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Civil War (2024)

*****ong Paar
692 Beiträge
Themenersteller 
Civil War (2024)
Amerika in einer nicht ganz so entfernten Zukunft. Der amtierende Präsident hat illegalerweise eine dritte Amtszeit in Anspruch genommen und im ganzen Land tobt ein Bürgerkrieg. In diesem chaotischen Umfeld arbeiten die kriegserfahrene Fotoreporterin Lee (Kirsten Dunst) und ihr Kollege Joel (Wagner Moura). Sie machen sich auf den Weg nach Washington D.C., um ein Interview mit dem Präsidenten zu führen, bevor gerüchteweise die Stadt fällt. Zu Lees Unwillen reist neben ihrem alten Freund Sammy (Stephen McKinley Henderson) auch noch die junge Jessie (Cailee Spaeny) mit, die sich als Fotografin etablieren möchte und in Lee eine Art Mentorin sieht. Die nicht mal 1000 Meilen in die Hauptstadt der USA werden dabei zu einem lebensgefährlichen Trip.

Eins vorweg, ich hatte einen leicht anderen Film erwartet. Es ist nicht schwierig, in dem fiktiven Präsidenten und dem Zustand, in dem sich das Land befindet, eine Allegorie auf Donald Trump und seine Anhänger zu sehen, aber so einfach macht es Regisseur und Drehbuchautor Alex Garland nicht. Erstaunlicherweise bleibt der Film politisch relativ neutral, es wird nicht mal genau erklärt, was genau diesen Bürgerkrieg ausgelöst hat. Nur das es verschiedene Gruppierungen gibt, die wichtigsten davon die dem Präsidenten treuen Truppen und die "Western Front", eine Art Militärzusammenschluß von Texas und Kalifornien. Garland beschreibt das Chaos im Land aus der Perspektive mehrerer Journalisten, die ehrlich gesagt rein egozentrisch handeln, weil sie das nächste preisverdächtige Foto schießen oder ein Interview führen wollen, was sich sonst niemand traut. Während Lee und Joel durch frühere Reportagen recht abgebrüht handeln und versuchen den Terror nicht an sich ran zu lassen, ist es zunächst Jessie, eine junge Version von Lee, die das Grauen mit voller Wucht abbekommt. Die vier machen eine Reise, ähnlich wie Martin Sheen in APOCALYPSE NOW, ins "Herz der Finsternis", sie erleben die Grausamkeiten eines Krieges im eigenen Land und es verändert alle in ihrer Persönlichkeit. Alex Garland gelingt es dabei Bilder zu erschaffen, die man so eigentlich nur aus Nachrichtenbeiträgen von Unruhen im Nahen Osten oder Kämpfen in der Dritten Welt kennt, verlegt diese aber ins "moderne" Amerika. Es geht schon damit los, dass mitten in New York Menschen gegen bewaffnete Polizisten kämpfen, nur weil sie Wasser aus einem Tankwagen haben wollen. Manches läßt einen derbe schlucken, einige Szenen sind wirklich brutal und grausam, manchem Klischee kann auch Garland sich nicht entziehen (rassistische Rednecks). Die Actionszenen, gerade im letzten Viertel in Washington, sind furios inszeniert. Im Kern geht es aber darum, wie Krieg einen Menschen verändert, zumal es sich nicht um einen Krieg gegen eine andere Nation handelt, sondern Amerikaner kämpfen gegen Amerikaner. Und das zeigt Garland eben nicht anhand irgendwelcher Soldaten, sondern in der Person Jessie und stellt die Frage, inwiefern Kriegsjournalismus eine Rolle dabei spielt. Auch wenn die Reporter nur Fotokameras haben, ziehen sie mit in den Krieg und kämpfen mit den Möglichkeiten des festgehaltenen Moments. Cailee Spaeny gelingt dabei die Verwandlung von einer pausbäckigen, kaum volljährig wirkenden Anfänger-Fotografin zu einer ernstzunehmenden Journalistin, die innerhalb von Tagen zu einer erwachsenen Frau mit Expertise wird.

CIVIL WAR muss man erstmal sacken lassen und eine Zweitsichtung ist gesetzt. Für mein Empfinden fehlte da vielleicht noch so der finale "Schlag in die Magengrube", aber das kann auch an den Eingangs erwähnten Erwartungshaltungen liegen. Fakt ist, dass es ein mutiger und wichtiger Film ist, an dem ich trotz seiner fiktiven Geschichte leider rein gar nichts als unrealistisch empfand. Und vielleicht ist genau das der Schlag in die Magengrube.


****e22 Mann
768 Beiträge
Gruppen-Mod 
*guterbeitrag*

Ich bin schon sehr gespannt, ich werde ihn morgen sehen und freue mich in die Diskussion dann mit einzusteigen.
*******re61 Mann
282 Beiträge
Hab ihn letzten Mittwoch gesehen. Kirsten Dunst in einer m.E. nach ungewöhnlichen Rolle. Der Film ist verstörend. Gewalt kommt vor, weniger als die übliche Action ist aber ständig präsent. Manchmal ziemlich banal. Die Bilder stehen im krassen Gegensatz zu der Atmosphäre, die der Film mir vermittelt hat. Liegt wohl vor allem daran, dass vieles sowas von normal aussieht und einem bekannt vorkommt. Ziemlich scary aber lohnenswert.
*******777 Mann
826 Beiträge
Herzlichen Dank für die tolle und umfangreiche Rezension. Das hat sehr neugierig gemacht und ja besonders in diesem US Wahljahr fast schon Pflichtprogramm, sich ihn anzugucken.
****y77 Mann
39 Beiträge
Ich war am Freitag mit 2 Freunden drin und dem ausführlichen Beitrag von Red_Long gibt es eigentlich fast nichts hinzuzufügen - sehr gut beschrieben.
Was uns etwas gefehlt hat ist eine Art Faden/Einleitung zum Ausbruch des Bürgerkriegs - der Film startet irgendwie schon mittendrin und man erfährt nur teilweise was über die Charaktere während der Reise durch die USA (was mich aber von den Szenen/Bildern mehr an "The Walking Dead" als an ein kriegszerstörtes Land erinnert hat...auch zu wenig Kriegsszenen bzw. Tote...was daher eher wie Bandenkrieg rüberkommt).
Zudem findet der Film dann ein zu abruptes Ende... aber macht Euch Euer eigenes Bild, da er auf alle Fälle sehenswert und aktuell ist.
*******_zh Frau
666 Beiträge
Inhaltlich wurde ja schon ausführlich geschrieben und dem kann ich mich weitgehend anschliessen. Was mich persönlich beeindruckt hat ist die unprätenziöse zurückhaltende Darstellung von Kirsten Dunst. Ich sehe sie eh sehr gern. Sie gibt ihrer Figur, der erfahrenen kriegsreporterin Lee Glaubhaftigkeit. Diese Frau hat viel (zu viel) gesehen und ist darüber innerlich verhärtet. Denn letztlich geht’s immer nur um das beste Bild.
****e22 Mann
768 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich stimme den Themenerstellern ebenfalls in allen Punkten zu. „Civil War“ ist ein sehr intensives Kinoerlebnis, der passend zum Thema Kriegsjournalismus auch sehr realistisch fotografiert ist und gar nicht so sehr darauf ausgelegt ist, eine mögliche kurz- oder mittelfristige Dystopie zu zeigen und das politisch auszuklamüsern. Ich mochte vor allem wie ambivalent der Film mit verschiedenen Aspekten des Krieges und dessen Berichterstattung umgeht und das hauptsächlich über die Bildsprache erzählt. Zum Ende hin ist mir zwar auch aufgefallen, dass er etwas zu sehr für das Publikum gefällig wirkt. Zwar hebt er sich noch deutlich genug vom üblichen unterhaltsamen Actionkino ab, aber doch ist die Gewalt an manchen Stellen noch zu sehr auf Spannung ausgelegt und konsumierbar.

Das wird für mich aber durch immer wiederkehrende, intensive und atmosphärisch verdichtete Szenen aufgewogen, allen voran durch eine hervorragend unangenehme Szene mit dem Ehemann von Kirsten Dunst, Jesse Plemons („We are Americans.“ - „What kind of Americans?“).

Erwähnen möchte ich noch, dass es der bislang teuerste Film des Studios A24 ist. Was hier mit 50 Millionen Dollar im Vergleich zu anderen heutigen Blockbustern realisiert wurde, ist sehr beeindruckend und hat die notwendige Haptik und Gravitas, die ich sonst schmerzlich vermisse. Für mich ist „Civil War“ auf jeden Fall ein Highlight des Jahres.
*****ong Paar
692 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****e22:

Das wird für mich aber durch immer wiederkehrende, intensive und atmosphärisch verdichtete Szenen aufgewogen, allen voran durch eine hervorragend unangenehme Szene mit dem Ehemann von Kirsten Dunst, Jesse Plemons („We are Americans.“ - „What kind of Americans?“).

Wie bitte, der faschistische Soldat wurde von Kirsten Dunsts Ehemann gespielt? Cool, das war mir gar nicht bewusst. *g*
****e22 Mann
768 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich hab auch schon öfters gehört und gelesen, dass das recht spontan war, weil der ursprüngliche Schauspieler ausgefallen ist. Dann hat Kirsten Dunst ihren Mann vorgeschlagen, weil der gerade Zeit hatte. 😅
****p35 Mann
7.225 Beiträge
Die interessanteste Rolle bekommen, weil er gerade Zeit hatte *lach*
Ich schätze mal, den Film muss ich mir wirklich anschauen, klingt vielversprechend alles. Danke Euch für die Infos.
*****862 Frau
8 Beiträge
Zitat von ****e22:
Ich hab auch schon öfters gehört und gelesen, dass das recht spontan war, weil der ursprüngliche Schauspieler ausgefallen ist. Dann hat Kirsten Dunst ihren Mann vorgeschlagen, weil der gerade Zeit hatte. 😅

🤣👍
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