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Die heilige Drei

********iler Mann
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Themenersteller 
Die heilige Drei
Kein Wind kommt an diesem Spätsommertag durch die Bäume hindurch. Die Kronen und Blätter bleiben ruhig, beinahe ehrfürchtig vor dem Moment. Nur eine Fledermaus scheint von dem, was unter ihr vor sich geht, fasziniert. Immer wieder dreht sie ihren Runden und zieht die Aufmerksamkeit der Anwesenden für Sekunden auf sich.
Bis ein Mann aus einem Haus in den Abend tritt, an dem sich Sonne und Land gerade miteinander vereinen.
Drei Schritte machte er, der von allen Leif genannt wird, ehe er am Kreis steht.
Es ist der Kreis der Treue.
Aufgebaut, ausgelegt und vorbereitet einzig für die Zeremonie.
Drei Meter misst er in seinem Durchmesser. Umrahmt von neun Fackeln, gebettet von einem Tuch, um dessen Ränder ein neun Meter langes Seil gewebt ist.
Das Feuer der Fackeln bringen ein sich wechselndes Licht in die Gesichter der Anwesenden.
Nach einem Dank an die Götter betritt Leif den Kreis.
In seiner Mitte stehend, die Tunika betrachtend, das Schwert haltend, kommt aus dem Zwielicht des Abends ein Mann. Er stützt sich auf einen Stab, der mit Symbolen verziert ist. Das Gesicht des Mannes wird von einer Haube beschattet. Sein Klappenrock ist mit einem Umhang bedeckt. An seinem Gürtel trägt er einen Beutel.
Bevor er den Kreis betritt, sich zu Leif gesellt, schaut er in seine Hände, an denen das Alter des Mannes ablesbar ist. Viele Jahre hat der Mann schon in dieser Welt verbracht, so zeigen es Finger und Haut.
Das Alter ist seine Stärke. So ruft der Alte um die Aufmerksamkeit der Welten.
Alle die Asen, Wanen, Riesen und Zwerge sollen später bekunden können, was sich zutrug.
Bevor er in den Kreis tritt, lehnt er seinen Stab ein einen mächtigen Stumpf. Noch einmal öffnet er seine Hände, breitet die Arme aus. Die Melodie, die er summt, ist vielen hier bekannt. Es ist die Melodie eines Liedes, das seit Generationen gesungen wird.
Vor Leif stehend schaut er dem Jüngling in die Augen, so als wolle er tief in ihn hineinblicken. Ein Teil von ihm werden. Während seine Augen die des Jünglings fixieren, ihn erstarren lassen, greift er in seinen Beutel, um eine Handvoll Runensteine zu entnehmen.
Im Licht der schwindenden Sonne, das von den Fackeln gestärkt wird, betrachtet er drei.
„Ordala“, ruft er den Blick in den Himmel gerichtet, ehe er die Rune den Anwesenden zeigt.
Seine Hand zittert, als er „Ehwaz“ benennt und allen zum Augenschein gibt.
Die letzte Runde, die er den Anwesenden entgegenhält, ist „Uruz“.
In sich gekehrt spricht der Alte von Besitz, von Gesundheit und Kraft, einem Wendepunkt.
Kurz darauf legt er seine Hand auf Leifs Stirn, um ihn zu fragen:
„Du Jüngling willst nun vereinen zweier Sippen? Gründer werden? Ich habe die Götter gerufen, die Runen befragt. Sie sind dem wohl gesonnen. Nun verrate mir Jüngling, hast Du die Sippe deiner Zukünftigen um deren Freigabe gebeten?“
Leif schweigt. Klammert sich beherrschend an den Griff seines Schwertes, so als wolle er es in jedem Moment ziehen können.
„Dann tue dies nun und rufe den Vater und die Mutter, die Schwestern und Brüder.“
Leif dreht sich. Seine Hand hält noch immer fest den Griff. Er ist auf das Wohl deren angewiesen, die er zu fragen hat. Der Kreis der Treue bietet ihm Sicherheit. Im Kreise ist er frei von Niedertracht, von erbotenem Ehrgefühl, von Schwerthieben. Bei aller Sicherheit, die ihm der Alte und der Kreis bieten, hat er Respekt vor der Kraft der anderen.
So fragt er:
„Ihr, die ihr genährt, geschützt und gezogen habt, wollt ihr mir geben, Ingrid zur Frau?“
Der Zorn, den Leif in den Augen des Brautvaters zu sehen glaubt, lässt ihn schlucken. Keine andere Mimik kann er erkennen. Der Bart verdeckte die Lippen. Für Leif ist nicht klar, wie die Antwort lauten wird. So wartet er. Statt der Stimme spricht zuerst der Becher, den der Vater in die Luft hält. Leifs Hand löst sich vom Schwertgriff, als der Angefragte das Wort erhebt.
„So Du sie ebenso nähren, ebenso schützen, ebenso ziehen. So Du eure Kinder in dem alten Sinn und Glauben wachsen lässt, sollst Du nehmen meine Tochter zur Braut“, spricht das Oberhaupt der Sippe, die Leif bat.

Mit einem Dank an die Brautsippe wendet sich Leif dem Alten zu und spricht:
„Ich habe das Wort, die Sippen zu einen.“
„So sei es“ erwidert der Alte und nimmt seinen Stab zur Hand, um mit ihm drei Mal auf das Tuch zu stoßen, das den Kreis bildete.
Das Dröhnen des Horns, das nun erklingt, wird von den Bäumen im gleichen Moment als Ruf zurückgeschickt, in dem es hinausgebracht wurde.
Drei Mal stößt der Bläser kräftig, ehe er sein Instrument zurück an den Gürtel steckt.

Es war der Ruf für die Braut, die nun die Gewissheit hat, ihre Sippe hinter dem Bund zu wissen.
Als Ingrid hinter den ihren hervorkommt, von der Mutter an den Kreis geführt wird, kann Leif seine Blicke nicht von ihr lassen. Ihr Mantel aus blauem Stoff mit gelben Borden leuchtet wie ihre Augen. Die rote Tunika darunter, die von einem weißen Unterkleid getragen wird, gleich dem Feuer, das um ihn herum brennt und in der gewordenen Nacht nun Licht spendet.
Am Hals seiner Zukünftigen hängt eine Kette aus blauen und weißen Glasperlen, die das Licht der Fackeln zurückwerfen und sich mit der Farbe des Kleides verbinden. So wie er sich mit Ingrid binden will.
Bevor Ingrid den Kreis der Treue betritt und sich zu Leif gesellt, spricht sie zu Frigg, dankt ihr für die Fügung.

Der Wind hält Einzug, lässt die Flammen der Fackeln und die Stoffe tanzen.
„Es ist ein Zeichen“, meint der Alte, der erneut in seinen Beutel greift.
Gebo, Raidho, Ingwaz zieht er, um abschließend seine Hand auch auf Ingrids Stirn zu legen.
Ihr gibt er mit: „Du wirst die Harmonie in euren Bund bringen. Euren Lebensweg festigen und einen fruchtbaren Schoß besitzen.“
Mit geschlossenen Augen nimmt Ingrid seine Worte an, als Blick in ihre Zukunft.
Niemand wagt es ihnen nicht zu glauben.
Ingrid bedankt sich für den Weg, den die Götter für sie und Leif vorgesehen haben, doch der Alte bittet um Auskunft:
„Hast Du das Wort, in eine neue Sippe aufgenommen zu werden?“
Ingrid schweigt, wie auch Leif schwieg.
Als der Wind von allen ablässt ist das ein Zeichen.
„So sollst Du fragen die Mutter und den Vater, die Brüder und Schwestern“ fordert der Alte Ingrid auf.
Ingrid dreht sich zu ihrer Rechten, sieht Leifs Sippe, wie sie vom Feuern der Fackeln erhellt wird. Für einen Moment zögert sie, als sei sie sich der Antwort auf die Frage, die sie zu stellen hat, nicht sicher. Dann richtet sie sich, spricht mit einer Stimme, die Stolz in sich trägt:
„So sagt mir edle Mutter und hehrer Vater, sagt ihr Brüder und Schwestern, wollt ihr mich zu einer der Euren haben?“
Es ist Leifs Mutter, die drei Ähren, ein Stück Stoff und eine Eichel in den Kreis wirf und so ihrer Antwort etwas Gegenständliches vorausschickt. „So sollst Du nähren, Kleiden und ziehen, wie ich nährte, kleidet und zog. Nimmt denn an. Male stets das Korn für die deinen, ziehe eifrig den Faden und gebe eurer Frucht den Schatten eines Baumes.“
Ingrid tritt an den Rand des Kreises, weg von ihrem Liebsten, um aufzunehmen, was Leifs Mutter ihr gab.
„So will ich es halten euch und meiner zu ehren“, spricht sie und schreitet zurück.

Drei Mal noch trifft der Stab des alten Mannes auf das Tuch und den Boden. Drei Mal noch erklingt das Horn in die Dunkelheit hinein, ehe der Alte spricht:
„Da eure Sippen der Verbindung nicht abtun, so sollt ihr gebunden werden. Reichet euch die Hände.“ An den Händen sich haltend sehen sie dabei zu, wie der Alte sie mit einem Lederband bindet. Drei Schläge legt er um jede Hand, um die Verbindung mit drei Knoten zu besiegeln.

Erst jetzt tritt er für die Anwesenden mit seinem Gesicht ins Licht. Sein Alter gleicht sich mit denen der Hände. Das Haar, das bis dahin von der Kapuze verdeckt geblieben war, hatte jede Farbe verloren. Es zeigt mit seiner Strahlkraft den Reichtum an Wissens, das er in sich trägt. Er konnte es nur vom Göttervater selbst erlangt haben, darin sind sich alle sicher.

Sein Anruf der Götter wird von allen als eine Großzügigkeit verstanden.
Und so hört ein jeder:
„Ihr hohen Götter, die ihr Weisheit, Kraft, Liebe, Fruchtbarkeit und Geschick besitzt. Ihr Asen und Wanen, die unser Geschlecht schützen. Schützt diese Verbindung, das ist der Wunsch derer, die hier versammelt.“

Es folgt eine kurze Pause, in der nur das Knistern des Holzes zu vernehmen ist, das vom Feuer der Fackeln verzerrt wird.

„Wir werden geboren, wir leben und wir gehen hin zu den Göttern da Allvater, Freya oder Hel, wenn Urd, Verdandi und Skuld über die Länge unseres Lebensfadens übereingekommen sind. Sie sind die Hüterinnen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Mit ihnen lassen Vater und Mutter das Kind entstehen.
So ist der Kreis des Lebens.
Es wird Tag, es wird Abend und es wird Nacht.
So ist das Spiel von Sonne und Mond, bis der Wolf die eine frisst.
So wächst der Bruder Tag um Tag zu vollem Licht, bis er sich wieder von seiner Schwester entfernt.
So teilen wir das Jahr.
Es kommen im Kreis des Jahres der Lenz, der Sommer und der Winter, in denen die Sonne das Handeln markiert.
All diese Zeiten sollt ihr gemeinsam erleben. So sprecht euch zu drei Mal drei Worte, die eure Verbundenheit symbolisieren“, verkündet der Alte und überlässt den Gebundenen das Wort.

„Dir meine Treue“ ; „Dir mein Leben“ ; „Dir meine Liebe“, spricht Leif und hört Ingrids Antwort: „Dir mein Herz“ ; „Dir meine Kinder“ ; „Du, ich, wir“

Beiden lächeln und erwarten den letzten Akt ihrer Verbindung. Den Tanz, dessen Takt nun von Flöten, Hörnern und Trommeln gegeben wird.
Das Lederband abzunehmen ist den beiden noch nicht vergönnt. Erst wenn sie zu zweien sind, gesteht es Leif zu, es vorsichtig mit seiner noch freien Hand zu öffnete und seiner Ingrid zu überreichen.
Auf ihm sind ihre Namen und die Namen ihrer Sippen eingestanzt, auf das ein jeder erkennen kann, wer wem die Treue hält in Not und Streitigkeit.
Die letzten Worte hat in dieser Zeremonie der Alte:
„In neuer Sippe den Göttern beweis, in neuer Gemeinschaft sollt ihr nun treten aus dem Kreis, in dem ihr euch Treue schwort.“
Als Mann und Frau verlassen Ingrid und Leif den Kreis der Treue hin zum großen Platz, wo ein Fest beginnt, das bis zum Morgen dauert. Die beiden aber finden Zeit für sich, ohne der Feierlust der Gäste Abbruch zu tun.
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