Die Macht der Worte
Monoamor ist aber auch ein Wort, das es nicht unbedingt trifft.
Ich kenne einen Mann, der sich als
polyamor bezeichnet, ohne dass er unbedingt
polygam damit denkt. Er ist schon lange verheiratet und hat sich dann irgendwann in eine weitere Frau verliebt, aber rein platonisch. Er hat gemerkt, dass er für diese Frau tiefe Gefühle empfindet und gern mit ihr zusammen ist und redet, dass er sich für sie und ihre Gefühle interessiert. Sex spielte aber nie eine Rolle. Das war für ihn der Moment, wo er zu der Erkenntnis kam, dass er polyamor ist bzw. sich so bezeichnete.
Gegen den Begriff
Freundschaft Plus habe ich mich bisher immer sehr gesträubt. Im Grunde meines Herzens suche ich auch eine feste (
monogame) Beziehung. Und so steht es auch auf meinen anderen Profilen in den normalen Singlebörsen.
Wenn ich aber hier mit diesem Begriff ankomme, ergreifen immer alle gleich die Flucht, weil sie mit dem Begriff der festen Beziehung immer gleich ein Gefängnis verbinden: gemeinsame Wohnung, sämtliche Freizeit miteinander verbringen, nichts mehr alleine machen dürfen, vielleicht sogar noch das Ehegefängnis. Aber das ist gar nicht das, was ich will. Natürlich will ich eine rein sexuelle Beziehung. Für mich gehört VIEL mehr dazu, aber ich will meinen Partner auch nicht komplett einengen, verbiegen, verändern, an die Kette legen. Dazu gehört natürlich auch unheimlich viel Vertrauen und dass man sich aufeinander verlasen kann. Das isst es, was ich in diesem Sinne unter einer Freundschaft Plus verstehe, nämlich dass man sich gefühlsmäßig und intim auf diesen EINEN Menschen einlässt und eine enge und vertraute Bindung zu ihm hat, ohne gleich zusammenziehen zu müssen. Man soll gern und freiwillig viel Zeit miteinander verbringen wollen, sicher auch mehr Zeit miteinander zusammen sein, als das für normale Freunde (ohne Plus) üblich ist. Und für mich gehört eben auch dazu, dass man zum anderen steht, auch vor den anderen, und kein Problem damit hat, ihn/sie als seinen Freund/seine Freundin vorzustellen - und nicht sagen zu müssen: "Das ist EINE Freundin von mir."
Ich sehe, ich habe da wohl andere Vorstellungen unter einer Freundschaft Plus als das gemeinhin üblich ist.
Ich wünschte, es gäbe noch eine andere Bezeichnung, die irgendwie dazwischen liegt.
Für mich bedeutet eine
Beziehung (ob Partnerschaft oder Freundschaft Plus) immer, dass es auch mit Gefühlen verbunden ist! Alles andere wäre für mich gar nicht möglich. Ich könnte mich nie rein auf den Sex reduzieren. Das wäre für mich völlig unbefriedigend! Und wenn ich merke, dass es dem Mann nur um den Sex geht und er nichts für mich empfindet, dann will ich ihn auch nicht!
Aber was mache ich nun als Single, wenn ich nun mal keinen passenden Partner finde? Und das nun schon 4 Jahre lang? Wie seid ihr denn mit solchen "Übergangszeiten" umgegangen?
Deswegen will ich erst mal klein anfangen: mit einer (intensiven monogamen) Freundschaft Plus ... und hätte ganz und gar nichts dagegen, wenn daraus mehr wird.
Genauso gut könnte es aber auch andersherum sein: Ich könnte mich mit dem gleichen Mann einlassen und wir könnten es von Anfang an eine "
feste Beziehung/Partnerschaft" nennen ... und nach ein paar Monaten stellen wir vielleicht fest, dass es doch nicht so richtig passt und wir nicht füreinander gemacht sind. Und wir trennen uns wieder. Welchen Unterschied macht es denn dann, ob wir es Freundschaft Plus oder Partnerschaft genannt haben? Hat es dann damit eine andere Qualität gehabt?