Klar, die Variante mit dem Lügen gibt es natürlich allzu oft, auch hier im Joyclub. Sowas nennt man jedoch gemeinhin "Fremdgehen" ...
Mein Liebster und ich kommen beide aus einer langjährigen monogamen Beziehung. Bevor wir (nach Ende der jeweiligen Beziehung) im Joyclub gelandet sind, kannten wir nichts anderes. Und wir waren nicht unglücklich. Aber dann hat jeder von uns beiden irgendwann realisiert, dass wir in Zukunft eine neue Beziehung nur in offener Form leben möchten. Und nun sind wir beide glücklichER. Wir sind uns sehr sehr nahe - emotional, wie körperlich. Es passt tatsächlich in allen wesentlichen Bereichen, die zu einer Beziehung gehören. Wir vertrauen einander zu 100 Prozent, erzählen uns ALLES und wir belügen uns nicht. Denn das ist auch nicht nötig! Jeder von uns hat das Recht, sich sexuell auszuleben. Und wir beide pflegen eine erotische Dauerfreundschaft mit mehreren lieben Menschen - bzw. eine sog. "Freundschaft +" - die deutlich über die Bettkante hinausgeht. Wie weit solch eine Freundschaft geht, hängt eigentlich nur davon ab, inwieweit die sexuelle Wellenlänge passt oder nicht. Und natürlich davon, ob der jeweilige andere Partner auch in einer ehrlichen offenen Beziehung lebt oder Single ist. Kein Betrug, auch nicht indirekt!
Und es gibt noch einen weiteren Punkt: das Swingen, Clubbesuche o.ä. In einer offenen Beziehung erlauben sich die Partner, sich auch mal mit einem oder mehreren bekannten oder unbekannten Spielgefährten auf der Matte zu vergnügen. Keiner leidet deswegen. Nein, beide freuen sich füreinander und gönnen sich das Abenteuer.
Das bedeutet, in einer offenen Beziehung gelten genau die gleichen moralischen Werte, wie in einer "normalen" monogamen Beziehung. Loyalität, Ehrlichkeit etc. sind immens wichtig. Beide Partner fühlen sich ver- oder gebunden. NUR die körperliche Seite des Ganzen ist offen.
Wie man eine Beziehung nun tatsächlich lebt, hängt von der generellen Einstellung der Partner ab. Insofern sind alle Beziehungsformen gut und wertvoll - unter der Voraussetzung, dass ALLE Beziehungspartner sich einig sind. Ich denke, dies ist das Wichtigste hierbei. Wenn eine(r) sich dazu zwingt (aus Liebe oder irgenwelchen anderen Gründen) so zu leben oder wenn einer lügt, ist was faul. Und ich bin der Meinung, das gilt für sämtliche Beziehungsformen, die mittlerweile praktiziert werden.
Das war jetzt ziemlich ausführlich, zugegeben. Aber ich fand´s wichtig, weil ich sehr oft mit diesen Argumenten bzw. Vorurteilen konfrontiert werde. Und zwar nicht im "normalen" Alltagsleben, sondern erstaunlicherweise hier im Joyclub.