Lesevergnügen für musikinteressierte Klassikliebhaber
Der Weg zur Sternstunde:
Jasmin Solfaghari, Crashkurs Oper. Schott Verlag, Mainz 2020, 116 Seiten, € 16.50.
Dass eine Kunstform, die um 1600 entstanden ist zur Erbauung kunstbeflissener Florentiner, bis ins 21. Jahrhundert existiert und Jahr für Jahr weltweit Millionen von Menschen anlockt, ist nicht selbstverständlich. Die Oper hat es geschafft - auch wenn sich an ihr noch immer die Geister scheiden.
Die Regisseurin und Autorin Jasmin Solfaghari beginnt ihren "Crashkurs Oper" mit dieser Kontroverse und stellt die Frage "Oper - ist das was für mich?" Die muss natürlich jeder für sich selbst beantworten, im Ringen mit eigenen Urteilen und Vorurteilen. Doch das Buch der Theaterfrau könnte dazu beitragen, der Gattung ein paar Neigierige mehr zuzuführen. Begeisterung ist bekanntlich ansteckend.
Und die hat die gebürtige Freiburgerin. Solfaghari stand schon als Kind auf der Bühne des Freiburger Stadttheaters, Musiktheaterregie studierte sie in Hamburg bei Götz Friedrich, seither inszenierte sie an vielen Häusern in Europa. Und gibt ihr Wissen und Können auch weiter als Hochschullehrerin. Den Spaß am vermitteln merkt man dem "Crashkurs Oper" an. Nicht dass einen das Studium des Büchleins zum Experten machte - aber man erfährt so viel Vorder- und Hintergründiges über die Materie, dass man nicht mehr loslassen will.
Solfaghari erzählt, wie Opern aufgebaut, wie sie gemacht werden. Wie ihre Spielstätte, aussehen - und warum. Man erfährt, was hinter den Kulissen passiert, wie eine Opernproduktion entsteht. Und sie stellt eine musiktheatralische Speisekarte zusammen: "Opern, die Appetit anregen". Da ist für jeden etwas dabei - für die ganze Familie bis zum Gourmet. Das alles wird mit viel Anschauungsmaterial offeriert - Bilder, Tabellen, Highlights. Und weil Musik am besten wirkt, wenn man sie hört, hat der Verlag in einem Link eine Liste von Audiobeispielen zusammengestellt. Fortgeschrittene und solche, die es werden wollen, können daraus auch einen Musikquiz machen.
Wer noch mehr Praxis möchte, der sei auf hoffentlich in absehbarer Zeit wieder uneingeschränkt mögliche Opernbesuche vertröstet, denn, wie Solfaghari schreibt: "Das Spannende an jedem Opernabend ist, dass es die Gelegenheit gibt, an einer möglichen Sternstunde teilzunehmen".
Recht hat sie!