Der sanfte Mut (Toxisches Papier Nr.87)
(in philia(s) res)
Wohin?
Mit klappernden Zähnen stehen im eisigen Wind.
Ein Erzengel steht sturmumtost auf hohem Dach
und breitet seine Flügel aus.
Die erhobene Hand zeigt mit gespreizten Fingern
in alle vier Himmelsrichtungen.
Den festen Blick scheinbar abgewandt
von den Backsteinmauern, aus denen die Wünsche rieseln.
Und doch wissend
das der Unmut sich bricht
im tosenden Rauschen
des Zeitenwinds.
In bestimmbarer Substanz gesammelt allein
der sanfte Mut.
Kein Verharren mehr
in der Macht der Nachwirkung.
Errichten wir doch
einen Andachtsraum für die Mutigen.
Zeitlos stolpert dann der Unmut durch den Mittelgang.
Nur recht so, dass er ins Straucheln gerät.
Der gleiche Mut sitzt da dann
auf seinem Stammplatz in der zweiten Reihe.
Leicht geduckt und lauernd hinter den Gesangsbüchern
und sich zu gern lösend von der Relation.
Sein Blick streift noch flüchtig den schweren Mut.
Solange doch ein treuer Begleiter der grauen Tage.
Gebeugt von schwerer Last und nunmehr ächzend
von Sargträgern durch den Gang gewuchtet.
Scheinbar phasenverschoben kommt da die Eröffnung
der Gewissheiten im sanften Mut daher.
Hin neigend zu den Gezeiten des Sehenswürdigen
und fern vom Getöse des Blindwütigen.
Sanfter Mut.
Sich an die Spitze setzend so fern der Spitzfindigkeit.
Gestalt finden ohne Zerstörung im bleibenden Entdecken.
Kraft schöpfen durch die Sehnsucht des Sehens.
Form gebende Natürlichkeit als Kunstform vielleicht.
Ziseliert durch das Schwert der sanften Feder,
welche allein den Wind zu durchschneiden vermag.
Aufhebung des Widerspruchs von Bleiben und Gehen.
Muster und Formung ohne Narben
welche Kreise und Zeichen von Innen und Außen vereinen.
Voran und nicht allein dahin gestellt.
Dahin im Lauf und doch im Kern voran.
© Anchises65
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