Ich kenne das Problem. Ich ertrage solche Beiträge, Berichte, Bilder und Filme nicht und klicke sie schnellstmöglich weg. Und ich kann ganz hervorragend verdrängen.
Zeitgleich habe ich mit zwei Freundinnen vor meinem Umzug einen örtlichen Tierschutzverein übernommen, dessen Vorstand verstorben war.
Mit dem Verein kümmern wir uns um Tier- und Menschennot, die für uns erreichbar ist. Einem krebskranken Mann, dessen Kater operiert werden musste und der dabei verstarb, haben wir anteilig die OP bezahlt. Wir unterstützen Futterstellen. Menschen, die in Not geraten bekommen einen Monatsbedarf an Futter. Usw.
Nach meinem Umzug habe ich wieder nach einem örtlichen Tierschutzverein gesucht. Wir haben nun ein großes Haus und ich
arbeite seitdem als Pflegestelle. Ich bekomme Kitten und/oder trächtige Katzen, die von Bauernhöfen gefangen werden.
Die Kitten werden versucht, zahm zu machen und zu vermitteln, die trächtigen Katzen dürfen bei mir gebähren und auch deren Babys werden vermittelt. Wer nicht zahm wird, kommt kastriert wieder zurück an die Fangstelle. Dort wird meist gefüttert und rudimentär medizinisch versorgt.
Die Katzen sind also nur ein paar Wochen bei mir, bis sie ein Für-immer-Zuhause finden. Viele der Kolleginnen haben dafür ein extra Zimmer verwendet, weil ihre eigenen Tiere das nicht tolerieren, mit dem fremden Gelerchs zusammenzuleben.
Unterstützt werde ich vom Verein mit Futterspenden.
Wir haben im Verein 12 Pflegestellen und mindestens genau so viele Futterstellen. Helfer brauchen alle diese Vereine. Oft gibt es reichlich Spenden, monetär und aus als Sachspenden. Aber echte Helfer sind wenige.
Wir haben zum Beispiel zwei Fängerinnen. Die machen keine Pflegestelle und auch keine Futterstelle, sie fangen bei Fangaktionen. Sie haben einen Fallenschein bezahlt bekommen, sie bekommen Lebendfallen und einen Käscher und machen einen super Job.
Wir haben eine Totfundbeauftragte. Sie fährt zu jeder Tag- und Nachtzeit los, um die Totfunde einzusammeln, schaut nach einem Chip oder Tätowierungen, um die Besitzer zu finden. Sie meldet die Funde bei Tasso, richtet die Katzen wunderschön her mit Blumen und Stofftieren, macht Bilder und - wenn kein Besitzer zu finden ist - begräbt sie sie auch. Wo weiss ich gar nicht, müsste ich mal fragen.
Fakt ist, es gibt tolle Möglichkeiten, Tieren zu helfen, bei Vereinen mitzuwirken und sich einzubringen. Ich empfehle, einen kleinen ortsansässigen Verein zu kontaktieren und nachzufragen, welche aktive oder passive Hilfe die benötigen. Vielleicht als die, die Aufklärungsarbeit bei den Bauern macht, dass gerade kastrierte Katzen viel mehr Mäuse fangen.
Im letzten Jahr habe ich fünfzehn Katzen betreut, davon 13 gleichzeitig.
Alle sind kastriert und haben ein tolles Zuhause gefunden. Sie werden geliebt und versorgt und dürfen nun ein großartiges Katzenleben geniessen. Ich habe engen Kontakt mit fast allen Adoptanten und mein Herz platzt vor Glück, wenn ich Bilder von "meinen" Flausch-Schätzen bekomme.
Aktuell ist mein Katzenzimmer leer und wartet auf neue Bewohner, aber die Katzen auf den Bauernhöfen sind bereits wieder alle rollig und in ein paar Wochen ist die Ruhe vorbei.
Um deine Frage zu beantworten:
Ich weiß, dass ich nicht jeden auf dieser Welt retten kann. Ich bin daher aufmerksam und beobachte meine Umgebung. Wo ich Not sehe, da helfe ich. Mensch und Tier. Der Not weiter weg verschliesse ich Augen und Herz und ermahne mich, mich nicht für alles verantwortlich zu fühlen.