Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Paare mit Kindern
2741 Mitglieder
zur Gruppe
Alleinerziehende
375 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

MUTTER

*********cht76 Mann
485 Beiträge
Zitat von **********henke:
Nach erneutem Lesen: weniger Passiv (Fenster und Türen waren zugemauert.--> Fenster und Türen hatten sie zugemauert) und keine Nominalisierungen (Demontage der Rückwand --> nachdem Victor die Rückwand losgeschraubt/abmontiert/... hatte)
Dann noch: "Die Ressourcen wurden geschont und der Schrank blieb erhalten." klingt hölzern. Nimm wenigstens den Artikel weg.

@**********henke - grundsätzlich gebe ich Dir mit dem Passiv recht, aber 1) ist das hier überhaupt kein reines Passiv (war zugemauert worden) sondern beschreibt einen Zustand, und das Partizip hat eher die Funktion eines Adjektivs, und 2) enthält Dein Vorschlag ein "sie", bei dem ich mich wiederum frage, wer damit gemeint sein könnte.
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von **********henke:
Nach erneutem Lesen: weniger Passiv (Fenster und Türen waren zugemauert.--> Fenster und Türen hatten sie zugemauert) und keine Nominalisierungen (Demontage der Rückwand --> nachdem Victor die Rückwand losgeschraubt/abmontiert/... hatte)
Dann noch: "Die Ressourcen wurden geschont und der Schrank blieb erhalten." klingt hölzern. Nimm wenigstens den Artikel weg.

Guten Abend @**********henke,

warum empfiehlst du, weniger Nominalisierungen und weniger Passiv?
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Zitat von *******o_F:
warum empfiehlst du, weniger Nominalisierungen und weniger Passiv?
Das ist Wissenschaftssprache.
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
die eine oder andere aufgelöste Nomilasierung später, kommt nun Teil 2
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Mutter 2/ 15
Nachdem Victor abends die Türöffnung mit den Schrankrückwänden provisorisch abgedeckt hatte, führte er einen HoliCall mit Caroline. Beide Namen wurden im Übrigen französisch ausgesprochen, seiner klang als wäre er „Wigtohr“ geschrieben und ihrer „Karolien“. Mutter meinte, diese Aussprache würde ihren Wurzeln entsprechen. Beide mochten diesen Klang ihrer Namen.
Caroline saß ihm als Hologramm gegenüber im Sessel und lauschte aufmerksam seinen Erzählungen. Seine Aufregung sprang unmittelbar auf sie über. Das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Ich werde mir morgen die Wohnung mal genauer anschauen“, meinte Victor tapfer, „Ich wundere mich nur, dass nie jemandem aufgefallen ist, dass sich in diesem Haus eine weitere Wohnung befindet? Auch von außen ist sie nicht zu sehen.“
Es war ein Rätsel und auch Mutter schwieg die ganze Zeit - was untypisch für sie war.

Das Einzige, was sie bisher mit Sicherheit herausgefunden hatten, war eine zeitliche Bestimmung. Nach dem Stil der Einrichtung zu beurteilen, hatten sich die Bewohner noch vor dem großen Break in der Wohnung versteckt, also vor über hundert Jahren. Irgendwann vor Mitte des 21. Jahrhunderts. Über diese Epoche war nicht viel bekannt, was Victor erst durch die Entdeckung dieser Wohnung bewusst auffiel. Das zwanzigste und einundzwanzigste Jahrhundert hatten keine große Bedeutung für die Gegenwart.
Neben der Frage nach der Ursache für die Tragödie, gestattete diese Wohnung Victor nun einen Blick in diese unbedeutende und unbekannte Zeit.

Die Wohnung war von außen recht gut versteckt und die Bewohner hatten unglaublich viele Lebensmittel- und Getränkevorräte angelegt. Sie hatten sich demnach auf einen längeren Zeitraum eingerichtet, in dem sie sich verstecken mussten. Genutzt hat es ihnen offensichtlich nicht.
Das war tragisch. Victor nahm an, dass sie sich für den Selbstmord als letzten Ausweg entschieden hatten, da die Lebensmittelvorräte zu Ende gegangen waren und keine Hoffnung bestand, die Isolation zu überleben. Außerhalb der Wohnung mussten die Umstände so bedrohlich gewesen sein, dass ihnen keine Alternative in den Sinn kam.
Victor und Caroline hatten keine Vorstellung, welche Gefahr auf der von ihnen bewohnten Seite der Wohnung damals gelauert haben könnte.

Beide spekulierten über die verschiedenen Möglichkeiten und Umstände dieser Tragödie, bis Caroline plötzlich einen neuen Gedanken einwarf.
„Was ist, wenn sich die Familie gar nicht versteckt hat, sondern gefangen gehalten wurde? Sozusagen mit Lebensmitteln versehen und von außen eingemauert? Auch das würde erklären, warum sie die Wohnung trotz Hungersnot nicht verlassen hatten.“
Victor pflichtete ihr nach kurzem Nachdenken bei. Diese Theorie konnte genauso wahrscheinlich sein, wie die von ihm geäußerte.

Erst langsam wurde beiden die Tragweite dieser Aussage bewusst.
Sie würde bedeuten, dass der Täter die Vorräte angehäuft hätte, um das Leiden und die Ängste der eingesperrten Familie über etliche Monate, vielleicht sogar mehr als ein Jahr, zu strecken.
Welch ein Alptraum! Lebendig begraben im vierten Stockwerk eines Wohnhauses mitten in der Großstadt. Der brutale und sadistische Mörder musste sich in diesem Fall an der langanhaltenden Qual seiner Opfer ergötzt haben.
„Wohnen wir heute in der gleichen Wohnung, wie einst ein Psychopath?“ fragte Caroline entsetzt.
Ein eiskalter Schauer lief ihnen bei diesen Vorstellungen über den Rücken.

Der Schrecken, der doch recht sonderbaren Entdeckung, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass beide die Aufregung unglaublich genossen. Das war verständlicherweise nur möglich, da die Bedrohung schon seit Jahrzehnten nicht mehr existierte. Beider Augen glühten vor Begeisterung und als spannende Beschäftigung kam ihnen dieser Fund im Grunde genommen sogar gelegen.
Sie verabschiedeten sich, Victor bat Caroline, die anderen herzlich zu grüßen und schaltete den Holi aus. Seine derzeitige Herzensfrau verschwand wieder.

Victor schlief ausgesprochen schlecht und unruhig. Die Ereignisse des Vortages wühlten ihn innerlich stärker auf, als er erwartet hatte. Am Abend überwogen noch Aufregung und Forscherdrang, doch in der Nacht prassten so unendlich viele Fragen über ihn herein.
Was war damals passiert?
Welche der Möglichkeiten traf zu: Sadistischer Mord oder verzweifelter Selbstmord?
Warum kannte niemand diese Wohnung?
Es gab kaum etwas, worüber Mutter nicht informiert war, aber seit dem Auftauchen der Tür hinter dem Schrank verhielt sie sich ausgesprochen seltsam. Seine innere Stimme sagte ihm, dass irgendetwas an der ganzen Geschichte faul war. Er hatte aber keine Idee, was hier nicht stimmte.

Gerädert stand er im Morgengrauen auf. Einen kurzen Moment verharrte er auf der Bettkante sitzend und ließ seine schweren Träume nachklingen. Schließlich erhob er sich, um seine täglichen Yogaübungen in Angriff zu nehmen. Die waren Pflicht. Und sie halfen ihm, sich etwas zu entspannen. Als er in die Küche kam, sah er, dass Mutter ihm schon ein Frühstück vorbereitet hatte, das genau seinen Bedarf an Energien und Nährstoffen decken würde. Diesbezüglich war auf Mutter immer Verlass.
Normalerweise plauderte er morgens locker mit ihr über dieses oder jenes, doch an diesem Tag stand ihm nicht der Sinn danach. Sie schien sein Grübeln wohl zu spüren und schwieg.

Nachdem er den Frühstückstisch abgeräumt hatte, starrte er selbstvergessen aus dem Fenster, um seinen Tagesablauf zu planen. Wäre es ein Tag wie jeder andere, würde er nach dem Frühstück in sein Atelier gehen und malen. Das war im Grunde seine tägliche Arbeit. Mit Lebensunterhalt hatte diese Tätigkeit allerdings nichts zu tun.

„Arbeiten“ war heutzutage für die Menschen ein relativer Begriff, ein etwas überzogenes Wort für eine Tätigkeit, die nicht zwangsläufig Produktives schuf. Es war eher Zeitvertreib im wörtlichen Sinne. Herkömmliche Arbeit, wie sie in der Geschichte der Menschheit üblich war, gab es nicht mehr. Jetzt sollte aber niemand glauben, dass sich die Menschheit sinnentfernt langweilte, nur weil niemand mehr arbeiten gehen musste. Das Leben fühlte sich an wie eine ewig verlängerte Kindheit, lebenslange Ferien oder ein unbegrenzter Selbstfindungs-Workshop.
Die Welt des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts schien ein Paradies zu sein.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Schreibfehler gefunden:
"Am Abend überwogen noch Aufregung und Forscherdrang, doch in der Nacht prassten so unendlich viele Fragen über ihn herein."

Schon seit Teil eins frage ich mich, wie alt Viktor eigentlich ist. Weil er bei der Mutter lebt und diese sein Frühstück macht etc...
Aber ich denke, nach dem vorletzten Satz, die Antwort wird kommen...
*zwinker*
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******tia:
Schreibfehler gefunden:
"Am Abend überwogen noch Aufregung und Forscherdrang, doch in der Nacht prassten so unendlich viele Fragen über ihn herein."

;-)

Entschuldige bitte, welchen Rechtschreibfehler meinst du?
*******tia Mann
5.094 Beiträge
prassten ... sollte es nicht prasselten heißen?
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Stimmt *top*
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Mutter 3/ 15
Das 22. Jahrhundert

Intelligente Roboter erledigten nahezu alle Aufgaben, produzierten in Fabriken die für das Leben notwendigen Gegenstände oder bewirtschafteten Felder. Das beschreibt in einem Satz, weshalb menschliche Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wurde, weder geistige noch körperliche. Warum das „Arbeiten gehen“ im Sinne von „ich gehe Geld verdienen“, außerdem überflüssig war, verdankten die Menschen des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts einem weiteren, simplen Umstand: Es gab weder Geld noch Besitz.

Allgemein wurde der Standpunkt vertreten, dass fast alle früheren Probleme der Menschheit mit krankhaftem Besitzdenken zusammenhingen, dem sinnbefreiten Anhäufen von Geld und Gütern. Oder dem Streben danach. Folgerichtig wurden die Menschen endlich von dieser Geißel befreit. Erhellend war zudem, dass alle Güter sowieso nur geliehen waren. Wie konnte jemand etwas für sich allein beanspruchen, wenn all die Dinge zum Zeitpunkt des Todes zurückgelassen werden mussten?
Sie wurden direkt neu verteilt. Also war Besitz schon immer ein temporärer Zustand. Es fehlten einzig Einsicht und konsequente Neubewertung. So Mutter. Unabhängig davon machte es auch tatsächlich keinen Sinn, Gegenstände nur für sich allein zu beanspruchen und weggesperrt irgendwo herumstehen zu lassen. Warum sollten andere sie zwischenzeitlich nicht auch nutzen? Schließlich verfügte die Welt nicht über so viele Wert- und Rohstoffe, dass mensch sich solch eine Verschwendung hätte leisten können.

Dass es keinen individuellen Besitz gab, bedeutete natürlich in keiner Weise, dass mensch anderen einfach etwas wegnehmen durfte, wie es ihm oder ihr beliebte.
„Das gehört doch niemandem, also nehme ich es mir einfach“, war undenkbar.
Bisher hatte niemand versucht herauszufinden, was geschehen würde, sollte doch jemand diese ungeschriebene Regel brechen wollen.
Selbstredend, dass es in dieser Welt weder Polizei noch Gerichte bedurfte, geschweige denn einer Regierung. Niemand konnte für die Allgemeinheit gültige Regeln festlegen, nur um sich unter dem Deckmäntelchen der Staatsgewalt persönliche Vorteile zu verschaffen. Die Spielregeln des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts orientierten sich einzig daran, was richtig oder falsch war und nicht, was wem nutzte.

Genauso existierten alle Nationalstaaten mitsamt den überflüssigen Grenzen nicht mehr, so dass Menschen überall auf dieser Welt trotz ihrer Unterschiedlichkeit gleichgestellt waren. Der Ort der Geburt verschaffte niemandem ein privilegierteres Leben. Auch durfte sich jeder selbstverständlich den Platz auf diesem Globus aussuchen, wo er oder sie sich zu Hause fühlte. Dadurch vermischte sich das Leben auf der Erde, weshalb zur Vereinfachung der Kommunikation englisch die einzige, gängige Sprache war. Frühere Nationalsprachen fungierten nur noch als unbedeutende Zweitsprachen. Die durfte lernen, wer immer es wollte, für das allgemeine Miteinander spielten sie keine Rolle mehr.

Damit „richtig“ und „falsch“ gleichermaßen verstanden wurde, hatte Mutter die Bildung junger Menschen in ihre Hand genommen. Sie kümmerte sich innerhalb der Familienverbände um das, was früher „Schule“ genannt wurde. Von Kindesbeinen an bläute sie allen ein, dass die Welt eine Fülle an Schätzen zu bieten hatte, die aber nicht nur den Menschen, sondern auch Pflanzen und Tieren gleichermaßen zur Verfügung stand. Raubbau war strikt untersagt. Der Mensch hätte kein Recht, sich weder über andere Menschen noch über andere Arten des Lebens zu stellen - um ihnen womöglich auch noch die Existenzgrundlagen zu entziehen. Dies war eine der wichtigsten Botschaften, die für Mutter unter keinen Umständen verhandelbar war.

Musste extra betont werden, dass grenzenloser Konsum im Widerspruch zum Existenzrecht allen Lebens stand? Mutter achte grundsätzlich sehr auf die Balance. Das war ihr großes Thema, mit dem sie manch einem ganz schön auf die Nerven gehen konnte. Sie bekam sprichwörtlich erhöhten Blutdruck und Schnappatmung, wenn irgendwelche Dinge aus dem Gleichgewicht gerieten. Die Ressourcen dieser Welt waren in dem Maße vorhanden, dass jedem für die Dauer seines oder ihres Lebens ein festgelegtes Kontingent zur Verfügung stand. Diese Menge war zwar nicht in Stein gehauen, aber jedem war bewusst, dass mit Wertstoffen sorgsam und verantwortungsvoll umgegangen werden musste und sie nicht unbegrenzt zur Verfügung standen.

Die Schonung von Ressourcen war schließlich auch der Hauptgrund, warum es die Familie viel Überzeugungsarbeit gekostet hatte, den Schrank aus dem Berliner Zimmer zu entfernern. Glücklicherweise hatte er im zweiten Stock ein neues zu Hause und somit weitere Verwendung gefunden, woraufhin Mutter sich erweichen ließ. Gegenstände, die noch funktionierten - und Mutter kontrollierte sehr genau, dass das auch so war - durften nicht entsorgt werden. Müll konnte praktisch nicht anfallen. Wollte sich jemand von etwas trennen, musste er oder sie erst nach neuem Nutzer suchen. Es verstand sich von selbst, dass sich jeder vor eine Neuanschaffung kritisch fragte, ob diese wirklich notwendig sei.

Dies waren die äußeren Rahmenbedingungen für alle Menschen. Ausnahmslos. Gleichermaßen. Nicht unwesentlich waren auch die Regeln für das gesellschaftliche Miteinander. Vorneweg muss allerdings gesagt werden, dass Mutter sich aus den meisten zwischenmenschlichen Konflikten heraushielt. Sie betrachtete es als große Lebensaufgabe der Menschheit, die Wege zu finden, um miteinander auszukommen. Die richtige Umgangsform zu lernen sei eine der wesentlichen Kernentwicklungsarbeiten, erläuterte sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Kompromisse zu finden, Widersprüche auszuhalten und Andersartigkeiten zu akzeptieren. Eine gesunde Streitkultur zu entwickeln. Hier mischte sie sich nicht ein, auch wenn es ihr manchmal sprichwörtlich unter den Fingernägeln brannte. In Tausenden von Jahren war es den Menschen nicht geglückt, hier den richtigen Weg einzuschlagen. Vielleicht war es im jetzigen Umfeld endlich möglich. Mutter hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

Hingegen zuständig fühlte sich Mutter für Bereiche, die mit Familie und Sexualität zu tun hatten. Nicht, dass sie sich für irgendwelche sexuellen Praktiken interessierte oder Spielarten nicht akzeptierte. Nein. Nein. Da war Mutter ganz aufgeschlossen. Sex sollten alle Menschen genießen, lieber mehr als zu wenig.

Von einigen sehr folgenreichen - und direkt zusammenhängenden - Fesseln war die Menschheit befreit. Die Kleinfamilie existierte nicht mehr. Es war allgemeiner Konsens, dass diese Form des Miteinanders nur eine versteckte Form des Besitzdenkens war. Den Männern gehörten die Frauen und den Frauen die Männer. Nicht immer war es ausgewogen, aber besonders problematisch wurde es, wenn einer von beiden eine Beziehung mit einem oder einer Dritten angefangen hatte - was weniger selten vorkam als gedacht. Warum auch nicht? Warum sollte sich Menschen in dem einzigen Leben, das sie zur Verfügung hatten, diese Tür der Freude und Erfahrung selbst und grundlos verschließen?

Laut Mutter war das Übel nicht in den Bedürfnissen der Beteiligten zu suchen, sondern bei denjenigen die behaupteten, es sei eine Sünde. Alle Religionen hatten über Jahrhunderte dieses geschlossene Familienbild gepredigt, dass Mutter als „nicht-Menschen-gerecht“ bezeichnete. Die Kirchen verhängten zeitweise drakonische Strafen, wenn jemand außerhalb des ehelichen Rahmens nach sexueller Erfüllung Ausschau hielt. Als Konsequenz daraus und da Kirchen nahezu in der Hauptsache der Ausübung von Macht dienten, wurden auch alle Religionen kurzerhand abgeschafft. Diese brauchte niemand. Anstelle der Klein-Familien wohnten die Menschen heute als größerer Familienverband in einer Art Rudel oder Herde zusammen, vergleichbar mit Wölfen. Entsprechend endete automatisch auch die sexuelle Exklusivität eines einzigen Partners.
Diese Rudel bildete die Großfamilie, in der sich alle untereinander kümmerten, bei Krankheit pflegten, die Kinder gemeinsam großzogen.

Sexuelle Beziehungen wechselten mal hier und da. Junge Frauen und Männer streiften oft herum, um sich auszuprobieren, nach erotischen Bekanntschaften Ausschau zu halten und ihre ungehemmte Lust auszuleben. Mal innerhalb des Familienverbandes, mal außerhalb. Mutter war der Meinung, dass es keinen einzigen Grund gab, der gegen das Ausprobieren sprach.
Allerdings achtete sie sehr streng darauf, dass bei Schwangerschaften die Quoten so eingehalten wurden, dass die menschliche Population immer auf dem gleichen Niveau stagnierte. Auch an diesem Punkt verstand sie absolut keinen Spaß. Brachte eine Frau nur ein Kind zur Welt, durfte eine andere drei bekommen. Genauso war das mit den Familienverbänden. Der eine hatte mehr Kinder, der andere weniger, aber die Population insgesamt musste gleichbleiben. Mutter wusste immer, welche der Frauen zu welchem Zeitpunkt einen Eisprung hatte und passte entsprechend auf. Manch einen jungen, uneinsichtigen Mann hatte sie schon mit runtergezogener Hose und steifem Glied aus dem Haus jagen müssen.

Sie begründete ihr rigoroses Verhalten damit, dass Menschen keine ernst zu nehmenden natürlichen Feinde mehr hätten und da sie sich zusätzlich so unglaublich gesund ernähren würden, wäre der Planet ohne Geburtenkontrolle innerhalb nur weniger Generationen komplett überbevölkert.

Der Platz war nun mal begrenzt und darauf hätten die Menschen Rücksicht zu nehmen. Das waren die Spielregeln, an die sich Alle zu halten hatten und von Mutter überwacht wurden. Ansonsten hatten alle die Freiheiten, die sie sich wünschten.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Irgendwie paradiesische Zustände. Oder auch nicht? Mutter ist so eine Art Instanz, vielleicht eine Holo, die gleichgeschalten jeden Familienverband kontrolliert?

Allen gehört alles, ohne Bereicherung, es wäre schön so. Aber ohne Kontrolle durch Polizei oder ähnliches wird es immer welche geben, die den anderen etwas wegnehmen um mehr zu haben. Das kann man bei Kindern im Sandkasten schon beobachten. Einfach menschlich.

Deshalb: Spannend, wie die Geschichte weitergeht. Sind diese paradiesischen Zustände zu halten?

Bei mir als Autor sicher nicht ... *zwinker*
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.194 Beiträge
Noch ein paar Fundstücke aus Teil 2

Zitat von *******o_F:
Beide Namen wurden im Übrigen französisch ausgesprochen, seiner klang als wäre er „Wigtohr“ geschrieben und [...]
Komma nach 'klang'

Zitat von *******o_F:
„Ich werde mir morgen die Wohnung mal genauer anschauen“, meinte Victor tapfer, „Ich wundere mich nur, dass nie jemandem aufgefallen ist, dass sich in diesem Haus eine weitere Wohnung befindet? Auch von außen ist sie nicht zu sehen.“
Punkt nach 'meinte Victor tapfer'
(Wenn es einen Begleitsatz gibt, darf die wörtliche Rede nur einen Satz beinhalten. Der Satz ist hier: „Ich werde mir morgen die Wohnung mal genauer anschauen“, meinte Victor tapfer.
Die wörtl. Rede danach ist ein neuer Satz.)

Zitat von *******o_F:
Nach dem Stil der Einrichtung zu beurteilen,
zu urteilen

Zitat von *******o_F:
Die Wohnung war von außen recht gut versteckt und die Bewohner hatten unglaublich viele Lebensmittel- und Getränkevorräte angelegt.
Komma nach 'gut versteckt'
(es sind zwei Hauptsätze mit unterschiedlichem Subjekt)

Zitat von *******o_F:
„Wohnen wir heute in der gleichen Wohnung, wie einst ein Psychopath?“ fragte Caroline entsetzt.
Komma nach der wörtl. Rede

Zitat von *******o_F:
Der Schrecken, der doch recht sonderbaren Entdeckung, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass beide die Aufregung unglaublich genossen.
Für einen besseren Lesefluss würde ich die Kommas nach 'Schrecken' und 'Entdeckung' weglassen, sie sind nicht zwingend erforderlich.

Zitat von *******o_F:
Beider Augen glühten vor Begeisterung und als spannende Beschäftigung kam ihnen dieser Fund im Grunde genommen sogar gelegen.
Komma nach 'Begeisterung'
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.194 Beiträge
Zu Teil 3

Zitat von *******o_F:
Glücklicherweise hatte er im zweiten Stock ein neues zu Hause und somit weitere Verwendung gefunden, woraufhin Mutter sich erweichen ließ.
'woraufhin' hat die Bedeutung von 'danach' oder 'anschließend. Hier passt besser: 'wozu'

Zitat von *******o_F:
Wollte sich jemand von etwas trennen, musste er oder sie erst nach neuem Nutzer suchen.
da fehlt: einem neuen Nutzer

Zitat von *******o_F:
Es verstand sich von selbst, dass sich jeder vor eine Neuanschaffung kritisch fragte, ob [...]
einer

Zitat von *******o_F:
Die richtige Umgangsform zu lernen sei eine der wesentlichen Kernentwicklungsarbeiten,[...]
Komma nach 'zu lernen'

Zitat von *******o_F:
Warum sollte sich Menschen in dem einzigen Leben, das sie zur Verfügung hatten, [...]
sollten

Zitat von *******o_F:
Laut Mutter war das Übel nicht in den Bedürfnissen der Beteiligten zu suchen, sondern bei denjenigen die behaupteten, es sei eine Sünde.
Komma nach 'bei denjenigen'

Zitat von *******o_F:
Diese Rudel bildete die Großfamilie, in der sich alle untereinander kümmerten, bei Krankheit pflegten, die Kinder gemeinsam großzogen.
'Dieses Rudel bildete die Großfamilie' oder
'Diese Rudel bildeten die Großfamilie'

Zitat von *******o_F:
Sie begründete ihr rigoroses Verhalten damit, dass Menschen keine ernst zu nehmenden natürlichen Feinde mehr hätten und da sie sich zusätzlich so unglaublich gesund ernähren würden, wäre der Planet ohne Geburtenkontrolle innerhalb nur weniger Generationen komplett überbevölkert.
ernstzunehmenden
Komma nach 'Feinde mehr hätten'
indirekte Rede, Konjunktiv II:
ernährten

Zitat von *******o_F:
Das waren die Spielregeln, an die sich Alle zu halten hatten und von Mutter überwacht wurden.
alle
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Danke, @*****a99, das werde ich gleich ändern.
*danke*
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.194 Beiträge
Ein sehr interessantes Future-Szenario!
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was es mit den Leichen auf sich hat... *ungeduldig*
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
@*****a99

Du hast dir ja richtig viel Arbeit mit den Korrekturen gemacht. Das weiss ich sehr zu schätzen.

DANKE.
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Alle Religionen sind abgeschafft worden - das ist die beste Idee ever. *ja*
Man darf gespannt sein was da noch so alles passiert. *top*



Der erste Absatz liest sich etwas holprig…das könnte man ein wenig vereinfachen. *g*

Intelligente Roboter erledigten nahezu alle Aufgaben, produzierten in Fabriken die für das Leben notwendigen Gegenstände oder bewirtschafteten Felder. Das beschreibt in einem Satz, weshalb menschliche Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wurde, weder geistige noch körperliche. Warum das „Arbeiten gehen“ im Sinne von „ich gehe Geld verdienen“, außerdem überflüssig war, verdankten die Menschen des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts einem weiteren, simplen Umstand: Es gab weder Geld noch Besitz.


Möglicherweise so:

Intelligente Roboter erledigten nahezu alle Aufgaben. Sie produzierten die für das Leben notwendigen Gegenstände, oder bewirtschafteten die Felder.
Das beschreibt in einem Satz, weshalb die menschliche Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wurde - weder die geistige noch die körperliche.

Niemand musste mehr arbeiten gehen, oder seinen Lebensunterhalt verdienen, denn Besitztum und Geld waren im zweiundzwanzigsten Jahrhundert abgeschafft worden.
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Danke @******s23.

Es stimmt, so klingt es besser - obwohl ich den holprigen Satz irgendwie mochte. Aber dein Vorschlag ist flüssiger.

*danke*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Gerne @*******o_F
Es ist deine Geschichte und dein Stil.
Du entscheidest welche Vorschläge für dich Sinn machen. *ja*
Mir ist es nur aufgefallen, weil ich den Anfang zweimal lesen musste. *zwinker*
erhebende 11 Zentimeter...
*****a99 Frau
3.194 Beiträge
Zitat von ******s23:
Sie produzierten die für das Leben notwendigen Gegenstände, oder bewirtschafteten die Felder.
Stimmt, liest sich flüssiger. Aber bitte ohne Komma *zwinker*
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******s23:
Gerne @*******o_F
Es ist deine Geschichte und dein Stil.
Du entscheidest welche Vorschläge für dich Sinn machen. *ja*
Mir ist es nur aufgefallen, weil ich den Anfang zweimal lesen musste. ;)

Ich schreibe ja auch in der Hoffnung, dass andere Lust haben, meine Geschichten zu lesen und im Idealfall auch Freude daran haben.

Von daher bevorzuge ich deinen Vorschlag.
*********cht76 Mann
485 Beiträge
Zitat von *******o_F:
Der Mensch hätte kein Recht, sich weder über andere Menschen noch über andere Arten des Lebens zu stellen
"Kein Recht [...] weder [...] noch" ist eine doppelte Negation. Meines Erachtens müsste es hier heißen: "Der Mensch hätte kein Recht, sich über andere Menschen oder über andere Arten des Lebens zu stellen." Oder eigentlich noch besser, weil auch kürzer und der Kontrast des weder - noch erhalten bleibt: "Der Mensch dürfe sich weder über andere Menschen noch über andere Arten des Lebens stellen."
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Ich glaube zwar nicht, dass es eine doppelte Negation ist, da sich „weder“ auf „noch“ bezieht und sich „kein“ im anderen Satzteil befindet, dekn letzter Vorschlag ist aber die beste Lösung.
*danke*
*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******s23:
Alle Religionen sind abgeschafft worden - das ist die beste Idee ever. *ja*
Man darf gespannt sein was da noch so alles passiert. *top*



Der erste Absatz liest sich etwas holprig…das könnte man ein wenig vereinfachen. *g*

Intelligente Roboter erledigten nahezu alle Aufgaben, produzierten in Fabriken die für das Leben notwendigen Gegenstände oder bewirtschafteten Felder. Das beschreibt in einem Satz, weshalb menschliche Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wurde, weder geistige noch körperliche. Warum das „Arbeiten gehen“ im Sinne von „ich gehe Geld verdienen“, außerdem überflüssig war, verdankten die Menschen des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts einem weiteren, simplen Umstand: Es gab weder Geld noch Besitz.


Möglicherweise so:

Intelligente Roboter erledigten nahezu alle Aufgaben. Sie produzierten die für das Leben notwendigen Gegenstände, oder bewirtschafteten die Felder.
Das beschreibt in einem Satz, weshalb die menschliche Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wurde - weder die geistige noch die körperliche.

Niemand musste mehr arbeiten gehen, oder seinen Lebensunterhalt verdienen, denn Besitztum und Geld waren im zweiundzwanzigsten Jahrhundert abgeschafft worden.


das konnte ich so doch nicht übernehmen, da der Sinn verändert wurde. Besitz und Geld wurden nicht im 22.Jhd. abgeschafft, sondern vorher. Zu dem Zeitpunkt gab es beides nicht mehr.

Außerdem wurde jetzt in 2 Sätzen ausgedrückt, dass....

"Intelligente Roboter erledigten nahezu alle Aufgaben. Sie produzierten die für das Leben notwendigen Gegenstände oder bewirtschafteten die Felder.
Das beschreibt in zwei Sätzen, weshalb die menschliche Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wurde - weder die geistige noch die körperliche. Hinzu kam, dass im zweiundzwanzigsten Jahrhundert niemand mehr arbeiten gehen oder seinen Lebensunterhalt verdienen musste, denn Besitztum und Geld gab es nicht mehr.

*******o_F Mann
1.642 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******tia:

Allen gehört alles, ohne Bereicherung, es wäre schön so. Aber ohne Kontrolle durch Polizei oder ähnliches wird es immer welche geben, die den anderen etwas wegnehmen um mehr zu haben. Das kann man bei Kindern im Sandkasten schon beobachten. Einfach menschlich.



Lieber @*******tia,

über deine Aussage, bzw. dem Beispiel mit den Kindern im Sandkasten, habe ich nachgedacht.
Aber ist es nicht das, was wir als Menschen lernen können? Wir haben ja die Möglichkeit uns zu entwickeln und wollen nicht in der Sandkastenphase stehenbleiben.

Sind es nicht auch die Werte, die eine Gesellschaft vermitteln sollte, damit sich Kinder auf ihrem Weg orientieren können?
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.