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Wie ist eure Wahrnehmung bi-sexueller Menschen in Clubs?256
Neulich hatte ich ein Gespräch über die Wahrnehmung von bi-sexuellen…
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Demokratie

***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *****cgn:

Die Demokratie an sich ist die beste Staatsform, ohne Frage. Sie wird aktuell missbraucht. An vielen Stellen. Ganz offensichtlich ist Lügen, Verleumden, Halb- und Unwahrheiten verbreiten für viele Politiker weltweit das neue common sense.

Das ist nicht neu. Nur die technischen Möglichkeiten und die Schamlosigkeit, mit der das betrieben wird, die ist neu.

Seit Parteien und ihre Protagonisten begonnenen haben, Social Media massiv und technisch unterstützt zu nutzen, verrutscht die Demokratie. Private Plattformen verdienen viel Geld damit, die Aufregerthemen eben nicht regelmäßigen Faktenchecks zu unterziehen, Algorithmen werden programmiert, um in jeder Beziehung false balance zu betreiben, Hass und Hetze in und aus der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“ sind an der Tagesordnung und lassen uns zunehmend abstumpfen.

Die Entwicklung begann bereits vor „Social Media“, die „Pressefreiheit“ schränkte sich in dem Moment ganz von selbst ein, als man sich teure Recherche und Personalkosten zu sparen und zur Gewinnmaximierung immer mehr Artikel über Pressdienste einzukaufen begann. Nicht wirklich witzig ist es, zu beobachten, wenn in der sog. Qualitätspresse dann nach und nach einheitlich „eigene“ Artikel veröffentlicht werden, denen all zu offensichtlich der gleiche mindestens schlecht recherchierte Artikel zugrunde liegt. Und es nervt, dass „die Presse“ dadurch a priori gleich geschaltet ist. Zugang zu anderen Themen und Ansichten kostet ordentlich Geld.

Die Politik der gewählten Repräsentanten ist vielfach von Lobbyisten geprägt und sichtlich beeinflusst. Medienhäuser gehören Investoren, die massiv in fossilen Energien investiert sind und plötzlich bekommen Themen und Thesen Reichweiten, die sie nie haben dürften. Milliardäre investieren in Medien, um sie zu antidemokratischen Lautsprechern zu machen. Es ist alles sehr, sehr gefährlich und - was viel schlimmer ist - es gefährdet massiv unsere Demokratie.

Das hatten wir schon einmal.
Und egal von welcher Seite ich es betrachte: Der einzige Lösungsweg scheint mir politische Bildung zu sein.

Es macht mir Angst.

Zu Recht. Das ist sehr gefährlich. Und die Geschichte wiederholt sich. Aber wir bekommen diesmal mit, was da passiert. Nur, um zu verstehen wie es wieder dazu kommen konnte und um was es eigentlich geht, müssten wir uns jetzt z.B. mit staatstheoretischen Grundlagen auseinander setzen.
Was z.B. Politiker bis zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr gerne und ausführlich und öffentlich getan haben.

Es wäre Aufgabe unserer gewählten Volksvertreter darauf zu achten, dass es nicht so weit kommt.
Wo genau begann die Entpolitisierung unserer Politik?
*****cgn Frau
8.428 Beiträge
Gruppen-Mod 
Spätestens als nach dem Bericht des Club of Rome (1977?) die Ölmultis begonnen haben, Milliarden in PR und Lobbyismus zu pumpen. Das haben andere Interessenvertreter zügig aufgegriffen und kopiert.

Aber eigentlich begann es auch schon früher, als nach der Weltwirtschaftskrise ein Sündenbock gebraucht wurde, auch da liefen gut geölte Propagandamaschinen, teilweise sind die Texte und Narrative heute noch dieselben.

Und definitiv seit mehr als 2000 Jahren wird weltweit mit religiösen Motiven operiert und dafür werden Kriege geführt, überall.
******_us Paar
695 Beiträge
Zitat von ***es:
Demokratie
Wir leben in einer Demokratie. Grundlage unserer Demokratie sind „weitreichende politische Beteiligungsrechte“, ab und an ein Kreuzchen auf einem Stimmzettel zu machen ist an sich nur eines von sehr vielen Rechten.
Die allesamt vom gemeinen Wahlvolk im doppeldeutigen Sinne kaum noch wahrgenommen werden.

Der einzige Grund, warum unsere Demokratie noch steht ist wahrscheinlich das in sich sehr stabil verwirrte Verwaltungsgerüst. Das jedweden politischen Schwachsinn überlebt.

Aktuell haben wir die Diskussion darüber, dass alle demokratischen Systeme durch Rechtsextremismus bedroht seien, wir stecken in einer Krise?
Schuld daran sollen die Bürger sein, die dem Rechtsextremismus zugeneigt seien.
Und es gibt unzählige Projekte, in denen dem Bürger, der nicht versteht, dass Demokratie auf keinen Fall Rechtsextremismus sein kann, ein Demokratieverständnis nahe gebracht werden soll.
In erster Linie beschränken sich die meisten Versuche auf die Einflussnahme darauf, wo man sein Kreuzchen nicht hin machen sollten: Rechts. Oder Links.

Die meisten Schulabgänger wissen z.B. nicht was das d‘hontsche Wahlverfahren ist, sie haben keine Ahnung auf welche Weise sie ihre Bürgerrechte in diesem Rechtssaat geltend machen können und die Hürden zu solcher Beteiligung sind ungeheuer hoch.
Welche Funktion Gewerkschaften in Bezug auf das deutsche Arbeitsrecht haben wollten, ist auch unbekannt.
Ohne in irgendeinen parteipolitischen Schnickschnack eingebunden zu sein kommt man selten wirksam weiter.
Und wieviel Geld zum Fenster raus geworfen wird, weil sich irgendwelche realitätsfremden Köpfe irgendwelche komplizierten Finanzierungsmodelle ausgedacht haben, die irgendwelchen Seilschaften die Möglichkeit geben Geld abzugreifen ohne dafür wirklich Leistung zu erbringen, darüber denkt man besser nicht nach.
Das ganze System müsste von Grund auf reformiert werden.
Interessiert keinen, weil kaum jemand weiß wie das alles funktioniert, geschweige denn wie man als kreuzbraver Bürger darauf Einfluss nehmen könnte. Ausser sich parteipolitisch zu engagieren und sich dort vor irgendeinen Karren spannen zu lassen.

Spätestens seit der Pandemie und diversen hochzeitlichen öffentlichen Auftritten dürfte klar sein, dass unsere „politischen“ Köpfe zum größten Teil inhaltlich keinen blassen Schimmer von ihrem politischen Auftrag haben und in erster Linie ausgezeichnete Lobbyarbeit machen.
Nur wenns darum geht das Wahlvolk zu gewinnen bemüht man sich wenigstens so zu tun als habe man Ahnung von dem, was man vorgeblich zu tun hat. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Bis dahin nahm ich an, dass die allergrößten geistigen Nieten mit dem geringsten Realitätsbezug zur Selbstverwirklichung in die Bildungsministerien entsendet werden.

Unsere Schulen haben einen Bildungsauftrag, zu dem an sich eine wirklich fundierte Übermittlung von Kenntnissen gehören sollte, die uns als Erwachsene zur Wahrnehmung unserer Bürgerrechte befähigt.
Da wird das Thema aber allenfalls beiläufig behandelt.

Die Schulbildung wurde dem Neoliberalismus untergeordnet, man hat irgendwann beschlossen, dass man für die Wirtschaft an sich nur jede Menge gering gebildete Hilfskräfte benötigt und eine elitäre Gruppe an Fachkräften. (Kommentar zensiert)

An sich wäre das Curriculum unseres Bildungssystems, in dem demokratische Grundbildung von der 1. Klasse bis zum Abschluss kein Pflichtfach ist, ein Fall für Karlsruhe: Es konterkariert unsere Demokratie, es ist demokratiefeindlich, weil es unserem Nachwuchs die notwendige Bildung vorenthält, die Grundvoraussetzung für demokratische Beteiligungsprozesse ist.

Was denkt ihr?

Ich muss leider feststellen, dass Wavs keine Ahnung jhat, was Demokratie ist und wie sie funktioniert. Demokratie ist ein struktureller Begriff, der in dieser allgemeinheit nicht auf die einzelne Person herunteroperationalisiert werden kann. Es gibt einen Unterscheid zwischen dem "demokratische System" und den "demokratischen Rechten", die jeder Bürger in Anspruch nahmen kann. Das zu erklären, sprengt den Rahmen von Joyclkub, nur soviel: Insgesamt funktioniert unser System, sich ändernde Mehrheitsvehältnisse sind ein Beleg dafür. Nicht die Demokratie ist in der Krise, im Gegenteil. Es ist das stabilste politische Geselschaftssystem der Neuzeit. Wenn etwas nicht mehr funktiniert, dann unser Wertesystem. das ist tatsächlich in der Krise.
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
„Und definitiv seit mehr als 2000 Jahren wird weltweit mit religiösen Motiven operiert und dafür werden Kriege geführt, überall.“

Definitiv länger. Sieh dir mal allein schon zuvor 4000 Jahre ägyptische Geschichte an.

Es geht immer um Besitz und Macht.

Der Staat an sich hat abzuwägen, inwieweit deren Interessen zu unterstützen dem Erhalt und der Weiterentwicklung des Staates zuträglich sind oder nicht.

Derzeit ist sehr offensichtlich, dass bestimmte politische Entscheidungen nicht im Interesse der eigentlichen politischen Verantwortung, sondern im Interesse kurzfristiger monetärer Vorteile Einzelner getroffen wurden. Warum?

Es bringt auf Dauer gesehen keine wirkliche Veränderung, wenn man den Vatikan einfach nur gegen ein Parlament austauscht und nicht verhindert, dass wieder die gleichen Kräfte die Kontrolle übernehmen.

Nein, die sind nicht „böse“, ich denke nur, man sollte sie unter Kontrolle halten, nicht den Bock zum Gärtner machen und sehr bewusst klare Grenzen setzen.
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
„Ich muss leider feststellen, dass Wavs keine Ahnung jhat, was Demokratie ist und wie sie funktioniert.“

Danke für deine wertvolle Einschätzung.

„Demokratie ist ein struktureller Begriff, der in dieser allgemeinheit nicht auf die einzelne Person herunteroperationalisiert werden kann. Es gibt einen Unterscheid zwischen dem "demokratische System" und den "demokratischen Rechten", die jeder Bürger in Anspruch nahmen kann. Das zu erklären, sprengt den Rahmen von Joyclkub, nur soviel: Insgesamt funktioniert unser System, sich ändernde Mehrheitsvehältnisse sind ein Beleg dafür. Nicht die Demokratie ist in der Krise, im Gegenteil. Es ist das stabilste politische Geselschaftssystem der Neuzeit. Wenn etwas nicht mehr funktiniert, dann unser Wertesystem. das ist tatsächlich in der Krise.“

Mich würde der Unterschied zwischen demokratischem System und demokratischen Rechten des einzelnen Bürgers sehr interessieren. Versuchs doch einfach mal in Kurzform.

Das mit der Demokratie in der Krise wird von Bund, Ländern und auf EU Ebene ganz anders eingeschätzt.
Du meinst die irren sich?

Und das sich verändernde Wertesystem hat nichts mit Demokratie zu tun?
*****cgn Frau
8.428 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ja, am Streben nach Besitz und Macht hat sich definitiv auch nichts geändert, und ja, die Pharaonen haben schon mit Monotheismus operiert. Was sich aber heute anders darstellt, vielleicht habe ich das vorher nicht deutlich genug gesagt, ist, dass sehr, sehr reiche Männer heute über ihren Zugriff auf Plattformen, politische „Ideen“, die weitgehend undemokratisch sind, verbreiten und Gegenpositionen algorithmisch unterdrücken.

Die Auseinandersetzung findet leider seit geraumer Zeit global so statt und die Politik hat die Netzpolitik lange Zeit ignoriert, tut das teilweise heute noch. Das hat auch etwas mit tief sitzender Unkenntnis der medialen Möglichkeiten zu tun. Wenn ich mir die Aktivitäten einiger SocialMediaTeams angucke, liest es sich für mich oft so, als wären das erweiterte Pressestellen.
*****cgn Frau
8.428 Beiträge
Gruppen-Mod 
Dass sich das Wertesystem verändert hat, ist eine Folge des Ichkults, der auch und wirklich erfolgreich von Menschen wie einer Chefreporterin Freiheit vorangetrieben wird. Ebenso die libertäre Propaganda, von denen, die schon alles haben.

Wer „Wachstum“ als Glaubensbekenntnis predigt, ignoriert halt, dass endloses Wachstum nicht funktionieren kann. Nicht ohne Schädigung Dritter jedenfalls.
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
Die Auseinandersetzung findet leider seit geraumer Zeit global so statt und die Politik hat die Netzpolitik lange Zeit ignoriert, tut das teilweise heute noch. Das hat auch etwas mit tief sitzender Unkenntnis der medialen Möglichkeiten zu tun. Wenn ich mir die Aktivitäten einiger SocialMediaTeams angucke, liest es sich für mich oft so, als wären das erweiterte Pressestellen.

Tief sitzende Unkenntnis ist eine sehr wohlwollende Umschreibung.
Irgendwo habe ich ein Bild des Dokumentes, mit dem damals dass www vom CERN frei gegeben wurde. Zwei drei knappe Sätze: Zur Nutzung für Jeden und es wird keinerlei Verantwortung für die Konsequenzen übernommen.
Ich wollte es immer mal ausdrucken und aufhängen.

Der Geist ist aus der Flasche, den bekommen wir nicht mehr zurück.

Angesichts der öffentlich in der Presse geführten analysierenden Diskussionen zum Thema „Stimmungsmache“ im Kontext mit „Demokratie in der Krise“ würde ich sagen, dass das Thema es in verschiedenen Ministerien aus verschiedenen Schubladen auf verschiedene Tische geschafft hat.
******aas Mann
1.558 Beiträge
Ich höre immer noch Mimimi.

Intelligenz ist die kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit speziell im Problemlösen. Hier werden nur wie am Stammtisch Probleme um die Wette aufgeblasen, weil jedem noch ein schlimmerer Grund einfällt.
Problemlösungsdenken funktioniert anders.

Okay, wir haben eine Krise. Und ich stimme mit @******_us überein: Es ist eine Wertekrise, keine Systemkrise.

Denn WARUM funktioniert denn die Lenkung der Medien durch Lobbyisten, die Einflussnahme der social Media Plattformen, die manipulativen Machenschaften der Mogule?
Nicht nur, weil viel Geld fließt und gierige Menschen böse Pläne haben.....
....sondern weil die Konsumenten es so wollen.

Noch in den 70ern hatte fast jeder Haushalt eine Tageszeitung. In den 90ern nur noch die Hälfte. Heute wird Geld ausgegeben für Spotify und Netflix, Disney und iTunes - aber Nachrichten, harte Fakten, verlässliche Informationen; nein, das darf nichts kosten, das hat man uns gefälligst kostenlos zu servieren, das ist doch schließlich die Pflicht des Staates, und wehe jemand sagt GEZ.

Information kommt heute von Privatleuten, "Influencern", Splittergruppen und Lobbyorganisationen über Youtube, Insta und Tiktok, und für die Älteren aus irgendwelchen kostenlosen Online-Angeboten ihrer zusammengeschrumpften Tageszeitungen, weil die schlicht kein Geld mehr für inhouse recherchierten handgemachten Journalismus haben.

Wir sind selbst Schuld an der Monopolisierung des medialen Raums, und der Verramschung von Information. Alles muss einfach sein, in kleinen Häppchen, ganz oben in der Suchmaschine, und zwischen zwei U-Bahn Haltestellen lesbar.
So kapiert man kein politisches System und auch kein Parteiprogramm - und natürlich wissen das auch Parteistrategen. Politiker werden nicht gewählt, weil sie ein kluges Konzept haben, sondern weil sie coole Videos drehen und coolere Sprüche drauf haben.

Muss das so sein? Nein. Aber echte Meinungsbildung ist eben Bildung, und die braucht Zeit, Recherche, Quellenprüfung, kritisches Nachdenken, Verstehen. Vielleicht sogar Geld.

Wie löst sich also das Problem?
Indem man Menschen das Denken beibringt, nicht das Konsumieren und Nachplappern.
Indem man lernt, mit Information kritisch umzugehen; Inhalt, Aussage und Absicht zu trennen.
Indem man vielleicht doch wieder eine Zeitung abonniert. Oder zwei. Gar nicht so teuer.
Indem man nicht nach oben schimpft, sondern die Nicker und Jasager in den eigenen Reihen anspricht.
Indem man die Werte und der Wert einer Demokratie versteht und nutzt.
Indem man sich selbst ändert. Mit seiner Familie/Kindern/Bekannten spricht.

Nein, das löst nicht das ganze Problem sofort. Aber wenn alle sich ändern, ändert das alles.
Und dann muss man auch keine Angst haben.
******_us Paar
695 Beiträge
Zitat von ***es:
„Ich muss leider feststellen, dass Wavs keine Ahnung jhat, was Demokratie ist und wie sie funktioniert.“

Danke für deine wertvolle Einschätzung.

„Demokratie ist ein struktureller Begriff, der in dieser allgemeinheit nicht auf die einzelne Person herunteroperationalisiert werden kann. Es gibt einen Unterscheid zwischen dem "demokratische System" und den "demokratischen Rechten", die jeder Bürger in Anspruch nahmen kann. Das zu erklären, sprengt den Rahmen von Joyclkub, nur soviel: Insgesamt funktioniert unser System, sich ändernde Mehrheitsvehältnisse sind ein Beleg dafür. Nicht die Demokratie ist in der Krise, im Gegenteil. Es ist das stabilste politische Geselschaftssystem der Neuzeit. Wenn etwas nicht mehr funktiniert, dann unser Wertesystem. das ist tatsächlich in der Krise.“

Mich würde der Unterschied zwischen demokratischem System und demokratischen Rechten des einzelnen Bürgers sehr interessieren. Versuchs doch einfach mal in Kurzform.

Das mit der Demokratie in der Krise wird von Bund, Ländern und auf EU Ebene ganz anders eingeschätzt.
Du meinst die irren sich?

Und das sich verändernde Wertesystem hat nichts mit Demokratie zu tun?

Ich weiß nicht, ob ein Sex-Forum der richtige Ort ist, solche Diskussionen zu führen, aber nun gut:

Mit einem "Demokratischen System" bezeichnen wir Strukturen, z. B. Wahlrecht, Gewaltenteiliung, Palamentarismus etc. , die in der Verfassung und den Rechtsordnungen festgelegt sind. Diese sind zunächst unabänderlich und müssen explizit verändert oder außer Kraft gesetzt werden, wenn sie nicht mehr gelten sollen. Daraus leiten sich zwar die demokratische Rechte des Einzelnen ab, aber sie erwachne erst zum Leben, wenn sie wahrgenommen werden. Wenn z.B. Menschen gegen "Überfremdung" demonstrieren und verfassungsfeindliche Forderungen stellen, aber die, die das anders sehen, schweigen, weil sie z. B. Angst haben, dann ändert diese Situation nichts an dem demokratischen System das wir haben. Das wäre erst der Fall, wenn demokratische Rechte per Gesetz verändert werden, oder wenn die Judikative Gesetze nicht mehr beachtet.

Deine Argumentation ist tatsächlich etwas wirr. Zum einen schreibst Du:

"Spätestens seit der Pandemie und diversen hochzeitlichen öffentlichen Auftritten dürfte klar sein, dass unsere „politischen“ Köpfe zum größten Teil inhaltlich keinen blassen Schimmer von ihrem politischen Auftrag haben und in erster Linie ausgezeichnete Lobbyarbeit machen.
Nur wenns darum geht das Wahlvolk zu gewinnen bemüht man sich wenigstens so zu tun als habe man Ahnung von dem, was man vorgeblich zu tun hat. Ausnahmen bestätigen die Regel."

dann aber führst du Politiker als Deine "Zeugen" an:
Das mit der Demokratie in der Krise wird von Bund, Ländern und auf EU Ebene ganz anders eingeschätzt.
Du meinst die irren sich?

Was denn nun?
Diskutiere über das Thema gern weiter, aber nicht mehr hier in JC. Ich glaube, das ist doch nicht das richtige Forum für solche Themen.
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******aas:
Ich höre immer noch Mimimi.

Putz mal deine Lesebrille, vielleicht hörst Du dann ja besser?

Intelligenz ist die kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit speziell im Problemlösen. Hier werden nur wie am Stammtisch Probleme um die Wette aufgeblasen, weil jedem noch ein schlimmerer Grund einfällt.
Problemlösungsdenken funktioniert anders.

Bevor man eine oder mehrere Aufgaben zu lösen versucht, sollte man erst einmal wissen, ob es überhaupt ein Problem gibt, das gelöst werden muss und kann.

Mein Lösungsansatz steht im Eingangsbeitrag.


Okay, wir haben eine Krise. Und ich stimme mit @******_us überein: Es ist eine Wertekrise, keine Systemkrise.

Wo liegt der Unterschied?

Denn WARUM funktioniert denn die Lenkung der Medien durch Lobbyisten, die Einflussnahme der social Media Plattformen, die manipulativen Machenschaften der Mogule?
Nicht nur, weil viel Geld fließt und gierige Menschen böse Pläne haben.....
....sondern weil die Konsumenten es so wollen.

Weil die Konsumenten keine Ahnung haben wie all das zusammen hängt. Und es ist nicht deren Aufgabe diese Zusammenhänge zu erfassen. Das liegt in politischer Verantwortung und die liegt in den Händen unserer Volksvertreter.

Noch in den 70ern hatte fast jeder Haushalt eine Tageszeitung. In den 90ern nur noch die Hälfte. Heute wird Geld ausgegeben für Spotify und Netflix, Disney und iTunes - aber Nachrichten, harte Fakten, verlässliche Informationen; nein, das darf nichts kosten, das hat man uns gefälligst kostenlos zu servieren, das ist doch schließlich die Pflicht des Staates, und wehe jemand sagt GEZ.

An der Basis sieht das etwas anders aus: Aufgrund großer Verunsicherung ist die Nachfrage nach verlässlichen Informationen groß, aber genauso groß ist das Misstrauen gegenüber Informationsquellen und gegenüber Politikern.

Information kommt heute von Privatleuten, "Influencern", Splittergruppen und Lobbyorganisationen über Youtube, Insta und Tiktok, und für die Älteren aus irgendwelchen kostenlosen Online-Angeboten ihrer zusammengeschrumpften Tageszeitungen, weil die schlicht kein Geld mehr für inhouse recherchierten handgemachten Journalismus haben.

Oder man kann sich Zugänge leisten oder nutzt das günstige Angebot der Bibliotheken. Dort liegen alle gängigen Zeitungen aus. Allerdings weiß ich gerade nicht, inwieweit welche Publikationen hier Online zur Verfügung gestellt werden.

Wir sind selbst Schuld an der Monopolisierung des medialen Raums, und der Verramschung von Information. Alles muss einfach sein, in kleinen Häppchen, ganz oben in der Suchmaschine, und zwischen zwei U-Bahn Haltestellen lesbar.
So kapiert man kein politisches System und auch kein Parteiprogramm - und natürlich wissen das auch Parteistrategen. Politiker werden nicht gewählt, weil sie ein kluges Konzept haben, sondern weil sie coole Videos drehen und coolere Sprüche drauf haben.

Nein, sind wir nicht.

Ich erwarte nicht, dass der Kassierer im Supermarkt Ahnung davon hat, was hinter all dem steckt. Aber er muss sich darauf verlassen können, dass diejenigen Ahnung davon haben, die er wählt, sich bei politischen Entscheidungen wie z.B. zu Lieferketten und Produktionsbedingungen an die Werte halten, die in unserer Verfassung fest geschrieben sind. Nicht nur aus ethischen Gründen.

Die in unserer Verfassung festgeschriebenen Grundrechte haben auch im Ausland Gültigkeit. Was das Bundesverfassungsgericht dann nochmal etwas deutlicher klar stellen musste.
Nicht der Konsument ist für die Regelung der Lieferketten verantwortlich und er ist auch nicht für die Einhaltung unserer im Grundgesetz verbrieften Recht in Bezug auf die Nutzung des Internets verantwortlich.

Wir müssen uns darauf verlassen können, dass die mit der Regelung dieser Aufgaben betrauten Politiker sich in der Gestaltung an unser Grundgesetz halten.

Muss das so sein? Nein. Aber echte Meinungsbildung ist eben Bildung, und die braucht Zeit, Recherche, Quellenprüfung, kritisches Nachdenken, Verstehen. Vielleicht sogar Geld.

Es ist Aufgabe unseres Bildungssystems zumindest unseren Nachwuchs auf diese Aufgabe exzellent vor zu bereiten.

Wie löst sich also das Problem?
Indem man Menschen das Denken beibringt, nicht das Konsumieren und Nachplappern.
Indem man lernt, mit Information kritisch umzugehen; Inhalt, Aussage und Absicht zu trennen.
Indem man vielleicht doch wieder eine Zeitung abonniert. Oder zwei. Gar nicht so teuer.
Indem man nicht nach oben schimpft, sondern die Nicker und Jasager in den eigenen Reihen anspricht.
Indem man die Werte und der Wert einer Demokratie versteht und nutzt.
Indem man sich selbst ändert. Mit seiner Familie/Kindern/Bekannten spricht.

Nein, das löst nicht das ganze Problem sofort. Aber wenn alle sich ändern, ändert das alles.
Und dann muss man auch keine Angst haben.

Bildung *g* Und Kommunikation.

Ich bin in der priviligierten Situation z.B. Austauschmöglichkeiten schaffen zu können zwischen Menschen, die im Alltag kaum Berührungspunkte haben und kann dir bestätigen, dass er Ansatz über zwischenmenschlichen Austausch sehr gut funktioniert.
Aber der muss erst einmal statt finden.
Corona hat das nicht besser gemacht.

Was mir dort auffällt, ist, dass das Vertrauen in unsere Politiker zutiefst erschüttert ist. Absolut nachvollziehbar.
Dagegen hilft die ein oder andere Lektion in bürgerschaftlicher Selbstwirksamkeit innerhalb unserer Demokratie. Empowerment.
*****cgn Frau
8.428 Beiträge
Gruppen-Mod 
@******_us

Doch, das ist hier gut aufgehoben, das Thema Demokratie. Wenn es dir nicht zusagt, bist du ja nicht gezwungen, dich zu beteiligen. Ich mach das hier schon eine Weile und freue mich, wenn User hier in angemessenem Ton diskutieren. Danke allen dafür.
*******rus Mann
431 Beiträge
Spannende Diskussion.
Ein provokanter Vorschlag, gelesen bei Thomas Glavinic: Regelmäßig findet ein Bürgertest statt, bei dem jede wahlberechtigte Person ihre Kenntnis der aktuellen politischen Diskussion überprüfen lassen kann. Die Wertigkeit der eigenen Stimme wird dann daraus ermittelt, also "keine Ahnung" oder nicht teilgenommen ergibt 0,1, "voll informiert" ergibt 1,0.
Seit ich das gelesen habe, überlege ich, wie ich dazu stehe. Ja, es widerspricht dem Gleichheitsprinzip und ist insofern undemokratisch, es verknüpft ein Recht (wählen) mit einer Pflicht (sich informieren) und würde für den Staat bedeuten, dass die nötigen Informationen gut und objektiv (was auch immer das ist) aufbereitet und kostenlos permanent verfügbar gemacht werden müssten. Könnte das etwas gutes bewirken? Mündige Entscheidungen von mündigeren Bürgern? Was meint ihr?
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
Interessanter Vorschlag.

Nur ist das Erste, was mir dazu einfällt, wie ich die Fragen so manipulieren würde, dass die Wertigkeit der Stimmen in bestimmte Richtungen tendieren würden.
Das Zweite ist: Wenn nicht Teilnahme gewertet wird, wer bekommt dann die Stimme?
Das Dritte: Befähigt die Kenntnis aktueller politischer Themen zu mündigen Entscheidungen im Sinne unserer Demokratie?

Zu 3: Nein.
Um aktuelle politische Themen bewerten zu können, müsste man z.B. erfassen können, welche Lösungsvorschläge aufgrund welcher wirtschaftstheoretischer Ansätze politisch verhandelt und ausagiert werden.
********osen Mann
6.320 Beiträge
Ich gebe meiner Vorrednerin Recht. Die Möglichkeit bestimmte Menschen damit auszugrenzen, wäre zu verlockend.
Siehe USA, wo Vorbestrafte ihr Wahlrecht verlieren.
Da Die meisten Vorbestraften aus sozial schwachen Verhältnissen kommen, ein gutes Mittel, um den "Pöbel" von der Urne fern zu halten. (Verzeihung für die vulgäre Formulierung)
*******rus Mann
431 Beiträge
Die Frage der Manipulierbarkeit ist sicher berechtigt, aber durchaus lösbar. Lösbarer als grundsätzlich eher desinteressierte Bürger ohne zusätzliche Anreize dazu zu bringen, sich zu informieren, bevor sie ihre Stimme abgeben. Wahlomat, Wahlswiper und andere Apps zeigen ja, dass man auch komplexe politische Fragestellungen so zusammenfassen und erläutern kann, dass die meisten zumindest eine Ahnung bekommen, um was es geht. In Kombination mit einem Abgleich mit den Programmen der Parteien und deren Positionen zu aktuellen Fragen, könnte ich mir schon vorstellen, dass das zu mündigeren Bürgern führen kann.

Und das ist ja die eigentliche Idee, die Manipulierbarkeit durch Rattenfänger mit ihren griffigen Parolen und Versprechungen einzudämmen, indem man ein Grundwissen verlangt und fördert. Wer das nicht mitmachen will, tja, der darf zwar trotzdem wählen, aber seine Stimme zählt dann einfach weniger.
********osen Mann
6.320 Beiträge
Hier wird aber nicht durch Rattenfänger manipuliert, sondern durch staatliche Stellen, die den Zutritt zu Grundrechten regeln wollen. Das sind immer die, die gerade an der Macht sind. Und wenn die Rattenfänger an die Macht kommen, werden sie genau das Instrument, dass die "demokratischen" Parteien eingeführt haben schamlos benutzen.

Das ist das Problem mit der Voratsdatenspeiecherung, oder anlasslosen Arresten und so weiter.

Die demokratischen Parteien ebenen hier einen Weg für die Radikalen, die Demokratie zu zerstören.

Wenn das nicht zuvor geebnet wurde, ist es für Radikale sehr viel schwieriger Beschränkungen der Grundrechte einzuführen. (siehe PIS mit den Beschränkungen der Frauen bei Abtreibungen in Polen, oder Nethanjahus Justizreform)
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
Die Rattenfänger sind bereits mit an der Macht.
Sie waren nie wirklich weg und suchen sich jetzt Unterstützung aus dem rechtsextremen Spektrum.
Es gibt mehr als eine Partei, die aus taktischen Gründen das rechtsextreme Spektrum über die Gründung „neuer“ Parteien abfischt, um sich strategisch die Unterstützung für eigene rechtsextreme Tendenzen bis hoch in die EU zu sichern.
********osen Mann
6.320 Beiträge
Ja, es gibt zur Zeit keine Alternativen, die propagiert werden.

Wir leben in einer Zeit der Konkurrenz. Unser ganzes System ist auf Konkurrenz aufgebaut. Da sind wir schon wieder beim Schulsystem.

Das bedeutet aber auch, dass wir uns als Besser darstellen müssen. Jeder Einzelne für sich und die Gesellschaft insgesamt. Das können die Rechten, deren Grundlage es schon immer war, jemanden zu haben, dem sie die Schuld geben können, einfach besser.
Und die Bevölkerung ist darauf konditioniert. (Überall auf der Welt)

Angesichts der Probleme, die in der Welt anstehen, ist das Konzept der Konkurrenz aber fatal. Da es vorgaukelt, jemand könne der Gewinner sein. Und so kämpft jedes Individuum für sich selbst.

Was wir brauchen ist das Konzept der Kooperation. Zusammenarbeit ist das Zauberwort der Zukunft. Der Einzelne ist nichts wert, ohne die Menschheit.

Dieses Konzept wird aber nicht gelehrt.
Es gibt keine Eins in der Schule, wenn Du Deinem Nachbarn in der Schule bei einer Klassenarbeit hilfst.
Es gibt keine relevanten Noten für Zusammenarbeit. Es gibt Pseudoprojekte. Aber...

Wenn es um den Studienplatz als Arzt geht, gilt noch immer besser "Auswendig lernen" als die Anderen und nicht "Menschlichkeit".
******_us Paar
695 Beiträge
Zitat von ***es:
Die Rattenfänger sind bereits mit an der Macht.
Sie waren nie wirklich weg und suchen sich jetzt Unterstützung aus dem rechtsextremen Spektrum.
Es gibt mehr als eine Partei, die aus taktischen Gründen das rechtsextreme Spektrum über die Gründung „neuer“ Parteien abfischt, um sich strategisch die Unterstützung für eigene rechtsextreme Tendenzen bis hoch in die EU zu sichern.

Ich möchte doch vor solchen Diskussionen warnen. Solche Statements haben nichts mit Intelligenz zu tun, das ist im besten Fall pure Dummheit, im schlechtesten Fall blanke Hetze. Wer heute ernsthaft behauptet, Politiker der CDU, SPD, GRÜNE, Linke, FDP sind "Rattenfänger", der hetzt und zeigt, dass es ihm und ihr nicht um eine Diskussion geht, sondern um die weitere Verunsicherung und Zerstörung unserer Kultur.

Konservative Politik hat nichts mit Rattenfängerei zu tun.

Gut, man kann nach der Devise leben: Was ich nicht mag, mache ich mit peudointelligenten Kommentaren schlecht. Das ist aber die Sprache der Neonazis und der AfD.

Demokratisch gesinnte Menschen sollten heute mehr denn je auf ihre Wortwahl achten. "Rattenfängerei" ist die Sprache der Nazis und der Antisemiten.
*****cgn Frau
8.428 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich bitte dringend darum, sich hier nicht in eine parteipolitische Debatte zu begeben. Intelligent ist, die Diskussion so zu führen, dass die Regeln beachtet werden.
********osen Mann
6.320 Beiträge
Wie kommst Du darauf?
Rattenfänger sind die, die die Ratten um sich scharen und sie für ihre Sachen einfangen.

Ich finde es ja gut, wenn man konservative Politik betreibt.
Schwierig wird es, wenn man Äußerungen benutzt, um Wähler vom sehr rechten Rand einzufangen.

Es hat sich in unserer Geschichte gezeigt, dass die Parteien alle nicht gefeit sind, die Freiheit für die "Freiheit" einzuschränken. Erst die jüngsten Gesetzgebungen zeigen, wie viel dem Staat diese angebliche Freiheit wert ist.

Ein paar Beispiele
Da werden Netzüberwachungen wegen Kinderpornographie (löblich) zur Strafverfolgung von Filesharern (Youtube-Filmchen Teiler) genutzt. (für die Contentindustrie)
Da wird ein anlassloser Arrest eingeführt. (Ja, sie können einfach so in Gewahrsam genommen werden. Präventiv)
Und es wird noch besser. In Bayern können sie unbegrenzt, ohne Anwalt und ohne Prozess inhaftiert werden.

Die oberste Maxime eines Demokraten muss lauten, wachsam zu sein. Und nicht allen und jedem zu trauen, nur weil er ein Parteilabel vor sich her trägt. Egal welches.

Äußerst schwierig wird es allerdings, wenn man jeden zu einem Antisemiten und Nazi erklärt, der dieses Verhalten kritisiert.
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
Die Netzgeschichte ist nicht neu. 2009, Zugangs Erschwerungs Gesetz.
Hintergrund der Geschichte war, dass über die damals gerade autark gewordene Europol „wegen“ CIRCAMP versucht wurde, innerhalb der EU eine neue „Infrastruktur“ zu schaffen, auf allen Knotenpunkten ein möglichst einheitliches Kontrollsystem zur Überwachung des Datenverkehrs zu implentieren. Soweit ich das erinnere, hatten z.B. Schweden und GB bereits ähnliche Systeme.

Eine der ersten Lektionen, die ich als Erwachsene lernte, war: Es kommt nicht auf das Parteibuch, sondern darauf an in welchem Land, in welcher Kommune und welcher Stadt man lebt und auf die Menschen.

Ich war ziemlich irritiert wie ignorant sowohl Politik, als auch Bürgerschaft andernorts, vollkommen unabhängig von Parteizugehörigkeit, miteinander umgingen.
Bei uns wurde explizit verfolgt, was auf lokaler Eben vor sich geht. Und man wusste, dass man bei bestimmten Entscheidungen schon mal die Sperrung von Straßenzügen planen musste. Das gehörte zum Alltag wie Straßen- und Stadtteilfeste.
Und wurde auch so wahrgenommen.
Und das permanente Gemeckere kannte ich auch nicht. Diskussionen: Ja. Aber diese ohnmächtige Grundhaltung kannte ich nicht.

Wenn da, wo ich her komme, irgendwer in der Planung vergessen hätte den Zugang zu einem öffentlichen Gebäude barrierefrei zu gestalten, dann hätte es sofort eine Demo mit allem gegeben, das auf solch einen Zugang angewiesen ist und noch während der Demo wäre alles geklärt gewesen, um das nachzubessern.

Heute: Undenkbar.
********osen Mann
6.320 Beiträge
Demokratie ist etwas an dem man ständig arbeiten muss.
***es Frau
375 Beiträge
Themenersteller 
Jepp.

Ich habe begonnen eine Liste mit Materialien zusammen zu stellen, die ich zur Verfügung stellen kann. Angefangen bei Hanisauland.de.

Konkret soll ja der Rechtspopulismus die größte Bedrohung für die Demokratie sein. Mir geht der öffentliche Diskurs, der sich weitgehend auf populistische Reaktionen auf rechten Populismus beschränkt, auf den Sender.

In den 80igern waren die Hauptthemen noch zwingend notwendige grundlegende Anpassungen unseres Wirtschaftssystems, unserer Arbeitsmarktpolitik usw. wegen Automatisierung und vor allem auch unserer Sozialversicherungssysteme. Wir haben damals über das diskutiert, was heute eingetreten ist.

Kurz gefasst haben dann realpolitische Entwicklungen, technischer Fortschritt, politische Fehleinschätzungen, Unterlassungssünden und Fehler dazu geführt, dass wir den Herausforderungen ab den 90igern nur noch hinterherlaufen können.
Der Basis wurde sehr viel abverlangt.

Dort sitzt er Einzelne, mehr oder weniger gut wirtschaftlich abgesichert (!) und hat spätestens seit der Pandemie das Gefühl ohnmächtig, ausgeliefert und sozial isoliert zu sein.

Unsere Sozialsysteme sind ein regelrechtes Beschäftigungsprogramm, in das sich der Einzelne ggf. dann erst inhaltlich einarbeiten muss und das oft genug jedwede Eigeninitiative zügig erstickt. Den Diskurs über Bürgergeld usw. haben wir vor Jahren hier im Joy irgendwo geführt. Da waren Teilnehmer keine Teilnehmer in der Diskussion, die bei Milton Friedmann direkt Schnappatmung bekamen und gebildet genug waren, um mehr beitragen zu können, als anderen Teilnehmern ideologische Absichten zu unterstellen. Heute wage ich es kaum den Begriff Neoliberalismus zu nutzen, weil ich mir ziemlich sicher bin, das aus dem Wunderland der intellektuellen Neutralität Kurzschlüsse zu erwarten sind.
Intellekt ist unglaublich sexy. Dumm fickt durchschnittlich. Intelligenz fickt weit überdurchschnittlich.
Die Herausforderung bim Bürgergeld ist der Rattenschwanz an Umstrukturierungen in der Verwaltung, den das nach sich zieht.

Selbstwirksamkeit und sozialer Zusammenhalt gehören zu unseren Grundbedürfnissen. Und genau da setzen rechtsextreme Gruppierungen an.
Alle Wähler aus dem rechtsextremen Spektrum sind Menschen, die an sich eine Demokratie fordern, die ihnen Spielraum für Selbstwirksamkeit gibt und sie wertschätzend dabei unterstützt, sich zumindest im unmittelbaren Umfeld niedrigschwellig sozial einzubringen.

Die rechtsextremen Gruppierungen im Osten sind für exzellente soziale Projekte bekannt. Und im Westen tun sie das Gleiche.
Die holen sich ihre Stimmen nicht nur durch Populismus, sie tun auch was.
Sie fangen die ein, die etwas tun und bewirken wollen.

Mit dem Populismus haben die damals politisch Verantwortlichen zur Agenda 2010 begonnen. Das Hartz IV Bashing.
Seit dem gibt es an sich nur noch diejenigen, deren Arbeitskraft ausgebeutet wird oder die geschröpft werden, um all die Faulenzer zu finanzieren, die auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind.

Es geht um Ohnmacht und Selbstwirksamkeit des Einzelnen in Krisensituationen in der Demokratie.
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