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MUTTER

*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
MUTTER
Heute möchte ich meine erste Kurzgeschichte hier einstellen. Sie ist sehr komplex und beinhaltet ein Thema, das mich sehr interessiert.
Ich habe sie in einzelne Häppchen unterteilt, um das Lesen angenehmer zu gestalten.

Ich bitte euch um ehrliche Kritik - mit „ehrlich“ meine ich wirklich „ehrlich“. Ich kann es gut aushalten, wenn jemandine nicht gefällt, was ich geschrieben habe. Unter Kritik breche ich nicht zusammen.
Meine Vorstellung ist es nicht, auf der Stelle stehenzubleiben, sondern mich zu entwickeln und wenn es wertvolle Hinweise gibt, an welchen Stellen ich etwas verbessern sollte, bin ich sehr dankbar.

Zwei "Arbeitsfelder" sehe ich selbst. Einmal sind es die Zeiten, kombiniert mit dem Konjunktiv und mir ist es wichtig - da es für die Geschichte von Bedeutung ist - Gender gerecht zu schreiben. Das Wörtchen „man“ habe ich beispielsweise gegen „mensch“ ausgetauscht. Über weitere Vorschläge diesbezüglich freue ich mich sehr.

Die einzelnen Teile stelle ich nach und nach ein. Die Geschichte ist zwar „fertig“ geschrieben, aber vielleicht werde ich hier und da aufgrund von Anregungen nachbessern müssen.
Die gleiche Geschichte, eventuell mit den Korrekturen versehen, werde ich danach in der Gruppe „Tabu“ einstellen, da die Geschichte einige der Diskussionsthemen aufgreift.

Vorab danke für das Lesen.
Ich hoffe euch, neben dem hoffentlich vorhandenem Unterhaltungswert,Anregungen, diese Welt zu betrachten, schenken zu können.
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Mutter 1/ 15
Das Ungewöhnliche und Besondere dieses überraschenden Fundes bekam zusätzliches Gewicht dadurch, dass Mutter von der Existenz dieses Raumes nichts wusste. Mutter entging in der Regel nichts.


Victor bewohnte mit seinem Familienverband einen wunderschönen Altbau inmitten des alten Berlins. Im vierten Stock war sein Wohnbereich, mit hohen Wänden, üppigem Stuck und einem Atem beraubenden Blick über die Stadt.
Wir schreiben die Mitte des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts.

Ein Teil der Familie, Victor inklusive, hatte sich schon seit längerer Zeit über einen uralten Einbauschrank an der Stirnwand des sogenannten Berliner Zimmers geärgert. Der Schrank störte unglaublich die Ästhetik dieser Wohnung und nun war es endlich so weit. Caroline, mit der Victor eine intime Beziehung pflegte und daher mit ihm den Wohnbereich teilte, war mit dem gesamten Familienverband - Männer, Frauen und Kinder - auf dem Land. Vor der Abreise hatten sie noch gemeinsam beschlossen, den Schrank während ihrer Abwesenheit endlich zu entfernen. Er sollte einen anderen Platz bekommen und Victor hatte sich schon die ganze Woche auf diese handwerkliche Arbeit gefreut. Nur aus dem Grund, dass der Schrank anderwärtig Verwendung finden würde - zwei Stockwerke tiefer -, war Mutter einverstanden. Die Ressourcen wurden geschont und der Schrank blieb erhalten. Das war ihre Bedingung - nach langen, zähen Diskussionen.

Mit viel Feingefühl hatte Victor angefangen, den Schrank so in seine Einzelteile zu zerlegen, dass nichts beschädigt wurde. Mutter achtete sehr genau darauf, dass Victor mit allergrößter Vorsicht und Respekt seine Aufgabe erfüllte. Verspachtelte Schraubenköpfe kratzte er vorher sorgsam frei, um die Schrauben aus dem Holz drehen zu können. Die entsprechenden Werkzeuge hatte Mutter ihm bereitgestellt. Es türmte sich schon ein ordentlicher Stapel des alten Holzes in der Mitte des Raumes, als er bei der Demontage der Rückwand einen leichten Windzug und den süßlich-muffigen Geruch abgestandener Luft wahrnahm. Victor war etwas irritiert über das, was sich offensichtlich hinter der Holzverkleidung befand. Ein Kamin aus vergangenen Zeiten etwa? Der würde anders riechen, verbrannt. Neugierig geworden erhöhte er voller Ungeduld das Tempo und starrte unerwartet auf eine einen kleinen Spalt offenstehende Zimmertür. Aufregung erfasste ihn und eine Neugierde, die ihn stark erregte.
Wie konnte sich am Ende seiner Wohnung, hinter der schrecklichen Schrankwand, eine versteckte Tür befinden? Wohin die wohl führte?

Auch Mutter hatte die Öffnung bemerkt und fragte neugierig, „Victor, was ist das?“
Victor konnte sich nicht erinnern, dass Mutter ihn jemals etwas gefragt hätte, was sie selbst nicht wusste. Das irritierte und erstaunte ihn umso mehr.
„Ich weiß es nicht. Hinter dem Schrank scheint sich eine Tür zu befinden.“ Bevor Mutter reagieren konnte, hatte Victor schon die letzten Bretter des Schrankes entfernt und mit einer Taschenlampe durch den schwarzen Türspalt geleuchtet. Mit großen Augen starrte er, die Luft anhaltend, in den Raum. Im Lichtkegel seiner Lampe entdeckte er ein großes Zimmer. Es war stockfinster und schien demnach über kein Fenster zu verfügen. Jedenfalls fiel kein Tageslicht herein, obwohl draußen die Sonne schien. Außerdem bemerkte er, dass der Raum mit Möbeln eingerichtet war. Uralte, aus einer anderen Zeit stammende Möbel zwar, aber...der Raum war komplett eingerichtet.
Gerade wollte er vorsichtig die Tür aufstoßen, um den Raum zu betreten, als Mutter ihn mit barscher Stimme anfuhr. „STOP!“ hielt sie ihn zurück, „der Raum muss erst untersucht werden.“
Kurze Zeit später erschienen Mutters Techniker, keine Menschen, sondern eine Art gesichtslose, ca. einen Meter kleine, autarke Arbeitsroboter. Ohne Victor zu beachten, betraten sie den Raum und leuchteten ihn mit Scheinwerfern aus. Mit Messgeräten überprüften sie die Zusammensetzung der Luft, installierten winzige Kameras und Lautsprecher. Nach wenigen Minuten waren die Aktivitäten beendet und die Techniker genauso lautlos verschwunden, wie sie gekommen waren.

„Es besteht keine Gefahr“, sagte Mutter, „aber erschrecke dich nicht vor dem, was du zu Gesicht bekommen wirst.“ Eine Anmerkung, die seine Zuversicht nicht unbedingt steigerte. Vorsichtig stieß Victor die Tür gänzlich auf und betrat vor Aufregung leicht zitternd diese fremde Welt.

Es roch nach abgestandener, alter Luft. Wirklich unangenehm. Trotz des nun vorhandenen Lichtes behielt der Raum seine gespenstige Atmosphäre bei. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem unendlich viele eingestaubte Papierstapel lagen, zusammen mit einem ca. 30 x 50 cm großen, silbernen Kasten, dem später eine besondere Bedeutung zukommen sollte. Noch ahnte Viktor aber nichts davon. Er blies den Staub weg und zum Vorschein kam ein mittig auf dem Deckel prangendes Abbild eines schwarzen, angebissenen Apfels. Um den Tisch herum standen mehrere Stühle und an der Längswand befand sich ein raumhohes Regal voll mit alten, verstaubten Büchern. Erstaunt stellte Victor fest, dass es sich nicht nur um einen Raum, sondern um eine ganze Wohnung handelte, die sich hinter der Wohnzimmerwand verbarg. In einer schrägen Wand am Ende des Raumes befand sich eine offenstehende Tür, die in einen kleinen Flur führte. Von hier zweigten mehrere Räume ab, unter anderem eine Küche, in der sich unendlich viele leere, silberne Dosen stapelten. Bestimmt über die Hälfte des Raumes war davon eingenommen. Auch in einem der angrenzenden Zimmer fanden sich hunderte, größtenteils zusammengepresst, von diesen komischen Behältnissen.
„Was ist das, Mutter?“ fragte Victor.
„Konservendosen zur Aufbewahrung von Essen. So konnte es viele Jahre haltbar und halbwegs frisch bleiben. Gemüse oder schon fertig zubereitetes Essen ließ sich dadurch lange einlagern und musste nur aufgewärmt werden.“
Den Raum teilten sich die Konservendosen mit Behältern, die leicht bläulich schimmerten, aber durchsichtig und zerknickt waren.
„Das waren Wasserflaschen aus Kunststoff“, klärte Mutter ihn auf. Das mussten Tausende sein.

Einen Raum weiter blieb ihm das Herz stehen, stockte der Atem, während ein lautloser Schrei seiner Kehle entwich.
„Ich habe dich vorgewarnt, dass du dich nicht erschrecken sollst“, erinnerte Mutter ihn an das Ergebnis ihrer schnellen Inspektion durch die Roboter.
Dieser Raum war eindeutig ein Schlafzimmer, denn in ihm stand ein großes Bett. Das Gruselige war nicht das Bett, sondern die darauf liegenden vier Skelette, zwei kleinere und zwei größere, mit zerfallenen Stoffen bekleidet. Alle Vier hielten sich gegenseitig in den Armen und zeugten eindeutig von einem gemeinsam gefundenen Tod. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Victor auf das Bett, hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. So eine Tragödie hatte er noch nie gesehen.
Die Körperhaltung der Toten war der Grund des tiefgehenden Schreckens. Die Umarmung ging Viktor durch Mark und Bein.

„Was ist hier passiert, Mutter?“ flüsterte er.
Welches Verbrechen wurde hier begangen, fragte sich Victor sichtlich aufgewühlt.
Wurden diese Menschen etwa ermordet? Die ganze Familie? Direkt hinter seiner Wohnzimmerwand? Wie viele Jahre lebte er mit vier Mordopfern praktisch gemeinsam in einer Wohnung? Wand an Wand! Victor hätte sich am Liebsten übergeben.

„Nein, Victor, diese Familie hat sich selbst umgebracht,“ meinte Mutter, als hätte sie seine Gedanken lesen können.
„Aber warum, Mutter? Warum bringt sich eine ganze Familie selbst um? Die beiden kleineren Skelette müssten doch noch Kinder gewesen sein!
Warum wurde diese Wohnung in all den Jahren nicht entdeckt?“

Victor schaute sich verwirrt um. Einiges deutete darauf hin, dass sich die Familie hier versteckt und daher die Wohnung von der Außenwelt abgeschottet hatte. Fenster und Türen waren zugemauert. Anscheinend waren dies ursprünglich weitere Räume seiner Wohnung. Der Türrahmen auf seiner Seite der Wand wurde entfernt, um mit dem Schrank den Zugang zu verstecken. Das erklärte auch, warum die Schrankwand jede Form der Ästhetik missen ließ. Sie hatte eine andere Aufgabe zu erfüllen, von der niemand etwas ahnte in all den Jahrzehnten.
Aber warum hatte sich diese Familie überhaupt versteckt? Siedend heiß stellte sich Victor die nächste - logische - Frage: Vor wem haben sich diese Menschen versteckt?
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.176 Beiträge
Das lässt sich spannend an! *popcorn*
*****ena Frau
3.383 Beiträge
Wow, Gänsehaut... Hab jetzt nur auf die Schnelle einen Rechtschreibfehler gefunden. Über den einen oder anderen Satz musste ich mehrfach drüber lesen, da sie für mich nicht so gefällt zu lesen waren. Das sagt aber nix. Bin heute extrem müde.

Zitat von *******o_F:
Nur aus dem Grund, dass der Schrank anderwärtig Verwendung finden würde - zwei Stockwerke tiefer -, war Mutter einverstanden. Die Ressourcen wurden geschont und der Schrank blieb erhalten.

Anderweitig muss das wohl heißen.
*********cht76 Mann
472 Beiträge
Toller Anfang! Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht. *spitze*

Etwas gestolpert bin ich über folgenden Satz:

Zitat von *******o_F:
Neugierig geworden erhöhte er voller Ungeduld das Tempo und starrte unerwartet auf eine einen kleinen Spalt offenstehende Zimmertür.

Mich stört dabei vor allem die Wortfolge "eine einen". Das würde ich mit einem einfachen Relativsatz auflösen: "eine Zimmertür, die einen kleinen Spalt offenstand". Überhaupt finde ich persönlich solche Konstruktionen mit Partizipien recht wuchtig, in diesem Sinne noch ein paar Vorschläge:

"ein mittig auf dem Deckel prangendes Abbild eines schwarzen, angebissenen Apfels" > "das [gern bestimmter Artikel] Abbild eines schwarzen, angebissenen Apfels, das mittig auf dem Deckel prangte." Wenn Du nicht unbedingt auf dem Verb prangen bestehst, würde ich sogar auf "das Abbild eines schwarzen, angebissenen Apfels mittig auf dem Deckel" verkürzen.

"die darauf liegenden vier Skelette" > "die vier Skelette darauf". Dass sie liegen, halte ich für nicht allzu relevant, und ich würde in dem Kontext auch davon ausgehen.

"Auch in einem angrenzenden Zimmer fanden sich hunderte [schreibt man das nicht groß?], größtenteils zusammengepresst, von diesen komischen Behältnissen." Hier kann man die Apposition "größtenteils zusammengepresst" meiner Meinung nach gern an den Schluss des Satzes verschieben. Ich finde, das macht den Satz insgesamt verständlicher.

Zum Schluss noch Rechtschreibung:
Atem beraubend > atemberaubend
An einer Stelle schreibst Du Viktor mit <k> statt sonst Victor mit <c>.

Liebe Grüße, bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *********cht76:
"Auch in einem angrenzenden Zimmer fanden sich hunderte [schreibt man das nicht groß?], größtenteils zusammengepresst, von diesen komischen Behältnissen."

Nein, schreibt man nicht groß. Das "hunderte" bezieht sich auf "Behältnissen". Also hunderte Behältnisse. *g*
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Ganz lieben Dank für die Hinweise, @*********cht76 und @*****ena.

Ich werde die Stellen entsprechend ändern, das hört sich gut an.

Nochmals: Danke!
*********rlust Mann
2.913 Beiträge
Salut!

Ein verdammt guter Opener für eine längere Geschichte.

Da es der erste Teil der Geschichte ist lässt sich nur schwer beurteilen, welche Informationen genau jetzt wichtig sind um sie später richtig zu verstehen. Mein erster Impuls beim Lesen war aber: bitte straffen. So dass es eine*n Leser*in schneller hineinsaugen kann. Vor allem in der ersten Szene.
Welche Angaben sind wirklich notwendig für die Logik des Textes?
Welche vermitteln dem Leser die Grundstimmung?
Bei allem anderen prüfen, ob es dir als Autor wichtig ist dass genau das jetzt in diesem Moment gesagt / beschrieben wird.
Und wenn du die Perspektive wechselst: Wäre es als Leser auch wichtig?

Ein Beispiel:
Das Ungewöhnliche und Besondere dieses überraschenden Fundes bekam zusätzliches Gewicht dadurch, dass Mutter von der Existenz dieses Raumes nichts wusste. Mutter entging in der Regel nichts.

gestrafft:
Mutter wusste nichts von der Existenz dieses Raumes. Und Mutter entging sonst nie etwas.

Was ich persönlich schwierig finde, ist als Leser so ganz fest an die Hand genommen zu werden:
"[...] großer Tisch, auf dem unendlich viele eingestaubte Papierstapel lagen, zusammen mit einem ca. 30 x 50 cm großen, silbernen Kasten, dem später eine besondere Bedeutung zukommen sollte."
Mir würde es reichen, wenn ich die Bedeutung rückblickend erkenne, wenn ich darüber zu einem späteren Zeitpunkt lese. Schon dass du ein Symbol auf dem "Kasten" beschreibst ist ein Hinweis auf seine Bedeutung...

Ich mache nochmal ein Beispiel zum Straffen:
Dieser Raum war eindeutig ein Schlafzimmer, denn in ihm stand ein großes Bett. Das Gruselige war nicht das Bett, sondern die darauf liegenden vier Skelette, zwei kleinere und zwei größere, mit zerfallenen Stoffen bekleidet. Alle Vier hielten sich gegenseitig in den Armen und zeugten eindeutig von einem gemeinsam gefundenen Tod. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Victor auf das Bett, hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. So eine Tragödie hatte er noch nie gesehen.

Dem großen Bett nach das Schlafzimmer. Entsetzt schlug Victor sich die Hand vor den Mund, Das waren Tote auf dem Bett. Skelette in zerfallenen Stoffetzen. Zwei kleinere und zwei größere. Sie hielten sich in den Armen als hätten sie gemeinsam auf den Tod gewartet.

Am Ende des ersten Teils frage ich mich folgendes:
• Warum wohl "Familienverband" und nicht Familie, Sippe o.ä.
• Wie PFLEGT Viktor wohl (s)eine intime Beziehung zu Caroline. Und pflegt die Caroline auch?
• Was ist das für eine "ich habe dich gewarnt"-Mutter-Attitüde? Krass!
• Wenn der Schrank die Ausgeburt an Hässlichkeit ist, warum steht er noch nach all den Jahrhunderten?
• Wann und warum ist die Mutter eigentlich hinterhergekommen, wenn ihre Robos doch schon alles erkundet haben? Offensichtlich nicht um Viktor vor dem Anblick zu schützen.
• Gleich eine ganze verborgene Wohnung? Müsste das nicht spätestens 2023 mit der Reform der Grunsteuer aufgefallen sein? Sogar in Berlin?

Hm. Bezüglich Zeiten und kombiniertem Konjunktiv hilft dir das jetzt wenig.
Ich hoffe, mein Feeback ist trotzdem okay für dich und freue mich auf die Fortsetzung!

Tom_
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Danke, danke, @*********rlust .
Das sind sehr wertvolle Hinweise. Zum ausführlichen Antworten bin ich jetzt zu müde… *zzz*
*******tia Mann
5.067 Beiträge
Ich finde es toll, spannend. Man meint, die Lösung schon zu kennen (warum haben sie sich versteckt, wer hat sich versteckt, vor wem?), aber wahrscheinlich wird es doch noch ganz anders kommen.

Gehakt hat es beim Lesen bei mir nur zweimal:

Caroline, mit der Victor eine intime Beziehung pflegte und daher mit ihm den Wohnbereich teilte, war mit dem gesamten Familienverband - Männer, Frauen und Kinder - auf dem Land.

Müsste nicht er mit IHR den Wohnbereich teilen? Und wer ist dieser Familienverband? Falls das noch aufgeklärt wird, alles ok. Neue Formen der polyamoren Familie in der Zukunft? Oder die Verwandtschaft von Caroline?

Fenster und Türen waren zugemauert.
Nur von innen? Dann würde man außen doch zugemauerte Fenster sehen. Aber kann man im Verlauf der Geschichte ja noch präzisieren...

Bin gespannt, werde gerne weiterlesen!
*g*
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Als erster Eindruck: manches liest sich holprig (Familienverband, Wohnbereich...), der Plot ist spannend.
**********silon
5.651 Beiträge
Ich lese später noch mal genau. Aber mir geht es ähnlich wie @**********henke: Familienverband / Wohnbereich. Aber ich nehme mir später noch mal die Zeit, um das genauer zu betrachten.

Warum mich diese Ausdrücke sofort anspringen: Sie klingen nach Amtsdeutsch / Fachwörter auch aus dem Sozpädstudium z.B. Ist halt die Frage, ob das so soll?
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
An dieser Stelle schon mal ein riesiges DANKE an ALLE für die bisherigen, wertvollen Hinweise, die mir sehr helfen.
Eure konstruktive Kritik macht mich sehr glücklich.
Darüber, wie ich diese umsetzen kann, muss ich ein bisschen nachdenken.

Von großem Wert für meine Geschichte sind auch die inhaltlichen Anmerkungen und Fragen. Ein paar von diesen bestätigen mir, dass ich manches richtig ausgedrückt habe, an anderen Stellen werde ich mich hinterher fragen müssen, ob ich es besser doch noch ändern sollte.

Auf die inhaltlichen Anmerkungen werde ich aber absichtlich nicht eingehen, da ich sonst zu viel von der Geschichte preisgeben würde. Die Hinweise sind trotzdem sehr wertvoll für mich. So kann ich sehen, ob es mir gelungen ist, die Gedanken der Leser:innnen in die gewünschte Richtung gelenkt zu haben..

Ich denke, dass ich Dank eurer Anregungen in der nächsten Zeit doch noch einiges ausfeilen kann.

An der Geschichte habe ich einige Wochen geschrieben und ich freue mich sehr, mit ihr jetzt doch noch länger beschäftigt sein zu können.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.141 Beiträge
Ja, spannende Geschichte, @*******o_F! *top*

Über was ich gestolpert bin:
Das Ungewöhnliche und Besondere dieses überraschenden Fundes bekam zusätzliches Gewicht dadurch, dass Mutter von der Existenz dieses Raumes nichts wusste. Mutter entging in der Regel nichts.
Ich würde den ersten Satz etwas umformulieren. Er klingt so, als wäre der Leser schon informiert über den Fund - und irritiert mich eher, als dass er mich neugierig macht.
Und dafür, dass die Mutter von nichts wusste, bleibt sie aber sehr cool! *zwinker*

Ich würde den Text auch etwas straffen, um die Spannung zu erhöhen. *g*
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
@*********ld63

Danke, was meinst du mit straffen?
It´s me!
*********ld63 Frau
8.141 Beiträge
@*********rlust hat oben schon ein gutes Beispiel genannt, hier noch eins:

Einen Raum weiter blieb ihm das Herz stehen, stockte der Atem, während ein lautloser Schrei seiner Kehle entwich.
Als er in den nächsten Raum kam, stockte ihm der Atem. Ein lautloser Schrei entwich seiner Kehle.
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Ein pasr von den genannten Stellen sind mir sogar selbst schon aufgefallen.
„eine einen Spalt…“ und „einen Raum weiter…“

Tja, wat soll ik dazu sajen…
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Ein wirklich spannender Einstieg in deine Geschichte. Mich beschleicht ein wenig das Gefühl, dass die Mutter so etwas wie eine KI ist. *augenzu*

Eine kleine Anmerkung zum Anfang. Es nimmt ein wenig die Spannung wenn du vorher verrätst was passiert an jenem Tag.

———

Das Ungewöhnliche und Besondere dieses überraschenden Fundes bekam zusätzliches Gewicht dadurch, dass Mutter von der Existenz dieses Raumes nichts wusste. Mutter entging in der Regel nichts.


——— Vorschlag:

Die schaurige Entdeckung war nicht das Einzige, das diesen Tag ungewöhnlich und besonders machte. Auch die Tatsache, dass Mutter keine Kenntnis davon hatte - war außergewöhnlich. In der Regel entging ihr absolut gar nichts.
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Guten Abend,

eure Ratschläge waren sehr wertvoll und ich glaube auch verstanden zu haben, woran es bei mir insgesamt hapert. Teilweise hatte ich manches zu sehr „um die Ecke herum“ beschrieben, was den Fluss unterbrochen hat und die Geschichte kompliziert hatte. Über einige Stellen bin ich selbst auch schon gestolpert, war aber zu nachlässig, sie weiter auszuarbeiten.
Nahezu alle Empfehlungen konnte ich verwenden und einbauen, so dass sie jetzt ganz anders wirkt. Ich mag die Geschichte jetzt viel lieber und bearbeite entsprechend auch die weiteren Kapitel.

Ein paar inhaltliche Fragen kann ich nicht beantworten, die ergeben sich. Auch „Familienverband“ und „Wohnbereich“ hat an dieser Stelle seinen Grund. Vielleicht können wir am Ende der Geschichte noch einmal auf die beiden Wörter zurückkommen, im Moment sehe ich keine Alternative.

Hier kommt jetzt der neue Teil 1:
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Mutter 1/ 15
Die schaurige Entdeckung war nicht das Einzige, das diesen Tag ungewöhnlich und besonders machte. Auch die Tatsache, dass Mutter keine Kenntnis davon hatte - war außergewöhnlich. In der Regel entging ihr absolut gar nichts.


Victor bewohnte mit seinem Familienverband einen wunderschönen Altbau inmitten des alten Berlins. Im vierten Stock war sein Wohnbereich, mit hohen Wänden, üppigem Stuck und einem atemberaubenden Ausblick.
Wir schreiben die Mitte des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts.

Victor und ein großer Teil der Familie hatten sich schon seit längerer Zeit über einen uralten Einbauschrank an der Stirnwand des sogenannten Berliner Zimmers geärgert. Der Schrank störte unglaublich die Ästhetik dieser Wohnung und nun war es endlich so weit. Caroline, mit der Victor zusammenlebte, war mit dem gesamten Familienverband - Männer, Frauen und Kinder - auf dem Land. Vor der Abreise hatten sie noch gemeinsam beschlossen, dass Victor den Schrank während ihrer Abwesenheit endlich entfernen würde. Er sollte einen anderen Platz bekommen und Victor hatte sich schon die ganze Woche auf diese handwerkliche Arbeit gefreut. Da der Schrank anderweitig Verwendung finden würde - zwei Stockwerke tiefer -, war Mutter einverstanden. Die Ressourcen wurden geschont und der Schrank blieb erhalten. Das war ihre Bedingung - nach langen, zähen Diskussionen.

Mit viel Feingefühl hatte Victor angefangen, den Schrank so in seine Einzelteile zu zerlegen, dass nichts beschädigt wurde. Mutter achtete sehr genau darauf, dass Victor mit allergrößter Vorsicht und Respekt seine Aufgabe erfüllte. Verspachtelte Schraubenköpfe kratzte er vorher sorgsam frei, um die Schrauben aus dem Holz drehen zu können. Die entsprechenden Werkzeuge hatte Mutter ihm bereitgestellt. Es türmte sich schon ein ordentlicher Stapel des alten Holzes in der Mitte des Raumes, als er bei der Demontage der Rückwand einen leichten Windzug und den süßlich-muffigen Geruch abgestandener Luft wahrnahm. Victor war etwas irritiert über das, was sich offensichtlich hinter der Holzverkleidung befand. Ein Kamin aus vergangenen Zeiten etwa? Der würde anders riechen, verbrannt. Neugierig geworden erhöhte er voller Ungeduld das Tempo und starrte unerwartet auf eine Zimmertür, die einen kleinen Spalt offenstand. Aufregung erfasste ihn und eine Neugierde, die ihn stark erregte.
Wie war es möglich, dass sich hinter der schrecklichen Schrankwand eine versteckte Tür befand? Wohin die wohl führte?

Auch Mutter hatte die Öffnung bemerkt und fragte neugierig, „Victor, was ist das?“
Victor konnte sich nicht erinnern, dass Mutter ihn jemals etwas gefragt hätte, was sie selbst nicht wusste. Das irritierte ihn umso mehr.
„Ich weiß es nicht. Hinter dem Schrank scheint sich eine Tür zu befinden.“ Bevor Mutter reagieren konnte, hatte Victor schon die letzten Bretter des Schrankes entfernt und mit einer Taschenlampe durch den schwarzen Türspalt geleuchtet. Er hielt die Luft an und starrte mit großen Augen in den Raum. Im Lichtkegel seiner Lampe entdeckte er ein großes Zimmer. Es war stockfinster und schien demnach über kein Fenster zu verfügen. Jedenfalls fiel kein Tageslicht herein, obwohl draußen die Sonne schien. Außerdem bemerkte er, dass der Raum mit Möbeln eingerichtet war. Uralte, aus einer anderen Zeit stammende Möbel zwar, aber...der Raum war komplett eingerichtet.
Gerade wollte er vorsichtig die Tür aufstoßen, um den Raum zu betreten, als Mutter ihn mit barscher Stimme anfuhr. „STOP!“ hielt sie ihn zurück, „der Raum muss erst untersucht werden.“
Kurze Zeit später erschienen Mutters Techniker, keine Menschen, sondern eine Art gesichtslose, ca. einen Meter kleine, autarke Arbeitsroboter. Ohne Victor zu beachten, betraten sie den Raum und leuchteten ihn mit Scheinwerfern aus. Mit Messgeräten überprüften sie die Zusammensetzung der Luft, installierten winzige Kameras und Lautsprecher. Nach wenigen Minuten waren die Aktivitäten beendet und die Techniker genauso lautlos verschwunden, wie sie gekommen waren.

„Es besteht keine Gefahr“, sagte Mutter, „aber erschrecke dich nicht vor dem, was du zu Gesicht bekommen wirst.“ Eine Anmerkung, die in ihm ein mulmiges Gefühl erzeugte. Vorsichtig stieß Victor die Tür gänzlich auf und betrat vor Aufregung leicht zitternd diese fremde Welt.

Es roch nach abgestandener, alter Luft. Wirklich unangenehm. Trotz des nun vorhandenen Lichtes behielt der Raum seine gespenstige Atmosphäre bei. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem unendlich viele eingestaubte Papierstapel lagen, zusammen mit einem ca. 30 x 50 cm großen, silbernen Kasten. Er blies den Staub weg und zum Vorschein kam ein mittig auf dem Deckel prangendes Abbild eines schwarzen, angebissenen Apfels. Um den Tisch herum standen mehrere Stühle und an der Längswand befand sich ein raumhohes Regal voll mit alten, verstaubten Büchern. Erstaunt stellte Victor fest, dass es sich nicht nur um einen Raum, sondern um eine ganze Wohnung handelte, die sich hinter der Wohnzimmerwand verbarg. In einer schrägen Wand am Ende des Raumes befand sich eine offenstehende Tür, die in einen kleinen Flur führte. Von hier zweigten mehrere Räume ab, unter anderem eine Küche, in der sich unendlich viele leere, silberne Dosen stapelten. Bestimmt über die Hälfte des Raumes war davon eingenommen. Auch in einem der angrenzenden Zimmer fanden sich hunderte von diesen komischen Behältnissen, größtenteils zusammengepresst.
„Was ist das, Mutter?“ fragte Victor.
„Konservendosen zur Aufbewahrung von Essen. So konnte es viele Jahre haltbar und halbwegs frisch bleiben. Gemüse oder schon fertig zubereitetes Essen musste einfach nur noch aufgewärmt werden.“
Den Raum teilten sich die Konservendosen mit Behältern, die leicht bläulich schimmerten, aber durchsichtig und zerknickt waren.
„Das waren Wasserflaschen aus Kunststoff“, klärte Mutter ihn auf. Das mussten Tausende sein.

Als er in den nächsten Raum kam, stockte ihm der Atem. Ein lautloser Schrei entwich seiner Kehle. „Ich habe dich vorgewarnt, dass du dich nicht erschrecken sollst“, erinnerte Mutter ihn an das Ergebnis ihrer schnellen Inspektion durch die Roboter.
Dem großen Bett nach war der nächste Raum das Schlafzimmer. Entsetzt schlug Victor sich die Hand vor den Mund, das waren Tote auf dem Bett. Skelette in zerfallenen Stofffetzen. Zwei kleinere und zwei größere. Sie hielten sich in den Armen als hätten sie gemeinsam auf den Tod gewartet.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Victor auf die Szene, hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. So eine Tragödie hatte er noch nie gesehen.
Die Umarmung der Toten ging ihm durch Mark und Bein.

„Was ist hier passiert, Mutter?“ flüsterte er.
Welches Verbrechen wurde hier begangen, fragte sich Victor sichtlich aufgewühlt.
Wurden diese Menschen etwa ermordet? Die ganze Familie? Direkt hinter seiner Wohnzimmerwand? Wie viele Jahre lebte er mit vier Mordopfern praktisch gemeinsam in einer Wohnung? Wand an Wand! Victor hätte sich am Liebsten übergeben.

„Nein, Victor, diese Familie hat sich selbst umgebracht,“ meinte Mutter, als hätte sie seine Gedanken lesen können.
„Aber warum, Mutter? Warum bringt sich eine ganze Familie um? Die beiden kleineren Skelette müssten doch noch Kinder gewesen sein!
Warum wurde diese Wohnung in all den Jahren nicht entdeckt?“

Fragen über Fragen.
Victor schaute sich verwirrt um. Einiges deutete darauf hin, dass sich die Familie hier versteckt und die Wohnung von der Außenwelt abgeschottet hatte. Fenster und Türen waren zugemauert. Anscheinend waren dies ursprünglich weitere Räume seiner Wohnung. Der Türrahmen auf seiner Seite der Wand wurde entfernt, um mit dem Schrank den Zugang zu verstecken. Das erklärte auch, warum die Schrankwand jede Form der Ästhetik missen ließ. Sie hatte eine andere Aufgabe zu erfüllen, von der niemand etwas ahnte in all den Jahrzehnten.
Aber warum hatte sich diese Familie überhaupt versteckt? Siedend heiß stellte sich Victor die nächste - logische - Frage: Vor wem haben sich diese Menschen versteckt?
*********cht76 Mann
472 Beiträge
Ja! *juhu* Liest sich viel angenehmer. Ich konnte mir die Szenen auch viel besser vorstellen.
*********rlust Mann
2.913 Beiträge
@*******o_F
Wann kommt denn jetzt endlich der zweite Teil *g*
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********rlust:
@*******o_F
Wann kommt denn jetzt endlich der zweite Teil :-)

zwischen heute und Sonntag.
Ich gehöre zu den armen Schweinen, die arbeiten müssen.
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Nach erneutem Lesen: weniger Passiv (Fenster und Türen waren zugemauert.--> Fenster und Türen hatten sie zugemauert) und keine Nominalisierungen (Demontage der Rückwand --> nachdem Victor die Rückwand losgeschraubt/abmontiert/... hatte)
Dann noch: "Die Ressourcen wurden geschont und der Schrank blieb erhalten." klingt hölzern. Nimm wenigstens den Artikel weg.
*******o_F Mann
1.589 Beiträge
Themenersteller 
Danke, @**********henke

gerade wollte ich den 2. Teil einstellen, werde aber erst gegenchecken, ob die von dir genannten Punkte auch auf diesen zutreffen.
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