Schizotonie
Heute werde ich mir etwas bastlen! Nein, ich mach's mir nicht selbst, obwohl das ja auch nicht schlecht ist, ich lege mir vielmehr etwas zurecht. Dazu muss man sich sehr gewissenhaft vorbereiten – also gewissenhaft, im Sinne von "Was-hält-man-dafür". Kurz gesagt: ich lasse denken, also lasse ich mir etwas basteln. Im Grunde aber mach ich's mir damit doch wieder selbst, denn es ist ja nicht wirklich wer da, sondern nur virtuell!Das genügt um mich zu befriedigen. Ich halte mich für superschlau, das tut gut, ich muss mich nicht selber bemühen, das tut noch besser, ich erreiche ein reines Gewissen, das ist Spitze und ich bekomm's frei Haus geliefert was ich begehre: einen hohlen Kopf! Das Echo darin ist atemberaubend. Mit mir selbst, dem ich es hiermit besorgt habe, bin ich nunmehr zufrieden!
Mein Lächeln dringt durch den Spiegel, an mir vorbei, in die weite Welt hinaus, doch genau betrachtet – und deshalb geht es auch direkt an der weiten Welt, inclusive mir selbst, vorbei – ist es ein Grinsen: ein siegessicheres Grinsen. Habe ich nicht alle übertölpelt, die sich inzwischen eine eigene Meinung abgerungen, errungen haben, die Armen? Die stehen immer noch blöd vor den Tatsachen, während ich mich längst arrangiert habe. Harharr!
Das ist sehr einfach und ich bin sehr froh, daß es sehr einfach ist, denn so kann mir einfach nichts mehr passieren! Immer wenn eine Gefahr auftaucht, dann konnte ich mich bereits im Vorfeld mit ihr arrangieren, denn ich habe mir ja immer etwas basteln lassen. Wes' Brot ich ess' des' Lied ich sing! Schwierig würde es nur werden, wenn der Brötchengeber mich, so oder so, weg haben wollte, oder es überhaupt kein Brot mehr gäbe.
Das könnte aber nur geschehen, wenn...stopp,stopp, stopp! Jetzt hätte ich beinahe einen schweren Fehler begangen. Beinahe wäre ich ins logische Denken abgerutscht, Das heißt, ich hätt's mir wirklich selber gemacht. Aber das hätte mich ja dann gar nicht befriedigt. Also bloß erst gar nicht irgnorieren! Niemals einen Pakt mit dem Teufel eingehen, der sich auf Zweifel reimt, sondern immer schön in der Reihe bleiben, dann werden wir schon sehen, wohin der Hase läuft. Ich folge ihm dann einfach – und wenn's geht, spure ich ihm sogar vorauseilend den Pfad.
Monoton ist das nicht – nein! Das ist auch nicht langweilig und vor allem ist es nicht charakterlos! Dafür müssen schon die anderen herhalten, für die der Zug wieder mal abgefahren ist, weil sie sich nicht den Zeichen der Zeit angepasst haben, so wie ich, der sich jederzeit etwas zurechtbasteln kann. Es ist vielleicht ein bisschen schizo, aber das können sowieso nur Fachleute beurteilen – und die wechseln ja bekanntlich mit den Epochen. Von daher: immer schön fröhlich bleiben. Die Kastanien im Feuer verbrennen nur dem die Finger, der unbedingt ins Fettnäpfchen treten will! Ich bevorzuge jedenfalls das Jodeldiplom!
©Sur_real