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Von Wölfen und Menschen

Von Wölfen und Menschen
Die Liebe hat viele Gesichter: sie kann einen Menschen zum glücklichsten Geschöpf und sie kann ihn zum einsamsten Wesen machen.

Wölfe sind von Natur aus Rudeltiere. Sie werden in einem Wurf von 3 bis 5 Welpen geboren und erleben dann die Wärme ihrer Mutter und Tanten, bis sie von ihrem Stammrudel verbissen werden und sich entweder ein bereits bestehendes Rudel suchen, dem sie sich anschließen und unterordnen und ihren Platz zugewiesen bekommen, oder aber sie suchen sich eine ebenso einsame Partnerin und gründen mit ihr ein neues Rudel.
Nun muss es ja erst einmal zu dieser Einsamkeit kommen. Denn ein Wolf, der von seinem Rudel verbissen wird, hat ein entsetzlich schweres Leben vor sich: er muss alleine jagen, was viel schwerer ist als im Rudel, da die Energie und die Jagdkraft der anderen Wölfe fehlt. Er kann sich und seinen Stand nicht definieren, da er niemand über und unter sich hat, der ihm seinen eigenen Platz im Rudel aufzeigt. Er vereinsamt, darf nicht krank oder fußlahm werden, nicht hungern, weil er sonst zur Jagd zu schwach ist. Ihm fehlt die körperliche Wärme der anderen Wölfe und seine soziale Stellung, er friert im Winter und heult alleine.
Am schlimmsten aber ist für ihn, dass er keine Partnerin hat, mit der er eine Familie, ein Rudel gründen kann. Er streift einsam durch die verschneiten Wälder und sucht nach Futter und nach Liebe. Er wacht in der Nacht, seine gelben Augen glühen immer noch in der Dunkelheit, schön, schaurig, majestätisch, der Wolf.
Voller Hoffnung auf eine Antwort irgendwo in der Wildnis heult er nachts den Mond an und horcht und lauscht. Aber bald werden seine Augen fahl und sein Kopf senkt sich der Erde zu, er geht nicht mehr aufrecht, seinen Schwanz zieht er immer mehr zwischen seine Hinterläufe, die einst so sehr von Kraft geglänzt haben und nun schwach und freudlos durch den Wald und durch die Felder streifen, immer auf der Suche, immer noch voller Hoffnung.
Wo ist sie nur, seine Partnerin, seine schöne stolze Wölfin, sie muss doch irgendwo da draußen zu finden sein.
Wir sehen seine Schnauze durch die Luft schnuppern, nach ihr riechen, ist denn nirgendwo ein Duft von ihr, eine Markierung, eine Fußspur, ein einsames Heulen in der Nacht?
Der Wolf verzweifelt, er trifft auf fremde Rudel, die ihn anknurren, verbeißen und tief in die Wälder jagen, wo er nach seiner Flucht vor den gierigen Fängen seiner Verfolger entkommt, langsamer wird, stehenbleibt, atmet, atmet, atmet.
Er hungert und kann bald vor Schwäche nicht mehr jagen und laufen. Er ist am Ende seiner Kraft, seines Mutes, seiner Hoffnung. Er legt sich in den Schnee, aus seiner Schnauze sehen wir den Atem in rauchigen Stößen herausstieben, schnell, kurz und abgehackt.
Seine Augen sind fahl geworden und sein Fell ergraut. Er hat den Kopf auf seine Vorderläufe gelegt und wartet. Auf einen Jäger, ein Rudel, das ihn töten kann, auf den Tod.
Er ist nicht mehr der schöne, stattliche Wolf, der große Jäger, der er einst gewesen ist, er ist gebrochen, eine traurige Gestalt inmitten des verschneiten Waldes, alleine und hilflos und ohne Liebe. Am Ende seiner Hoffnung.
Der Wolf streckt seinen Kopf in die Höhe, die angelegten Ohren stellen sich nach vorn, er sieht sich um, erhebt sich, schnuppert hoch in die kalte Winterluft: er wittert etwas.
Er macht einige Schritte in die Richtung, aus der er den fremden Geruch vermutet, und ja! Er wird stärker, der Geruch. Es ist eindeutig: eine Wölfin.
Irgendwo da draußen, und gar nicht weit weg, da ist sie. Sie wartet auf ihn, er fühlt es in jeder Ader seines Körpers. Hoffnung beginnt zu keimen, ein warmes Gefühl geht durch seinen erkalteten Körper. Mit der ganzen letzten verbleibenden Kraft seines Körpers stimmt der Wolf sein Heueln an. Er wartet. Nichts. Er heult erneut. Wartet. Lauscht. Hofft.
Und endlich: Die Wölfin antwortet. Irgendwo, wieder weit entfernt, aber das ist egal. Er wird sie heute Nacht noch finden, er eilt ihr entgegen, dem Geruch, ihrem Geruch, ihrem süßen Duft entgegen, dem süßesten aller Düfte.
Eine Partnerin, eine Gefährtin.
Am Ende seines Weges hat ihn das Leben erhört und die Hoffnung nicht verlassen.
Der Wolf entschwindet unserem Blick. Lassen wir ihn laufen, in sein Glück, sein neues Leben, er wird ein schönes Leben haben, der Wolf.
Wir sehen nur noch kurz im Entschwinden seine Augen: leuchtend und strahlend, wie sie einst waren, in glücklicheren Tagen, bis sie ihre Leuchtkraft verloren hatten.
Diese Kraft ist nun zurück. Lauf, Wolf, lauf und werde glücklich!
Dankeschön für diese berührende Geschichte!
Ich habe sie sehr gerne gelesen.

Gudrune
****e_a Frau
583 Beiträge
Lauf, Wolf, lauf und werde glücklich!

Das ist schön.
Ganz im Ernst,
lieber Schlawimmer,

nennen mich manche Michael .... wolf.
Vielleicht kennst Du auch das Buch: Die Wolfsfrau.

Dein Text war mir ganz nah.

*sonne*
Julius
***a2 Frau
1.135 Beiträge
Wölfe
sind cool!

Am coolsten sind William Horwoods "Wölfe der Zeit" - aber deine Parabel hier, ist auch cool!
Gefällt mir gut
Danke
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