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Gewaltprävention

eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Gewaltprävention
Ihr Lieben,

wir müssen reden. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin irritiert. Diejenigen, die „nur“ ihre Kampfkunst ausüben, schauen bitte nicht zu, sondern tragen zum Thema bei. Die Übungsleiter, Vorturner, Sen und ohne Sei, Chiefs, Instructors, shifu und so weiter, geht das eher an.

Es gibt zurzeit eine Aktion der Lansdessportbünde, die logo auch auf die SSB und KSB übergreifen. Die Kampagne heißt:

Kampagne zum Schutz vor sexueller Gewalt im Sport.

Okay okay, dachte ich. Betrifft uns nicht. DOCH! Betrifft uns. Wenn irgendwo in Süd-Hualaghulien ein Schlittschuh-Trainer in der Mädchen-Umkleide erscheint, ist Alarm. Das (und noch viel mehr!) muss wohl passiert sein, dass die Sportbünde jetzt einen Ehrenkodex forcieren. Und zwar eine (in Niedersachsen freiwillige) Selbstverpflichtung, genannt Verhaltenskodex.

Aus meiner Erfahrung ist das Papier lange, lange überfällig. Es gibt Kurse an den Sportbünden, die das Thema eindringlich behandeln. Auszug aus meiner Erfahrung:
- Ein Sensei erklärt den „Neuen“, sobald sie einen Hakama und einen Obi haben, wie der richtig gebunden wird. Mit anfassen. Die nächsten Male ist das alles immer Fuddel und er verschwindet in der Umkleide, um das persönlich zu regeln. Mit Fummeln.
- Er lädt Neue*Innen immer in die Sauna ein. Sehr praktisch, die steht neben den Duschen.
- Als ich 2020 auf ein Seminar in Bergamo war, versuchte er Nachts, sich an meine Frau ranzumachen. Alles beweisbar.

Und hier geht es nur um eine Randsportart (Iaido). Ich glaube, ich möchte gar nicht erst wissen, wie es anderswo zugeht. Langer Schreibe, kurzes Kinn: Ergibt das Sinn für euch? Habt ihr Erfahrungen machen müssen? Was habt ihr getan?

Hier ist es zurzeit so, dass wir deutlich unterscheiden zwischen Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen (bis 25) und Erwachsenen. In meinem speziellen Falle ist meine Frau zwar erwachsen und wird vom Gesetzgeber allein gelassen, ABER… da ist noch das Abhängigkeitsverhältnis Lehrer/Schüler. Bei unter 25jährigen greift unmittelbar die Gesetzeskralle, bei Erwachsenen eher nicht. Schwierige Lage.
Nun ist es aber wohl so, dass in Hessen ein Übungsleiter seinen Job nicht mehr ausführen darf, wenn er das Pamphlet nicht unterschreibt und somit eine Verpflichtung eingeht. Warum machen das einige nicht? Ganz einfach: Es wird gerade wieder übertrieben! Natürlich (!!!) ist das Schutzbefohlenen-Konzept klar und tragfähig. Aber z.B. in Hessen (und garantiert bald Bundesweit) darf ein Sensei mit einem unter 25jährigen Schüler nicht mehr alleine zu Prüfungen oder Wettkämpfen fahren, er darf sie nicht einmal bei Regen oder schlechtem Wetter zum und vom Training fahren. Auch auf Seminare im AUsland ist es schwierig. Das "6 Augen-Prinzip" ist formal okay, aber die eigene Frau/der eigene Mann scheidet wegen Befangenheit aus. In Hessen wird empfohlen, einen Elternteil mitzunehmen. Wie praktikabel ist das?

Was geht ab? Im Jiu Jitsu und im Judo sind alte, traditionell überlieferte Techniken (kata guruma, yoko shiho gatame, tate shiho gatame) verboten. Wo zum Geier führt das hin? Und wie bewertet ihr, dass quasi jeder Übungsleiter automatisch unter Generalverdacht gestellt wird?

Ich bin ziemlich verwirrt gerade...

Tom
*********habit Mann
460 Beiträge
Ich möchte das Thema sicher nicht verharmlosen. Mir scheint dieser Regelkreis aber gerade total am Überschwingen. Am besten man bleibt zuhause und bewegt sich nicht vom Sofa weg ... ach nein, da kommt dann ja der böhse Onkel über die asozialen Netzwerke.
Wer ist den heute überhaupt noch bereit seine Zeit als Übungsleiter im Verein zu investieren. Welcher Mann traut sich den noch, als Erzieher zu arbeiten.
Arschgeigen und schlimmeres gibt's überall. Aber die werden sich auch nicht ändern, wenn sie irgend ein Papier unterschrieben haben. Diese "freiwillige Selbstverpflichtung" ist lediglich dazu gut, dass die Führung ihren Arsch an die Wand kriegt und sie im Falle eines Vorfalles nachweisen kann, dass sie alles getan hat. Analog zu den diversen "Compliance-Kursen" und Seminaren in der Wirtschaft.
Zwischen einem Erwachsenen Sportler und dessrn Trainer sehe ich (im Amateurbereich) auch keine Abhängigkeit. Man ist frei zu gehen bzw. denjenigen anzuzeigen. Bei Kindern / Jugendllichen sieht es natürlich anders aus. Hier gilt es die Kinder zu stärken und zu sensibilisieren und als Eltern und Vereinsumfeld genau hin zu schauen.
Die beschriebenen Aktionen jedoch finde ich im großen und ganzem komplett übertrieben. Wie aktuell in ganz vielen Bereichen des Lebens. "Selbstmord aus Angst vor dem Tod" nenn ich sowas.
******ock Paar
2.130 Beiträge
Ich unterrichte seit gut 10 Jahren Mädchen (bis etwa 18/20 Jahre) nur noch ohne "Anfassen" wenn es sich vermitteln lässt.

das ist zwar manches mal schwer und umständlich, doch ich versuche alles immer mit einer erwachsenen Partnerin zu demonstrieren.

Warum?
Weil ich solche Diskussionen von Vornherein vermeiden will. Manchmal muss man sich ja schon rechtfertigen, wenn die Tochter vom Training mit einem blauen Fleck am Arm oder Bein nach hause kommt.

Die Welt wird immer verrückter... leider...

Der Krolock
*****sin Mann
8.249 Beiträge
Die Debatte kenn ich aus anderen Lebensbereichen. Aus welchem Hintergrund heraus zwar verständlich, aber ich persönlich hab genug davon, als Mann unter Generalverdacht zu stehen.


Ich weiß, warum ich niemals ein Dojo übernehmen würde...
*******na57 Frau
22.186 Beiträge
JOY-Angels 
Die Welt wird verrückter ... oder ist schon immer so gewesen, aber man hat es nicht beachtet?

Als Lehrkraft an einer Schule wird man auch in der Ausbildung geschult, wie man mit den Schutzbefohlenen umgeht. Dass man als männlicher Lehrer nicht mit einer Schülerin alleine in einem Raum ist. Wie Hilfestellungen im Sportunterricht zu organisieren sind usw.

Und das nicht nur, weil verliebte Teenager manchmal auf komische Ideen kommen, sondern weil eben in dem Alter Dinge unangenehm sind, die vielleicht später nicht mehr so eng gesehen werden. Was nicht ausschließt, dass es einer erwachsenen Frau auch nicht Recht ist, ungefragt von einem Fremden angefasst zu werden. Im Gegensatz zu früher, redet man aber heute darüber.

Also - Schulung von Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sollte eigentlich auch im Sport selbstverständlich sein. Eine Selbstverpflichtung ist ja auch sowas, wenn dort drin steht, wie man sich verhalten soll. Und ich würde in JEDEM Fall fragen, ob ich jemanden anfassen darf - sogar bei Erster Hilfe, hier natürlich ausgenommen ganz akute Notfälle.

Ach ja - als ich noch Lehrerin war, durfte ich auch keine Schüler*innen im Auto mitnehmen, aus versicherungstechnischen Gründen.



Und wie bewertet ihr, dass quasi jeder Übungsleiter automatisch unter Generalverdacht gestellt wird?
Siehst Du das so? Es ist doch leider so, dass in der Vergangenheit nicht nur in der Kirche, sondern auch und vor allem im Sport sexualisierte Gewalt und Übergriffe vorgekommen sind. Die Dunkelziffer ist hoch. Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, die "Intimsphäre" der Schüler*innen zu achten. Dadurch zeigt man den jungen Leuten übrigens auch, was richtiges und was falsches Verhalten ist. Damit sie ihrem Bauchgefühl folgen, wenn andere sich falsch verhalten, und sich wehren.
*****AMI Frau
40 Beiträge
Danke für deinen Beitrag.
Also ich selbst als Sozialpädagogin im Bereich Kindeswohlgefährdung nach Paragrafen SGB 8a tätig, sehe den Ernst der Lage. Aber warum ist der Sportbereich so hinten dran?
In städtischen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche gibt es schon lang Maßnahmen zum Kinderschutz.
Ich würde jeden raten sich für seinen Breich fachliche Beratung einzuholen.
Es gibt viele Beratungsstellen die ganz individuell die örtliche Gegebenheiten und Personelle Strukturen evaluieren und individuell gemeinsam erarbeiten.
Maßnahmen sollten immer Geschlecht unabhängig sein, auch Frauen können Täter sein.
Kinder sind immer Abhängig von Erwachsenen, egal ob Busfahrerinnen, Ärzte, Erzieher/innen, Eltern, Großeltern ect.
Warum ist es nicht möglich ein Elternteil mit zu nehmen oder hospitieren zu lassen.
Hilfreich wäre hier auch die Eltern in die Pflicht zu nehmen. Prävention fängt im Kleinkindalter an. Das willensstarke Kind , dass seine eigenen Grenzen nennen und einhalten darf , kommt selten in grenzwertigen Situationen.
Transparenz ist das A&O ob Scheiben in Türen, oder durch explizite Fortbildungen für alle (auch Eltern) zb durch KIBS oder IMMA ( auch online möglich).

Werdet Fachmänner/frauen in diesem Bereich, lasst euch nicht beirren.
Wenn ihr in eurem Handel sicher seid, könnt ihr den Eltern und Ämtern alles professionell erklären.
Protokolle, Führungszeugnisse Fortbildungen ect zeigen anderen auf wie erst euch dieses Thema ist.
Nimmt den Kinder, aus Angst unter Generalverdacht zu stehen, nicht die Möglichkeit ihre Interessen auszuleben.
*******na57 Frau
22.186 Beiträge
JOY-Angels 
Ich will es für die Männer - die ja eher misstrauisch betrachtet werden - noch mal positiv ausdrücke:

So, wie Ihr die Kinder und Jugendlichen - egal ob männlich oder weiblich - behandelt, so seid Ihr auch ein gutes Beispiel für die jungen Leute, wie man miteinander umgehen soll.

O_Krolock - so lästig, wie Deine Maßnahmen gelgentlich auch sind, den pubertierenden Jungen im Dojo zeigst Du, was Respekt und Achtsamkeit ist und die werden Deine Haltung dann auch übernehmen. Das ist jedenfalls die Erfahrung, die ich in meiner aktiven Zeit gemacht habe.
*********alsa Paar
9 Beiträge
Hallo Zusammen!

Ich lese Eure Beiträge sehr interessiert und habe das Thema für mich bislang ignoriert um meine Lust und Motivation nicht komplett zu verlieren.

Und wie bewertet ihr, dass quasi jeder Übungsleiter automatisch unter Generalverdacht gestellt wird?

Ich finde es schrecklich und falsch unter Generalverdacht gestellt zu werden. Dieses Thema "Generalverdacht" kenne ich aus einer anderen Sportart nur zu gut und kann hier ggf. mal kurz aufzeigen wo die Reise hinführen kann, wenn man dazu verpflichtet wird ein Verhaltenscodex, Schulungen etc. zu unterschreiben oder zu absolvieren.

Ich bin neben Kampfsporttrainer auch noch Sportschütze. Hier gilt aufgrund der Gefährlichkeit der Waffen ein sehr strenges Waffengesetz. Dieses soll immer und immer wieder verschärft werden. WARUM? Um die Bevölkerung ein besseres Gefühl zu geben und Wähler zu gewinnen. Hindert man dadurch ein Attentat - leider nein. Sinn macht es also nicht.

Bei dem Übergriffen von Trainer/innen an Schüler wird es wohl nicht anders laufen. Ich kann sehr gerne 1.000 Ehrencodexe unterzeichnen und an diversen Schulungen zum Umgang mit Schülern teilnehmen. Aber das Schützt doch am Ende keinen einzigen Schüler vor sexuellen Übergriffen.

Wer ein Triebtäter ist findet immer einen Weg. Dann ggf. ein Triebtäter mit Ausbildung und Codex.

Es ist meiner Meinung nach so unfassbar schwer geworden Trainer zu finden oder sich selber zu motivieren sein Wissen an Schüler weiter zu geben.

Ich möchte sehr gern mein Wissen an interessierte Schüler weiter geben und meinen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Ein finanzielles Interesse besteht bei mir nicht. Ich habe kein eigenes Gym oder Dojo und somit keine Verantwortung. Das Taschengeld was ich bekomme deckt doch gerade mal die Spritkosten ab. Also liegt meine eigentliche BEZAHLUNG in der Dankbarkeit meiner Schüler. Zu sehen wie sich die Schüler entwickeln ist toll. Wenn ich dann auch nochmal ab und zu eine persönliche Nachricht oder ein paar dankende Worte von Ihnen erhalte, motiviert mich das weiter zu machen.

Wenn ich jetzt etwas Unterschreiben soll, nur zu. Ich unterschreibe alles was gewollt oder verlangt wird.
Wenn ich jetzt aber noch meine Freizeit (und ggf. Geld) darin investieren soll einen Kurs zum Umgang mit meinen Schülern zu besuchen (am Ende noch am Arsch der Welt), dann bin ich raus und behalte mein Wissen für mich.

In meinen Kursen nehme ich mir immer mal wieder Zeit für meine Schüler um nur zu reden. Dabei geht es um Selbstverteidigung, Körpersprache, sicheres Auftreten, klare Worte und Selbstvertrauen. So mache ich es im übrigen auch bei meinen Kindern. Ich bin Vater von zwei Teenagern. Ich habe jeden Tag Angst davor, dass meinen Kids etwas passiert und versuche sie jeden Tag zu stärken und ihr Selbstvertrauen aufzubauen.

MEIN FAZIT: Jeder Schüler, ob Junge, Mädchen, Mann, Frau, ob 8 Jahre oder 35 - Scheiß egal, sollte als erstes beigebracht bekommen selbstvertrauen zu bekommen. Egal welche Sportart.

Wer soll es lehren?
1. Die Eltern und Familienangehörige vom ersten Tag an.
2. Lehrer (an der Schule), Sportlehrer, Erzieher etc pp.

Sexuelle Übergriffe werden zugelassen. Bedeutet, es fehlt die Kraft sich zu wehren, NEIN zu sagen oder das Fehlverhalten "1. Anzeichen" des Täters (in unseren Fall: Trainers) sofort anzuzeigen oder anzusprechen.

Ein Ehrencodex muss ich nicht unterschreiben. Ein Ehrencodex lebt man, ansonsten ist nicht mehr Wert als das Papier auf dem man seine Unterschrift setzt.

Körperkontakt mit Schülern ist ein schwieriges Thema. ICH persönlich habe bislang eher mehr Rücksicht auf das starke Geschlecht (den weiblichen Schülerinnen) genommen. Bevor ich jemanden berühre, kündige ich es an oder/und Frage vorher. Das hat vor 25 Jahren niemand gemacht.

Es hat noch NIE jemand "NEIN" gesagt.

Warum frage ich trotzdem?

Aus ANGST, dass eine Schülerin anderen erzählt ich hätte sie unsittlich angefasst.
Würde ich alleine mit einer Schülerin im Auto fahren? Niemals. Warum sollte ich auch. Dafür sind doch Eltern da um den Transport zu organisieren.
Und wenn, fahre ich nicht nur einen Person, sondern ich mach das Auto voll.
*******na57 Frau
22.186 Beiträge
JOY-Angels 
Bevor ich jemanden berühre, kündige ich es an oder/und Frage vorher. Das hat vor 25 Jahren niemand gemacht.

Ich finde das richtig zu fragen - ein Sanitäter oder eine Ärztin sagt auch an, was er/sie macht - und zwar nicht aus Angst, sondern aus selbstverständlicher Rücksicht. Und wenn nicht "nein" gesagt wird, dann deshalb, weil man Dir vertraut und weiß, dass Du es richtig machst. Wahrscheinlich würdest Du auch spüren, wenn das Mädchen am liebsten weglaufen würde, und sie dann nicht anfassen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein "Darf ich mal Deinen Arm anfassen?" anders rüberkommt als ein unangekündigter Griff - die Frage schafft eine gewisse Sicherheit, vorausgesetzt, es wird auch nur der Arm angefasst. Mit korrektem Verhalten schafft man das Vertrauen.

Die Tatsache, dass Ihr Euch hier Gedanken macht, spricht nur für Euch. *love4*

Und alle anderen lernen dabei, dass man fragt, dass man Mädchen nicht ungefragt angrabscht etc - der Trainer ist für viele Jugendlichen auch ein menschliches Vorbild. Damit wäre auch was gewonnen für den Umgang miteinander allgemein.

Im Übrigen - wenn Missbrauch stattfindet, muss das Opfer unterstützt und ihm geglaubt werden. Trotz aller Aufklärung, aller Selbstverteidigung - in einer konkreten Situation kann das alles ganz anders aussehen und zum Trauma des Übergiffs kommt die Scham, dass man es nicht geschafft hat, sich zu wehren.

Ich merke, es ist wichtig, die Verantwortlichen im Sport zu schulen und über so Dinge zu diskutieren.

Und ja, wer missbrauchen will, findet Wege. Man kann nur versuchen, sie schwer zu machen. Und das Bewusstsein zu schaffen, dass dann andere erkennen und eingreifen können.
****s69 Frau
32 Beiträge
Es geht um Sensibilisierung im Vereinsbereich.
Der Ehrenkodex ist Bestandteil jeder Trainerausbildung in NRW. Vorbild sein, eigenes Verhalten reflektieren... "Schutzbefohlenen" jeglichen Alters mit Respekt und Anstand begegnen.
Als Gewaltschutz Trainerin mit enger Zusammenarbeit mit dem Kommissariat Prävention und Opferschutz liegt der Fokus immer noch bei häuslicher Gewalt. Es hat sich in den letzten 30 Jahren leider nur wenig geändert.
Dies gebe ich an Trainerkollegen regelmäßig weiter, damit bei Selbstverteidigungskursen die richtige "Ansprache" getroffen wird, Traumata können aufbrechen etc.

Selber im Verein mit Anfang 20 übergriffigen Trainer gehabt und diesen vor die Wahl gestellt, aufzuhören oder Anzeige. Zudem schlug er seine Freundin, Anzeige wegen Körperverletzung und für sie Umzug organisiert; ihn beim Jugendamt gemeldet, da er sich an unter 16 jährige rangemacht hat. Er ist daraufhin verschwunden, hat das Bundesland verlassen, sämtliche Lizenzen wurden ihm vom Verband entzogen, weiterer Werdegang unbekannt.

Häusliche Gewalt betrifft das nähere Umfeld, wozu auch Vereine und Gemeinschaften gehören.
Sehe keinen Generalverdacht, sondern eine Generalverantwortung.

Die "Superspinner" tauchen eher in Randgruppen unter, weil sie im normalen Vereinsgefüge früher auffallen.
Generell immer ansprechen, Flagge zeigen.
Schweigen schützt die Falschen - die Täter.
*******na57 Frau
22.186 Beiträge
JOY-Angels 
Sehe keinen Generalverdacht, sondern eine Generalverantwortung.

Das finde ich einen guten "Slogan"... *top*
*******paar Paar
904 Beiträge
Ich habe 1965 mit Kampfsport und SV begonnen, kam 1975 zum Krav Maga und bin seit 1980 Ausbilder. Bis dahin hatte mich niemand gefragt, ob er mich "anfassen" darf und es hat mich auch nicht gestört.

Als Ausbilder war das für mich schon etwas anderes. Ich habe vom ersten Tag an Kinder, Mädchen, Frauen und Erwachsene immer gefragt, ob ich anfassen darf, gerade wenn ich bei Tritten und bestimmten Bewegungen den Körper, den Po oder die Beine anfassen möchte. Viele lachen dann und weisen mich darauf hin, dass ich doch nicht immer fragen muss. Aber ich mache es und auch alle von mir ausgebildeten Trainer haben das verinnerlicht.

Retraumatisierungen kommen immer mal wieder vor, weil wir viele Gewaltopfer im Training haben, aber den Umgang damit kenne ich von der beruflichen Seite sehr gut, also kein Problem.

Schon 1980 haben wir mindestens 1 x jährlich einen Abend im Training dazu genutzt, alle jugendlichen und erwachsenen Mitglieder über das Thema umfassend aufzuklären. Oft laden wir dazu auch die Eltern ein. Wir gehen damit ganz offen um und gerade in der SV und im Bodenkampf, da kommen solche Berührungen immer wieder vor.

Aktuell nutzen wir die Doku über Jan Hempel, den Turmspringer, ein schockierender Bericht, der aber alle Facetten des Themas beleuchtet. Danach herrscht betroffene Stille und es beginnen nach einigen Minuten sehr gute Gespräche. Die Mitglieder haben beschlossen, dass wir auch von allen Erwachsenen jährlich eine erweitertes Führungszeugnis (EFZ) einholen lassen, das ist schon lange Standard bei uns. Bei anderen Vereinen und Schulen kenne ich diese ganze Vorgehensweise gar nicht. Okay, einige Verbände lassen sich einen Ehrenkodex unterzeichnen, aber was nützt das? Uns hat "Hinschauen" und offen "Ansprechen" immer viel weiter gebracht.

Wir hatten schon Fälle, aber nie von Trainerseite, sondern von übergriffigen Mitgliedern. Zwei männliche Täter und eine Täterin.

Bodenkampf zum Thema "rape" und "sexual assault". Ein junger Mann "knallt" sich offensiv auf eine Frau (Trainerin), für mich zu Beginn schon viel zu offensiv. Man muss ja zuerst die Bewegungsabläufe lernen. Die Partner gewechselt, wiederum auffällig. Dann die Damen zur Seite genommen und gefragt, wie sie das empfunden haben. Es war nicht gut! Den Täter angesprochen. Tränen, Entschuldigung.

Weiter genau beobachtet und über einen anonymen Chat im Schulumfeld "Phantasien" mitbekommen. Den User ausfindig gemacht und es war genau das Mitglied. Weitere Informationen gesammelt und dann vor dem Training offen mit dem Chatverlauf konfrontiert. Täter hat geleugnet, aber ich hatte Beweise. Mein Bauchgefühl war, dass es nicht nur "Phantasien" waren, sondern reale Taten.

Ich habe entschieden meine ehemaligen Kollegen zu kontaktieren, Treffer, die beschriebenen Taten hatte es mehrfach gegeben und er war der Täter. Kommisar Zufall hatte zugeschlagen, ich hatte den richtigen Riecher. Ausschluss, Gerichtsverhandlung und Verurteilung.

Ein anderer Fall war damals eine der besten Schülerinnen, sportlich auch international sehr erfolgreich. Sie nutzte ihre "Stärke" dazu aus andere um Geld oder Gegenstände zu erpressen. Ich sah frische Hämatome am Hals, Oberkörper und Armen bei einigen Schülerinnen. Die Taten wurden vor dem Training in der Umkleide begangen und die Opfer hatten Angst zu berichten. Auch hier sofortiger Ausschluss und Anzeige.

Meine Erfahrung ist, dass Prävention richtig eingesetzt, auch sehr viel bringt. Einen unterzeichneten Ehrenkodex benötigen wir nicht. Wir machen zu solchen Besprechungen immer ein Protokoll, was genau die Themen waren, wer anwesend war und was gewünscht wurde. Das ist super als Nachschlagewerk und da hängt auch immer eine aktuelle Liste dabei, von wem ein EFZ vorgelegt wurde und wer das eingesehen hat.
Das EFZ schaue ich mir nie selbst an, sondern das machen zwei Trainerinnen. Sichtprüfung und Bestätigung genügt. Auch ich lege das jährlich von mir vor. Dies ist wichtig, denn so kann uns nie jemand den Vorwurf machen, dass wir nichts getan hätten, auch kein Gericht. Dieses Vorgehen hat sich in fast 45 Jahren stets bewährt und wird noch lange Bestand haben.
*******na57 Frau
22.186 Beiträge
JOY-Angels 
Hypnosepaar -- *top*

Euer Umgang mit der Thematik finde ich sehr gut. Der Abend, an dem man mit den Trainierenden und den Eltern darüber spricht, ist in meinen Augen auch wichtig, weil es noch viel zu wenig Aufklärung und Bewusstsein gibt . Die Studien über Missbrauch in den Kirchen z.B. zeigen ja, dass da noch ein Riesen-Eisberg von tragischen Fällen unter der Oberfläche liegt - es war früher eben nicht alles besser, es wurde einfach nicht drüber geredet. Und es gibt mehr und mehr Sportler*innen, die von entsprechenden Erfahrungen berichten.

Beruflich habe ich alle 5 Jahre ein erweitertes Führungszeugnis abgeben müssen und ich denke, das sollte auch im Sport üblich sein.
****s69 Frau
32 Beiträge
Das erweiterte EFZ habe ich für meine ganzen Ausbildungen vorgelegt.
Ebenso wenn ich von den Behörden und Institutionen für Kurse mit Kindern und Jugendlichen gebucht werde.

Im Verein haben wir einen guten Riecher und schon Leute ausgeschlossen, die auffällig waren. Natürlich mit protokollierten Gesprächen als Beweis und für die Gültigkeit unserer Satzung, da wollte schon mal jemand seine Mitgliedschaft einklagen... grins, da fehlte dann jegliches Verständnis. Es sind schon seltsame 'Vögel' und Synapsenwüsten unterwegs...
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